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Arbeitsunfähigkeitsversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung: Was ist der Unterschied?

Iris Schulte-Renger
15. September 2025 – 14:39 Uhr aktualisiert
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BU-AU-Vergleich
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit scheinen das Gleiche zu meinen, bezeichnen aber völlig unterschiedliche Situationen.
  • Arbeitsunfähig ist, wer vorübergehend seine beruflichen Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Berufsunfähig ist, wer voraussichtlich auf Dauer nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann.
  • Die beste Absicherung gegen krankheitsbedingte Verdienstausfälle bieten Berufsunfähigkeitsversicherungen, die eine Arbeitsunfähigkeitsklausel enthalten.

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint: Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit sind nicht das Gleiche. Arbeitsunfähig wird man zum Beispiel nach einem Unfall, durch eine länger anhaltende Erkrankung oder auch infolge einer Operation, an die sich Reha-Maßnahmen anschließen. Entscheidend ist, dass eine Gesundung und die Rückkehr in den Beruf absehbar sind.

Im Unterschied dazu bezeichnet die Berufsunfähigkeit (BU) einen voraussichtlich dauerhaften Zustand. Für die meisten Versicherer gilt als berufsunfähig, wer seinen Beruf nur noch zu weniger als 50 Prozent ausüben kann. Eine Berufsunfähigkeit wird durch ein ärztliches Gutachten festgestellt. 

Unterschiedliche Absicherung bei Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit

Ob ein Betroffener arbeitsunfähig oder berufsunfähig ist, macht einen großen Unterschied – vor allem im Portemonnaie. Wer arbeitsunfähig wird, bekommt als gesetzlich Krankenversicherter zunächst sechs Wochen lang sein volles Gehalt vom Arbeitgeber weitergezahlt. Anschließend überweist die Krankenkasse in der Regel 70 Prozent des letzten Bruttogehalts für bis zu 78 Wochen innerhalb von drei Jahren.   

Wer dauerhaft berufsunfähig wird, dem bleibt – sofern er oder sie nach dem 1. Januar 1961 geboren wurde – nur, eine Erwerbsminderungsrente zu beantragen. Doch die reicht kaum zum Leben. Im Rentenversicherungsbericht von Dezember 2024 schreibt die Bundesregierung, dass die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente im Jahr 2023 rund 972 Euro im Monat brutto vor Steuern betrug. 

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Die besten Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen

Was eine BU-Versicherung kostet, hängt vom Alter des Versicherten, seinem Gesundheitszustand, möglichen Berufsrisiken und gefährlichen Hobbys ab. Auch die Vertragslaufzeit und die gewünschten Höhe der BU-Rente spielen eine Rolle. Generell können die Beiträge in jungen Jahren bei zirka 28 bis 50 Euro liegen, aber bei älteren Versicherungsnehmern auch auf 100 bis 150 Euro ansteigen.

Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat kürzlich eine Vielzahl von Anbietern miteinander verglichen und ein Ranking erstellt. 19 Anbieter sicherten sich hier mit ihren Top-Tarifen die Bestnoten (in der Tabelle in alphabetischer Reihenfolge sortiert).

Die besten selbstständigen BU-Versicherungen

VersicherungsunternehmenRating
Allianz Lebensversicherungs-AGFFF+
Alte Leipziger Lebensversicherung a.G.FFF+
AXA Lebensversicherung AGFFF+
Baloise Lebensversicherung AGFFF+
Continentale Lebensversicherung AGFFF+
DBV Deutsche Beamtenversicherung Lebensversicherung Zweigniederlassung der AXA Lebensversicherung AGFFF+
Deutsche Ärzteversicherung AGFFF+
Dialog Lebensversicherungs-AGFFF+
ERGO Vorsorge Lebensversicherung AGFFF+
Gothaer Lebensversicherung AGFFF+
Hannoversche Lebensversicherung AGFFF+
HDI Lebensversicherung AGFFF+
Lebensversicherung von 1871 a. G. MünchenFFF+
Münchener Verein Lebensversicherung AGFFF+
NÜRNBERGER Lebensversicherung AGFFF+
SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AGFFF+
Stuttgarter Lebensversicherung a. G.FFF+
VOLKSWOHL BUND Lebensversicherung a.G.FFF+
Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AGFFF+
Quelle: Franke und Bornberg
Stand: Juli 2023

Darauf ist bei der Wahl der richtigen BU-Versicherung zu achten

Eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden, ist nicht einfach. Wer eine abschließen will, sollte sich von einem Versicherungsberater helfen lassen. Generell zieht man am besten nur solche Versicherungen in Betracht, die folgende Anforderungen erfüllen:

  • Verzicht auf abstrakte Verweisung

Finger weg von BU-Versicherungen, die eine Klausel zur abstrakten Verweisung enthalten! Sie erlaubt es Versicherungen, den Betroffenen trotz gesundheitlicher Einschränkungen auf einen anderen, gleichwertigen Beruf zu verweisen. Ob der Versicherte überhaupt einen anderen Job finden kann, spielt dabei keine Rolle. Dank der Klausel muss der Versicherer nicht zahlen. 

  • Volle BU-Rente schon ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit

Manche Versicherungen staffeln die Auszahlung der BU-Rente je nach Grad der Berufsunfähigkeit. Die volle BU-Rente bekommt der Versicherte dann erst ab 75 Prozent Berufsunfähigkeit. Das ist ungünstig. Besser man zieht nur Anbieter in Betracht, die bereits ab 50 Prozent die vereinbarte BU-Rente in voller Höhe auszahlen.

  • Möglichkeit der Beitragsdynamik

Berufsunfähigkeitsversicherungen laufen oft viele Jahrzehnte. Kommt es dann zum Versicherungsfall, kann sich die einst vereinbarte BU-Rente als zu gering erweisen. Gute Verträge sollten darum die Möglichkeit der Beitragsdynamik bieten. So kann der Versicherte seinen Beitrag jährlich um zwei oder drei Prozent steigen lassen, um die Inflation auszugleichen. Sein BU-Rentenanspruch wächst entsprechend mit.

  • Garantie der Nachversicherung

Eine Nachversicherungsgarantie ermöglicht dem Versicherten, seine laufende BU-Versicherung an eine veränderte Lebenssituation anzupassen. Auf diesem Weg kann er zum Beispiel nach seiner Hochzeit oder einer Gehaltserhöhung seine vereinbarte BU-Rente erhöhen. Der Vorteil: Die Erhöhung ist ohne eine erneute Gesundheitsprüfung möglich. Auf die Nachversicherungsgarantie sollten vor allem für junge Menschen achten, deren Lebenssituationen und Lebensstandards sich noch stärker verändern als bei älteren Menschen.

  • Verkürzter Prognosezeitraum

Versicherer müssen die BU-Rente erst dann auszahlen, wenn die Berufsunfähigkeit des Versicherten “voraussichtlich auf Dauer” besteht. Doch was heißt das? Gerichte sprechen von mindestens drei Jahren. Das bringt viele Ärzte in Schwierigkeiten, weil sie derart langfristige Prognosen über den Gesundheitszustand eines Patienten oft nicht abgeben können. 

Bei der Suche nach einer guten BU-Versicherung kommen daher nur Anbieter in die engere Wahl, die den Prognosezeitraum auf sechs Monate verkürzt haben. Das bedeutet also: Stellt der Arzt eine Berufsunfähigkeit von mindestens sechs Monaten fest, bekommt der Versicherte die vereinbarte BU-Rente ausgezahlt.

  • Rückwirkende Anerkennung

Viele BU-Versicherer zahlen erst dann, wenn eine Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Attestiert das ein Arzt jedoch erst nach sechs Monaten, dass sein Patient berufsunfähig geworden ist, würde er erst ab diesem Zeitpunkt seine BU-Rente bekommen. Deshalb kommen nur Versicherer in Frage, die eine BU rückwirkend anerkennen. Gute Versicherungen zahlen bis zu drei Jahre rückwirkend. 

Außerdem wichtig: Rentenhöhe, Versicherungsdauer und Leistungsdauer

Wer eine BU-Versicherung abschließt, sollte seine BU-Rente möglichst so hoch ansetzen, dass er im Fall der Fälle seinen Lebensstandard halten kann. Versicherer empfehlen 75 Prozent des letzten Nettogehalts als BU-Rente. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Leistungsdauer, die nicht mit der Versicherungsdauer verwechselt werden darf. Letztere ist die Laufzeit der Versicherung, die Leistungsdauer meint dagegen den Auszahlungszeitraum der BU-Rente. 

Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Ein 20-Jähriger schließt eine BU-Versicherung auf 30 Jahre ab. Wird er mit 53 berufsunfähig, bekommt er keine BU-Rente mehr, weil der Versicherungsfall außerhalb der Versicherungdauer eingetreten ist. Wird er dagegen mit 45 berufsunfähig, bekommt er zwar seine BU-Rente, aber nur bis zum 50. Lebensjahr. Dann endet die Leistungsdauer. Eine BU-Absicherung sollte darum immer bis zum 67. Lebensjahr, also bis zum Renteneintritt, vereinbart werden.

Warum individuelle Beratung empfehlenswert ist

Berufsunfähigkeitsversicherungen sind eine komplizierte Materie. Das beginnt bei der Tarifauswahl und reicht über die Beantwortung der Gesundheitsfragen bis hin zur Leistungsanpassung eines laufenden Vertrages. Etliche Versicherungen kombinieren ihre BU-Angebote auch mit Lebens- und Rentenversicherungen, andere stören sich an risikoreichen Hobbys. Wer eine optimal auf seine Situation zugeschnittene BU-Versicherung sucht, sollte daher auf das Branchenwissen und die Empfehlungen eines Versicherungsberater setzen. 

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Häufig gestellte Fragen zur Arbeitsunfähigkeitsversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung

Was ist der Unterschied zwischen arbeitsunfähig und berufsunfähig?

Arbeitsunfähigkeit ist ein vorübergehender Zustand, für den bei Angestellten ab dem 43. Tag die Krankenversicherung einspringt. Eine Berufsunfähigkeit ist dagegen voraussichtlich dauerhaft. Hier schützt nur eine private Zusatzversicherung.

Wie viel kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung im Monat?

Das hängt von Alter, Gesundheitszustand, gewünschter BU-Rentenhöhe, Berufsrisiken und weiteren Faktoren ab. Junge Akademiker bekommen schon für weniger als 30 Euro im Monat eine gute BU-Versicherung. Ältere, gutverdienende Menschen, die einen hohen Lebensstandard absichern wollen, müssen oft sehr viel mehr bezahlen. 

Wie hoch sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden?

Arbeitnehmern wird empfohlen, eine Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von mindestens rund 80 Prozent ihres bisherigen Nettoeinkommens zu vereinbaren. Selbstständige sollten rund 70 Prozent ihres Gewinns als BU-Rente ansetzen.  

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