Das Wichtigste in Kürze
- Das neue kostenlose Girokonto der BBVA überzeugt mit 3,00 Prozent Guthabenzinsen und 3,00 Prozent Cashback auf Einkäufe bis 350 Euro monatlich in den ersten 6 Monaten.
- Das attraktive Angebot gilt jedoch nur für die ersten 6 Monate. Zudem greift im Insolvenzfall die spanische Einlagensicherung, was mit Risiken für deutsche Sparer verbunden sein kann.
- Alternativen wie N26, Trade Republic und Comdirect bieten ebenfalls kostenlose Konten – mit deutscher Einlagensicherung und etablierten Services.
Mit der spanischen Großbank BBVA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) gibt es seit Kurzem einen interessanten Neuzugang im deutschen Girokonto-Markt. Der international erfahrene Finanzriese startet mit einem kostenlosen Girokonto inklusive Zinsen und Cashback – und positioniert sich damit direkt gegen etablierte Neobanken und Direktbanken. Neukunden bekommen in den ersten 6 Monaten 3,00 Prozent Zinsen auf ihr Girokonto-Guthaben und 3,00 Prozent Rückvergütung auf Kartenzahlungen.
Was nach einem Rundum-sorglos-Paket klingt, hat allerdings einen Haken: Die gesetzliche Einlagensicherung liegt nicht in Deutschland, sondern in Spanien. Das birgt für Kunden mit großen Guthaben gewisse Gefahren. Wer sich dennoch für das Angebot interessiert, sollte sich die Vor- und Nachteile genau ansehen. Dieser Beitrag zeigt, wodurch sich das BBVA-Konto auszeichnet, wo Risiken bestehen und welche Alternativen lohnenswert sind.
Wer ist die BBVA und wie seriös ist sie?
Die 1857 in Bilbao gegründete BBVA ist Spaniens zweitgrößte Bank. Sie ist weltweit in rund 30 Ländern präsent und hat mehr als 77 Millionen Kunden. Im deutschen Markt war die Bank bislang im Corporate- und Investmentbanking sowie im Kapitalmarktgeschäft aktiv. Mit dem Start eines Girokontos für Privatkunden wagt der Konzern nun auch den Einstieg in das Retailgeschäft in Deutschland, allerdings vollständig digital und ohne eigene Filialen.
Die BBVA unterliegt sowohl der Aufsicht der Europäischen Zentralbank als auch der deutschen BaFin, was grundsätzlich für Seriosität spricht. Das Girokonto wird von einer rechtlich eigenständigen Niederlassung in Frankfurt angeboten, der Kontozugriff erfolgt über App und Online Banking. Das Besondere: Die Kontoführung ist gebührenfrei, das Guthaben wird in den ersten 6 Monaten mit 3,00 Prozent verzinst, und es gibt bis zu 3,00 Prozent Cashback auf Kartenzahlungen. Das ist ein Angebot, das angesichts eines EZB-Zinses von 2 Prozent derzeit seinesgleichen sucht.
Konditionen des BBVA Girokontos im Überblick
Leistung | Gebühr |
---|---|
Kontoführung | kostenlos |
SEPA-Überweisungen (auch Echtzeit) | kostenlos |
Lastschriften | kostenlos |
Debitkarte (virtuell & physisch) | kostenlos |
Guthabenzinsen in den ersten 6 Monaten | 3,00 % p. a. für Guthaben bis 500.000 €, darüber 0 % |
Guthabenzinsen ab dem 2. halben Jahr, variabel | 25 % des Zinssatzes für die EZB-Einlagefazilität (aktuell 0,5 % p. a.) |
Cashback bei Kartenzahlungen (Angebot gilt nur im ersten halben Jahr) | 3,00 % auf Einkäufe bis 350 € monatlich in den ersten 6 Monaten |
Bargeldabhebung an Geldautomaten | kostenlos ab 150 €, sonst 2 € je Abhebung |
Bargeldabhebung bei Einzelhandelspartnern mit Umsatz | 4 x pro Monat kostenlos, danach 2 € je Abhebung |
Bargeldabhebung in Fremdwährung | 2 € je Abhebung (ggf. zzgl.Gebühr des Automatenbetreibers) |
Bargeldlos zahlen mit Debitkarte | weltweit kostenlos |
Bareinzahlung bei Einzelhandelspartnern | 1,40 % des Einzahlungsbetrags |
Dispozins / geduldete Überziehung | 9,95 % p. a. |
Kontoauszüge | Online-Übermittlung kostenlos, Papierauszüge 1,50 € |
Einlagensicherung | bis 100.000 € über den spanischen Einlagensicherungfonds der Kreditinstitute (FGD) |
Webseite | bbva.de |
Vorteile des BBVA Girokontos
- Keine Kontoführungsgebühren: Das Konto ist dauerhaft kostenlos, ohne Bedingungen wie Geldeingang oder Mindestnutzung.
- Kostenlose Debitkarte: Kunden erhalten eine Mastercard-Debitkarte ohne Jahresgebühr. Die Karte ist digital und physisch verfügbar und in beiden Fällen kostenfrei.
- 3,00 Prozent Zinsen für Guthaben in den ersten 6 Monaten: Das ist ein im Girokonto-Markt seltenes und für Sparer attraktives Angebot, ideal auch als Notgroschen.
- Festes Cashback bei Kartenzahlung: Kunden erhalten 3 Prozent Rückvergütung auf Einkäufe bis 350 Euro Einkaufswert monatlich in den ersten sechs Monaten.
- Kostenlose Auslandnutzung: Bargeldlose Zahlungen mit der Debitkarte sind weltweit in allen Währungen kostenlos. Die Umrechnung in den Wechselkurs erfolgt ohne Fremdwährungszuschlag.
- Echtzeitüberweisungen ohne Aufpreis: Überweisungen in Echtzeit sind kostenlos möglich, was bei vielen anderen Banken mit Zusatzgebühren verbunden ist.
- Moderne App und digitale Kontoeröffnung: Die Kontoeröffnung erfolgt vollständig online über eine intuitive App, die auch Funktionen wie Multibanking unterstützt.
Nachteile und Einschränkungen
- Einlagensicherung nur über spanischen Fonds: Kundeneinlagen sind nicht über das deutsche, sondern über das spanische Einlagensicherungssystem FGD abgesichert, was im Ernstfall mit Unsicherheiten verbunden sein kann.
- Barabhebungen unter 150 Euro kostenpflichtig: Für Abhebungen unterhalb dieser Schwelle berechnet BBVA pauschal 2 Euro pro Vorgang, hinzu kommt die Gebühr des Automatenbetreibers.
- Probleme bei Kontoeröffnung: Nutzer berichten von technischen Schwierigkeiten beim Video-Ident-Verfahren sowie von abgebrochenen Prozessen und langen Wartezeiten.
- Bareinzahlungen teuer: Geld einzahlen über Einzelhandelspartner (mind. 50 €) kostet 1,40 Prozent des Betrags und ist damit vergleichsweise teuer.
- Cashback entfällt nach dem ersten halben Jahr: Die dreiprozentige Rückvergütung auf Kartenzahlungen ist zeitlich auf die ersten sechs Monate begrenzt und steht danach nicht mehr zur Verfügung.
Schwachstelle Einlagensicherung
Die gesetzliche Einlagensicherung der BBVA erfolgt über den spanischen Fonds FGD (Fondo de Garantía de Depósitos), der zwar wie das deutsche System bis 100.000 Euro pro Person absichert, aber als weniger vertrauenswürdig gilt. Denn der spanische Fonds ist nicht vorab mit ausreichend Kapital ausgestattet, sondern würde im Schadensfall erst nachträglich von den Banken gefüllt – sofern sie können. Das kostet Zeit und kann im Falle einer Bankenkrise zu Auszahlungsverzögerungen oder Schlimmerem führen, ganz abgesehen davon, dass die Durchsetzung von Ansprüchen über ausländische Systeme langwieriger und unsicherer sein kann. Zudem gilt Spanien unter Experten als strukturell anfällig im Bankensektor, was das Vertrauen in die Absicherung zusätzlich schwächt. Wer Wert auf höchste Sicherheit legt, sollte das bei seiner Entscheidung berücksichtigen, und zumindest keine hohen Beträge auf dem BBVA-Konto halten.
Kontoeröffnung digital, aber nicht immer reibungslos
Die Kontoeröffnung erfolgt entweder online im Browser oder über die BBVA-App auf dem Smartphone. Voraussetzung ist ein Wohnsitz in Deutschland sowie ein gültiges Ausweisdokument. Die Identitätsprüfung geschieht per Video-Ident. Genau hier berichten Kunden jedoch von Schwierigkeiten: Abbrüche in der App, lange Wartezeiten beim Ident-Verfahren und fehlerhafte Dokumentenprüfung sind demnach keine Seltenheit. Wer das Konto erfolgreich eröffnet hat, erhält eine sofort nutzbare virtuelle Debitkarte, die physische Karte folgt per Post.
Für wen eignet sich das BBVA Girokonto?
Das neue BBVA Girokonto eignet sich vor allem für digitalaffine Nutzer, die ihre Finanzen aktiv über App oder Onlinebanking steuern und auf persönliche Beratung verzichten können. Besonders profitieren können Personen, die einen Großteil ihrer alltäglichen Ausgaben mit Karte bezahlen, denn für Einkäufe bis 350 Euro monatlich gibt es im ersten halben Jahr 3 Prozent Cashback. Um Cashback und Zinsen zu erhalten, ist kein regelmäßiger Geldeingang nötig. Dennoch ist er hilfreich, um das Konto als Hauptkonto zu nutzen und von den Extras tatsächlich zu profitieren.
Weniger geeignet ist das BBVA Konto für sicherheitsorientierte Sparer, die hohe Beträge dauerhaft parken wollen. Zwar sind bis zu 100.000 Euro gesetzlich abgesichert, doch das spanische Einlagensystem gilt als weniger robust und potenziell langsamer als das deutsche Pendant.
Auch für Nutzer, die häufig kleinere Bargeldbeträge abheben, ist das Konto weniger attraktiv: Für Beträge unter 150 Euro fällt eine Abhebegebühr von 2 Euro an, was schnell teuer werden kann. Ebenfalls nicht geeignet ist das Konto für Kunden, die persönliche Beratung suchen. Es gibt keine Filialen und keinen klassischen Kundenservice wie bei einer Filialbank, sondern nur Hotline- und E-Mail-Kontakt. Wer Wert auf persönliche Beratung und individuelle Betreuung legt, sollte Alternativen wählen.
Drei Alternativen mit deutscher Einlagensicherung
Das Girokonto der BBVA punktet mit hohen Zinsen und Cashback, doch nicht jeder fühlt sich mit einem ausländischen Anbieter und einer spanischen Einlagensicherung wohl. Gerade für sicherheitsbewusste Kunden ist die Herkunft der Bank ein entscheidender Faktor. Hinzu kommt: Die Kontoeröffnung bei der BBVA läuft, zumindest aktuell, nicht immer reibungslos und für das Abheben kleiner Bargeldbeträge werden Gebühren berechnet.
Wer ein vollständig kostenloses Konto sucht, das unter deutschem Recht geführt wird, findet bei anderen Anbietern attraktive Optionen. Drei davon – N26, Trade Republic und Comdirect – bieten ebenfalls Girokonten ohne Kontoführungsgebühr und mit unterschiedlichen Stärken.
N26 Standardkonto: Mobiles Konto für Digital Natives
N26 ist eine deutsche Direktbank mit Vollbanklizenz und zählt zu den bekanntesten Fintechs Europas. Das kostenlose Girokonto „N26 Standard“ umfasst eine virtuelle Mastercard-Debitkarte, zwei kostenlose Bargeldabhebungen pro Monat in Euro und eine schlanke App. Nachteile des Gratiskontos: Abgesehen davon, dass nur zwei Gratisabhebungen pro Monat (danach 2 Euro) enthalten sind, müssen Kunden auf kostenslose Abhebungen im Ausland, telefonischen Kundenservice und Reiseversicherungen verzichten. Letzteres bieten nur die gebührenpflichtigen Kontomodelle.
Besonders geeignet ist das kostenlose Standardkonto von N26 für digitalaffine Nutzer, die ihr Banking vollständig mobil abwickeln möchten. Eine virtuelle Mastercard-Debitkarte ist inklusive. Weltweites Bezahlen ist ohne Fremdwährungsgebühren möglich – ein Vorteil für Reisende. Zudem informiert die App per Push-Nachricht über jede Kontobewegung in Echtzeit und bietet praktische Funktionen wie Unterkonten („Spaces“) für Sparziele.
Wer häufiger als zwei Mal im Monat Bargeld abheben muss, auf höhere Zinsen Wert legt oder umfassende Banking-Funktionen sucht, für den kann ein Konto bei Trade Republic mit höherer Guthabenverzinsung oder bei Comdirect mit klassischem Onlinebanking die bessere Wahl sein.
Trade Republic: Konto mit Zinsen und Aktienzugang
Das Girokonto von Trade Republic eignet sich gut für technikaffine Sparer, die ihr Geld bequem per App verwalten und von Zinsen profitieren möchten. Das Guthaben wird täglich verzinst, und Überweisungen lassen sich schnell erledigen. Wer öfter kleine Bargeldbeträge abhebt (unter 100 Euro), persönliche Beratung erwartet oder Banking-Funktionen wie Gemeinschaftkonten sucht, wird bei Comdirect oder N26 besser bedient.
Trade Republic ist ein deutscher Broker mit EU-Lizenz, der neben Wertpapierhandel inzwischen auch ein kostenloses Girokonto anbietet. Dieses umfasst 2 Prozent Zinsen p.a. auf Guthaben in unbegrenzter Höhe, eine kostenlose Visa-Debitkarte mit 1 Prozent Saveback und weltweit unbegrenzte kostenlose Bargeldabhebungen ab 100 Euro. Hinzu kommt eine moderne App mit einfacher Bedienung. Nachteile: Abhebungen unter 100 Euro kosten 1 Euro, Bargeldeinzahlungen sind nicht möglich, und es gibt keine Filialen.
Comdirect Aktivkonto: Kostenlos unter bestimmten Bedingungen
Comdirect ist eine etablierte deutsche Direktbank und Tochter der Commerzbank, die ein dauerhaft gebührenfreies Girokonto („Aktiv“) unter bestimmten Nutzungsbedingungen anbietet. Diese sind: entweder ein monatlicher Geldeingang von mindestens 700 Euro oder mindestens drei mobile Zahlungen via Apple Pay/Google Pay pro Monat oder eine Wertpapiertransaktion pro Monat. Andernfalls werden 4,90 Euro Kontogebühr fällig. Bedingungslos kostenfrei ist das Konto nur für Personen unter 28 Jahren. Inklusive ist im „Aktiv“-Konto eine Visa-Debitkarte, mit der drei Abhebungen pro Monat an allen Visa-Automaten weltweit gebührenfrei sind, danach fallen 4,90 Euro pro Abhebung an. Ergänzend zur Debitkarte kann optional eine girocard für 1 Euro monatlich genutzt werden, mit der ebenfalls unbegrenzte Bargeldversorgung innerhalb der Cash Group und bei Einzelhandelspartnern möglich ist.
Attraktiv ist kostenlose „Aktiv“-Konto für Nutzer, die keine Mühe damit haben, eine der drei Bedingungen regelmäßig zu erfüllen und die es schätzen, dass das Konto dem deutschen Einlagenschutz unterliegt. Ein Vorteil ist zudem, dass mit Debit- und girocard kostenfreie Abhebungen sowohl in Deutschland als auch weltweit möglich sind (3 x pro Monat, danach 4,90 Euro). Nicht geeignet ist das Comdirect-Anbgebot für Personen, die ein bedingungslos kostenfreies Girokonto suchen. Auch für Leute, die oft weniger als die vorgeschriebenenen mindestens 50 Euro abheben möchten, oder die häufig Bargeld einzahlen müssen, kann das Konto im Alltag unpraktisch sein. Zwar sind Einzahlungen über Commerzbank-Automaten möglich, aber diese sind örtlich nicht überall verfügbar. Wer in dieser Hinsicht mehr Flexibilität sucht, findet sie bei Konto-Anbietern mit Einzelhandelspartnern zur Bargeldversorgung (N26, BBVA) oder mit breiterem Automatennetz.
Häufig gestellte Fragen zum BBVA Girokonto
Nein, beides ist nicht möglich. BBVA bietet das Girokonto ausschließlich als Einzelkonto für Privatkunden an. Eine Erweiterung auf Gemeinschaftskonten ist derzeit nicht geplant. Damit ist das Konto für Paare oder Wohngemeinschaften wenig geeignet. Auch die Eröffnung eines Geschäfts- oder Firmenkontos ist nicht möglich.
Nach den ersten 6 Monaten sinkt der Zinssatz von 3,00 Prozent auf 25 Prozent des EZB-Einlagenzinses. Letzterer beträgt aktuell 2 Prozent. Damit fällt die Guthabenverzinsung des BBVA-Girokontos nach den 6 Monaten auf 0,5 Prozent (25 Prozent von 2 Prozent). Die Bank behält sich jedoch vor, diesen Satz quartalsweise bis auf 100 Prozent des EZB-Satzes anzuheben. Die tatsächliche Höhe wird den Kunden der BBVA jeweils zu Quartalsbeginn über die Postbox bekanntgegeben.
Ja, pro Tag können maximal 2.000 Euro abgehoben werden, wobei die monatliche Obergrenze bei 12.000 Euro liegt. Beschränkungen gibt es auch nach unten: Wer weniger als 150 Euro bar abhebt, muss pro Vorgang 2 Euro Gebühr bezahlen, denn Abhebungen sind erst ab 150 Euro kostenfrei. Auch für Einzahlungen gibt es Limits: Der Mindestbetrag liegt bei 50 Euro, der Maximalbetrag bei 999 Euro. Die monatliche Höchstgrenze für Bareinzahlungen bei Einzelhandelspartnern beträgt 8.000 Euro.