Kultige TV-Funktion: Warum der Videotext nicht totzukriegen ist
Two is better than one von Nadine Arbeiter
Foto: WirtschaftsWocheThe Indigenous Peoples of Amazon On Burning Coals by Seppo Renvall
Foto: WirtschaftsWocheThread of Fate von Raquel Meyers
Foto: WirtschaftsWocheUntitled von LIA
Foto: WirtschaftsWoche1,3,4,5,6 von Erkka Nissinen
Foto: WirtschaftsWoche1914 The Teletext Engine von Dan Farrimond
Foto: WirtschaftsWoche9999 percent von Kari Yli Annala
Foto: WirtschaftsWocheArt in here von Paul B. Davis
Foto: WirtschaftsWocheContradictions 1 - 5 von Amanda Siegel
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Foto: WirtschaftsWocheAus der Serie Internet Acronyms von Anne Horel
Foto: WirtschaftsWocheProblematic Patterns von Juerg Lehni und Alexander Rich
Foto: WirtschaftsWocheProximal Future von Brendan Howell
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Foto: WirtschaftsWocheSugar von Juha van Ingen
Foto: WirtschaftsWocheJeden Tag nutzen ihn tausende Menschen, obwohl er nicht nur optisch, sondern auch technisch ein Relikt aus den Anfangstagen des Fernsehen ist: Der Teletext. 1974 wurde die erste Version des Dienstes von der BBC entwickelt, der heute immer noch von jedem Fernseher unterstützt wird - und offenbar nach wie vor seine Daseinsberechtigung hat.
Während die einen bevorzugt Sportergebnisse über den Teletext abrufen, informieren sich andere über die aktuelle Nachrichtenlage oder den Wetterbericht. Doch wie entstand das Format des Teletexts überhaupt und wie wird es sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Technisch gesehen ist der Teletext ein Lückenfüller. Das analoge Fernsehbild hat nach mitteleuropäischer Funknorm 625 Bildzeilen, von denen nur 576 Zeilen für die Übertragung des Fernsehbildes nötig sind. Fernsehtechniker der BBC kamen auf die Idee, diese Lücke zu nutzen und übermittelten darüber Textdaten.
Die ersten Versuche starteten bereits im Jahr 1970, im September 1974 startete bei der BBC das Angebot Ceefax, sozusagen die erste Version des heute bekannten Teletextes. In den Folgejahren entwickelten Sender und Fernsehgerätehersteller eine gemeinsame Spezifikation für den Teletext und den dazugehörigen Decoder, die bis heute Bestand haben.
Der aktuelle Teletext-Standard reizt bereits alle Möglichkeiten aus, es sind keine Änderungen oder Ergänzungen mehr möglich. Eine Seite des Teletextes umfasst maximal 24 Zeilen zu je 40 Schriftzeichen, von denen 22 von den Redaktionen genutzt werden können. Zur Verfügung stehen außerdem 96 Zeichen inklusive Zahlen. Eine spezielle Software spielt erstellte Inhalte in die Austastlücke und liefert diese sozusagen mit der Fernsehsendung aus. Bis zu 899 Seiten haben aktuelle Teletexte für gewöhnlich. Um eine bessere Übersicht zu ermöglichen, wurde Anfang der Neunziger der sogenannte TOP-Text eingeführt, der dem Dekoder an das Anlegen eines Inhaltsverzeichnisses erlaubt.
Die Datenrate in dem in Europa üblichen PAL-Format entspricht einer Datenübertragung von 128 Kilobit in der Sekunde. Davon werden allerdings nur 15 bis 47,5 Kilobit in der Sekunde genutzt. Zum Vergleich: Ein ISDN-Anschluss bietet eine Übertragungsrate von 64 Kilobit in der Sekunde.
Platz 20: Große Hintergrundbilder in der Tagesschau
Zehn Prozent der Befragten stört das neue Studio der Tagesschau. Die großen Hintergrundbilder sorgen hier für Ärgernis. Gegen Angelina Jolies Synchronsprecherin, die um Punkt 20 Uhr die Tagesschau einläutet, haben die Befragten allerdings nichts einzuwenden.
Im Auftrag der Programmzeitschrift „Auf einen Blick“ hat TNS Emnid die Umfrage durchgeführt. 1004 Teilnehmer wurden befragt.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 19: Jedes Fußballspiel wird live übertragen
Während Fußballfans darüber wahrscheinlich jubeln, stört es 20 Prozent der Befragten, dass jedes Fußballspiel kompromisslos übertragen wird und damit andere Sendungen zur gewohnten Sendezeit verdrängen.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 18: Kurzfristige Programmänderungen
27 Prozent der Befragten ärgern sich darüber, dass Fernsehprogramme gerne kurzfristig geändert werden. Man wolle wohl lieber ein Programm, auf das man sich verlassen könne.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 17: Oft ähnliche Tatort-Fälle
Der „Tatort“ hat viele Fans – das steht fest. Doch 30 Prozent der Befragten ärgert es, dass sich die Kriminalfälle anscheinend zu sehr ähneln.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 16: Programmtipps im Fernsehbild
Im Fernsehen läuft ein Film und mitten drin verdeckt plötzlich eine bewegte Programm-Werbung fast die Hälfte der Mattscheibe: Das empfinden 34 Prozent der Befragten als störend.
Foto: WirtschaftsWoche15. Platz: Gerede der Fußballkommentatoren
Ganze 40 Prozent stört das penetrante Gequassel der Fußballkommentatoren. Manch einer wünscht sich, einfach nur das Spiel zu sehen, ohne sich wissenschaftliche Analysen und Streitdiskussionen anhören zu müssen.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 14: Geklatsche in Shows
41 Prozent der Befragten regen sich über Klatscheinsätze des Publikums auf. Die inszenierte Euphorie bei Witzen seitens des Moderators nervt sie ganz schön.
Foto: APPlatz 13: Unrealistische Handlung im Tatort
Kommissar Nick Tschiller (Til Schweiger) und Ex-Frau Isabella (Stefanie Stappenbeck) können sich in letzter Sekunde aus dem explodierenden Auto befreien - eine Szene der „Tatort“-Folge „Kopfgeld“. Zu unrealistisch? 43 Prozent der Befragten sagen dazu ja. Sie regen sich über Handlungen fernab jeglicher Realität im Tatort auf.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 12: Zu laute Hintergrundmusik
Wenn man die Figuren nicht mehr richtig sprechen hören kann, weil die Musik im Hintergrund zu laut ist, dann ist etwas falsch. Darüber regen sich 44 Prozent auf.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 10: Wiederholungen
Es gibt nichts Nervigeres als die Sommerpause im Fernsehen, in der Hunderte Wiederholungen das TV-Programm bestücken. Das sagen 47 Prozent der Befragten.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 9: Flut an Kochsendungen
47 Prozent der Befragten stören sich an dem ständigen Gebrutzel im Fernsehen. Bei der Flut an Kochsendungen handelt es sich um einen regelrechten Boom, der jedoch nicht bei allen Zuschauern auf Wohlwollen stößt.
Foto: REUTERSPlatz 8: Immer dieselben Gäste in TV-Shows
In Zeiten der Polittalkshows nervt es 51 Prozent, dass die meisten Politiker „Bäumchen wechsel Dich“ spielen und mal hier und mal da was zum Thema zu sagen haben.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 8: Zu viele Doku-Soaps
Doku-Soaps à la „Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie!“ unterhalten nicht jeden Zuschauer. 53 Prozent der Befragten sind von all den Doku-Soaps schlichtweg genervt.
Foto: obsPlatz 7: Ähnliche Formate laufen zeitgleich
55 Prozent der Befragten sind darüber verärgert, dass die Sender zu viele Programme anbieten, die ähnliche Formate anbieten. Denen fehlt es offenbar an einer thematischen Programmvielfalt.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 6: Promi-Eigenwerbung
Promis brauchen Aufmerksamkeit. Die bekommen sie natürlich am meisten im Fernsehen. Doch 56 Prozent stört es, wenn sich Hunziker und Co. selbst bewerben.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 5: Zu viel Gewalt
Professor Boerne (Jan Josef Liefers) hat eine Vermutung: Wurden die beiden Mordopfer mit einem speziellen Hammer getötet? Für Testzwecke besorgt er sich Schweinsköpfe. Schweinskopf hin oder her – 57 Prozent bemängeln zu viel Gewalt im Fernsehen.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 4: Gute Sendungen laufen zu spät
Viele Zuschauer finden, dass „gute“ Sendungen viel zu spät laufen und sie bis dahin nicht wach bleiben können. Das finden 70 Prozent der Befragten schade.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 3: Zu viele Castingshows
Sei es Singen, Tanzen, oder Modeln: Wohin man auch zappt, überall wird im deutschen Fernsehen gecastet. Das nervt rund 71 Prozent der Befragten.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 2: Langweilige Shows
An langweiligen und teilweise recht sinnlosen Shows stören sich 72 Prozent der Befragten.
Foto: WirtschaftsWochePlatz 1: Endlose Werbeblöcke
Auf dem ersten Platz stehen die langen Werbeblöcke. Sie sind im Fernsehprogramm das meistgehasste Element. 86 Prozent der Befragten regen sich darüber auf, wenn Sendungen unterbrochen werden und plötzlich schrille und laute Werbung aus dem Fernseher dröhnt.
Foto: obs
Im Jahr 1977 stellten ARD und ZDF auf der Internationalen Funkausstellung offiziell ihren Videotext vor. Um Verwechselungen mit dem Teletex-Telekommunikationsdienst zu vermeiden, wurde der Teletext allerdings als Videotext bezeichnet. Im Juni 1980 feierte der Dienst offiziell seine Premiere und ging in die Testphase. Der Regelbetrieb startete allerdings erst im Jahr 1990. Nach und nach hatten sich fast alle regionalen und überregionalen Sender einen Teletext aufgebaut, sowohl öffentlich-rechtliche als private Sender.
Bei den meisten Sendern hat sich eine Standardaufteilung der Inhalte durchgesetzt. Während sich auf den ersten 100 Seiten Nachrichten finden, ist der Bereich ab 200 für Sportthemen reserviert. Das Fernsehprogramm findet sich ab Seite 300. Viele Sender bieten außerdem Untertitel für Hörgeschädigte an.
Nutzungszahlen immer noch hoch
Obwohl man vermuten könnte, dass eine alte Technologie wie der Teletext durch Internet und Digitalfernsehen keine Daseinsberechtigung hat, besagen die Nutzungszahlen etwas anderes. Im Jahr 2013 zählte die GfK im ARD-Text knapp 44 Millionen verschiedene Besucher, täglich nutzen 12,37 Millionen Zuschauer verschiedene Teletextangebote.
Dies lassen sich die Sender etwas kosten. Allein für den ARD-Text arbeiten 18 Redakteure, die meisten davon in freier Anstellung. Um rund um die Uhr aktuell sein zu können, liefert die Redaktion von tagesschau.de Inhalte zu. Die Kosten, die der Teletext im Jahr verursacht, sind allerdings gering: Laut Angaben des Senders kostet der Betrieb im Jahr etwa 1,7 Millionen Euro.
"Nach wie vor werden Nachrichten, Sportinformationen und Informationen zum Fernsehprogramm am meisten abgerufen", so Frauke Langguth, Leiterin des ARD-Textes. Die Einführung elektronischer Programmführer wie EPG macht sich allerdings bemerkbar. So wird die Seite 333, auf der es auf allen Sendern aktuelle Informationen zur laufenden Sendung gibt, deutlich weniger frequentiert. „Diese Information bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer jetzt schon beim Umschalten.“
Ein Dienst wird vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern häufig beansprucht: Untertitel. Diese werden für Gehörlose und Schwerhörige angeboten und beinhalten neben dem gesprochenen Wort auch Informationen über die Geräuschkulisse eines Films oder einer Sendung. Sender wie der WDR streben je nach Format eine komplette Untertitelung der Informationsformate an. Seit 2013 werden außerdem die Morgenformate von ARD und ZDF untertitelt.
Eine Querfinanzierung der redaktionellen Arbeit durch Werbung im Text ist allerdings nur bei den Privatsendern möglich. Sender wie RTL, ProSieben und Sat 1 machen davon Gebrauch: Neben Nachrichten, Sportergebnissen und dem Fernsehprogramm beinhaltet der Teletext Werbung für unterschiedliche Angebote, von Astrologieberatung über Erotik bis hin zu Versicherungen. Je nach Positionierung im Teletext kostet die Schaltung von Werbung mehrere Tausend Euro in der Woche – ein einträgliches Geschäft.
RTL, mit 11 Prozent Marktanteil der quotenstärkste Anbeiter unter den Privatsendern, will auf „unabsehbare Zeit“ nichts am Videotext-Angebot ändern. Der Werbeumsatz sei stabil, es sei eineinträgliches Geschäft. Eine Abschaltung stehe nicht zur Debatte, heißt es auch bei ProSieben Sat 1. Man sehe hier ein „lukratives Geschäftsfeld“. Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sich an die Gesetzeslage halten: Laut Rundfunkstaatsvertrag ist der Teletext ein Telemedium und ist werbefrei zu halten.
Gute Zukunftsaussichten
Die ARD liefert zusätzlich zum Teletext seit 2008 den neuen Standard Hybrid Broadcast Broadband TV, kurz HbbTV, aus. Dieses System bietet deutlich mehr Möglichkeiten als der Teletext, unter anderem können Rundfunk- und Internetinhalte damit verknüpfen. Ein Anwendungsbereich dafür sind die Mediatheken, die über HbbTV ebenfalls abgerufen werden können. Seit 2011 wird diese Technologie in die meisten neuen Fernseher und Digitalempfänger integriert, vorausgesetzt diese verfügen über einen Netzwerkanschluss.
Laut Frauke Langguth vom ARD-Text entscheiden die Zuschauer, wie es mit dem Teletext weitergeht. "Die Informationsdichte im Teletext muss man mit einem neuen Angebot erstmal erreichen. Und vieles, was das Web Neues zu bieten hat, hatten wir eigentlich schon." Sie vergleicht den Teletext mit Twitter: Die Seitenzahlen sieht sie als Kurzlinks, die Kürze der Texte mit Tweets. "Kurz, knapp und übersichtlich – das sind die Stärken unseres Angebots."
Zudem beschäftigt sich der Sender mit neuen Formaten. Eins davon ist Teletwitter. Über dieses Format werden Kommentare von Twitter direkt in den Teletext eingespeist. Bisher wird Teletwitter vor allem für Sendungen wie den Tatort, Fußballspiele oder den Eurovision Song Contest angeboten.
In Großbritannien wurde der Teletext bereits 2010 abgeschafft – allerdings ist dort auch das analoge Fernsehen bereits komplett abgeschaltet. In Deutschland wird sich der Technik-Methusalem vermutlich noch eine Weile halten und die Zuschauer über aktuelle Ereignisse informieren. Oder, wie Frauke Langguth sagt: "Die Seite 100 zeigt dir, ob die Welt noch steht."