Solarfonds "Renditen größer vier Prozent sind drin"

Die Fotovoltaik boomt, die staatliche Förderung sinkt. Wo lohnt es sich für Investoren in Europa noch einzusteigen? Ein Interview mit Hermann Klughardt, Geschäftsführer beim Düsseldorfer Anbieter grüner Energiefonds Voigt & Collegen.

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Quelle: obs

WirtschaftsWoche Online: Herr Klughardt, nach allen Prognosen wächst der globale Fotovoltaikmarkt auch dieses Jahr. Wie lohnend ist Deutschland für Investoren?
Hermann Klughardt: Ich rechne mit einer steigenden Nachfrage. Realistisch können Anleger, die ihr Geld in hiesige Freiflächen-Solarkraftwerke stecken, eine Rendite größer als vier Prozent erwarten. Im Vergleich zu Tagesgeld und Anleihen ist das hoch attraktiv. Dort liegt die Verzinsung aktuell im negativen Bereich bis höchstens einem halben Prozent, also noch unter der aktuellen Inflationsrate.

Gibt es Länder in Europa, die noch bessere Konditionen bieten?
In Italien, wo es durchaus interessante Investments gibt, erhalten Anleger einen Aufschlag von einem bis anderthalb Prozentpunkten im Vergleich zu Deutschland. Auch der niederländische Markt wird interessant, allerdings ist er noch relativ klein.

Galt Spanien nicht lange als erste Adresse?
Das war einmal. Die dortige Regierung hat den Fördertarif für Fotovoltaik-Anlagen seit 2011 in mehreren Schritten fast vollständig verändert – und zwar rückwirkend. Seither sind die Einnahmen der Solarparks um bis zu 35 Prozent gesunken, auch solcher, die wir im Portfolio haben. Die Regierung hat damit einen krassen Vertrauensbruch begangen, und aus unserer Sicht auch ungesetzlich gehandelt. Der spanische Markt existiert für Investoren heute praktisch nicht mehr.

Geprellte Anleger: Große deutsche Solarfonds, die unter der gekürzten Einspeisevergütung in Spanien leiden

Auch das italienische Kabinett hat den Fördertarif Anfang 2015 rückwirkend gekürzt. Warum halten Sie dem dortigen Markt dennoch die Treue?
Auch das war ein klarer Gesetzesbruch, über den wir natürlich nicht glücklich sind. Er hat Anleger zwar verunsichert, aber lange nicht in dem Ausmaß wie in Spanien. Denn trotz der Kürzung von acht Prozent lassen sich die Solarparks in der Regel weiterhin wirtschaftlich betreiben, weil andererseits in Italien auch Steuern gesenkt wurden.

Schließen Sie solche Eingriffe des Gesetzgebers für Deutschland aus? Das Konzept einer Strompreisbremse, das der damalige Umwelt- und heutige Kanzleramtsminister Peter Altmaier 2013 propagierte, wäre de facto auf eine rückwirkende Senkung der Vergütung für Solarstrom hinausgelaufen. Altmaier zog es zwar zurück, aber es könnte einen neuen Anlauf geben?
Wir glauben weiter an die Stabilität der Einspeisevergütung in Deutschland. Zugegeben: Bis zu Altmaiers Vorstoß hatten wir diese Option für ausgeschlossen gehalten. Danach musste man sie zumindest ins Kalkül ziehen. Aber auch aus heutiger Sicht halten wir es weiterhin für extrem unwahrscheinlich, dass die Bundesregierung den Gedanken noch einmal wiederbelebt. Deutschland könnte sich einen solchen Gesetzesbruch allein deshalb nicht leisten, weil er unsere Bestbewertung bei den Ratingagenturen gefährden würde. Das geht nicht.

Sind Sie sicher? Der politische Druck wächst doch, die ausufernden Kosten der Energiewende einzudämmen. Gerade erst hat der Bundesrechnungshof der Bundesregierung vorgeworfen, keinen Überblick über die Bezahlbarkeit der Energiewende zu haben.
In einem Punkt haben die Prüfer Recht: Niemand weiß, wie viel die Energiewende am Ende kosten wird. Dafür stecken zu viele Unbekannte darin. Aber das Erneuerbare Energie Gesetz mit seiner Einspeisevergütung hat sich als effizientes Steuerungsinstrument erwiesen, um die Erneuerbaren in wenigen Jahren marktfähig zu machen.

Wirklich? Fossile Kraftwerke erzeugen Strom doch immer noch billiger.
Der Unterschied ist marginal. Für Freiflächen-Solaranlagen und seit Anfang 2017 auch für Aufdach-Anlagen mit einer Spitzenleistung von mehr als 750 Kilowatt gilt inzwischen ein Auktionsmodell. Das bedeutet: Der günstigste Anbieter erhält den Zuschlag. Der Preis lag in der letzten Runde bei unter sieben Cent je Kilowattstunde. Das finde ich ist ein tolles Ergebnis. Wir schleppen zwar noch eine Weile den alten Förderrucksack mit uns herum, aber der wird jedes Jahr leichter.

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