Das Wichtigste in Kürze
- Berufseinsteiger sichern sich im ersten Jahr mit minimalen eigenen Beiträgen die vollen staatlichen Zulagen, da sich die hierfür nötige Einzahlung noch am geringen Einkommen aus der Ausbildungszeit orientiert.
- Ein einmaliger Berufseinsteigerbonus von 200 Euro erhöht das Startkapital für junge Sparer unter 25 Jahren zusätzlich.
- Die geplante Reform bringt ab 2027 durch das neue Altersvorsorgedepot deutlich höhere Renditechancen für Riester Sparer als bisher.
Der erste Job nach der Ausbildung eröffnet jungen Menschen in finanzieller Hinsicht ganz neue Möglichkeiten. Ob Auto, Wohnung oder Reise – solche Wünsche lassen sich mit einem Einkommen viel leichter realisieren als mit einer Ausbildungsvergütung. Nicht übersehen sollten Berufseinsteiger jedoch, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, auch für das Alter vorzusorgen. Vor allem die Riester Rente rückt dabei durch die Reformpläne der Bundesregierung wieder ins Blickfeld. Sie kombiniert private Sparleistung mit staatlichen Zuschüssen.
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Besonders attraktiv ist, dass alle unter 25 Jahren einen Berufseinsteigerbonus von 200 Euro zusätzlich zur jährlichen Grundzulage von 175 Euro erhalten. Im ersten Jahr fließen damit 375 Euro Förderung in den Vertrag. Der Clou: Um die volle Förderung zu bekommen, reicht oft ein Eigenbeitrag von nur 60 Euro im Jahr – fünf Euro monatlich. Dieser Sockelbetrag ist der gesetzliche Mindesteigenbeitrag für die staatliche Förderung.
Reform öffnet Tür zu mehr Rendite
Lange galt die Riester Rente wegen ihrer Renditeschwäche als unattraktiv. Der Grund hierfür lag in der gesetzlichen Vorgabe, dass die Anbieter garantieren mussten, dass zum Rentenbeginn mindestens alle eingezahlten Beiträge und staatlichen Zulagen verfügbar sind. Sie konnten das Geld der Sparer deshalb kaum in Aktien investieren, was zu mageren Erträgen führte.
Doch Ende 2025 beschloss die Bundesregierung eine Reform, laut der es ab dem 1. Januar 2027 drei Produktvarianten geben soll:
- ein klassisches Garantieprodukt mit hundertprozentiger Beitragserhaltung wie bisher,
- ein hybrides Modell mit einer zu 80 Prozent garantierten Beitragserhaltung sowie
- ein Altersvorsorgedepot ganz ohne Garantie.
Letzteres erlaubt die komplette Anlage in ETFs oder Aktien. Wer bis Ende 2026 einen Vertrag abschließt, genießt Bestandsschutz und kann ab 2027 in die neuen Varianten wechseln.
Drei Modelle für unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse
Die geplante neue Produktwelt ab 2027 bietet Wahlfreiheit. Das klassische Garantieprodukt sichert 100 Prozent der Einzahlungen ab, bleibt aber defensiv mit niedrigeren Renditen. Das hybride Modell garantiert 80 Prozent der Einzahlungen und erlaubt zugleich mehr Aktieninvestments. Das Altersvorsorgedepot verzichtet komplett auf Garantien, investiert voll in ETFs oder Aktien und ist am kostengünstigsten. Es bietet für Berufseinsteiger aufgrund der langen Laufzeit die besten Renditechancen.
Parallel zur Produktwelt soll sich laut dem Gesetzentwurf auch die Förderung ändern. Vorgesehen ist, dass der Staat ab 2027 zu jedem eingezahlten Euro des Sparers 30 Cent dazugibt (ab 2029: 35 Cent). Dies gilt bis zu einem Sparbetrag von 1.200 Euro. Für weitere Einzahlungen bis 1.800 Euro sollen 20 Cent pro Euro hinzukommen. Die Zulage kann damit auf bis zu 480 Euro jährlich steigen.
So rechnet sich der Einstieg in die Riester Rente
Die derzeit gültige Förderung von Riester Verträgen sieht vor, dass Sparer vier Prozent ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens einzahlen müssen, um die volle Grundzulage von 175 Euro pro Jahr zu erhalten. Hinzu kommt der Berufseinsteigerbonus von einmalig 200 Euro für alle unter 25 Jahren.
Welche Hebelwirkung sich daraus für junge Berufsanfänger ergibt, zeigt der folgende Musterfall: Eine 23-jährige Grafikdesignerin verdient im ersten Berufsjahr 36.000 Euro brutto. Im Vorjahr hatte sie als Praktikantin 12.000 Euro verdient. Nach den aktuellen Regeln muss sie vier Prozent des Vorjahreseinkommens einzahlen, also 480 Euro, um die volle staatliche Förderung zu erhalten.
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Diese 480 Euro muss sie aber nicht komplett aufbringen, denn die Förderung wird hier eingerechnet. Durch die 175 Euro jährliche Grundzulage und den einmaligen Berufseinsteigerbonus von 200 Euro fließen 375 Euro staatliche Förderung in ihren Vertrag. Ihr Mindesteigenbeitrag sinkt dadurch auf 105 Euro jährlich, das sind 8,75 Euro im Monat. Damit stammen fast 80 Prozent des angesparten Kapitals im ersten Jahr vom Staat.
Im zweiten Jahr ändert sich die Rechnung. Das Vorjahreseinkommen beträgt nun 36.000 Euro. Nach der Vier-Prozent-Regel sind 1.440 Euro Mindestbeitrag einzuzahlen, um die volle Förderung zu erhalten. Der Einmalbonus entfällt, die Grafikdesignerin erhält 175 Euro Grundzulage. Dadurch sinkt ihr Eigenbeitrag auf 1.265 Euro. Das entspricht rund 105 Euro monatlich. Damit ist die Förderung ab dem zweiten Jahr zwar geringer, sie bleibt aber bei niedrigem Einkommen attraktiv. Zudem wirkt sich der frühe Start eines Riester Vertrags langfristig durch die Wiederanlage der Erträge positiv aus.
Was für die Riester Rente spricht
Die staatlichen Zulagen pushen den Sparprozess, besonders bei Einstiegsgehältern. Tritt Arbeitslosigkeit ein, bleibt der Förderanspruch erhalten, denn das Arbeitslosengeld gilt als Lohnersatz. Auch Bürgergeld-Empfänger bleiben zulagenberechtigt, wenn sie mindestens den Sockelbeitrag von 60 Euro pro Jahr einzahlen. Außerdem ist das Riester Guthaben pfändungssicher, es wird beim Bürgergeld nicht als Vermögen angerechnet.
Steuerlich bietet Riester auch einen Vorteil: Die Beiträge sind bis 2.100 Euro pro Person und Jahr absetzbar, vorausgesetzt, dass mindestens vier Prozent des Bruttoeinkommens aus dem Vorjahr in die Riester Rente eingezahlt wurden.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Wechsel zu einem anderen Anbieter gesetzlich garantiert ist. Das gesamte eingezahlte Kapital inklusive Zulagen kann übertragen werden. Das ist zum Beispiel wichtig für alle, die ab 2027 ihr Erspartes in das geplante neue Altersvorsorgedepot umschichten wollen. Durch die Reform ergeben sich bessere Renditechance für junge Sparer. Viele Anbieter erheben zwar eine Wechselgebühr, der Übertrag selbst ist aber jederzeit möglich.
Nachteile von Riester Verträgen
Bei Versicherungsverträgen werden die Abschlusskosten meist auf fünf Jahre verteilt und berechnen sich auf Basis der gesamten Laufzeit. Das belastet die Beiträge, die in den ersten Berufsjahren meist aus noch niedrigen Einkommen gezahlt werden, überproportional und bremst den Zinseszinseffekt. Das neue Altersvorsorgedepot ab 2027 kommt ohne hohe Provisionen aus. Das bedeutet: Jeder Euro kann von Beginn an für die Rendite arbeiten.
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Zu bedenken ist auch: Die Riester Rente bindet das Kapital bis zum Rentenbeginn. Vorzeitige Entnahmen sind kaum möglich. Auch im Ruhestand wird der Großteil als lebenslange Rente ausgezahlt, größere Einmalentnahmen bleiben begrenzt. Diese Bindung ist gewollt, denn die Riester Rente zielt auf eine sichere Zusatzrente, nicht auf flexible Vermögensbildung. Wer Rücklagen für eine Immobilie oder eine Existenzgründung aufbauen will, braucht zusätzliche Sparformen, bei denen eingezahltes Kapital flexibel entnommen und frei verwendet werden kann.
Nicht vergessen werden sollte auch, dass bei einer vorzeitigen Kündigung des Riester Vertrages alle erhaltenen Zulagen und die gesparten Steuern (Sonderausgabenabzug) zurückzuzahlen sind. Das kann das Vertragsguthaben erheblich mindern oder sogar einen Nettoverlust verursachen. Eine Beitragsfreistellung oder ein Anbieterwechsel sind die bessere Variante.
Für wen sich Riester nicht lohnt
Nicht jeder Berufseinsteiger hat Anspruch auf Förderung. Das System ist an die Rentenversicherungspflicht gekoppelt. Selbstständige (hier mehr dazu) ohne Einzahlung in die Rentenkasse, Studenten ohne versicherungspflichtigen Job und Minijobber mit Befreiung von der Versicherungspflicht erhalten keine Zulagen.
Zudem ist Riester für Gutverdiener nicht die erste Wahl. Wer ein hohes Einkommen hat, ist weniger auf staatliche Zulagen angewiesen, sondern profitiert deutlich mehr von Steuersenkungen. Hier punkten andere Modelle: Die betriebliche Altersvorsorge senkt die Steuer- und Sozialabgaben direkt beim Bruttogehalt. Netto-Policen ohne Provisionen arbeiten ab dem ersten Euro effizienter. Und die Rürup Rente bietet mit über 29.000 Euro jährlich die höchstmöglichen Steuerabzüge (hier mehr dazu).
Die Riester Rente ist ein Baustein, keine Gesamtlösung
Die Reform macht die Riester Rente künftig durch neue Anlagemöglichkeiten deutlich attraktiver. Für zulagenberechtigte Berufseinsteiger unter 25 Jahren lohnt sich der Abschluss besonders, weil sie den einmaligen Berufseinsteigerbonus als zusätzlichen Push bekommen. Ab 2027 eröffnen dann renditeorientierte Anlagestrategien die Chance auf langfristig höhere Erträge als bei bisherigen Riester Verträgen.
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Trotzdem ist Riester keine Gesamtlösung, sondern nur ein Baustein im privaten Vorsorge-Mix. Die lange Kapitalbindung und die Rückzahlungspflicht bei vorzeitiger Kündigung machen die Riester Rente zu einem reinen Altersvorsorgeprodukt ohne Notreserve-Funktion. Um liquide Reserven für größere Lebensziele oder zur Risikoabsicherung aufzubauen, sind andere Anlagen nötig, zum Beispiel ETF- oder Aktien-Sparpläne.
Häufig gestellte Fragen zur Riester Rente für Berufseinsteiger
Solange eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vorliegt, besteht grundsätzlich ein Anspruch auf die staatlichen Fördergelder. Da das Einkommen in solchen Einstiegsphasen meist gering ausfällt, sichern bereits minimale Eigenbeiträge die volle Grundzulage und den wertvollen Berufseinsteigerbonus. Das so frühzeitig investierte Kapital profitiert über die extrem lange Laufzeit bis zur Rente maximal von der Wiederanlage der Erträge.
Grundsätzlich ist das möglich. Allerdings können Sparer die Zulagen nur auf maximal zwei Verträge verteilen, wobei die Gesamtförderung gleich bleibt. Wer mehr Verträge hat, muss bei den überzähligen Konten auf die Zulagen verzichten. Ohne Förderung bringen solche Verträge aber meist keinen Vorteil, zumal für jeden Vertrag eigene Verwaltungsgebühren anfallen. Für Berufseinsteiger ist es wirtschaftlich am sinnvollsten, nur einen statt mehrere Verträge zu besparen.
Während der gesetzlichen Kindererziehungszeit in den ersten 36 Kalendermonaten nach der Geburt besteht eine Pflichtversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung, wodurch der Anspruch auf die volle Riester Förderung erhalten bleibt. Da in dieser Phase oft kein eigenes Erwerbseinkommen erzielt wird, reicht die Einzahlung des Mindestsockelbetrags von 60 Euro pro Jahr aus, um sich die Grundzulage zu sichern. Zusätzlich fließt eine Kinderzulage von 300 Euro jährlich direkt in den Vertrag.
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