Das Wichtigste in Kürze
- Dispokredite haben oft Zinssätze von deutlich über 10 Prozent und gehören damit zu den teuersten Finanzierungsformen.
- Der Wechsel in einen günstigeren Rahmen- oder Ratenkredit und ein neues Konto bei einer Bank mit niedrigerem Dispozins bringen sofortige Entlastung.
- Auch ein Haushaltsplan, feste Rückzahlungsraten und Sonderzahlungen helfen, das Minus dauerhaft abzubauen.
Überziehungskredite gehören zu den teuersten Formen der Geldaufnahme. Und trotzdem nutzen jedes Jahr Millionen Menschen ihren Dispo, um laufende Ausgaben zu stemmen. Für viele ist der Dispositionskredit zur Dauereinrichtung geworden: Das Gehaltskonto rutscht regelmäßig ins Minus und bleibt dort oft bis zum nächsten Gehaltseingang. Doch es gibt konkrete Wege heraus aus den teuren Zinsen.
Warum der Dispo zur Kostenfalle wird
Banken lassen ihre Kunden mit dem Dispo gern großzügig ins Minus rutschen, meist bis zur dreifachen Höhe des monatlichen Geldeingangs. Für Kontonutzer ist der zusätzliche finanzielle Spielraum attraktiv, weil dafür keine gesonderte Beantragung notwendig ist und das verfügbare Geld flexibel nutzbar ist.
Doch diese Bequemlichkeit hat ihren Preis: Banken verlangen für Dispokredite deutlich höhere Zinsen als für andere Darlehen. Laut Bundesbank sind es im Schnitt über 10 Prozent, bei einzelnen Anbietern sind es sogar bis zu 15 Prozent.
Hinzu kommt: Anders als bei Ratenkrediten gibt es beim Dispokredit keine Laufzeiten und Rückzahlungsraten. Stattdessen werden jeden Monat nur die Zinsen abgebucht. Weil diese Beträge keine großen Einschränkungen mit sich bringen, gewöhnen sich viele Menschen an das Dauerminus auf dem Konto. Doch wer nichts aktiv unternimmt, kommt nie zurück in die schwarzen Zahlen.
Dispozinsen – Rechenbeispiel:
Angenommen, jemand hat 1.000 Euro Disposchulden bei 13 Prozent Zinsen. Dann fallen monatlich 10,83 Euro nur für die Zinsen an – ohne einen Cent zu tilgen. Bleiben die Schulden ein ganzes Jahr bestehen, summieren sich die Zinskosten auf 130 Euro. Bei 2.000 Euro Minus wären es bereits 260 Euro jährlich.
Strategien gegen teure Dispozinsen
Die gute Nachricht ist: Betroffene müssen nicht hilflos zusehen, wie das Geld in den Zinsmühlen der Banken verschwindet. Mit den richtigen Strategien können sie die Dispofalle verlassen und dabei richtig Geld sparen.
1. Überblick verschaffen: Wie teuer ist mein Dispo?
Der erste Schritt aus der Dispofalle ist, sich einen Überblick über die tatsächlichen Zinskosten zu verschaffen. Vielen Dispo-Nutzern wird erst dadurch bewusst, wie viel Geld sie verlieren – das ihnen an anderer Stelle fehlt. Der Finanzüberblick umfasst folgende Schritte:
- Aktuellen Zinssatz prüfen: Die Angabe ist im Preisverzeichnis der Bank oder auf den Online Banking-Seiten zu finden.
- Durchschnittliche Kontoüberziehung ermitteln: Wie hoch war das Minus in den letzten drei Monaten (die drei Überziehungsbeträge addieren und durch 3 teilen)?
- Jährliche Zinskosten berechnen: Den ermittelten durchschnittlichen Monatsbeitrag mit dem Dispozinssatz multiplizieren, um die jährlichen Kosten zu ermitteln. Beispiel: Liegt das durchschnittliche Minus bei 2.500 Euro, summieren sich die reinen Zinskosten bei 13 Prozent auf 325 Euro pro Jahr – also rund 27,08 Euro monatlich, ohne dass die Schuld dadurch sinkt.
2. Teuren Dispo in günstigeren Ratenkredit umwandeln
Die wirkungsvollste Strategie gegen teure Dispozinsen ist, den offenen Betrag in einen klassischen Ratenkredit umzuschulden. Statt 10 bis 15 Prozent Zinsen für den Dispokredit fallen dann nur noch 5 bis 7 Prozent für den Ratenkredit an.
| Kreditform | Typischer Zinssatz | Rückzahlung | Geeignet für |
|---|---|---|---|
| Dispokredit | 10,00 % – 15,00 % | flexibel | kurzfristige Nutzung |
| Ratenkredit | ab 5,00 % | fix | Ablösung von Schulden |
| Rahmenkredit | 6,00 % – 8,00 % | flexibel | Mittelweg zwischen Dispo- und Ratenkredit |
Der große Vorteil eines Ratenkredits ist: Er hat eine feste Laufzeit und zwingt zur Rückzahlung in gleichbleibenden monatlichen Beträgen. Durch diese Disziplinierungshilfe wird ein konkretes Ende der Verschuldung absehbar. Zugleich sinkt mit jeder Rate die Zinslast durch die kleiner werdende Restschuld.
Beispiel: Wer 3.000 Euro für zwei Jahre im Dispo belässt, zahlt bei 13 Prozent Zinsen insgesamt 780 Euro, ohne zu tilgen. Schon nach den ersten sechs Monaten haben sich die Zinskosten auf knapp 200 Euro summiert. Das ist mehr als bei einem Ratenkredit mit 24 Monaten Laufzeit. Hier fallen für 3.000 Euro bei 5 Prozent p. a. in zwei Jahren 160 Euro an Zinsen an.
3. Rahmenkredit als Alternative mit günstigerem Zinssatz
Eine Mittelweg für alle, die ihre Dispokosten senken wollen, aber Flexibilität beim Rückzahlen benötigen, ist ein sogenannter Rahmenkredit (auch Abrufkredit). Die Bank gewährt eine Kreditlinie, ähnlich hoch wie der Dispo, jedoch zu deutlich besseren Zinssätzen. Auch beim Rahmenkredit werden nur Zinsen auf genutzte Beträge gezahlt. Die Rückzahlung des Darlehens erfolgt in der Regel laufzeitunabhängig in individuellen Raten.
Der Unterschied zum Dispokredit: Die Zinsen bewegen sich zwischen 6 und 8 Prozent, statt zwischen 10 bis 15 Prozent. Viele Banken bieten Rahmenkredite an, die online abgeschlossen werden können. Wem es finanziell nicht möglich ist, mit einem Ratenkredit umzuschulden, der kann mit einem Rahmenkredit zumindest die Zinsbelastung deutlich senken.
4. Bank wechseln und Zinsen sparen
Jede Bank verlangt andere Zinsen für den Dispo. Ein Vergleich lohnt sich, denn die Zinsspanne ist enorm. Einige Institute verlangen unter 8 Prozent, während andere mehr bis zu 15 Prozent berechnen. Der Bankwechsel geht dank digitaler Kontowechselhilfe meist einfacher als gedacht. Daueraufträge und Lastschriften lassen sich automatisiert umziehen.
Aber Vorsicht: Beim Bankwechsel sollte der Blick nicht nur auf die Dispozinsen gerichtet sein. Manchmal locken Banken mit günstigen Zinssätzen, verlangen aber hohe Gebühren für Kontoführung und Karten. Wichtig: Nach dem Wechsel das alte Konto schließen, damit keine zwei Disporahmen parallel weiterlaufen.
5. Clever budgetieren mit dem Haushaltsbuch
Umschuldung oder Bankwechsel lösen das Schuldenproblem nur dann langfristig, wenn gleichzeitig mehr Übersicht in die privaten Finanzen kommt. Viele Menschen rutschen nicht aus Verschwendungssucht in den Dispo, sondern wegen des fehlenden Überblicks.
Ein Haushaltsbuch – oder App wie Finanzguru – schafft Klarheit, indem es Einnahmen, Ausgaben und Sparpotenziale sichtbar macht. Viele Menschen erkennen erst dann, wie stark variable Ausgaben (Lebensmittel, Onlineeinkäufe, Freizeit) ihre Liquidität auffressen. Auch moderne Banking-Apps sorgen für Übersicht. Sie kategorisieren Ausgaben automatisch und zeigen, wo das Geld bleibt.
Eine weitere Hilfe kann die 50-30-20-Regel sein: 50 Prozent des Nettoeinkommens werden für notwendige Ausgaben wie Miete und Lebensmittel reserviert, 30 Prozent für Freizeitaktivitäten und Wünsche, 20 Prozent für Sparen und Schuldenabbau.
6. Den Disporahmen intelligent begrenzen
Kontonutzer können ihre Bank bitten, den Dispositionskredit auf die aktuell genutzte Summe zu reduzieren. Das verhindert ein noch tieferes Abrutschen in die Schulden. Clever ist auch ein separates Ausgaben-Stopp-Konto ohne Dispositionskredit. Von diesem Konto sollten alle variablen Kosten bestritten werden. Ist das Budget aufgebraucht, blockiert das Konto automatisch weitere Ausgaben. Ein Abrutschen in den Dispo ist nicht möglich.
7. Zusatzeinnahmen schaffen und Hilfe suchen
Manchmal reichen Sparmaßnahmen allein nicht aus. Dann müssen zusätzliche Einnahmen her: Ein Nebenjob oder der Verkauf ungenutzter Gegenstände können das Budget aufbessern. Auch Steuerrückzahlungen oder Urlaubsgeld sollten gezielt zur Tilgung genutzt werden, statt in den Konsum zu fließen. Schon einmalige Sonderzahlungen bringen den Kontostand näher an die Nulllinie und reduzieren die Zinsbelastung.
Stecken Betroffene bereits in ernsten Zahlungsschwierigkeiten, sollten sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Schuldnerberatungsstellen sind kostenlos und helfen beim Verhandeln mit Gläubigern. Auch staatliche Hilfen wie Wohngeld können in Härtefällen einen Ausweg bieten. Wichtig ist außerdem, mit der Bank frühzeitig über Stundungen oder Ratenzahlungen zu sprechen. Viele Institute sind zu Kompromissen bereit, wenn Kunden proaktiv auf sie zugehen.
Drei Anbieter mit fairen Dispozinsen
Wer nicht komplett aus dem Dispo aussteigen kann, sollte zumindest umschulden und zu einer Bank mit günstigen Konditionen wechseln. Direktbanken bieten oft deutlich niedrigere Dispozinsen als traditionelle Filialbanken. Während Sparkassen und Volksbanken teilweise über 14 Prozent verlangen, liegen die besten Online-Anbieter unter zehn Prozent.
Drei Direktbanken mit relativ günstigen Dispozinsen sind N26, Comdirect und Consorsbank. Sie können für Menschen, die regelmäßig im Minus stehen, eine Alternative sein.
N26: App-basiertes Girokonto mit moderatem Dispo
Das Berliner Fintech N26 richtet sich an technikaffine Kunden und bietet eine der besten Banking-Apps am Markt. Echtzeitbenachrichtigungen, Budgetplanung und Kartensperrung per Fingertipp machen das Girokonto zur digitalen Schaltzentrale. Unter den vier angebotenen Girokonten ist das N26 Standard Konto zu 100 Prozent kostenlos.
Kunden können sich selbst einen Überziehungsrahmen einrichten und diesen auch verändern. Allerdings ist der N26 mit Dispozinsen von derzeit 13,40 Prozent nicht mehr so günstig wie andere Direktbanken. Wer den Dispo aber nur selten nutzt und Wert auf kostenlose Kontoführung und modernste Technik legt, findet hier ein insgesamt attraktives Angebot.
Comdirect: Onlinekonto mit fairen Dispozinsen
Die Commerzbank-Tochter Comdirect richtet sich an preisbewusste Onlinekunden, die ein vollwertiges Girokonto samt Dispo ohne Filialbesuch suchen. Mit 8,65 Prozent pro Jahr liegt der Zins für den Überziehungskredit unter dem Branchendurchschnitt. Das Girokonto ist bei regelmäßigem Gehaltseingang kostenlos und lässt sich komplett online führen. Nützlich ist auch die gute Verzahnung von Tagesgeld, Depot und Girokonto, wodurch sich Rücklagen leichter ansparen lassen.
Praktisch: Kunden können auch Geldautomaten der Commerzbank nutzen und haben damit ein dichtes Automatennetz zur Verfügung. Der Kundenservice ist gut erreichbar und kompetent. Für alle, die gelegentlich den Dispo nutzen, ist Comdirect eine preiswerte Alternative zu teureren Filialbankkonten.
Consorsbank: Sparpotenzial für Dauer-Überzieher
Die deutsche Direktbank unter dem Dach der französischen BNP Paribas positioniert sich als Alternative zu preisintensiven Filialbankkonten und lockt mit einem Dispozins von 9,40 Prozent p. a. Das ist deutlich weniger als bei den meisten Konkurrenten. Das Girokonto der Consorsbank ist bei aktiver Nutzung kostenlos und bietet eine intuitive Banking-App.
Der Dispositionskredit wird nach Kontoeröffnung zunächst auf Basis der monatlichen Geldeingänge eingerichtet. Anschließend können Kontonutzer selbstständig sowohl eine Erhöhung (nach Bonitätsprüfung) als auch eine Reduzierung oder Löschung des Disporahmens online beantragen.
Häufige gestellte Fragen zu Dispozinsen
Solange man sich innerhalb des eingeräumten Kreditrahmens bewegt, gibt es rechtlich keine feste Frist. Banken gehen jedoch davon aus, dass der Dispo nur vorübergehend genutzt wird. Bleiben Kunden über Monate im Minus, kann die Bank eine Reduzierung oder Kündigung des Disporahmens androhen. Zudem wirkt sich eine dauerhafte Nutzung negativ auf die Bonität aus.
Bei seltener und kurzer Nutzung des Dispos macht der Unterschied zwischen 9 und 13 Prozent Zinsen nur wenige Euro aus. Wichtiger sind dann Aspekte wie Kontoführungsgebühren, Kartenkosten und Automatengebühren. Anders sieht es aus, wenn der Kontonutzer regelmäßig oder dauerhaft im Minus ist. Dann können bereits 2 bis 3 Prozentpunkte einen nennenswerten Unterschied ausmachen. Bei dauerhafter Disponutzung ist jedoch eine Umschuldung sinnvoller als ein Kontowechsel.
Nein. Eine seriöse Umschuldung verbessert sogar die Bonität. Der neue Ratenkredit zeigt der Schufa, dass feste Tilgungsraten gezahlt werden. Das wirkt positiver als eine dauerhafte Kontoüberziehung. Wichtig ist aber, nach der Umschuldung nicht wieder in den Dispo zu rutschen. Die Schufa sieht es kritisch, wenn jemand gleichzeitig einen Ratenkredit bedient und das Konto dauerhaft überzieht. Deshalb sollte der Disporahmen nach der Umschuldung unbedingt reduziert oder ganz gestrichen werden.
