Nur eine Fusion steht 2003 an Pharmabranche blickt auf Bayer-Konzern

Die anhaltende Suche des Leverkusener Bayer-Konzerns nach einem Partner für seine angeschlagene Pharmasparte bleibt auch im kommenden Jahr das große Fusionsthema in der deutschen Pharmaindustrie.

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Reuters FRANKFURT. Im Blickpunkt 2003 steht zudem die Frage, wie die Firmen auf die geplanten Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen reagieren. Branchenexperten gehen davon aus, dass die deutschen Pharmahersteller ihre Investitionen auf dem Heimatmarkt zurückschrauben und sich verstärkt dem US-Markt zuwenden werden. „Sieht man von Bayer ab, ist weder bei Schering noch bei Altana oder Merck mit größeren Zukäufen zu rechnen“, schätzt DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Branchenbeobachter erwarten bei den deutschen Pharmaunternehmen mit Ausnahme der Leverkusener eher kleinere Firmenübernahmen oder weitere Lizenzzukäufe von Medikamentenkandidaten. „Dennoch wird auch 2003 kein langweiliges Jahr für die deutsche Pharmabranche“, prognostiziert Andreas Theissen von der WestLB Panmure.

Was passiert mit Bayer Pharma?

Für Spannung sorgt weiterhin die auf Hochdruck laufende Suche von Bayer nach einem Partner für die gebeutelte Arzneimittelsparte. Hier rechnet Theissen allerdings nicht mit einer schnellen Lösung. Bayer-Chef Werner Wenning hatte unlängst überraschend einen Strategiewechsel verkündet und seinen Anspruch auf eine Mehrheit bei der angestrebten Pharmahochzeit aufgegeben. Eine Partnerschaft, in der Bayer die Mehrheit halte, sei nicht mehr realistisch. Der Konzern befinde sich bei der Suche nun in konstruktiven Gesprächen, sagte Wenning. Der Rückruf des Fettsenkers Lipobay 2001 hatte die Krise im Pharmageschäft mit ausgelöst und zu hohen Verlusten geführt. Analysten schätzen den Wert des Pharmageschäfts auf rund zehn Milliarden Euro.

Als möglicher Interessent wurde in Industriekreisen vor allem die britische GlaxoSmithKline Plc genannt. Aber auch andere Namen wie Schering, die aber mittlerweile abgewunken haben, oder Abbott Laboratories oder Aventis, oder Roche sind in der Branche im Gespräch.

Außer bei Bayer sieht Pharmanalyst Alexander Groschke von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) 2003 keinen Zwang zu Fusionen bei den deutschen Unternehmen. „Langsam reift zudem auch die Skepsis, ob Größe allein glücklich macht“, sagt Groschke mit Blick auf kleinere Nischenspieler wie etwa die Berliner Schering, die sich in Spezialgebieten wie Hormonersatztherapie als Marktführer etabliert hat. Eine weitergehende Konsolidierung in der Branche erwartet er nicht.

Investitionen in Richtung USA ungebrochen

Angesichts der Sparvorhaben im Gesundheitswesen nicht nur in Deutschland dürfte wie schon in den vergangenen Jahren auch 2003 der Investitionsfluss der Pharmabranche in Richtung Nordamerika anhalten. Für die Investmentbank SG Cowen etwa sind viele Pharmakonzerne derzeit in Europa überinvestiert. „Es ist daher keine Überraschung, wenn Novartis , Altana, GPC Biotech, Lundbeck , Sanofi-Synthelabo, Glaxo Smith Kline, Novo Nordisk und Aventis ihren US-Anteil an Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen“, hieß es unlängst bei den Analysten der Bank. Für Deutschland etwa erwarten nach Angaben des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) beispielsweise rund 48 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen weniger heimische Forschungsaufwendungen im kommenden Jahr.

Kostensenkungsmassnahmen im Blickpunkt

Im Fokus stehen nach Einschätzung der Experten daher im kommenden Jahr auch die Kostensenkungsmaßnahmen im Gesundheitswesen. „Dadurch wird 2003 das Thema Preise stärker in den Vordergrund rücken und die Generikadiskussion etwas ablösen“, prognostiziert DZ-Bank-Analyst Spengler, der zudem mit weniger Patentabläufen bei Medikamenten rechnet. Negative Folgen für die Firmen sehen Analysten etwa durch die vorgesehenen Zwangsrabatte auf Arzneimittel, die zu Lasten der Gesetzlichen Krankenkassen abgegeben werden. Nach Ansicht der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt könnte dies effektive Preissenkungen von zwei Prozent oder mehr für die Pharmafirmen bedeuten. Zwar seien die Auswirkungen als moderat einzustufen. Zusammen mit den Regulierungen in Italien und Frankreich trügen die Änderungen aber zu einem schwierigen europäischen Markt 2003 für die Firmen bei.

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