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Perspektivenwechsel für Top Manager Raus aus der Komfortzone

Quelle: Bert Bostelmann/WirtschaftsWoche

In Frankfurt trafen sich 30 Top-Manager und Unternehmer, um über Disruption zu sprechen. Kann dabei mehr herauskommen als ein Austausch der üblichen Floskeln und Buzzwords? Das Thinktank-Event „Disrupt the Industry“ hat gezeigt: Sogar sehr viel mehr.

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Es war keines dieser Branchen-Treffen, bei dem man auf die immer gleichen Gesichter trifft. Es gab keine endlosen Powerpoint-Präsentationen. Keine Vorträge vermeintlicher Experten, die Unternehmern und Managern die neuesten Buzzwords als bahnbrechende Trends verkaufen wollen – und die passenden Tools gleich mit.

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Stattdessen: Entscheider aus dem Top-Management deutscher Konzerne und Familienunternehmen und Digital- Pioniere, die sich auf Augenhöhe begegneten. Die sich jenseits von Branchengrenzen und eingeübten Floskeln – und damit auch jenseits ihrer eigenen Komfortzone – auf ein Gedankenexperiment einließen: Können Unternehmer und Manager aus grundverschiedenen Industrien, die in ihrem Alltag unter vollkommen unterschiedlichen Rahmenbedingungen agieren, die von völlig unterschiedlichen Management-Kulturen geprägt sind – gemeinsam einen Plan für den digitalen Wandel der Wirtschaft entwickeln? Oder jedenfalls im ersten Schritt: Eine Vision, die zeigt, unter welchen Bedingungen Disruption made in Germany funktionieren kann?

Die Wirtschaftswoche und Oliver Wyman und konnten 30 hochrangige Managerinnen und Manager aus führenden deutschen Unternehmen und Start-ups davon überzeugen, sich auf dieses Experiment einzulassen – und luden sie zu einem ungewöhnlichen Event ein.

Die symbolträchtige Location: Die „Klassikstadt“ in Frankfurt am Main; ein mehr als hundert Jahre altes Fabrikgebäude, das zwei Kriege und mehr als einen Strukturwandel der Wirtschaft überlebt hat. Die Gastgeber: Prof. Dr. Miriam Meckel, Herausgeberin Wirtschaftswoche und Ada, und Dr. Kai Bender, Market Leader Deutschland und Österreich bei Oliver Wyman. Das Format: Ein Think Tank für Unternehmenslenker. Das Ziel: Ein gemeinsames Change-Paper, das Lösungs- und Gestaltungsansätze für ein disruptives Zeitalter aufzeigt. „Wir wagen heute auch mit dem Veranstaltungsformat ein Experiment“, betonte Kai Bender zum Auftakt. Denn schon im Vorfeld der Veranstaltung sei klargeworden: „Wir sind hier nicht alle einer Meinung. Wir haben sehr unterschiedliche Perspektiven auf das, was Disruption bedeutet.“

Arbeiten statt rumsitzen

In den Wochen vor der Veranstaltung hatten die Teilnehmer bereits in Vorgesprächen die für sie drängendsten Themen und Herausforderungen für ihre Unternehmen benannt – und dabei bereits durchaus widersprüchliche Thesen formuliert. In Frankfurt trafen all diese sehr verschiedenen Perspektiven nun zusammen: Vom börsennotierten Technologie-Konzern über das Maschinenbau-Unternehmen in Familienhand bis zum Digital-Startup – vom IoT-Experten über das Bankhaus bis hin zum Logistikdienstleister.

In wechselnden Konstellationen erarbeiteten die Manager dieser Unternehmen gemeinsam Lösungsvorschläge für die wichtigsten Herausforderungen in vier Themenbereichen: Wie verändern sich Kundenbedürfnisse und Schnittstellen zum Kunden? Wie kann der Technologiewechsel für den Wandel zu datengetriebenen Geschäftsmodellen gelingen? Wie können und müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter künftig führen – und die nötigen disruptiven Fähigkeiten ins Unternehmen holen? Wie müssen sich Organisation, Struktur und Prozesse verändern?

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Konkrete Fragen, die in den vier Arbeitsgruppen schnell zu sehr konkreten operativen und strategischen Debatten unter den Managern führten: Gilt es, möglichst schnell möglichst viele junge, agile, digitalaffine Mitarbeiter ins Unternehmen zu holen? Oder doch eher, die bestehende Belegschaft fit zu machen für die neuen Herausforderungen? Wollen Kunden eine zentrale digitale Plattform, über die sie jedes gewünschte Produkt und jede Dienstleistung beziehen können – oder doch eher eine besonders persönliche, direkte und vertrauensvolle Beziehung zu Ansprechpartnern, Unternehmen und Marken? Sollten Unternehmen sich für open-source-Projekte öffnen und auf Kooperation setzen? Oder ihr Know-how und ihren Kundenzugang vielmehr gerade jetzt mit allen Mitteln schützen und verteidigen?

Kann echte Disruption nur in kleinen, agilen Organisationseinheiten entstehen – oder können auch die Strukturen innerhalb großer Konzerne schnell und beweglich genug werden? Machen sich Unternehmenslenker etwas vor, wenn sie innerhalb von nur zwei, drei Jahren einen echten Kulturwandel im Unternehmen erreichen wollen? Und: Ist die Generation Y nicht mehr „hungrig“ genug fürs Wirtschaftsleben? Oder hat sie schlicht andere Ziele und muss anders geführt werden? Verhindern strikte Regularien hierzulande innovative Lösungen beim zeitgemäßen Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Daten und Prozessen – oder ist das nur eine vorgeschobene Ausrede?

Was ist Disruption?

Die intensiv und leidenschaftlich geführten Debatten unter den Top-Managern und Unternehmern zeigen, dass Gastgeberin Miriam Meckel richtig lag mit ihrer zu Beginn der Veranstaltung aufgestellten These: Disruption sei eben doch mehr als nur ein „Plastikwort“, unter dem man alles und nichts verstehen könne – sondern vielmehr eine echte und konkrete Herausforderung, vor der Unternehmen quer durch alle Branchen stehen. Es geht um Fragen, die derzeit alle Unternehmer umtreiben. Und für die es, wie Oliver Wyman-Chef Bender betont, nicht die „one fits all“-Lösung gibt, die sich einfach auf jedes Unternehmen übertragen lässt.

Am Ende des Thinktank-Events stehen damit nun acht Thesen, die Herausforderungen und Lösungsansätze für ein disruptives Zeitalter benennen. Aus einem Gedankenexperiment sind Bausteine für reale Veränderungen geworden. Und aus dem Treffen einer Gruppe von Unternehmern und Managern womöglich der Beginn einer gemeinsamen Vision.

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