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MobilitätLohnt sich Ihr Auto?

Die Liebe der Deutschen zu ihren Autos scheint sich zu wandeln. Für viele Großstädter sind Kosten und Nutzen wichtiger als Komfort, Fahrspaß und Besitzerstolz. Zeit für den großen Finanzcheck.Niklas Hoyer 29.08.2013 - 05:55 Uhr

Mercedes S-Klasse

19.092 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: dpa-tmn

Porsche 911

17.460 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: dapd

Ford Focus

4356 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: CLARK/obs

Jaguar XF

12.804 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: dpa

Audi A4 Avant

11.424 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: AP

Volkswagen Golf

5367 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: dpa

Toyota Yaris

4120 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Foto: Blumenbüro Holland/dpa/gms

BMW 3er

7797 Euro Wertverlust, Fix-, betriebs- und Wartungskosten bei vier Jahren Haltedauer und 15000 Kilometern pro Jahr

Quelle: ADAC, Center Automotive Research

Foto: dapd

Wenn Thomas Weiß ein Auto braucht, greift er nicht zum Schlüssel, sondern zum Smartphone. Dabei steht vor der Familienwohnung in Köln-Sülz ein schicker Geländekompaktwagen von BMW, der X3. "Unter der Woche fahre ich den aber nie", sagt Weiß, der als Grafikdesigner arbeitet.

Die fünf Kilometer zum Büro in Ehrenfeld legt er mit dem Rad zurück. Für die meisten anderen Strecken nutzt er flexibles Carsharing, bei dem er per Smartphone-App ein Auto in der Nähe sucht, einsteigt, losfährt und es irgendwo im Stadtgebiet wieder abstellt. Für kurze Strecken nimmt er einen Smart vom Carsharing-Anbieter Car2Go: "Damit finde ich überall einen Parkplatz und bin auch nicht auf Anwohnerparkplätze bei uns beschränkt." Zu Kundenterminen in Düsseldorf fährt er mit einem Mini oder einem BMW 1er des Car2Go-Wettbewerbers DriveNow. "Da kann ich das Auto im Voraus für drei oder sechs Stunden buchen und fahre noch günstiger." Mit dem Zug wäre er für Hin- und Rückfahrt fast zwei Stunden unterwegs. Für eine Besprechung von maximal einer Stunde viel zu lang.

Deutsche lieben ihre Autos

Der Pragmatiker

Kosten: 3120 Euro pro Jahr*

Strecke pro Jahr: 5500 km
Thomas Weiß, 39, ist Grafikdesigner in Köln. Er ist verheiratet, eine Tochter. In der Familie hat er zwar ein Auto, einen BMW X3, doch den nutzt er unter der Woche nie. Zur Arbeit fährt er Rad. Für längere Strecken nutzt er
Carsharing. Für rund 15 Fahrten pro Monat zahlt er im Jahr nur 480 Euro. Der Rest geht vor allem für das Auto drauf, das aber überwiegend seine Frau nutzt.

*jährliche Gesamtausgaben für Mobilität der drei Beispielfälle (je nach Person für Auto, Carsharing, Bus, Bahn und Fahrrad)

Foto: Dominik Pietsch für WirtschaftsWoche

Weiß ist mittlerweile Überzeugungstäter: "Ich finde Carsharing modern und fühle mich damit frei. Statt eines Autos habe ich in Köln nun 350 Smart und fast 200 Mini und BMW zur Verfügung." Will er auf dem Kegelabend ein paar Kölsch trinken, fährt er danach Taxi und muss sich um Auto und Führerschein keine Gedanken machen. Anfangs waren seine Freunde erstaunt, mittlerweile sind die meisten selbst Carsharing-Kunden geworden.

Nur für den Urlaub mit der Frau und der zweijährigen Tochter oder für gelegentliche Shoppingtouren will Weiß das eigene Auto nicht missen.

Solch rationale Überlegungen sollten nicht täuschen: Das Verhältnis der Deutschen zu ihren Autos ist und bleibt eine Liebesbeziehung. Laut Forsa-Umfrage können sich fast drei Viertel der deutschen Autofahrer kein Leben ohne Auto vorstellen. Jede achte Frau hat ihrem Auto einen Namen gegeben (bei den Männern nur jeder zwanzigste). Für die meisten steht das eigene Auto für Unabhängigkeit und Freiheit. Und doch konnten sich 44 Prozent der Befragten vorstellen, das eigene Auto mit anderen Menschen zu teilen.

Die Freude nutzt sich ab

Noch vor einigen Jahren wäre das undenkbar gewesen: Carsharing war etwas für Ökoidealisten. Seit neue Anbieter den Markt vor allem in den Großstädten aufmischen, hat sich das geändert – Carsharing ist hip. Nutzer können, wie Thomas Weiß, ein Auto per Smartphone oder Internet finden. Öffnen können sie das Auto einfach mit einem Chip auf ihrer Kundenkarte oder dem Führerschein. Zum Schluss lassen Nutzer das Auto irgendwo stehen. Aus der Liebes- wird eine Zweckbeziehung, abgerechnet im Minutentakt. Allerdings: Die Freude beginnt sich abzunutzen. Mitunter verdreckte Autos und verqualmte Innenräume verärgern inzwischen manchen den Sharing-Alltag.

Car2Go und DriveNow sind die beiden größten neuen Carsharing-Anbieter. Hinter ihnen stehen die Autokonzerne Daimler (Car2Go) und BMW (DriveNow). "Erst mit diesem flexiblen Carsharing ist es für mich eine Option geworden", sagt Weiß. Vorher hätte er ein Carsharing-Auto im Voraus buchen, an einer festen Station abholen und dort auch wieder abstellen müssen: "Das war mir zu umständlich."

Viele Autofahrer denken ähnlich – und haben nun erstmals die Wahl: Wollen sie ihr eigenes Auto fahren? Oder nutzen sie Carsharing, Mietwagen und Taxi? Sie stellen Kosten und Nutzen ins Verhältnis.

Sonderaktionen der Hersteller, Eigenzulassungen und Händler-Rabatte führten dazu, dass sich immer weniger Privatkunden einen Neuwagen zum regulären Preis kaufen, teilte das CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen mit. „Der Automarkt in Deutschland bleibt Rabatt-getrieben. Privatkunden kaufen immer mehr Tageszulassungen“, sagte CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer. Während sich Autokäufer freuen können, verdirbt die Rabattschlacht die Margen der Hersteller. Zuerst hatte das Magazin „Focus“ über die Studie berichtet.

Internetvermittler hätten im November für die Top 30 Modelle Preisnachlässe von durchschnittlich 20,9 Prozent gewährt, beinahe jede dritte Zulassung (31,8 Prozent) gehe auf das Konto von Autoherstellern und -händlern. Insgesamt sei der Rabatt-Index des CAR-Instituts auf das höchste November-Niveau seit mehr als fünf Jahren gestiegen. Das sei mit Blick auf das Jahr 2015 eine Enttäuschung, betonte Dudenhöffer: „Die hohen Rabatte sind ein Zeichen dafür, dass auch in den kommenden Monaten mit schwacher Autokonjunktur in Deutschland gerechnet werden muss.“ Auf diese zehn Autos gab es 2014 im März die höchsten Rabatte:

Foto: dpa

Platz 10: Mazda 2

Bei der Vario-Finanzierung sparen Kunden sich 3655 Euro. Bei einem Listenpreis von 12.390 Euro entspricht das einem Nachlass von 29,5 Prozent.

Foto: dapd

Platz 9: Nissan Micra

Der Kleinwagen von Nissan kostet eigentlich 11.400 Euro. Wer die Rabatte der "City Cars Angebote" nutzt, spart allerdings 3492 Euro. Das sind immerhin 30,6 Prozent.

Foto: AP

Platz 8: Renault Clio

"Relax Finanzierung" heißt die aktuelle Rabattaktion bei Renault, bei der der Hersteller dem Käufer des Clio einen Rabatt von 31,6 Prozent auf den Listenpreis von 12.800 Euro gewährt. Käufer sparen damit 4042 Euro. Vier Jahre Garantie (Wartung und Mobilität) sind inklusive.

Foto: PR Renault

Platz 7: Chevrolet Captiva

Auch ein SUV-Modell hat es in die Top Ten geschafft. Der Captiva der US-Marke kostet eigentlich 25.690 Euro - mit dem Aktionspreis gibt es 32,4 Prozent Rabatt, also 8330 Euro Nachlass. Offizielles Ende der Aktion war der 31. März 2014. Laut Webseite des Herstellers sind aber Anfang April noch Modelle in "sehr begrenzter Stückzahl" vorhanden. Allerdings nicht mehr bei allen Chevrolet Partnern.

Foto: Blumenbüro Holland/dpa/gms

Platz 6: Chevrolet Orlando

Das Crossover-Modell nimmt ebenfalls an der "Günstig wie noch nie"-Aktion teil. 34,2 Prozent Preisnachlass gibt es auf 19.990 Euro. Käufer haben dabei also 6842 Euro gespart. Aber auch hier gilt: Offiziell endet die Aktion mit dem März.

Foto: REUTERS

Platz 5: Nissan Note

Beim Nissan Note lassen sich 4845 Euro einsparen. Der Listenpreis liegt bei 13.990 Euro, mit der Sonderaktion "City Cars Angebote" gibt es 34,6 Prozent Nachlass.

Foto: REUTERS

Platz 4: Fiat Punto

Mit dem "All-in-Leasing"-Angebot rollt der Kleine ins obere Mittelfeld. Vom Neupreis von 11.490 Euro lassen sich durch einen dicken Rabatt von 36,5 Prozent 4196 Euro abschlagen.

Foto: REUTERS

Platz 3: Chevrolet Aveo

Vom Listenpreis 10.990 Euro werden durch die Aktion 37,9 Prozent abgezogen. Beim Aveo lassen sich so 4165 Euro sparen. Laut Hersteller endete die Aktion offiziell am 31. März.

Foto: AP

Platz 2: Chevrolet Cruze

Der Cruze Station Wagon nimmt ebenfalls an der Rabattaktion teil. Hier lassen sich von 15.990 Euro 6842 Euro einsparen - durch einen Preisnachlass von 42,8 Prozent. Offiziell gültig war das Angebot bis zum 31. März.

Foto: AP

Platz 1: Chevrolet Spark

Den kleinen Flitzer bietet Chevrolet nach eigenen Angaben "so günstig wie noch nie" an. Wieder lief die Aktion bis zum 31. März 2014. Wieder heißt es Anfang April auf der Homepage: "Nur noch in sehr begrenzter Stückzahl und nicht mehr bei allen teilnehmenden Händlern verfügbar." Der Neupreis liegt bei 8990 Euro - doch mit satten 43 Prozent Rabatt sparen Kunden 3867 Euro.

Foto: REUTERS

Was Autofahrer pro Jahr bezahlen. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Foto: WirtschaftsWoche

Einige verzichten auf das eigene Auto dann komplett. So wurden in den ersten sieben Monaten 2013 6,7 Prozent weniger Autos neu zugelassen als von Januar bis Juli 2012. Vor allem das Privatkundengeschäft lahmt: Denn dank Carsharing und Mietwagen, das zeigen unsere Musterrechnungen, lohnt sich für viele Menschen das eigene Auto rein finanziell nicht mehr.

"Autofahrer sollten nicht nur den Kaufpreis, Benzinkosten, Kfz-Steuer und Versicherung im Blick haben, sondern auch eine Rücklage für Reparaturen und für den Kauf des nächsten Autos", sagt Stefanie Kühn, Honorarfinanzberaterin aus Grafing.

Der Öko

Kosten: 2400 Euro pro Jahr *

Strecke pro Jahr: 9500 km
Thomas Behm, 50, ist Geschäftsführer eines Kinos in Münster. Er und sein Partner kommen aus ökologischen und finanziellen Gründen ohne Auto aus. Im Alltag fährt Behm Rad. Für längere Fahrten nimmt er die Bahn oder ein Stadtteilauto, das lokale Carsharing. Insgesamt zahlt Behm für die Bahn 1680 Euro pro Jahr, für Carsharing 480 Euro und für Fahrradreparaturen 240 Euro.

*jährliche Gesamtausgaben für Mobilität der drei Beispielfälle (je nach Person für Auto, Carsharing, Bus, Bahn und Fahrrad)

Foto: Ingo Rappers für WirtschaftsWoche

Der ADAC hat für die WirtschaftsWoche berechnet, wie viel beliebte Neu- und Gebrauchtwagen der Klein- und Mittelklasse kosten, darunter ein Toyota Yaris, der VW Golf und ein BMW 3er. Das Ergebnis: Für 15 000 Kilometer im Jahr und bei vier Jahren Haltedauer geben Autofahrer bei den ausgewählten Modellen zwischen 4100 und 7800 Euro pro Jahr aus (siehe Tabelle).

Oberklassewagen fehlen in dem Vergleich: Sie sind purer Luxus. Ein Porsche 911 etwa kostet bei gleicher Berechnung 17 460 Euro pro Jahr. Carsharing, Mietwagen und Taxi wären hier immer deutlich günstiger, sind aber für überzeugte Porsche-Fahrer keine Alternative. Auch Selbstständige kaufen oft bewusst teure Autos, aus Komfort-, aber auch aus Statusgründen. Finanziell bewerten lässt sich die Lebensqualität so wenig wie der Fahrspaß mit einem 911er.

Hoher Wertverlust bei Neuwagen

Bei den Neuwagen schlägt vor allem der hohe Wertverlust zu Buche, der bei den ausgewählten Modellen ein Drittel bis knapp die Hälfte der Gesamtkosten ausmacht. Rabatte der Hersteller wurden hier auf Basis von Marktstudien des Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen schon eingerechnet. Bei Gebrauchtwagen droht dem Besitzer zwar kein so drastischer Wertverlust, dafür lassen Reparaturrechnungen die Kostenvorteile schrumpfen. So liegen die Gesamtkosten eines gebrauchten Toyota Yaris nahezu auf dem Niveau eines Neuwagens.

Auch wenn der ADAC alle typischen Kosten berücksichtigt: Im Einzelfall kann ein Auto noch teurer sein. Großstädter brauchen oft einen Tiefgaragenstellplatz, für den locker 50 bis 100 Euro im Monat fällig sind. Fahranfänger müssen über 100 Euro pro Monat für die Versicherung einplanen, wenn das Auto auf sie zugelassen ist.

Hohe Rabatte bei Barkauf

Eine Kreditfinanzierung kann die Kosten ebenfalls in die Höhe treiben. So kassiert BMW beim 3er für einen Kreditkauf über drei Jahre happige 7,99 Prozent Jahreszins. 4347 Euro an Zinsen und Gebühren würden insgesamt fällig. Volkswagen verlangt für den Golf hingegen nur 1,9 Prozent Zins pro Jahr. Ein Schnäppchen? Oft sind solch günstige Kreditzinsen nur ein Zeichen dafür, dass bei Barzahlung entsprechend hohe Rabatte drin sind. Finanzberaterin Kühn rät vom Kreditkauf generell ab: "Ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand, und der sollte nicht auf Kredit gekauft werden."

Viele leitende Angestellte bekommen einen Dienstwagen gestellt und erregen damit Neid. Zu Unrecht: Der Dienstwagen kann teurer werden als gedacht. "Die steuerlichen Folgen sind oft eine böse Überraschung", sagt Marc Kürten, Fachanwalt für Steuerrecht in Düsseldorf. Wird der Wagen pauschal versteuert, kostet ein BMW 5er zu 50 000 Euro Listenpreis einen alleinstehenden Angestellten mit 5000 Euro Bruttomonatseinkommen ohne Weiteres 300 Euro pro Monat – allein durch die höhere Steuerlast, weil er jeden Monat ein Prozent des Brutto-Listenneupreises pauschal versteuern muss. Nutzt der Angestellte den Wagen für die Fahrten zur Arbeit, kommt noch ein Aufschlag drauf. Selbst bei nur sieben Kilometern Entfernung zur Arbeit belastet ihn das jeden Monat mit weiteren 50 Euro.

Wie Carsharing in Großstädten funktioniert und was es kostet
Car2Go
DriveNow
Multicity
JoeCar
Stadtflitzer

Soll sich der Angestellte außerdem an den Kosten des Dienstwagens beteiligen, ist Vorsicht geboten. "Je nach Beteiligungsmodell kann der Angestellte diese Ausgaben als Werbungskosten absetzen – oder auch nicht", sagt Kürten. So müssen Angestellte eine Benzinbeteiligung zum Beispiel komplett selbst bezahlen, ohne dass sie diese absetzen können. "Übernimmt der Arbeitgeber aber die Spritkosten und berechnet nur ein nutzungsabhängiges Entgelt, ist das steuerlich abzugsfähig", sagt Kürten, "selbst wenn die Höhe des Entgelts genau den Benzinkosten entspricht." Vor allem in großen Unternehmen hätten Angestellte bei der Kostenbeteiligung jedoch keinen Gestaltungsspielraum: "Da heißt es nur, friss oder stirb", sagt Kürten.

Ein Leben ohne Auto kann funktionieren. Münster führt es vor. Die Stadt ist für ihre Fahrradfahrer bekannt: Für vier von zehn Fahrten nutzen die Münsteraner das Rad – ein Spitzenwert in Deutschland.

Auch ein stehendes Auto kostet

Die Deutschen haben ein besonderes Verhältnis zu ihrem Auto - und das hat das Sozialforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der CosmosDirekt untersucht: Was lieben die Deutschen, Männer wie Frauen, Alt und Jung, Ost- und Westdeutsche an ihrem Auto? Ist es noch Statussymbol? Was nervt an anderen Autofahrern? Wer kümmert sich um die Pflege und wie finanzieren die Deutschen Porsche, Golf und Co.? Dazu haben die Wissenschaftler 1253 Menschen ab 18 Jahren befragt.

Foto: dpa - picture-alliance

Der Legende nach haben die Deutschen eine besondere Bindung zu ihrem Auto: Dabei gründen nicht alle, wie hier zu sehen, einen Fanclub für das Gefährt ihrer Wahl. Gefragt, ob sie sich ein Leben ohne Auto vorstellen könnten, antworteten 73 Prozent der Deutschen mit Nein. Nur 21 Prozent könnten auch ohne fahrbaren Untersatz gut auskommen, ergab die Forsa-Umfrage.

Foto: dpa - picture-alliance

Wie sehr sich die Einstellungen zum eigenen Auto ändern, zeigt ein Blick in die Gruppe der jüngeren Fahrer: Unter den 18- bis 29-Jährigen können sich immerhin 27 Prozent ein Leben ohne Auto vorstellen. Bei Befragten mit niedrigerem Bildungsniveau fällt der Anteil allerdings deutlich geringer aus. Interessant: Zwischen Männern und Frauen gibt es fast keinen Unterschied. Auch Frauen lieben eben ihr Auto.

Foto: dpa - picture-alliance

Für 87 Prozent der befragten Autonutzer ist das Fahrzeug ein Symbol für „Unabhängigkeit“. Gleichzeitig sehen es mehr als drei Viertel pragmatisch als „Mittel zum Zweck“ (77 %). Immerhin knapp die Hälfte assoziieren
mit dem Autofahren emotionalere Aspekte wie „Freiheit“ (50 %), „Herumkommen“ (45 %) und „Fahrspaß“ (38 %).

Foto: pr

Für jüngere Autofahrer haben offenbar ein deutlich emotionaleres Verhältnis zu ihrem Auto: Sie empfinden es überdurchschnittlich häufig als Symbol für „Freiheit“ (73 Prozent), für „Fahrspaß“ (69 Prozent) und Mittel zum „Herumkommen“ (59 Prozent). Auch sieht immerhin jeder Vierte in dieser Altersgruppe das Auto als „Statussymbol“. Der Fahrspaß steht bei Männern insgesamt deutlich im Vordergrund: Immerhin assoziiert knapp die Hälfte der Männer Freude am Fahren, nur 32 Prozent der Frauen äußern sich ähnlich.

Foto: gms

Nicht nur Oldtimer-Besitzer hegen ein besonderes Verhältnis zu ihrem Auto: Knapp ein Drittel der Deutschen gibt an, stolz auf das eigene Auto zu sein. Für sie ist es „mehr als ein reines Fortbewegungsmittel“. Eine kleine Gruppe spricht mit ihm (19 Prozent), andere schimpfen (13 Prozent) und jeder Zehnte gibt seinem fahrbaren Untersatz auch Namen (9 Prozent).

Foto: dpa - picture-alliance

Mehr Männer als Frauen sehen in ihrem Auto „mehr als ein reines Fortbewegungsmittel“, andererseits sprechen mehr Frauen öfter mit ihrem Auto (23 Prozent der Frauen) und geben ihm häufiger einen Namen (13 Prozent). „Mein Auto ist mir so wichtig wie ein Familienmitglied“ gaben insgesamt nur fünf Prozent der Fahrer an.

Foto: dpa - picture-alliance

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer setzte sich für die neuen KfZ-Kennzeichen ein: Diese sollen von nun an variabler gestaltet werden. Viele Kürzel verschwanden durch Gebietsreformen — Kreisen und Städten wird nun freie Hand gelassen, ob manche Kürzel zurückkehren. Ein Viertel (25 Prozent) der Autonutzer würde auf jeden Fall (7 Prozent) bzw. wahrscheinlich (18 Prozent) diese Möglichkeit der freien Gestaltung für das Auto-Kennzeichen nutzen.

Foto: dpa - picture-alliance

Besonders für kreisangehörige Städte sind die Kennzeichen Ausdruck stärkerer lokaler Identität. Während leicht überdurchschnittlich häufig die 30- bis 49-Jährigen die Möglichkeit zur freien Gestaltung des Kennzeichens nutzen würden, verweigern sich die über 50-Jährigen dieser Form von Lokalpatriotismus eher - die Hälfte würde die freie Gestaltung sicher nicht in Anspruch nehmen.

Foto: dpa - picture-alliance

Jeder zweite Befragte, der in einer Partnerschaft lebt, kümmert sich persönlich um die Pflege seines Autos (52 Prozent). Bei jedem Vierten ist eher der Partner mit Pflegeaufgaben betraut (24 Prozent). Insgesamt ist Autopflege Männersache, das zeigen die Untergruppen: 81 Prozent der befragten Männer erledigt diese Tätigkeit selbst, gleichzeitig nur 24 Prozent der befragten Frauen.

Foto: dpa - picture-alliance

Wer fährt? Für jeden Zehnten (11 Prozent insgesamt, 14 Prozent der Männer) ist die Sache klar: Das Steuer wird nicht aus der Hand gegeben. Die große Mehrheit aber verleiht das Auto auch anderen, am häufigsten dem Partner (63 Prozent) oder einem anderen Familienmitglied (52 Prozent). Jeder Vierte lässt enge Freunde das eigene Auto benutzen, nur 6 Prozent noch andere Personen. Die unter 30-Jährigen haben am wenigsten Probleme damit, ihr Auto zu verleihen.

Foto: dpa - picture-alliance

Es knallt, es scheppert, der Schaden ist da: Die meisten Deutschen zeigen sich gelassen, wenn ihr Auto eine Beule abbekommt - nur neun Prozent würden sich in diesem Fall sehr stark aufregen. Immerhin 17 Prozent würden sich „gar nicht aufregen“, ergab die Forsa-Studie. Mit steigendem Alter nimmt auch die Schadenstoleranz zu: Während sich noch die Hälfte der Jüngeren stark oder sehr stark aufregen würde, sind es in der mittleren Altersgruppe noch ein Drittel und bei den Älteren ab 50 nur noch jeder Vierte.

Foto: dpa - picture-alliance

In einer Beziehung kann das Autofahren schnell zum Streitpunkt werden. „Zu dichtes Auffahren“ gilt für die Mehrheit der Autonutzer als Hauptstörfaktor, wenn ihr Partner Auto fährt (32 Prozent). Aber auch eine „zu schnelle Fahrweise“ und mangelnde „Orientierung“, „keine vorausschauende Fahrweise“ und „Unaufmerksamkeit“ stören jeden vierten bis jeden fünften Befragten.

Foto: dpa - picture-alliance

Mit dem Alter kommt die Gelassenheit: Je älter die Nutzer, desto gelassener gehen sie auch mit den Eigenheiten und Unarten ihres autofahrenden Partners um. Generell identifizieren Frauen das allzu dichte Auffahren als besonders störend. Männer dagegen ärgert mangelndes Vorrausschauen und, ganz Klischee, schlechtes Einparken bei ihren Partnerinnen besonders.

Foto: Handelsblatt

Gerade im Straßenverkehr wird oft und gerne ungehalten geflucht - Grund dafür sind die Unarten der anderen Fahrer: Knapp neun von zehn sehen „Drängeln“ als größte Unart (86 %), drei von vier ärgern sich, wenn man „keinen Blinker benutzt“ (74 %). 64 Prozent stört es, wenn andere „mit dem Handy telefonieren“, und 53 Prozent regen sich über „Schleicher“ auf. Über Autofahrer, die den „Motor bei längerem Stehen laufen lassen“, echauffieren sich 41 Prozent, über laute Musik ärgern sich 32 Prozent, dicht gefolgt von „Lichthupe“ (29 %) und „Hupen“ (27 %).

Foto: dpa - picture-alliance

Was Autofahrer nervt: Laute dröhnende Musik - für jeden Dritten eine absolute Unart (32 Prozent). Besonders Männer fühlen sich von „Schleichern“ genervt (59 Prozent). Interessant ist, dass sich – im Gegensatz zu den vorigen Fragen – mehr Ältere über die genannten Unarten im Autoverkehr aufregen als Jüngere. Mit steigendem Alter empfinden die Befragten Regelverletzungen im Autoverkehr offenbar zunehmend als störend. Ausnahme: „Schleichen“, über diese Unart nimmt der Ärger mit steigendem Alter ab.

Foto: Handelsblatt

Sogar Selbstkritik gibt es bei einem Teil der Fahrer: Jeder Dritte hat sehr häufig oder häufig gegessen oder getrunken, jeder Fünfte das Navigationsgerät bedient. 13 Prozent haben sich (sehr) häufig parallel zum Fahren um ein Kind gekümmert, 12 Prozent ohne Freisprechanlage mit dem Handy telefoniert, und 10 Prozent ihren Beifahrer geküsst.

Foto: gms

Während der Fahrt die Route am Navigationsgerät einstellen: Mehr Männer als Frauen gaben zu, das schon mal gemacht zu haben (27 vs. 16 Prozent). Dafür haben sich mehr Frauen als Männer während der Fahrt um ein Kind gekümmert (16 vs. 9 Prozent). Diese Unart geben außerdem mehr Befragte im mittleren Alter an als die anderen zwei Altersgruppen (24 vs. 7 Prozent Jüngere und 5 Prozent Ältere). Für alle anderen Unarten gilt: Je älter der Autofahrer, desto angemessener verhält er sich - zumindest in seiner eigenen Wahrnehmung.

Foto: dpa - picture-alliance

Pflege fürs Auto ist für die Mehrheit ein Muss. 61 Prozent der Autonutzer geben monatlich für die Pflege und Instandhaltung ihres Autos weniger als 50 Euro aus. 26 Prozent geben dafür zwischen 50 und 100 Euro aus. Nur wenige geben für die Pflege und Instandhaltung ihres Autos zwischen 100 und 150 Euro (4 Prozent) bzw. mehr als 150 Euro (1 Prozent) aus.

Foto: dpa - picture-alliance

Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Autonutzer haben in den vergangenen zehn Jahren ein- (30 Prozent) oder mehrmals (17 Prozent) ihre KfZ-Versicherung gewechselt. 53 Prozent der Autonutzer haben ihre Versicherung noch nicht gewechselt. Männer haben häufiger als Frauen mehrmals ihre Versicherung in den vergangenen zehn Jahren gewechselt. Überdurchschnittlich häufig haben die unter 30-Jährigen Autonutzer ihre Versicherung noch nicht gewechselt.

Foto: dpa - picture-alliance

Die Mehrheit (54 Prozent) der Befragten kümmert sich nicht um die Autoversicherung. 43 Prozent der Autonutzer überprüfen regelmäßig, z.B. einmal pro Jahr, ihren KfZ-Versicherungstarif und informieren sich, ob es andere bessere oder günstigere Angebote für sie gibt. Jüngere Autonutzer kümmern sich häufiger als ältere Autonutzer nicht um die regelmäßige Überprüfung ihres KfZ-Versicherungstarifs.

Foto: dpa - picture-alliance

Wenn's nicht nur ein Spielzeugauto sein soll, sparen die Deutschen für den Neuwagen: 49 Prozent würden so lange Geld zurücklegen, bis sie genug für ein neues Auto zusammen haben. 26 Prozent würden dafür einen Kredit aufnehmen. 9 Prozent würden das Auto leasen und 5 Prozent würden sich das Geld privat leihen, um sich ein neues Auto zu finanzieren. Autonutzer mit formal höherem Bildungsabschluss würden überdurchschnittlich häufig sparen bis genug Geld da ist. Ostdeutsche Autonutzer würden häufiger als der Durchschnitt einen Kredit aufnehmen, um sich ein neues Auto zu finanzieren.

Foto: dpa - picture-alliance

Die hohen Preise für Benzin und Diesel zeigen ihre Wirkung: Die Mehrheit (57 Prozent) der Autonutzer hat etwas an ihrem Fahrverhalten geändert und versucht spritsparender zu fahren. In etwa ein Viertel (23 Prozent) der Autonutzer lässt das Auto häufiger stehen und nutzt alternative Verkehrsmittel, z.B. Bus und Bahn. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) hat hingegen nichts an ihrem Fahrverhalten geändert.

Foto: dpa - picture-alliance

In Großstädten werden die Auto-Leihmodelle breitflächig beworben: So haben vier von fünf Befragten schon einmal von „Carsharing“ gehört. Im Westen ist der Anteil höher als im Osten.

Foto: dpa - picture-alliance

Tatsächlich genutzt wird Carsharing erst von 1 Prozent der Bevölkerung ab 18 Jahren. 44 Prozent können sich jedoch vorstellen, dieses Modell einmal zu nutzen. Die Bereitschaft ist bei Jüngeren besonders hoch (61 Prozent), ebenso bei Personen mit hoher formaler Bildung (56 Prozent). Männern können sich eher als Frauen vorstellen, Carsharing zu nutzen. Die Daten wurden vom Forschungsinstitut Forsa im Auftrag von CosmosDirekt erhoben.

Foto: dpa - picture-alliance

Thomas Behm, Geschäftsführer eines Kinos in Münster hat ein Dienstfahrrad, ein traditionelles Hollandrad samt Korb, ein eigenes Tourenrad und ein kompaktes Klapprad. Sein letztes eigenes Auto, einen alten Volvo, hat er vor zehn Jahren abgeschafft. "Monat für Monat habe ich 250 Euro nur dafür gezahlt, dass der dasteht", sagt Behm. Genutzt hat er das Auto selten, zur Arbeit kommt er in fünf Minuten zu Fuß. Für längere Strecken nimmt Behm gern den Zug und musste sich dann ärgern: "Das Auto steht ja trotzdem da und kostet."

Heute bucht Behm sich einen Wagen übers Internet, wenn er doch mal ein Auto braucht. Flexibles Carsharing ohne Voranmeldung und Stationen gibt es in Münster zwar noch nicht. Behm kann sich aber bei Stadtteilauto, dem lokalen Carsharing, ein Modell aussuchen, vom Kleinwagen bis zum Transporter. Die Autos stehen an festen Stationen, die nächste ist 400 Meter vom Kino entfernt. "Für mich ist das komfortabel", sagt Behm. "Um Reparaturen, Winterreifen und all diese Themen muss ich mir keine Gedanken machen."

Das bekannteste und größte stationäre Carsharing ist Flinkster von der Deutschen Bahn. 2800 Autos stehen an Stationen in 140 Städten parat – etwa an allen großen ICE-Bahnhöfen. Die Bahn setzt darauf, dass Kunden Zug- und Autofahrt kombinieren. Rund 230 000 Nutzer sind angemeldet. Eine monatliche Grundgebühr gibt es nicht. Kunden zahlen pro Fahrt. Ein Kleinwagen kostet tagsüber 5,00 Euro pro Stunde und 18 Cent pro Kilometer. In Berlin können sie auch ohne Registrierungsgebühr das flexible Carsharing von Multicity nutzen, mit dem Flinkster kooperiert.

Große Ersparnisse mit Carsharing möglich

Ab wann sich ein eigenes Auto lohnt - ein Vergleich
Szenario 1: 5000 km pro Jahr
Szenario 2: 10.000 km pro Jahr
Szenario 3: 15.000 km pro Jahr

Bei Stadtteilauto in Münster muss Behm jeden Monat eine Grundgebühr zahlen, für Privatnutzer sind das 9,10 Euro. Ansonsten zahlt auch er nur, wenn er wirklich fährt: Ein Kleinwagen kostet bei Stadtteilauto 1,50 Euro bis 1,70 Euro pro Stunde zuzüglich 23 Cent pro gefahrenen Kilometer; für längere Fahrten gibt es Pauschalen. Privat nutzt Behm das Angebot ein Mal im Monat, etwa für einen Ausflug ins holländische Enschede, knapp 70 Kilometer entfernt. Insgesamt kommen so 40 Euro fürs Carsharing zusammen. Rechnet man die Dienstfahrten fürs Kino hinzu sind es 250 Euro – genau so viel, wie Behms alter Wagen kostete, noch bevor er auch nur einen einzigen Kilometer gefahren war.

Der Pendler

Kosten: 10.800 Euro pro Jahr*

Strecke pro Jahr: 50 000 km
Julian Medvedec, 27, arbeitet als Industriemeister bei einem Automobilzulieferer. Er pendelt mit seinem Citroën C5 knapp 100 Kilometer pro Strecke von Sindelfingen nach Rottweil. Als Autofan stört ihn die Pendelei nicht. Teuer ist sie: Für Diesel zahlt er 4800 Euro im Jahr, Kfz-Steuer und Versicherung kosten 2400 Euro, Wertverlust, Wartung und Reparaturen 3600 Euro.

*jährliche Gesamtausgaben für Mobilität der drei Beispielfälle (je nach Person für Auto, Carsharing, Bus, Bahn und Fahrrad)

Foto: Deniz Saylan für WirtschaftsWoche

Doch sowohl Behm als auch der Kölner Grafikdesigner Weiß legen insgesamt nur relativ geringe Strecken zurück. Deutlich weniger als die 14 000 Kilometer pro Jahr, die ein Autofahrer im Schnitt fährt. Wie sieht es also für den durchschnittlichen Autofahrer aus – lohnt sich ein eigenes Auto für ihn?

In einer detaillierten Musterrechnung hat die WirtschaftsWoche die Kosten des eigenen Autos, Betriebskosten, Wertverlust, Reparaturen, Kfz-Steuer und Versicherungsbeiträge, mit den Ausgaben für Carsharing und Mietwagen verglichen. Die angesetzten Autokosten gelten für einen gebrauchten Klein- bis Mittelklassewagen. Als Alternative wurden flexibles Carsharing (DriveNow), stationäres Carsharing (Flinkster) und klassische Mietwagen (Sixt) je nach Fahrt kombiniert und mit den entsprechenden Ausgaben, also Miete, Versicherung und beim normalen Mietwagen auch Benzinkosten, berücksichtigt.

Resultat: Legen Autofahrer jedes Jahr nur 5000 oder 10 000 Kilometer zurück, fahren sie mit Carsharing und Mietwagen billiger. Bei 5000 Kilometern sparen sie jährlich 1086 Euro, über die vier Jahre also gut 4300 Euro. Bei einer Jahresfahrleistung von 10 000 Kilometern sparen sie jährlich noch 265 Euro. Für Autofahrer mit einer Fahrleistung von 15 000 Kilometern pro Jahr lohnt sich der eigene Wagen hingegen schon. Sie sparen dann gegenüber dem Nutzer von Carsharing und Mietwagen 687 Euro im Jahr.

Für die meisten lohnt das eigene Auto nicht

Der Grenzwert liegt bei exakt 11 250 Kilometern pro Jahr – hier sind die Kosten für das eigene Auto und die alternative Carsharing- und Mietwagennutzung identisch. Laut einer Allensbach-Umfrage fährt knapp die Hälfte der deutschen Autofahrer im Jahr weniger als 10 000 Kilometer. Nur 28 Prozent kommen auf mehr als 15 000 Kilometer. Für die meisten Autofahrer rechnet sich das eigene Auto demnach nicht – jedenfalls dann, wenn man ausschließlich die messbaren rein finanziellen Aspekte berücksichtigt und die verbreitete Liebe zum Auto, zu Freiheit und Statusdenken außen vor lässt.

Klar ist: Diese Musterrechnung gilt nur unter den getroffenen Annahmen. So können Autofahrer derzeit überhaupt nur in zehn größeren Städten auf flexibles Carsharing ausweichen. Stationäres Carsharing gibt es zwar fast in jeder Stadt, aber in kleineren Städten oder auf dem Land sind die Entfernungen zur nächsten Station meist viel zu groß. Auch die Aufteilung der Gesamtkilometer auf die einzelnen Fahrten spielt eine große Rolle. Wer jeden Tag auf sein Auto angewiesen ist, etwa für die Fahrten zur Arbeit, wird darauf selbst bei kürzeren Strecken nicht verzichten wollen.

Nicht eingerechnet wurden die – in der aktuellen Niedrigzinsphase sowieso bescheidenen – Zinsen, die Autofahrer bei Verzicht auf das eigene Auto durch Anlage des frei werdenden Geldes einstreichen könnten. Unberücksichtigt bleibt auch, dass kaum ein Autofahrer, der sein Auto abschafft, wirklich alle Fahrten durch Carsharing und Mietwagen ersetzt. Kann er für längere Fahrten problemlos den Zug nehmen, sinken die Alternativkosten weiter. Wer die Kosten bei jeder Fahrt präsentiert bekommt, weicht für den spontanen Ausflug zum Badesee auch eher aufs Rad aus.

Die ständige Sichtbarkeit der Kosten bei Carsharing und Mietwagen könnte jedoch ein psychologischer Grund sein, der viele dazu bringt, weiter ein Auto zu halten. Verhaltensökonomen sprechen vom Flatrate-Effekt: Menschen ziehen es vor, für ein Angebot eine Pauschale zu zahlen, selbst wenn die sich für sie nicht rechnet. Danach können sie sich bei jeder Nutzung aber freuen, schließlich haben sie schon bezahlt. Ohne Pauschale müssten sie jedes Mal aufs Neue zahlen und sich darüber ärgern. Fitnessstudios verdienen so viel Geld an Nutzern, die nicht jedes Mal Eintritt bezahlen, sondern nur einmal die Flatrate. Wenn der Trainingseifer des Kunden wie üblich erlahmt, wird der Jahresbeitrag für die Studios ein blendendes Geschäft.

Für Pendler, die weitere Strecken zur Arbeit fahren und nicht den Zug nehmen können, stellt sich die Frage nach dem eigenen Auto nicht: Sie sind darauf angewiesen, es lohnt sich für sie auch – solange ein Umzug keine Option ist. Julian Medvedec, Ende 20, gehört dazu. Als er vor vier Jahren mit seiner Partnerin zusammenziehen wollte, gab es ein Problem: Zwischen ihren Arbeitsplätzen lagen fast 100 Kilometer. Medvedec wollte seinen Job als Abteilungsleiter bei einem Automobilzulieferer in Rottweil nicht aufgeben, als Wohnort kam das ländlich gelegene Rottweil für beide aber nicht infrage.

Keine leichte Entscheidung

Also zog er zu seiner Partnerin nach Sindelfingen, südwestlich von Stuttgart. Nun pendelt Medvedec mit einem Citroën C5 jeden Tag zur Arbeit – etwa 50 Minuten von Tür zu Tür, "meist staufrei". Bereut hat Medvedec die Entscheidung nie. "Ich fahre gern Auto", sagt er, "sonst würde man das nicht durchhalten."

Auf der täglichen Tour ist er zum Viel-Telefonierer geworden, er kennt jedes Funkloch auf der Strecke zwischen Wohn- und Arbeitsort. Nur an das frühe Aufstehen konnte er sich immer noch nicht so richtig gewöhnen. Morgens muss er um Viertel nach fünf aus dem Haus. Auf die Bahn ist er noch nie ausgewichen. "Mit der ersten Zugverbindung wäre ich um neun Uhr in Rottweil, da ist in der Produktion der halbe Tag schon gelaufen."

Auch am Wochenende, für Besuche bei Freunden, nimmt Medvedec am liebsten das Auto. Im Jahr kommen so bei ihm alles in allem 50 000 Kilometer zusammen. Allein Diesel, Kraftfahrzeugsteuer und Versicherung kosten ihn 600 Euro im Monat. Für Wartung und Reparaturen kommen im Schnitt noch mal 100 Euro monatlich obendrauf.

Für Autofan Medvedec geht es nur darum, welches Auto sich für ihn am meisten lohnt. Seinen drei Jahre alten Citroën hat er vor einem Vierteljahr gekauft. Komfortabel sollte der neue Wagen sein, aber eben doch besser gebraucht: "Ein Neuwagen ist bei meiner Fahrleistung zu teuer, der wäre nach ein paar Jahren fast nichts mehr wert", sagt er. Zu alt durfte das Auto aber auch nicht sein, damit er nicht ständig für Reparaturen zahlen müsse.

Die Entscheidung, welches Auto man kauft, ist manchmal kaum leichter als die, ob man überhaupt eines braucht.

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