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Interview mit Continental zur Smart Factory „Es fehlt an einheitlichen Standards“

Seite an Seite: An dem Continental-Produktionsstandort in Babenhausen ist die Smart Factory in Betrieb. Kollaborative Roboter sind dort nur eine von vielen Anwendungen der Industrie 4.0. Quelle: Continental

„Wer die Industrie 4.0 umsetzen will, muss sich vernetzen“, sagt Hubert Limbrunner von Continental. Im Interview fordert er einheitliche Standards, um die Entwicklung der Smart Factory voranzutreiben.

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Die Smart Factory ist in aller Munde. Bei ihrer Umsetzung sind viele Unternehmen aber noch zögerlich. Wie ist der Stand der Dinge bei Continental?

Die Smart Factory spielt in jeder Firma eine Rolle und natürlich auch bei uns. Wir haben für uns Themen identifiziert, die wir umsetzen wollen – wie etwa Smart Equipment, Big Data, kollaborative Roboter und dergleichen. Diese haben wir als firmenumspannendes Zukunftsprojekt angelegt, das den Bereich Operations ebenso wie die Logistik betrifft. Dahinter stehen ein festes Investitionsbudget und klare Ziele, die wir innerhalb der nächsten fünf Jahre erreichen wollen.

Welche Ziele sind das genau?

Letztendlich geht es darum, dass die Anpassungen in irgendeiner Weise profitabel sind. Bei jeder Investition stellt sich also die Frage, bis wann wir Einsparungen oder andere Benefits von ihr erwarten können. Dabei unterscheiden wir zwischen kurzfristigen und langfristigen Ansätzen. Etwa beim Einsatz von kollaborativen Robotern ergeben sich Erfolge relativ schnell: Prozesse, die jetzt noch manuell ablaufen, kann der Roboter mit höherer Effizienz erledigen; schwere Aufgaben nimmt er dem Mitarbeiter ab. Andere Themen sind komplexer und bringen erst auf längere Sicht Erfolg. Bis 2025 rechnen wir aber bei allen Änderungen mit Gewinnen, die je nach Technologie in unterschiedlicher Größenordnung liegen.

Zulieferer wie Continental gelten als Rückgrat der deutschen Automobilbranche. Gibt es in Sachen Smart Factory gemeinsame Bemühungen mit den Autobauern?

Wer die Industrie 4.0 umsetzen will, muss sich vernetzen. Die Smart Factory kann nicht in Einzelarbeit gelingen, stattdessen müssen wir mit den Autobauern ebenso wie mit unseren Zulieferern kooperieren. Bisher beschränkt sich die firmenübergreifende Zusammenarbeit im Wesentlichen auf die Logistik. So sind wir mit unseren Partnern im Gespräch, welche Daten wir in Zukunft austauschen, wie Daten überliefert werden und inwieweit die Logistikkette automatisiert werden kann. Doch trotz dieser Ansätze liegt genau hier die aktuell größte Herausforderung: Die Systeme sind zunehmend vernetzt, allerdings fehlt es an einheitlichen Standards. Diese sind nötig, damit wir schnell vorankommen.

Die Forderung nach einheitlichen Standards geht oft auch in Richtung der Regulierer. Wen sehen Sie in der Verantwortung?

Nehmen wir das Beispiel Daten: Wer ist eigentlich der Eigentümer von Daten? Wie wird der Datenaustausch geregelt? Diese Fragen sind immer noch nicht geklärt und das bremst uns aus. Wir müssen lange über Rahmenbedingungen diskutieren, statt direkt die eigentlichen Lösungsansätze anzugehen. Ich denke nicht, dass die Industrie das alleine regeln kann. Natürlich können wir uns mit jedem einzelnen Zulieferer auf der einen und jedem einzelnen Kunden auf der anderen Seite verständigen. Aber letztlich steht jede Sonderregelung der Vernetzung im Weg. Die Smart Factory ist ein allumfassendes Thema, das uns in allen Unternehmensbereichen betrifft. Man kann nicht direkt alle Gebiete angehen, aber irgendwo muss man beginnen. Konkrete Strategien und Zielsetzungen sind da nötig – ebenso wie einheitliche Standards.

Hubert Limbrunner ist Head of Operations Central Electronic Plants bei Continental Quelle: Continental

Sie sagen, man muss beginnen. In der Tat tun das aber nicht alle – jenseits des Automobilsektors umso weniger. Welches Risiko nehmen Unternehmen in Kauf, die sich dem Wandel versperren?

Bei Continental stellen wir uns der Smart Factory nicht bloß, weil es ein modernes Schlagwort ist. Wir sind von deren Vorteilen überzeugt und versprechen uns ganz klar Effizienzsteigerung. Unsere Projekte belegen das schon jetzt. Wer zu spät einsteigt und den Entwicklungen dann hinterherhinkt, ist gegenüber Wettbewerbern absehbar im Nachteil.


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