Wissenschaftler sind skeptisch Ufo-gläubige Sekte will erstes Klonbaby vorstellen

Eine Ufo-gläubige Sekte will angeblich ein geklontes Baby vorstellen. Das berichtete die „New York Times“ am Freitag. Die wissenschaftliche Direktorin der Raelianer-Sekte, Brigitte Boisselier, wollte demnach die Geburt noch am Freitag vor Journalisten in Miami offiziell bekannt geben. Experten reagierten skeptisch auf die Ankündigung.

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HB/dpa NEW YORK. Bei dem angeblichen Klonbaby soll es sich um ein Mädchen handeln, dessen Erbgut identisch sei mit dem seiner Mutter. Die Geburt sei durch einen Kaiserschnitt erfolgt. Aus „medizinischen Gründen“ sollen weder Kind noch Mutter auf der für 9.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) angekündigten Pressekonferenz anwesend sein.

Sprecherin Nadine Gary erklärte der Zeitung, dass Boisselier die „DNA-Fingerabdrücke des Babys verifizieren“ werde. Sie habe mit einem unabhängigen Wissenschaftler gesprochen, der bereit sei, den Beweis für die Identität des Erbguts von Kind und Mutter zu bestätigen.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Klaus Diedrich (Lübeck), hielt die Berichte über das angebliche Klonbaby für wenig glaubwürdig. „Der Beweis muss erst erbracht werden“, sagte er der dpa. Er forderte ein weltweites Klonverbot für Menschen. Der Bonner Reproduktionsmediziner Prof. Hans van der Ven reagierte ebenfalls skeptisch. „Das Klonen ist sehr, sehr aufwendig und erfordert viele Versuche. Dass es wirklich im Labor umgesetzt worden ist, halte ich für sehr unwahrscheinlich.“ Sollte es solche Versuche gegeben haben, handele es sich um „verantwortungsloses Experimentieren mit menschlichem Leben“.

Boisselier unterhält eine Klinik mit Namen Clonaid auf den Bahamas. Außer der gebürtigen Französin hatten noch zwei andere Fruchtbarkeitsexperten die Geburt der ersten geklonten Menschen in Aussicht gestellt, der Italiener Severino Antinori und der Amerikaner Panos Zavos. Boisselier erklärte vor einigen Wochen, ihr seien fünf Schwangerschaften mit geklonten Embryonen gelungen, und die erste Geburt werde noch vor 2003 erfolgen.

Tierzuchtexperten haben seit dem Klon-Schaf „Dolly“ 1997 schon eine Reihe verschiedener Säugetiere geklont, darunter Mäuse, Katzen, Ziegen und Rinder. Sie meinen, dass es theoretisch auch möglich sein sollte, Menschen zu klonen. Allerdings kommen in der Tierzucht Dutzende oder sogar Hunderte missglückter Versuche auf die Geburt eines geklonten Tiers.

Der Klonforscher George Seidel von der Staatlichen Universität von Colorado bezeichnete eine Erfolgsrate von zwei Prozent als typisch. Das hieße, dass bei Rindern „wenigstens 50 solcher Versuche (auf ein erfolgreich geklontes Tier) kämen“, sagte Seidel der „New York Times“. Seinen Ausführungen zufolge sind geklonte Tiere sehr häufig missgebildet und haben Probleme mit den Nieren, dem Herz und der Lunge. Viele sterben in den ersten Tagen nach der Geburt, sagte Seidel. Solch hohe Rate von Abnormalitäten sei „vielleicht noch bei geklonten Rindern akzeptabel, ganz bestimmt aber nicht bei Menschenkindern“.

Raelianer sind die Anhänger von Raël, einem aus Frankreich stammenden Schlagersänger und Rennfahrer mit bürgerlichem Namen Claude Vorilhon, der im Osten Kanadas ein religiöses Zentrum eingerichtet hat. Der Sektenführer war eigenen Angaben zufolge 1973 auf einem Vulkan in Südfrankreich auf ein Ufo getroffen. Von den Aliens erfuhr er seinen Ausführungen nach, dass die ersten Menschen auf der Erde als Klone von Außerirdischen mit dem Namen Elohim entstanden.

Die Sekte gibt die Zahl ihrer Mitglieder mit derzeit etwa 55 000 an. Sie glauben, dass das Klonen ihnen die Möglichkeit gibt, Religion und Wissenschaft miteinander zu verschmelzen. Boisselier sprach 1998 von „ungefähr 100“ Klienten, die bereit seien, für ein Klonbaby je 200 000 Dollar zu zahlen.

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