Rdio-Chef Drew Larner: "Das Radio werden wir nicht von heute auf morgen verdrängen"
Mit rdio versucht ein weiterer Streaming-Dienst das klassische Musik-Erwerben abzulösen - Firmenchef Drew Larner erklärt, wie er das schaffen will
Foto: PresseDer Kunde der Zukunft werde seltener Dinge besitzen, glauben Konsumforscher, dafür öfter leihen – gegen Gebühr versteht sich. In der Musikindustrie ist dieser Trend schon heute zu beobachten: Statt die Titel einzeln oder als Album zu kaufen und herunterzuladen, nutzen Millionen Internet-Nutzer weltweit Musik-Abodienste. Auf speziellen Portalen oder Smartphone-Apps können die Abonnenten – meist gegen eine Monatsgebühr – Millionen Titel direkt im Netz abzuspielen. Endet ihr Abo, haben sie keinen Zugriff mehr auf die Musik.
Diese sogenannte Streaming-Technik werde laut Ansicht vieler Experten den Musikvertrieb dramatisch verändern. Schon bald könnten Online-Musikshops wie iTunes deutlich an Bedeutung verlieren.
Als Weltmarktführer unter den Streaming-Diensten gilt das schwedische Startup Spotify, das mit einem werbefinanzierten Angebot Millionen von Nutzern gewinnen konnte. Doch der US-Rivale Rdio holt auf. Das Unternehmen wurde von Skype-Mitgründer Janus Friis aufgebaut und hat mit 18 Millionen Titeln die meisten Songs unter Lizenz – drei Millionen mehr als Rivale Spotify. Seit Januar ist der Dienst auch in Deutschland verfügbar und muss sich gegen Konkurrenten wie Simfy, Juke, Deezer und Rara behaupten.
Übersicht zu den bekanntesten Streaming-Diensten (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)
Foto: WirtschaftsWocheSo beliebt die Streaming-Dienste bei Nutzern sein mögen: Sie verlieren wegen ihrer noch geringen Nutzerzahlen immer noch viel Geld. Denn pro Lied, das die Nutzer abspielen, müssen die Unternehmen Lizenzgebühren an die Plattenlabels entrichten. Das ist in vielen Fällen noch mehr, als die Unternehmen durch Monatsgebühren und Werbeeinnahmen verdienen.
Rdio – so wird spekuliert – führe daher aktuell Übernahmeverhandlungen mit dem Softwarekonzern Microsoft. Dort ankert mit Skype schon Friis berühmteste Schöpfung. Der Zugriff auf einen weltweiten Musik-Aboservice würde Microsofts Privatkundenangebote, nicht zuletzt seine Smartphone-Software, wesentlich attraktiver machen. Rdio-Chef Drew Larner will sich zu den Spekulationen zwar nicht äußern. Sehr wohl aber erklärt er, wie er gegen den Konkurrenten Spotify punkten will und wie er die Zukunft von Musik-Abodiensten sieht:
WirtschaftsWoche: Herr Larner, Ihr Wettbewerber Spotify ist bereits sehr populär. Es gibt Simfy, Rhapsody und Xbox Music. Brauchen wir wirklich noch einen Service wie Rdio?
Drew Larner: Jedes Angebot ist anders. Wir haben uns vom Start weg auf das sogenannte Social Discovery fokussiert, das gemeinsame Entdecken neuer Musik. Unsere Abonnenten können Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack folgen und auf diesem Weg Stücke entdecken, die sie wahrscheinlich niemals selber gefunden hätten.
Aber das erlauben doch Dienste wie Facebook schon lange.
Ja. Aber ich interessiere mich nicht sonderlich dafür, welche Musik meine Mutter, mein Onkel oder meine Arbeitskollegen hören. Ich folge etwa einem Modedesigner aus Rio de Janeiro, einem DJ aus Montreal und einer Werberin in Australien.
Marktaussichten
Auch wenn das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) prognostiziert, dass die Zahl der Streaming-Nutzer bis 2018 stetig steigen wird: der Markt ist stark umkämpft, sodass kleinere Anbieter sich nur schwer durchsetzen können. Das haben Dienste wie Simfy bereits leidvoll zu spüren bekommen. Und die Konkurrenz nimmt noch zu.
Apple mit iTunes ist inzwischen auch Amazon mit seinem Musikangebot Prime Music in Deutschland verfügbar. Prime Music ist Bestandteil der Liefer-Flatrate Amazon Prime. Dort erhalten Kunden für eine Einmal-Gebühr von 49 Euro im Jahr die kostenlose Lieferungen eines Großteils des Warenangebots nach Hause.
Das Beispiel belegt: Konzerne wie Amazon oder Apple nutzen die Streaming-Plattformen zur Stärkung ihres Kerngeschäfts und haben daher größere Marktmacht, um sich gegenüber aufstrebenden Unternehmen durchzusetzen.
Foto: CLARK/obsHeute ist der neue Musik-Streaming-Dienst Apple Music in 100 Ländern an den Start gegangen. Die neue Streaming-App erlaubt den Zugriff auf den vollständigen Apple-Music-Katalog mit mehr als 30 Millionen Songs. Für Nutzer des Dienstes sind die ersten drei Monate der Mitgliedschaft kostenlos. Danach wird eine monatliche Gebühr von 9,99 Euro fällig. Für Familien gibt es ein besonders günstiges Angebot: für 14,99 Euro ist der Dienst für bis zu sechs Mitglieder verfügbar.
Gegen diese Anbieter tritt der kalifornische Konzern an:
Foto: dpaDie seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.
Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Foto: WirtschaftsWocheDie Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.
Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotMit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.
Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotSeit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.
Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich
Foto: WirtschaftsWocheNapster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.
Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich
Foto: APMit Google Play Music mischt auch der Internetgigant beim Musik-Streaming mit. In der Standard-Version können einzelne Musikstücke über Google gekauft oder eigene Mp3s in die Cloud geladen werden. Danach stehen sie zum Anhören über den Stream bereit. Die kostenpflichtige "All inclusive" Version ermöglicht den Zugriff auf Googles Musik-Bibliothek mit mehr als 30 Millionen Titeln. Eine Testversion ist 30 Tage kostenlos verfügbar.
Preis: kostenlos bis 9,99 monatlich
Foto: ScreenshotDie Dienste des aus Ingolstadt stammenden Programms Juke sind nur über iOs und Android abzurufen. Die Plattform bietet zwar ein 14-tägiges Probe-Abo, jedoch nur einen einzigen Kostentarif, in dem alle Premiumfunktionen schon enthalten sind. Durch eine zweiwöchige, kostenlose Probeanmeldung bei Juke hat der User zusätzlich Zugriff auf Mixtapes und diverse Radiosender.
Preis: 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotDie nach einem haitischen Tanzstil benannte Musik-Plattform rara bietet, ähnlich wie Rdio, Spotify und co., eine Musikauswahl von rund 22 Millionen Titeln. Auf Wunsch kann der User über rara Songs nach Stimmungslage sortieren und eine Multifunktionsplattform benutzen.
Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotDie von Skype-Mitgründer Janus Friis ins Leben gerufene Plattform Rdio startete erst 2012 in Deutschland. Mit etwa 32 Millionen Titeln in der Bibliothek und der Verfügbarkeit in 85 Ländern ist sie beim Angebot aber auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.
Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotSimfy zählte einst zu den Marktführern in Deutschland. Doch das Unternehmen bekam Probleme, die Berliner Betreiberfirma wurde im Frühjahr 2015 aufgelöst. Große Plattenfirmen hatten dem Dienst die Lizenz entzogen. Simfy-Kunden werden an den Konkurrenten Deezer weitergeleitet.
Foto: Screenshot
Gegen wen tritt Rdio an? Gegen das klassische Radio oder gegen Download-Angebote wie iTunes?
Gegen beide. Das Radio werden wir allerdings nicht von heute auf morgen verdrängen. Da verstehen wir uns eher als Zusatzdienst. Radiosender haben Millionen von Zuhörern, und viele sind kommerziell erfolgreich. Wir haben daher gerade eine Partnerschaft mit einer australischen Sendergruppe geschlossen, die Rupert Murdochs ältestem Sohn Lachlan gehört. Es wird ein gradueller Übergang sein.
Noch sind die Nutzerzahlen niedrig.
Keine Frage. Wir stehen erst am Anfang. Alle Streaming-Dienste zusammengenommen haben vielleicht weltweit zehn Millionen Nutzer.
Apple und Amazon verkaufen erfolgreich Musik. Es ist ein bewährtes Modell – im Gegensatz zu den Streaming-Diensten.
Ich bin fest davon überzeugt, dass eines Tages die Mehrheit der Internet-Nutzer Musik streamt. Man muss die Stücke nicht mehr besitzen. Man muss lediglich den Zugang zu ihnen haben. Vor allem unterwegs: 90 Prozent unserer Nutzer haben die mobile Option abonniert, mit der sie auch auf ihrem Handy ihre Songs hören können. Das ist sogar ohne Web-Zugang möglich, indem sie die Titel vorher mithilfe unserer App herunterladen.
Die große Frage ist, ob die Musikbranche so überleben kann. Zwar wächst das digitale Segment, aber die Gesamtumsätze sind niedriger als in den Neunzigerjahren.
Piraterie hat der Musikbranche stark zugesetzt. Legale, digitale Vertriebswege haben geholfen, diesen Schaden zu begrenzen. Mit Abodiensten profitieren nicht nur Musikliebhaber von der größeren Auswahl, sondern wegen der wiederkehrenden Umsätze auch Labels und Künstler.
Streaming, also das direkte Abspielen von Musik im Netz ohne eine Datei herunterzuladen, wird immer beliebter. Auch im Filmbereich, wobei in Deutschland vor allem illegale Seiten wie das gerade geschlossene Kino.to belient sind.
Mit seinem neuen iCloud-Service steigt auch Apple in das Streaming ein – dabei kann man Musik einfach aus dem Netz auf verschiedenen Geräten abspielen. Vor kurzem hatten Amazon und Google eigene Musikdienste vorgestellt. Google Music gibt es allerdings erst als Beta-Version für ausgewählte Tester in den USA, zudem muss man seine Musik selbst hochladen, bevor man sie dann streamen kann – je nach Größe der Sammlung kann das auch Tage dauern.
Das gleiche Manko hat auch Amazons Angebot Cloud Drive – auch das ist letztlich nur eine ins Netz ausgelagerte Festplatte mit dazugehörigem Musik-Player. Viele andere Musikdienste sind daher deutlich attraktiver…
Foto: rtr
Texte: Oliver Voß, Thomas Stölzel, Patrick Kremers
Foto: rtrDer Klassiker unter den Internet-Radios: Einfach einen Künstler oder ein Musikstil eingeben, und Last.fm spielt automatisch ähnliche Musik aus dem Genre. Last.fm ist werbefinanziert und für Nutzer kostenlos. Wer einzelne Lieder abspielen will, wird inzwischen aber auf andere Dienste wie Simfy verwiesen.
Foto: lastfm.de
Foto: www.lastfm.deAcht Millionen Songs bietet der größte deutsche Streamingdienst, den Großteil davon kostenlos auf dem PC. Mit dem Premiumangebot für monatlich zehn Euro gibt es wirklich alle Lieder und eine Smartphone-App. Ähnlich ist der angesagte Dienst Spotify aus Schweden – der ist derzeit in Deutschland aber noch nicht gestartet.
Foto: simfy.de
Foto: www.simfy.deAuch bei Grooveshark ist das Angebot nach Genres unterteilt. Es lassen sich Titellisten erstellen. Der US-Anbieter agiert aber in einer Grauzone, da er Lieder abgespielt, die von Nutzern hochgeladen wurden, das ist auch das Kennzeichen des wohl populärsten Angebots…
Foto: grooveshark.com
Foto: www.grooveshark.comYouTube ist für viele die erste Anlaufstelle bei der Musiksuche geworden. „Immer wenn mir jemand sagt, hör Dir das mal an, mache ich zuerst Youtube auf“, sagt beispielsweise Martin Jakobus. Um die Suche zu vereinfachen hat der Student mit einem Freund Semsix entwickelt, einen Musikplayer der bei YouTube ganze Alben zusammen sucht und ohne die manchmal überflüssigen Videos abspielt – ähnlich wie Semsix funktioniert auch Jukebox. Von Semsix gibt es seit kurzem sogar kostenlose App für Android-Smartphones.
Foto: semsix.com
Foto: www.semsix.comDie erfolgreichste französische Musikstreamingseite gibt es auch in Deutschland. Sie bietet sieben Millionen Titel – vor allem Freunde von Chansons und anderer französischer Klänge dürften hier fündig werden. Neben Musik werden auch Filme und Serien zunehmend – legal und illegal - über das Internet angeboten…
Foto: deezer.com
Foto: www.deezer.comDas Videoportal Maxdome der TV-Gruppe ProSiebenSat.1 bietet Filme und Serien zum Herunterladen. Nutzer können diese für befristete Zeit leihen oder permanent kaufen. Allerdings ist die Auswahl längst nicht so üppig, wie bei den großen Plattformen Netflix und Hulu, die in den USA sehr populär sind. Ein ähnliches Gemeinschaftsprojekt der Privatsender wurde kürzlich vom Kartellamt gestoppt. Neben der Kostenfrage ist auch das ein Grund, warum viele Nutzer illegale Alternativen suchen…
Foto: maxdome.de
Foto: www.maxdome.deDie größte illegale Videoplattform für deutschsprachige Inhalte – wie viele solche Portale bietet sie Links zu Videoseiten, wo die Filme platziert sind. Sie war lange das Feindbild der deutschen Filmwirtschaft, bei einer Razzia gelang es der Dresdner Staatsanwaltschaft die mutmasslichen Köpfe festzunehmen. Doch es gibt zahlreiche andere, ähnliche Seiten...
Foto: unbekanntDas illegale Portal bietet fast alle aktuellen Kinofilme und TV-Serien in hoher Qualität. Im Forum stellen Raubkopierer Links zu Videoseiten ein, auf denen der Nutzer die Streifen findet. Ein Klick, und los geht’s.
Foto: quicksilverscreen.im
Foto: www.quicksilverscreen.imHier finden Nutzer die neuesten amerikanischen TV-Serien, einen Tag nach ihrer Ausstrahlung in den USA. Allerdings ist auch dieses Angebot illegal.
Foto: greatstufftv.com
Foto: www.greatstufftv.comDas Angebot der Deutschen Telekom ist das Pendant zu Maxdome. Auch hier können die Nutzer aktuelle Videofilme leihen und kaufen – direkt am Computer oder per Entertain-Set-Top-Box der Telekom am Fernseher.
Foto: videoload.de
Foto: www.videoload.deDer Medienshop von Apple hat nicht nur Musik, sondern auch Filme und Serien im Programm. Nutzer können diese ausleihen und auf iPhone oder iPad übertragen. Mit dem Gerät Apple TV lassen sich die Inhalte auch auf den Fernseher abspielen. Foto: rtr
Foto: rtrARD, ZDF und die privaten Sender stellen Teile ihres Programms kostenlos ins Netz. Die meisten Filme in den Mediatheken von ARD und ZDF sind eine Woche lang abrufbar – etwa der aktuelle Tatort. Viele Dokumentationen und Reportagen sind jedoch länger abrufbar. RTL stellt auf seiner Webseite rtl-now.rtl.de aktuelle Folgen mancher Serien kostenlos bereit. ProSieben veröffentlicht aktuelle Folgen seiner TV-Serien auf MyVideo – meist jedoch nur für wenige Tage. Bild: Screenshot
Foto: unbekanntDie Video-Community MyVideo bietet mehr als 400 kostenlose Filme in voller Länge an. Finanziert wird das Portal durch Werbung: Vor und während der Filme laufen kurze Spots. Die Filme sind in der Regel ein paar Jahre alt und schon im Fernsehen gelaufen. Was das Portal von anderen Communitys unterscheidet ist das große Angebot an Dokumentationen und Konzert-Videos. Bild: Screenshot
Foto: unbekannt
Rdio-Gründer Janus Friis war mit Kazaa selbst einmal groß in der Piraterieszene unterwegs. Das birgt schon eine gewisse Ironie. Wie schwierig sind Ihre Lizenzverhandlungen mit der Musikindustrie?
Bei Kazaa ging es nicht um Piraterie, sondern um die Möglichkeit, dass Menschen Musik entdecken können. Es gab einen Rechtsstreit und eine Einigung. Mit Skype hat Friis ein weltweit erfolgreiches Telekommunikationsunternehmen etabliert. Es gibt in den Verhandlungen gegenseitigen Respekt. Schon deshalb, weil Friis nicht nur Visionen hat, sondern die auch mit seinem eigenen Geld umsetzt.
Rdio hat keine externen Finanzierer?
Doch. Aber das meiste Kapital kommt von Friis.
Wie viele Nutzer hat Rdio? Und ist der Dienst profitabel?
Dazu will ich nichts sagen. Aber wir haben rund 100 Mitarbeiter weltweit, und das ist schon ein sehr kapitalintensives Geschäft.
Sie bieten keinen anzeigenfinanzierten Gratis-Service an. Warum nicht?
Werbung stört den Musikgenuss. Zwar will ich sie nicht für alle Zeiten ausschließen. Aber momentan steht das Modell nicht zur Debatte.
Kann man die auf Rdio entdeckte Musik auch als Download kaufen?
Ja. Wir bieten das an. Aber wir bewerben es nicht, weil wir glauben, dass die Zukunft im Abo liegt.
Rdio bietet 18 Millionen Songs. Wie viel kommerzielle Musik ist darüber hinaus noch lizenzierbar?
Beim Massengeschmack decken wir sicherlich das meiste ab. Es gibt noch Ausnahmen wie die Beatles oder Led Zeppelin, die es generell nicht auf Streaming-Diensten gibt. Wir hoffen, dass sich das ändert. Aber es gibt natürlich noch Millionen von Titeln aus Klassik, Jazz oder Folklore, die wir noch ins Angebot aufnehmen können.
Denken Sie, dass es in Zukunft eine weltweite Lizenz für Musik geben wird und nicht mehr diese länderspezifischen Einschränkungen?
Es würde mein Leben einfacher machen. Aber ich glaube nicht daran. Inhalte haben ihren Wert, und ihre Eigentümer werden immer nach Wegen suchen, ihre Umsätze zu maximieren. Es gibt Forderungen, dass Musik generell kostenlos sein sollte. Aber das wird nicht passieren.
Der Film- und TV-Streaming-Dienst Netflix will mit seinen Aboeinnahmen auch eigene Filme produzieren, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Wäre das auch ein Modell für Musik-Abodienste?
Nein. Musik ist anders. Da geht es eher darum, dass die Titel möglichst viele Hörer erreichen, um sie populär zu machen. Exklusivität würde das verhindern.