Fünf leistungsstarke Rechtsschutzversicherungen im Test

Iris Schulte-Renger
17. März 2025 – 13:44 Uhr aktualisiert
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Rechtsschutzversicherungen Vergleich
Rechtsschutzversicherungen Vergleich
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Rechtsschutzversicherung ist kein Muss. Kommt es jedoch zu einem gerichtlichen Prozess, übernimmt sie die Kosten.
  • Da viele individuelle Bausteine den Tarif bestimmen, sollten sich Verbraucher gut überlegen, was ihre persönlichen Risiken sind.
  • Gute Policen bieten unter anderem ROLAND und Getsafe an.

Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. In manchen Streitfällen hilft nur der Gang zum Anwalt und vor Gericht, um die Sache zu entscheiden. Das sollte aber gut durchdacht sein – denn Prozesse sind langwierig und teuer.

Da hilft es, eine Rechtsschutzversicherung zu haben. Sie übernimmt die Ausgaben für den Anwalt, die Verhandlungskosten und mehr: Das macht sie für Verbraucher nützlich, die ihre Ansprüche geltend machen möchten.

Doch welche Police bietet viel Schutz und ist günstig? Ein Test vergleicht fünf namhafte Anbieter auf ihre besten Rechtsschutzversicherungen.

Für wen ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?

Ein Rechtsschutz ist kein Muss. Andere Versicherungen, wie die Privathaftpflicht oder die Berufsunfähigkeitsversicherung, sind wichtiger. Sie schützen im Ernstfall vor Schäden in Millionenhöhe.

Ein Rechtsstreit ist in der Regel günstiger. Abhängig vom Streitwert und dem Ausgang des Verfahrens belaufen sich die Kosten im Mittel auf mehrere tausend Euro. Um einzuschätzen, ob ein Rechtsschutz sinnvoll ist, sollte man eine Summe in dieser Größenordnung dem Betrag gegenüberstellen, der über die Jahre für die Versicherung anfällt und sich dann fragen, wie oft es potenziell zum Prozess kommen kann.

Groß angelegte Studien wie der Streitatlas 2017 der Generali-Tochter Advocard geben Orientierung. Der ermittelt, wie häufig es in Deutschland zum Rechtsstreit kommt: Demnach war 2016 jeder Vierte in eine solche Situation involviert – zwei Drittel davon resultieren auf Streitigkeiten zwischen Männern.

Entscheidend sind jedoch die persönlichen Lebensumstände: Hat man einen schwierigen Arbeitgeber, fährt man viel mit dem Auto oder zeichnet sich Ärger mit dem Vermieter ab? Dann kann ein Vertrag durchaus sinnvoll sein.

Gut zu wissen: Prozesskosten sind variabel und von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Auch Gerichtsverfahren, in denen die Schadensumme gering ist, können hohe Kosten verursachen. Abgerechnet werden Gericht, Anwalt, Zeugen, Sachverständige und bei Verlust zusätzlich die Aufwendungen der Gegenseite.

Was deckt eine Rechtsschutzversicherung ab?

Eine Rechtsschutzversicherung ist kein Freifahrtschein für juristische Verfahren. Der Schutz erstreckt sich immer nur auf bestimmte Lebensbereiche. Welche das sind, ist abhängig vom gewählten Tarif.

Zentrale Bausteine einer jeden Rechtsschutzversicherung sind Privates, Verkehr, Beruf und Wohnen. Kunden können ihre Police je nach Bedarf zusammenstellen und mit zusätzlichen Bausteinen anpassen. Wer clever ist und nur die eigenen Risiken versichert, spart Geld.

  • Privater Rechtsschutz deckt Rechtsstreitigkeiten im privaten Bereich ab. Oft geht es dabei um Kleinigkeiten, wie einen Nachbarschaftsstreit, verursacht durch Kinderlärm oder einen bellenden Hund. Dafür lohnt sich eine Versicherung eigentlich nicht. Sinnvoll ist der Schutz aber zum Beispiel bei einer folgenschweren Falschbehandlung durch einen Arzt.
  • Verkehrsrechtsschutz regelt alle Angelegenheiten im Straßenverkehr – ganz gleich, ob der Versicherte zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs ist. Geschieht ihm ein Unfall und Schadensersatz oder Schmerzensgeld bleiben aus, kann er das vor Gericht einklagen.
  • Beruflicher Rechtsschutz greift im Arbeitsleben und ist besonders in Krisenbranchen sinnvoll – er bezieht sich allerdings meist nur auf ein Angestelltenverhältnis. Arbeitnehmer können sich zur Wehr setzen, wenn ihr Gehalt ausbleibt, ihr Vertrag gekündigt wird oder ihre Abfindung zu niedrig ausfällt. Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer sollten eher über eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung nachdenken. Übrigens: Mitglieder von Gewerkschaften oder Vereinen sind manchmal schon in einzelnen Teilbereichen abgesichert.
  • Wohnrechtsschutz ist für Mieter interessant – zum Beispiel, wenn ihnen eine überteuerte Mieterhöhung ins Haus flattert oder ihr Vermieter für die Wohnung plötzlich Eigenbedarf anmeldet. Achtung: Vermieter benötigen dagegen einen gesonderten Rechtsschutz.

Diese Kriterien machen eine gute Rechtsschutzversicherung aus

Auch wenn die passende Rechtsschutzversicherung durch individuelle Kriterien und Risiken bestimmt wird, gibt es einige Mindeststandards, die ein Tarif auf jeden Fall erfüllen sollte.

Deckungssumme

Wie bei vielen anderen Versicherungen, spielt die Deckungssumme auch beim Rechtsschutz eine entscheidende Rolle. Sie definiert den Betrag, bis zu dem der Anbieter Kosten maximal erstattet. Auch wenn Prozesskosten meist nicht exorbitant hoch sind, sollte die Deckungssumme mindestens 5 Millionen Euro betragen oder im besten Fall gar keine Begrenzung besitzen.

Geltungsbereich

Auch im Ausland lauern Rechtsstreitigkeiten, gerade dann, wenn man mit der Gesetzeslage nicht vertraut ist. Eine gute Rechtsschutzversicherung sollte also weltweit vor Prozesskosten schützen, auch wenn die Deckungssumme dann meist niedriger ausfällt.

Oft ist der Versicherungsschutz im Ausland auf eine bestimmte Dauer begrenzt. Wer also länger als drei Monate unterwegs ist, muss vermutlich nachrüsten oder sich nach einer speziellen Versicherung umsehen.

Strafkaution

Sowohl im In- als auch im Ausland sollte eine Strafkaution durch die Rechtsschutzversicherung bezahlt werden. Sie sorgt dafür, dass dem Versicherten eine mögliche Inhaftierung bis zum Gerichtstermin erspart bleibt.

Für gewöhnlich stellt das Versicherungsunternehmen die Kaution als Darlehen zur Verfügung. Die Höhe sollte dabei mindestens 100.000 Euro betragen, besser aber 1 Million Euro.

Mediation

Da Gerichtsprozesse schleppend und nervenaufreibend sein können, ist es gut, sie zu vermeiden. Ein Mediationsverfahren ist eine außergerichtliche Möglichkeit, einen Streit zu schlichten. Zum Einsatz kommt dabei ein unabhängiger Vermittler.

Versicherer übernehmen die Kosten für einen Streitschlichter meist bis zu einem geringen vierstelligen Betrag pro Jahr. Je nach Anbieter sollten es aber mindestens 3.000 Euro sein.

Telefonische Erstberatung

Bevor man das Rad ins Rollen bringt und sich auf ein Gerichtsverfahren einlässt, sollte man sich bei einem Anwalt eine telefonische Erstberatung einholen. Auch wenn das Rechtsgebiet nicht in der eigenen Police versichert ist, sollte man die Option haben, telefonische Fragen dazu stellen zu können, ohne dass dies als kündigungsrelevanter Schadensfall bewertet wird.

Was deckt eine Rechtsschutzversicherung nicht ab?

Rechtsschutzversicherungen enthalten oft viele Ausschlüsse – das sind Situationen, die nicht im Schutz inbegriffen sind. Dazu gehören:

  1. Vorsätzliche Straftaten sind prinzipiell ausgeschlossen. Enthält die Police jedoch einen Baustein zum erweiterten Straf-Rechtsschutz mit Kostenerstattung bei Verurteilung wegen Vorsatz, springt die Versicherung auch in solchen Fällen ein.
  2. Klagen, deren Aussicht auf Erfolg verschwindend gering ist. Die Versicherung behält sich das Recht vor, solche Fälle abzulehnen.
  3. Abwehr von Schadenersatzansprüchen. Hier greifen die private Haftpflicht- oder die Kfz-Versicherung.
  4. Belange um die eigene Immobilie. Dazu gehören beispielsweise der Bau, Kauf und Verkauf sowie die Finanzierung eines Gebäudes.
  5. Bei Familienangelegenheiten wie Scheidungen, Streitigkeiten über das Sorgerecht, Unterhalt oder das Testament bezuschusst die Rechtsschutzversicherung maximal eine Erstberatung.

Aber Achtung: Möchte die Versicherung nicht zahlen, heißt das nicht, dass Versicherte gleich den Kopf in den Sand stecken müssen. Mit einem Schiedsgutachten oder Schiedsentscheid kann der Beschluss angefochten werden. Auch der Versicherungsombudsmann prüft solche Fälle kostenlos und kann die Versicherung in bestimmten Fällen zur Kostenübernahme verpflichten.

Versicherungsschutz greift meist nicht sofort

Bevor der Versicherungsschutz greift, müssen Neukunden meist eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten überbrücken. Das soll verhindern, dass sie einen Vertrag schließen, weil sie bereits mit einem Rechtsstreit rechnen. Konflikte, die es schon vor Beginn des Versicherungsschutzes gegeben hat, sind deshalb ebenfalls meist ausgeschlossen. 

Eine Ausnahme gibt es allerdings in der Regel: Für Streitigkeiten nach einem Verkehrsunfall entfällt die Wartezeit. 

Tipp: Wer von einem Tarif in einen anderen wechselt, sollte darauf achten, dass sie nahtlos ineinander übergehen. So besteht durchgehender Versicherungsschutz und die Wartezeit kann wegfallen.

Vorzeitige Kündigung im Schadensfall

Nach einem Versicherungsfall können Kunden ihre Rechtsschutzversicherung vorzeitig kündigen – die Gegenseite allerdings auch. Löst das Unternehmen den Vertrag, sollte der Versicherte darum bitten, dass es die Kündigung zurücknimmt und gegebenenfalls anschließend selbst kündigen. Andernfalls kann es schwer werden, einen neuen Anbieter zu finden. Grundsätzlich sollten kleinere Fälle deshalb ohnehin nicht der Versicherung gemeldet werden.

Keine allgemeingültige Kostenkalkulierung

Da die Rechtsschutzversicherung individuell nach dem Baukastenprinzip zusammengestellt wird, fallen auch die Kosten ganz unterschiedlich aus. Zusätzlich spielen aber auch persönliche Faktoren wie beispielsweise der Wohnort bei der Preisgestaltung eine Rolle.

Am günstigsten ist der Lebensbereich Verkehr, hier können Versicherte bereits Tarife unter 100 Euro im Jahr ergattern. Das gilt auch für Familientarife, die gerade im Verkehrsrechtsschutz empfehlenswert sind. Wer dagegen alle Bereiche abgesichert haben möchte, zahlt in der Regel zwischen 200 und 300 Euro.

Bekannte Rechtsschutzversicherungen im Detail

InfoROLAND
Top-Rechtsschutz Komfort
Getsafe Comfort
Deckungssummeunbegrenztunbegrenzt
Geltungsbereichweltweit bis 400.000 €weltweit bis 500.000 €
Strafkautionweltweit bis 400.000 €europaweit
bis zu 500.000 €
Mediationkeine Höchstgrenzeunbegrenzt
Telefonische Erstberatungkostenlose Erstberatung beim Anwalt24/7 kostenlose Anwaltshotline
Webseiteroland-rechtsschutz.degetsafe.de
Stand: März 2025; Quelle: Eigene Recherche
InfoAllianz PremiumADAC PremiumArag Aktiv Premium
Deckungssummeeuropaweit unbegrenzteuropaweit unbegrenzteuropaweit unbegrenzt
Geltungsbereichweltweit bis 1 Mio €, zeitlich unbegrenztweltweit bis 300.000 €, bis zu 1 Jahr Aufenthaltweltweit unbegrenzt, bis zu 2 Jahre Aufenthalt
Strafkautionweltweit
1 Mio. €
weltweit 300.000 €europaweit unbegrenzt / weltweit 1 Mio. €
Mediationunbegrenzt1.000 € je Mediation bei selbstgewähltem Mediator
(komplette Übernahme bei Mediatorwahl durch ADAC)
3.000 € je Mediation / 6.000 € je Kalenderjahr
Telefonische Erstberatungkostenlose telefonische RechtsberatungIndividuelle Erstberatung und Online-Generatoren, z.B. zur Erstellung einer PatientenverfügungTelefonische Beratung rund um die Uhr
Webseiteallianz.deadac.dearag.de
Stand: März 2025; Quelle: Eigene Recherche

Ein Tarifvergleich ist bei einem komplexen Versicherungsprodukt wie der Rechtsschutzversicherung keine einfache Sache. Zu viele individuelle Faktoren bestimmen die Police und ihre Kosten. Verbraucher sollten sich deshalb unbedingt gut überlegen, für welche persönlichen Risiken sie eine Rechtsschutzversicherung benötigen.

Oft ist es so, dass ein Versicherer in einem bestimmten Bereich besonders umfangreiche Leistungen anbietet oder durch sein Geschäftsmodell für manche Verbraucher besser geeignet ist als für andere.

Unterschiedliche Stärken

Beispielsweise sind die Konditionen der Rechtsschutzversicherung des ADAC im Test häufig weniger umfangreich als die der Konkurrenz, dafür bietet der Autoclub spezielle Rechtsberatung für ukrainische Flüchtlinge und deren Helfer.

Die Arag wiederum bietet in ihrem Premium-Tarif besonders attraktive Leistungen für Kunden, die für eine längere Zeit ins Ausland müssen und dort rechtlichen Beistand wünschen.

Getsafe stellt sehr hohe Zahlungen für einen außergerichtliche Einigung durch einen Vermittler in Aussicht. Dadurch kann der ein oder andere Prozess vermieden werden, was den Versicherten Zeit und Nerven spart.

Die Allianz hat gleich vier verschiedene Tarifoptionen parat – so lassen sich für jeden Suchenden die passenden Module zusammenstellen. Das spart wiederum Geld, wodurch es den Allianz Rechtsschutz ab bereits unter 10 Euro monatlich gibt.

In dem Tarif ROLAND Top-Rechtsschutz Komfort sind für den optimalen Schutz die Bausteine Privat, Beruf und Verkehr enthalten. Zudem können Ergänzungen gebucht werden.

Die Methodik hinter der Anbieterauswahl

Dieser Artikel resultiert aus einer sorgfältigen Auswahl überregionaler Anbieter, die auf Grundlage häufig gesuchter Begriffe und bekannter Anbieter intensiv recherchiert wurden. Das Hauptanliegen besteht darin, Leserinnen und Lesern ein vielfältiges Bild dessen zu vermitteln, welche Anbieter im Moment von Interesse sein könnten und welche etablierten sowie neuen Optionen in Betracht gezogen werden sollten.

Angesichts der großen Auswahl an Anbietern und Produkten bietet dieser Artikel keine vollständige Marktübersicht, da es unmöglich ist, sämtliche Anbieter einzubeziehen. Ziel ist vielmehr, eine erste Orientierung zu geben und eine fundierte Basis für die Entscheidungsfindung zu schaffen.


Häufige Fragen zur Rechtsschutzversicherung

Welche Rechtsschutzversicherung ist die beste Versicherung?

Eine pauschale Antwort auf die Frage, welcher Rechtsschutz am besten ist, gibt es nicht. Individuelle Bausteine bestimmen den Leistungsumfang der Police sowie deren Kosten. Manche Versicherer sind in speziellen Gebieten besser als andere, Verbraucher sollten sich deshalb fragen, welchen Rechtsschutz sie suchen.

Ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?

Wer Ärger lieber herunterschluckt, als etwaige Ansprüche geltend zu machen, der kann getrost auf eine Rechtsschutzversicherung verzichten. Hitzige Gemüter können dagegen vom zusätzlichen Schutz profitieren.

Gibt es für Rechtsschutzversicherungen Wartezeiten?

Je nach Rechtsgebiet und Versicherer gibt es unterschiedliche Wartezeiten. Hier lohnt es sich, beim jeweiligen Anbieter nachzuhaken. Ohne Wartezeit leistet der Rechtsschutz in der Regel im Bereich Verkehr. 

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