Die E-Mail, die den Buchhalter Hermann Walden an diesem Montagvormittag im Frühsommer erreicht, ist vielleicht etwas ungewöhnlich, Verdacht aber schöpft er nicht. Schließlich kommt sie von seinem obersten Vorgesetzten Ulrich Zink, Geschäftsführer der Firma Schwarz, eines Hightechunternehmens in Süddeutschland mit mehr als 2000 Mitarbeitern an einem Dutzend Standorten: „Ich möchte Sie beauftragen, die weitere Bearbeitung einer vertraulichen Angelegenheit im Zusammenwirken mit der von uns beauftragten Kanzlei Förster & Partner zu übernehmen. Bezüglich der Details informiere ich Sie in Kürze.“ Und weiter hieß es: „Dieser Vorgang muss äußerst vertraulich behandelt werden und niemand darf zur Zeit darüber informiert sein. Nur E-Mail-Verkehr ist erlaubt. Ich vertraue auf Ihre Diskretion. Hat Rechtsanwalt Dahmen Sie bereits kontaktiert? MfG, Ulrich Zink.“
Walden, 54, ist schon viele Jahre im Unternehmen und hat als einer von zwei Buchhaltern die Verfügungsbefugnis über die Firmenkonten. Die Kanzlei Förster & Partner ist ihm geläufig. Wenige Minuten nach dem Eingang der Mail klingelt dann auch sein Telefon, der Anruf kommt über seine Durchwahl. Der Anrufer stellt sich vor als Peter Dahmen, spricht ohne Akzent und in gewählten Worten, so, wie man es von einem Firmenanwalt erwartet. Ob er über das „aktuelle Projekt“ informiert sei? Nein, antwort Walden. Und der Rechtsanwalt erwidert: „Ah gut, dann rede ich noch einmal mit Herrn Zink, er wird sich bei Ihnen melden.“
Und so beginnt eine Geschichte, die in deutschen Unternehmen nicht ungewöhnlich, aber so außergewöhnlich ist, dass wir alle Namen der beteiligten Firmen und Personen anonymisieren. Eine Geschichte, die Buchhalter Walden in Kontakt mit dem organisierten Verbrechen und die Firma von Unternehmer Zink beinahe um Millionen bringt. Sie steht beispielhaft für Vorfälle, die geeignet sind, gestandene Mittelständler in die Verzweiflung oder gar in den Ruin zu treiben – auch wenn sie in diesem Fall ein Happy End hat. Es ist die Geschichte eines alten Gaunertricks, neu aufgelegt, auf effektive Art, nennen wir ihn „Enkeltrick für Unternehmensräuber“: Fremde geben sich als Vorgesetzte aus und überzeugen Mitarbeiter der Buchhaltung durch Detailkenntnisse, ihnen Millionen vom Firmenkonto zu überweisen.
Diesen Marken vertrauen die Deutschen
Das größte Markenvertrauen genießt dm: 78 Prozent der insgesamt 1000 Befragten sagen, dass sie von den 90 abgefragten Marken dm am meisten vertrauen. Das ist eine Steigerung von plus 15 Prozentpunkten gegenüber 2014. Und auch bei der Brand Experience – also der positiven Markenwahrnehmung - ist die Drogerie Nummer eins mit 73 Prozent.
Quelle: Brand Experience + Trust Monitor 2015 von Sasserath Munzinger Plus und UDG United Digital Group
Platz zwei belegt die Drogerie-Kette Rossmann: 65 Prozent gaben an, Rossmann sei die Marke, der sie am meisten vertrauen. Dabei konnte Rossmann neun Prozentpunkte gegenüber 2014 zulegen. Und sogar 69 Prozent sagten, sie hätten eine positive Markenwahrnehmung von Rossmann. Dadurch landet die Kette im Bereich Brand Experience ebenfalls auf Platz 2.
Bei Miele gaben 54 Prozent gaben an, die Marke Miele positiv wahrzunehmen – sei es in den (sozialen) Medien, ihrem privaten Umfeld vertrauen oder der eigenen Waschküche. 62 Prozent nannten Miele eine vertrauenswürdige Marke.
Im vergangenen Jahr belegte Nivea noch den ersten Platz im Brand Experience + Trust Monitor. Dieses Jahr reicht es mit einem Wert von 61 Prozent nur für Platz vier. Bei der positiven Markenwahrnehmung schafft es Nivea mit ebenfalls 61 Prozent auf den dritten Platz.
58 Prozent der Befragten gaben an, Sony für vertrauenswürdig zu halten. Das heißt: Platz fünf im Bereich "Trust". Eine positive Markenwahrnehmung hatten allerdings nur 48 Prozent - das reicht nur für Platz 14.
Platz sechs im Bereich Trust geht an Samsung. Diese Marke wird von 55 Prozent der Befragten als vertrauenswürdig genannt. Sogar 59 Prozent nahmen Samsung positiv wahr.
Haribo landet auf Platz sieben. 55 Prozent finden, man könne der Marke vertrauen. Ein positives Image hat Haribo auch: Platz sechs (57 Prozent).
Armaturen der Marke Hansgrohe erscheinen ebenfalls vertrauenerweckend: Platz acht in der Kategorie Trust.
Der Discounter wird von 53 Prozent der Befragten als vertrauenswürdig bewertet. Das genügt im Bereich Trust für Platz neun. Eine positive Markenwahrnehmung von Lidl hatten sogar 57 Prozent. Damit landet Lidl im Bereich positiver Markenwahrnehmung sogar auf Platz sieben.
Edeka finden 53 Prozent der Befragten vertrauenswürdig, 50 Prozent haben ein positives Markenimage de Lebensmittelhändlers. Das bedeutet in beiden Kategorien Platz 10.
Rewe vertrauen 53 Prozent der Befragten (Platz 11). Eine positive Markenwahrnehmung von Rewe haben 50 Prozent der Befragten (Platz neun).
Vertrauen in Aldi Nord und Aldi Süd haben 51 Prozent der Befragten. Etwas weniger nehmen Aldi auch positiv wahr: 49 Prozent. In beiden Fällen ist das Platz 12 in der jeweiligen Kategorie.
Der Marke Henkel vertrauen 51 Prozent der Befragten. Platz 13 in der Kategorie Trust.
51 Prozent vertrauen der Marke Amazon, die auf Platz 14 landet. Eine positive Markenwahrnehmung haben allerdings 59 Prozent. Das bedeutet Platz fünf in der Kategorie Markenwahrnehmung.
Platz 15 im Bereich Vertrauen geht an Bahlsen. 50 Prozent der Befragten vertrauen der Marke. 49 Prozent nehmen Bahlsen als Marke positiv wahr, was für den 11. Platz in der Kategorie Markenwahrnehmung reicht.
CEO-Fraud oder Chef-Trick nennen Ermittler das Phänomen. Allein 45 Fälle mit 120 Millionen Euro Schaden hat der Kreditversicherer Euler Hermes in den vergangenen zwei Jahren registriert. Das Bundeskriminalamt zählte seit 2013 rund 250 dieser Betrugsfälle mit 110 Millionen Euro Gesamtschaden. Zuletzt geriet der Autozulieferer Leoni in die Schlagzeilen, der durch den Enkeltrick 40 Millionen Euro verloren hat. Der österreichische Luftfahrtzulieferer FACC verlor durch eine Transaktion in falschem Namen gar 50 Millionen Euro – als Konsequenz musste der echte Vorstandsvorsitzende seinen Platz räumen. Kurzum, „das Fake-President-Phänomen ist in Deutschland enorm auf dem Vormarsch“, sagt Rüdiger Kirsch, der bei Euler Hermes den Schadensbereich der Vertrauensschadenversicherungen leitet.
Eilüberweisung nach Hongkong
Es ist elf Uhr an jenem Montag, als Walden eine weitere Mail von seinem Chef Zink erhält. Wieder scheint das Schreiben von der Firmenadresse des Geschäftsführers zu stammen, im cc-Feld: Rechtsanwalt Dahmen. Wer genau hinsieht, könnte erkennen, dass im Mail-to-Feld als Absender nicht die Firmen-E-Mailadresse steht, sondern ulrich.zink@mail.com; dass die Kanzlei-E-Mailadresse des Anwalts robert.dahmen@consultant.com lautet. Walden aber liest nur die folgende Anweisung: „Wir bereiten zurzeit die Übernahme eines Unternehmens vor, die Abwicklung erfolgt über die Huber GmbH. Die gesamte Angelegenheit ist, insbesondere in Abstimmung mit dem Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen, absolut vertraulich zu behandeln.“
Wo der Mittelstand sein Geld anlegt
Immerhin 86 Prozent aller Mittelständler lassen ihr Geld auf dem eigenen Konto liegen. Allerdings ihr Anteil deutlich gesunken. Im Vorjahr waren es noch 97 Prozent.
Quelle: Studie zum Finanzanlageverhalten und Finanzanlagebedürfnis mittelständischer Unternehmen von der Fachhochschule des Mittelstands
Auch beim Festgeld sind heutzutage keine hohen Zinsen mehr zu erwarten. Entsprechend sinkt die Nachfrage. Nur noch 82 Prozent legen ihr Geld mit Festgeldkonten oder Termineinlagen an, im Vorjahr waren es 87 Prozent.
Diese Anlageform hat im vergangenen Jahr rasant an Beliebtheit gewonnen. Mit 42 Prozent investierte fast jeder Zweite Mittelständler in Rentenfonds, im Vorjahr waren es gerade einmal 17 Prozent.
Wenn das Risiko steigt, hilft oft nur eine Differenzierung des Portfolios. Gemischte Fonds sind für 31 Prozent eine geeignete Anlageform (Vorjahr: 10 Prozent).
Während die Zinsen stagnieren, erreichen einige Aktienindizes neue Rekordhöhen. Darum wagen sich nun auch die Mittelständler an die Beteiligungen - 23 Prozent investieren in derartige Anlagen.
Auch die Geldmarktfonds sind wieder etwas stärker gefragt als im Vorjahr. Hier investieren 18 Prozent aller befragten Mittelständler.
Die stagnierenden Wechselkurse sorgen für Verunsicherung. Keine Anlageform hat darum beim Mittelstand mehr Vertrauen eingebüßt. Nur noch 10 Prozent legen hier ihr Geld an, im Vorjahr waren es noch 31 Prozent.
Die Immobilienkrise hat ihre Spuren hinterlassen. Nicht umsonst fragte kein einziger Mittelständler im Vorjahr nach Immobilienfonds. Dieses Jahr sind es immerhin rund zehn Prozent. Beruhigt sich die Lage?
Die Nachhaltigkeit bleibt auch bei der Geldanlage ein Trend - und wird damit auch interessant für den Mittelstand. Nach 5 Prozent im Vorjahr investiert mittlerweile jeder Zehnte Mittelständler in nachhaltige Geldanlageformen.
Gleiches gilt für die alternativen Anlagen, die vor allem in Niedrigzinsphasen an Attraktivität gewinnen. Sieben Prozent legen hier ihr Geld an, im Vorjahr waren es vier Prozent.
Auch die Garantiefonds sind zurück. Noch im Vorjahr hatte kein befragter Mittelständler in derartige Produkte investiert. Dieses Jahr sind es immerhin 7 Prozent.
Dann wird der Ton direkt und persönlich: „Aufgrund Ihrer bisher einwandfreien Arbeit in unserem Unternehmen möchte ich Sie persönlich beauftragen, die weitere Bearbeitung dieser Angelegenheit zu übernehmen. Ich erwarte, dass Sie die von uns beauftragte Kanzlei Förster & Partner, insbesondere Herrn Dahmen, nach Kräften unterstützen. Da wir gegebenenfalls kurzfristige Zahlungen im Außenwirtschaftsverkehr erhalten und auch selbst vornehmen, bitte ich Sie daher, zunächst unsere Bankverbindung für die Huber GmbH per E-Mail an Herrn Dahmen zu übermitteln.“
Es ist 13 Uhr, als Dahmen sich erneut meldet. Keine Minute dauert der Anruf. Wieder kommt der Hinweis, „alle Kommunikation bitte über Mail“. Ab dann wechseln zwischen Walden und Dahmen 13 Mails hin und her, in denen es um die Abwicklungsmodalitäten der Zahlung geht: um die Nennung der Bankverbindung in Hongkong etwa, den Swift-Code und die exakte Adresse der Bank, um die Summe in Höhe von rund 500 000 Euro und darum, dass sie per Eilüberweisung geschickt werden soll. Pflichtbewusst überweist Walden das Geld ...
Inszenierung eines Verbrechens
Wie die Betrüger ausgerechnet auf Walden gekommen sind? Vermutlich, weil er mit Bild im Internet auf der Homepage der Firma steht nach dem Motto „Ihr direkter Draht in der Buchhaltung“. Wo es nicht so einfach ist, behelfen sich die Betrüger mit einem Trick: Sie rufen die Zentrale an und geben vor, eine Überweisung an die Firma sei zurückgekommen. Man wolle sie nun erneut abschicken und benötige die korrekte Kontonummer. Bei wem man da in der Buchhaltung nachfragen könne?
So war es auch beim ostwestfälischen Kunststoffspezialisten Balda, mittlerweile Clere AG. Dort bat der vermeintliche Geschäftsführer einer Obergesellschaft einen Buchhalter, eine Million Euro auf ein ausländisches Konto zu überweisen. Balda wolle angeblich diskret Anteile an einem Wettbewerber übernehmen. Die Betrüger hatten allerdings nicht genau genug recherchiert. Die Person, die sie angemailt hatten, arbeitete nicht mehr dort.
Der Vorgang landete deshalb beim Vorgesetzten – und der fragte erst einmal intern nach. „Beide hätten die Überweisung ohne die Unterschrift eines zweiten Zeichnungsberechtigten ohnehin nicht durchführen können“, sagt Vorstand Oliver Oechsle. Er setzt auf eine offene Unternehmenskultur als Schutz vor solchen Betrügereien. „Die Mitarbeiter müssen wissen, dass sie Anweisungen hinterfragen sollen, statt sie einfach umzusetzen.“
Beim Techunternehmen Schwarz dagegen denkt Buchhalter Walden nicht ans Hinterfragen. Stattdessen mailt er am Dienstagnachmittag um 15.30 Uhr die Ankündigung der Swift-Bestätigung und fragt beim vermeintlichen Anwalt nach, wann die nächsten Zahlungen fällig sind. Doch mit dieser Mail wendet sich das Blatt – wegen eines kleinen Details: Per Antwort-Button will Walden an Dahmen mailen. Damit auch sein Chef Zink im Bilde bleibt, setzt er dessen Mailadresse selbst ins cc-Feld ein: Es ist die erste Mail, die nicht ausschließlich zurück an die Betrüger geht, sondern auch beim Vorstandschef landet. Geschäftsführer Zink liest die E-Mail am folgenden Morgen. Sofort geht er zu Walden und fragt ihn, was es mit dieser Überweisung auf sich habe. Der Betrug fliegt auf.
So optimistisch sind Europas Mittelständler
Im jährlich veröffentlichten Sage Business Index werden knapp 14.000 kleine und mittelständische Unternehmen in weltweit 18 Ländern befragt, davon acht in Europa. In Deutschland nahmen in diesem Jahr 1.035 Unternehmen an der Sage-Studie teil.
Fragestellungen: In Bezug auf die Aussichten des eigenen Unternehmens / die Wirtschaftslage des eigenen Landes / die Wirtschaftslage in Europa / die Wirtschaftslage weltweit, wie optimistisch sind Sie für das kommende Halbjahr, im Vergleich zu den vorherigen sechs Monaten?
[0 = sehr viel weniger optimistisch, 100 = sehr viel optimistischer, 50 = kein Unterschied]
Wirtschaftslage Unternehmen: 63,63
Wirtschaftslage Land: 57,32
Wirtschaftslage weltweit: 50,53
Wirtschaftslage Europa: 52,23
Wirtschaftslage Unternehmen: 66,29
Wirtschaftslage Land: 61,76
Wirtschaftslage weltweit: 55,90
Wirtschaftslage Europa: 52,23
Wirtschaftslage Unternehmen: 61,48
Wirtschaftslage Land: 50,00
Wirtschaftslage weltweit: 54,34
Wirtschaftslage Europa: 54,14
Wirtschaftslage Unternehmen: 64,99
Wirtschaftslage Land: 58,67
Wirtschaftslage weltweit: 57,34
Wirtschaftslage Europa: 56,40
Wirtschaftslage Unternehmen: 60,88
Wirtschaftslage Land: 62,32
Wirtschaftslage weltweit: 51,70
Wirtschaftslage Europa: 52,13
Wirtschaftslage Unternehmen: 64,46
Wirtschaftslage Land: 57,53
Wirtschaftslage weltweit: 48,38
Wirtschaftslage Europa: 48,88
Wirtschaftslage Unternehmen: 57,94
Wirtschaftslage Land: 44,70
Wirtschaftslage weltweit: 48,18
Wirtschaftslage Europa: 47,78
Wirtschaftslage Unternehmen: 61,66
Wirtschaftslage Land: 48,52
Wirtschaftslage weltweit: 47,01
Wirtschaftslage Europa: 47,74
Dass die Gauner überhaupt so weit kommen konnten, lag neben der detaillierten Inszenierung des Verbrechens an der Kultur im Hause. „Was die Unternehmen bei der Risikobewertung unterschätzen, ist der menschliche Faktor“, sagt Anita Kim-Reinartz, Expertin für forensische Datenanalyse bei der Beratungsgesellschaft EY. Das Problem sei, dass die meisten Mitarbeiter Angst vor der höheren Hierarchieebene hätten. Diese Angst nutzen die Banden aus. Scheut sich ein Mitarbeiter, nach einem Betrug seinen Vorgesetzten zu informieren oder den vermeintlichen Chef-Absender anzusprechen, geht wertvolle Zeit verloren, in der das Geld womöglich zurückgeholt werden könnte. Familienunternehmen wiederum, die über Jahre erfolgreich sind und wachsen, verpassen es oft, ihre Strukturen der neuen Größe anzupassen. Durchwahl und Mailadresse jedes Mitarbeiters stehen auf der Homepage, Überweisungen werden auf Zuruf ausgeführt. Vier-Augen-Prinzip? Ist was für Großkonzerne.
Genau solche Unternehmen wählen die Betrüger für ihre Attacken gerne aus. Besonders beliebt sind zudem Unternehmen, die potenziell andere Firmen kaufen und expandieren. Dafür durchforsten die Verbrecher Register und Fachpresse.
Nach zwei Tagen ist das Geld gerettet
Am Mittwoch gegen zehn Uhr ruft Zink schließlich seine Hausbank an und verständigt die Polizei. Das Geld ist längst in Hongkong. Er zieht seinen Rechtsabteilungsleiter ins Vertrauen, der sofort die Stammkanzlei der Firma mit ins Boot holt. So beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. „Handelt ein betrogenes Unternehmen schnell und schaltet Polizei und Anwälte ein, hat es eine Chance, das Geld, sofern es bei einer Bank deponiert ist, vom Gericht einfrieren zu lassen und zurückzubekommen“, sagt Kim Lars Mehrbrey von der Kanzlei Hogan Lovells. Vorausgesetzt, es gelingt, einen Richter vor Ort zu überzeugen, Konten vorläufig zu sperren.
Zinks Anwälte schalten umgehend ein Büro in Hongkong ein. Er und Buchhalter Walden müssen an Eides statt versichern, dass sie getäuscht wurden. Dann gehen die Juristen an die Arbeit. Freitagmorgen um sechs ist endlich klar: Das Geld ist gerettet.
Dass die Sache glücklich ausgeht, ist jedoch die Ausnahme. Deshalb werden Versicherungen gegen solche Fake-President-Risiken immer attraktiver. Euler Hermes, das bei der Vertrauensschadenversicherung in Deutschland auf einen Marktanteil von 50 Prozent kommt, baut das schwierige Nischensegment gerade kräftig aus. Billig sind die Produkte allerdings nicht. Wer bei Euler Hermes Fake-President-Risiken bis zu einer Obergrenze von fünf Millionen Euro versichern will, zahlt auf die Prämie für die Vertrauensschadenversicherung 30 Prozent Aufschlag.
Die Firma Schwarz zumindest hat andere Konsequenzen aus dem Fall gezogen: Auf der Webseite sucht man inzwischen vergebens nach einem „direkten Draht“ in die Buchhaltung.