Huawei Der lange Arm des chinesischen Geheimdienstes

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Daten leicht abfangen

Planmäßig nach oben: Gründer Ren Zhengfei will Nummer 3 werden. Quelle: AP

Der Plan könnte aufgehen, gäbe es nicht einen schwer zu behebenden Makel. Huawei gilt aufgrund seiner Nähe zu den Militärs als verlängerter Arm chinesischer Geheimdienste. „Egal, wie sich ein chinesisches Unternehmen in der Öffentlichkeit präsentiert, in Wahrheit ist es nicht unabhängig vom Staat und auch nicht frei von Direktiven der chinesischen Regierung“, warnt der ehemalige britische Labour-Abgeordnete und ehemalige Vorsitzende des Sicherheitsausschusses Kim Howells. Mit Sorge betrachtet Howells, dass einige große europäische Telekomkonzerne wie BT längst Vermittlungstechnik von Huawei in ihren Netzen einsetzen. Dadurch bekämen chinesische Geheimdienste, so Howells, direkten Zugriff auf wichtige Infrastrukturen und können vorbeirauschende Daten leicht ausspionieren.

Der Vorstoß Huaweis ins Geräte- und Lösungsgeschäft für Unternehmenskunden eröffnet zusätzliche Spionagemöglichkeiten. Auch deutsche Sicherheitsexperten sind alarmiert. „Die Bedrohungslage verschärft sich“, fürchtet der Münchner Sicherheitsberater Arne Schönbohm. Schon länger hegen westliche Nachrichtendienste den Verdacht, dass speziell in China gefertigte Hardware kaum zu enttarnende Hintertüren enthält. Die können zur Spionage oder Sabotage eingesetzt werden, ohne dass der Nutzer etwas merkt. Mit Smartphones made in China wird diese Gefahr noch größer. „Chinesische Geheimdienste bekommen sensible Informationen äußerst effizient frei Haus geliefert“, frotzelt ein Sicherheitsspezialist. „Die könnten künftig dann ganz auf die Entwicklung von Trojanern und anderen Spionageprogrammen verzichten.“

Nächster Schritt: Imagepflege

Immer wieder wies Huawei solche Vorwürfe zurück. Doch insbesondere in den USA und Europa gelang es den Chinesen nicht, solche Vorbehalte auszuräumen. Jetzt startet Huawei eine Charmeoffensive. Anfang November eröffnete das Unternehmen sein erstes Büro in Berlin, um direkte Kontakte zu Regierungsstellen pflegen und Ressentiments abbauen zu können. Insbesondere der neu geschaffene Bereich Enterprise braucht solch eine Anlaufstelle in der Hauptstadt. Denn Huawei will auch Infrastrukturlösungen an Unternehmenskunden und Behörden verkaufen, etwa Verkehrsleitsysteme oder Anlagen für Telefonkonferenzen. Huaweis Vize-Vorstandschef Ken Hu spricht von einer „ganz wichtigen Veränderung der Geschäftsstrategie“. Ein Großteil des künftigen Wachstums soll von den beiden neuen Sparten kommen.

Denn zuletzt kam der Motor des erfolgsverwöhnten Unternehmens ins Stottern. 2010 wuchs der Umsatz noch um 24 Prozent auf umgerechnet knapp 28 Milliarden Dollar. Im ersten Halbjahr 2011 verbuchte Huawei nur noch ein Plus von elf Prozent.

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