Feinstaub bei Benzinern Wenn ein Smart so dreckig wie ein Luxusdampfer ist

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Benziner spielen in der Debatte bisher kaum eine Rolle

Unter den Feinstaubteilchen aus den Abgasen moderner Benziner finden sich viele besonders kleine Partikel unter 2,5 Mikrometer Durchmesser, ein Dreißigstel des Durchmessers menschlicher Haare. Diese Nanoteilchen sind die gefährlichste Feinstaubfraktion. An ihnen haften krebserregende Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle. Sie können sich im Lungengewebe anreichern und wegen ihrer geringen Größe von dort sogar in das Blut, in Organe und das Gehirn vordringen. Krebs, Herzprobleme und Lungenerkrankungen sind die Folge.

Messdaten des Umweltbundesamtes zeigen zwar, dass die Feinstaubbelastung in Deutschland zurückgeht, aber von einer Entwarnung will das Amt nichts wissen. Gerade bei der Feinstaubfraktion von unter 2,5 Mikrometern ist die Lage in Deutschland düster. Die laxeren EU-Grenzwerte schaffen die Städte in Deutschland zwar in der Regel – wenn oft auch nur knapp. Dem strengeren, weltweit anerkannten Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation WHO dagegen wird kaum eine deutsche Kommune gerecht: 85 Prozent der deutschen Bevölkerung leben in Gegenden mit zu hoher Feinstaubbelastung, wie eine Auswertung von Umweltbundesamt-Messungen durch die WirtschaftsWoche ergab.

Trotzdem spielen die Benziner in der Debatte um Fahrverbote in Innenstädten bislang kaum eine Rolle. Von einem Verbot schmutziger Euro-6-Benziner ist etwa bei den in Baden-Württemberg geplanten Fahrverboten keine Rede. Nur Benziner der Schadstoffnormen Euro 1 und 2 sowie Diesel bis Euro 5 könnten laut dem aktuellem Entwurf der Landesregierung an der Einfahrt in die City gehindert werden.

Die Politik scheint sich bei dem Thema wegzuducken, wohl auch, weil es wenige Monate vor der Bundestagswahl nicht opportun erscheint, nach den Dieselfahrern auch noch die Besitzer moderner Benziner zu verunsichern. Das baden-württembergische Verkehrsministerium ließ Fragen der WirtschaftsWoche zu dem Thema unbeantwortet, auch aus dem feinstaubgeplagten Stuttgart gab es keinen Kommentar. Dabei musste die Stadt im Winter 2016/17 13 Mal Feinstaubalarm auslösen. Der Grenzwert an der Messstation Neckartor wurde an 35 Tagen überschritten.

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In der Öffentlichkeit versuchen auch die Autobauer, das heikle Thema Benziner-Feinstaub kleinzuhalten. Hinter den Kulissen arbeiten sie aber mit Hochdruck daran, mit ihren neuen Modellen die strengeren Grenzwerte ab September einzuhalten. Das bedeutet konkret: Alle Benzindirekteinspritzer bekommen Partikelfilter. Bis zu 100 Euro dürfte das pro Fahrzeug kosten.

Bleibt die Frage, ob die Hersteller freiwillig nicht nur ihren neu eingeführten Modellen, sondern allen Neuwagen mit Benzindirekteinspritzung einen Partikelfilter gönnen. Großzügigkeit ist auch bei Smart gefragt: Ausgerechnet der Hersteller des schmutzigsten Benziners kann zu nichts gezwungen werden. Denn der Smart spritzt das Benzin indirekt und nicht direkt ein, womit der neue Grenzwert nicht gilt und die Autos weiter nach Lust und Laune rußen dürfen. Die Smart-Technik ins Gesetz aufzunehmen habe, so sagt ein ADAC-Sprecher, „der Gesetzgeber wohl einfach vergessen“.

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