Thierry Antinori Ex-Lufthanseat zieht es zur arabischen Konkurrenz

Pikanter Personalwechsel in der Luftfahrtbranche. Thierry Antinori, bis vor kurzem angesehener Manager der Lufthansa, hat offenbar einen neuen Arbeitgeber gefunden - und zwar ausgerechnet einen gefährlichen Rivalen.

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Ein Bild aus der guten alten Zeit: Thierry Antinori aus seiner Zeit bei der Deutschen Lufthansa. Quelle: handelsblatt.com

Seit Wochen ist es das Thema in der Airline-Branche: Thierry Antinori, im Frühjahr überraschend bei Lufthansa ausgestiegener Airline-Manager, wird wohl beim Erzrivalen Emirates anheuern. In schöner Regelmäßigkeit rollte die entsprechende Gerüchte-Welle durch die Lande. Auch in den letzten Tagen wieder, dieses Mal allerdings in einer Präzision, dass der Wechsel trotz fehlender Bestätigung durch die Golf-Airline als fast sicher gelten darf. Danach wird Antinori noch im Herbst als Vertriebsvorstand bei Emirates anfangen.

Wie zu hören ist, soll Antinori, der am 26. Juli 1961 im ostfranzösischen Metz geboren wurde, den bisherigen Vertriebschef von Emirates, Richard Vaughan ablösen. Der geht in den Ruhestand.  Schon jetzt wird spekuliert, Antinori könnte eines Tages sogar Emirates-Chef Tim Clark (61) ablösen. Branchenkenner sind allerdings mit solchen Spekulationen vorsichtig. „Auch für einen Airline-Profi wie Antinori wäre das ein gewaltiger Schritt“, heißt es.

Antinori hatte im Frühjahr völlig überraschend drei Tage vor dem Wechsel als Chef zur Lufthansa-Tochter AUA nach Wien seinen Abschied bekanntgegeben. Wie aus Lufthansa-Kreisen zu hören war, hatte er sich über die seiner Meinung nach zu geringen  Kompetenzen und die zu hohen Erwartungen der Lufthansa-Spitze um Konzernchef Christoph Franz geärgert. Schon damals tauchten erste Gerüchte auf, dass der Manager zu Emirates wechseln wird. Laut Vertrag darf Antinori aber sechs Monate nach Weggang nicht bei einem direkten Rivalen von Lufthansa anfangen. Diese Frist ist im Herbst vorbei, damit wird es nun Ernst. Wie aus seinem Umfeld zu hören ist, hat Antinori in Dubai bereits einen Kindergartenplatz für den Nachwuchs organisiert.

Provokante Wechsel sind für ihn nichts Neues

Mit 49-Jährigen würde Emirates einen ausgesprochenen Marketing-Fachmann in der Airline-Industrie an Bord holen. Er hat dazu beigetragen, dass Lufthansa wie nur wenige andere etablierte Fluggesellschaften den Ruf als einer der besten Airlines der Welt genießt. Gleichzeitig gilt er als Spezialist für neue Preismodelle. Spät aber längst nicht zu spät hat Lufthansa zum Beispiel auf den Boom der aggressiven  Billiganbieter reagiert.

Gleichzeitig hat Antinori immer wieder bewiesen, dass er auch ein knallharter Geschäftspartner sein kann. So mussten die Reisebüros am Ende langer Gespräche auf ihre Provisionen für die Vermittlung von Flugtickets verzichten.

Deshalb und weil er die Strategie der Lufthansa aus dem Effeff kennt, wäre sein Wechsel zu Emirates für Europas größte Airline ein harter Schlag.  Zumal es nicht zuletzt Antinori war, der die Strategie des Kranichs gegen den Herausforderer Emirates mitentwickelt hat. Längst fürchtet Lufthansa die Konkurrenz aus der Golf-Region weitaus  mehr als die durch British Airways oder Air France-KLM. Da Emirates selbst über nur einen kleinen Heimatmarkt verfügt, muss die Airline ihre Kundschaft in etablierten Märkten wie Europa abgreifen. Das zu forcieren, dürfte die vorrangige Aufgabe von Antinori in seinem neuen Amt werden.

Antinori lernte das Marketing-Handwerk nach dem Studium zunächst bei einem französischen Berater, der auf den Einzelhandel spezialisiert war. 1986 heuerte er dann bei Air France an. Als er 1997 als Deutschlandchef zum Rivalen Lufthansa wechselte, kam das einem Landesverrat gleich. Provokante Wechsel sind für ihn also absolut nichts Neues.   

  

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