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Banken und FinTechs Auf Konkurrenz folgt Kuschelkurs

Steckt die Zukunft des Bankings in Kooperationen von FinTechs und Großbanken? Quelle: Imago

Die Zeit der Konkurrenz ist vorbei. Traditionelle Banken und FinTechs setzten auf Zusammenarbeit. Denn wer sich auf dem heimischen Markt behaupten kann, ist noch lange nicht für das internationale Geschäft gerüstet.

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Noch vor zehn Jahren war die Welt für Banken in Ordnung. Dann kam die Finanzkrise – und wenig später begannen FinTechs damit, den klassischen Banken das Leben schwer zu machen. Was folgte, war die Erkenntnis, dass einige der kleinen Konkurrenten durchaus gute Ideen mitbringen. Aus dem Abwarten und Beobachten der Großbanken wird nun mehr und mehr die Einsicht, dass FinTechs nicht zwingend ein Gegenentwurf müssen, sondern eine Triebfeder für die Weiterentwicklung der gesamten Branche sein können.

Die Zeit der Kooperationen und Kopien ist angebrochen. Banken lernen von den FinTech-Unternehmen Innovation, die FinTechs wiederum profitieren von dem Kundenzugang der Großen. Deshalb ist Digitalisierung auch kein Wort mehr, das in den Zentralen der Banken für Angstschweiß sorgt. Genau hier fängt man an, sich mit den Herausforderern zu verbünden. Gemeinsame Projekte sind bereits an den Start gegangen.

In der Digitalfabrik der Deutschen Bank stecken IT-Experten und FinTech-Gründer die Köpfe zusammen und schrauben gemeinsam an interessanten Angeboten für das Privat- und Firmenkunden-Geschäft. Hier kommen Apps für mobile Transaktionen ins Spiel, aber auch moderne Spar- und Anlageprodukte sowie Anwendungen zur Businessplan-Erstellung oder Wettbewerbsanalyse.

Dabei scheint es zumindest in den Räumen der Deutschen Bank noch lange nicht egal zu sein, wie kreativ die erarbeiteten Vorschläge sind. „Eine Innovation ist kein Wert für sich. Sie muss in ein Produkt fließen, das unseren Kunden echten Mehrwert bietet“, sagt Markus Pertlwieser, verantwortlich für die Digitalisierungsoffensive der Deutschen Bank im Privat- und Geschäftskundenbereich.

„Wer zu verliebt in seine Idee ist, ist bei uns fehl am Platz.“  

Auf lange Sicht ist Kooperation in jedem Fall erfolgreicher als Konkurrenz. Trotzdem ist Pertlwieser wählerisch, was mögliche Partnerschaften betrifft. „Wer zu verliebt in seine Idee ist, sich nicht bewegen will, ist bei uns fehl am Platz. Und wer uns angreift, die Banken als reine Produktprovider sieht und Kundenbeziehungen für sich selbst reklamiert, gehört ebenfalls nicht an Bord“, sagt er.

Dabei hätten die Banken am Ende wahrscheinlich mehr zu verlieren als die FinTechs. Auf diese Gefahr lassen auch Einschätzungen von BaFin-Präsident Felix Hufeld schließen. Er hatte jüngst bei einem Treffen in Frankfurt in Bezug auf die traditionellen Banken herausgestellt: „Sie müssen etwas tun, sonst stecken sie tief im Schlamassel.“

Was sie tun, ist Zusammenarbeit auf zwei Ebenen. Die eine Gruppe setzt auf die klassische Business-to-Business-Lösung, bei der die FinTechs im Hintergrund arbeiten, was der Bankkunde nicht direkt wahrnimmt. Im Grunde liefern die Digital-Experten nur die Technologie für ein Produkt, das die Bank anschließend vermarktet.

FinTech-Umfrage

Die andere Variante ist die offensive Zusammenarbeit. Ein Weg, den auch das FinTech Lendstar geht, das sich auf einfache und schnelle Geldtransaktionen spezialisiert hat. Das junge Unternehmen hat bereits vor Jahren den Wert eines unkomplizierten Geldtransfers erkannt. Das Versprechen lautet: Überweisungen innerhalb von 10 Sekunden. Momentan arbeitet das Startup mit sechs etablierten Banken zusammen, will aber noch mehr Partnerschaften eingehen.

Gründer und Chef Christopher Kampshoff wünscht sich in Zukunft nicht nur mehr Synergien, sondern auch mehr Offenheit und Mut. Dabei hat er besonders die Konkurrenten jenseits Europas im Blick „Wenn wir nach China gucken, haben wir ganz andere Player, da muss man jetzt wettbewerbsfähig bleiben“, sagt er und befürchtet für den deutschen Markt vor allem den technischen Fortschritt, den die chinesischen Banken mitbringen. Für ihn ist klar: „Bei den FinTechs und bei den Banken hier sind wenige dabei, denen ich zutrauen würde, international wettbewerbsfähig aufzutreten.“

Fintechs verzeichnen bedeutende Fortschritte in der Kundenwahrnehmung. Dennoch muss ein Großteil der Banken zugeben, auf die steigende Bedrohung durch sie nicht ausreichend vorbereitet zu sein.

Zumindest in der Vermögensverwaltung holen die asiatischen Häuser bereits auf. Eine Studie des Research-Unternehmens Scorpio Partnership attestiert der China Merchants Bank (CMB) einen Zuwachs um 60 Prozent auf 193 Milliarden Dollar an verwaltetem Kunden-Vermögen. Die Bank befindet sich damit unter den 20 größten Investmentbanken der Welt. Die Deutsche Bank befindet sich in diesem Global Ranking auf Platz 10.

Deswegen will sich auch die Deutsche Bank auf die Weiterentwicklung konzentrieren. „Auch weil die Digitalisierung uns im positiven Sinne dazu zwingt, uns wieder mehr um unsere Kunden, den Markt und den Wettbewerb kümmern“, sagt Pertlwieser, der FinTech-Koordinator bei der DB.

Klar ist: Was die traditionellen Banken in jedem Fall mitbringen, das sind Reichweite und Vertrauen, die beiden Themen, die sich ein Startup erst erarbeiten muss. Deshalb ist eine Partnerschaft für beide Seiten attraktiv. Das Portfolio, das die klassischen Banken bieten können, lässt sich gewinnbringend mit den Angeboten der FinTechs anreichern. Was bereits bei Überweisungen funktioniert, das kann in Zukunft auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden.

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