Dialog mit den Wählern NRW-Politiker brauchen Nachhilfe in Auftreten und Kommunikation

Am 14. Mai wird in NRW gewählt: Der Rhetorik-Experte Michael Ehlers und unser Kolumnist haben analysiert, was die Spitzenkandidaten in ihrer Kampagne und ihrer Kommunikation dringend verbessern müssen.

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Zehn Reden für die Ewigkeit
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Gemeinsam mit dem Rhetorik-Experten Michael Ehlers wollen wir etwas genauer hinschauen, wie die Parteien um Wähler werben. Denn Wahlkampf im größten Bundesland, das ist in der politischen Kommunikation quasi Prime-Time. Der WDR bietet zu dieser Wahl im Internet erstmals die Möglichkeit, sich in einem standardisierten Kandidatencheck über alle NRW-Politiker zu informieren. 20 Fragen, vier Minuten, keine Schnitte.

Jeder präsentiert sich so wie er mag. Dieser Auftritt ist eine Basis unserer Analyse. Hinzu kommen die Plakat-Kampagnen der Parteien.

Das Ergebnis unserer Bewertung: leider viel Mittelmaß aus der Mottenkiste der Kommunikation.



Hannelore Kraft, SPD

Die Kampagne: Die NRW-Ministerpräsidentin setzt vorrangig auf Persönlichkeit und ihre direkte Art. Kraft ist im Umgang gern mal herzlich bis ruppig, doch davon merkt man ihrer Wahlkampagne kaum etwas an. Die ist reichlich verkopft. Hashtag "NRWIR" steht neben Krafts Portrait-Foto. Klingt wie ein bemüht zeitgemäßes und Gemeinschaft suggerierendes Wortspiel, das stark an Radio-Claims wie "Wir von hier" erinnert. Entworfen wurde die Kampagne offenbar vor der Niederkunft des SPD-Messias Martin Schulz.

Denn das SPD-Logo ist so klein, als wolle Frau Kraft die eigene Partei verleugnen. Am gewagtesten sind bei der Kampagne die Themen-Plakate, in denen vollmundig von "Schlaumeiern" und "Malochern" die Rede ist, um damit die Regierungserfolge in puncto Bildung und Arbeitsplätzen herauszustellen. Dass die tatsächlichen Fakten in NRW eher bescheiden ausfallen, macht die Kampagne nicht gerade glaubwürdiger.

Zehn Tipps für die perfekte Rede

Da wirkt das stylische Plakat einer Frau mit Hund am Schreibtisch vor dem iMac - während durchs Fenster schemenhaft die Ruine eines Zechenturms zu sehen ist - wie der verzweifelte Versuch der Werber, traditionelle Malocher-Klientel und "Generation Y" anzusprechen. Ein großer Spagat und sehr konstruiert.

Die Kommunikation: "Kraft punktet mit seriösen Attributen, die wir von einer deutschen Politikerin erwarten", analysiert Rhetorik-Trainer Michael Ehlers. Die Ministerpräsidentin vereint Verbindlichkeit und Gelassenheit. Mit ihrem Ruhrpott-Regiolekt und einem stetigen, teils verschmitzten Lächeln bricht sie mit dem politischen Konservatismus. Sie kann - je nach Publikum - auch derb. Ehlers: "So entsteht bei den Wählern der Eindruck, Hannelore Kraft sei in ihrem Amt als SPD-Alpha-Frau in NRW genau richtig."  

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