Der Millionenskandal um die österreichische Commerzialbank hat nach Angaben des Anwalts des ehemaligen Bankchefs schon vor fast 30 Jahren begonnen. Sein Mandant habe bereits 1992 in betrügerischer Weise gehandelt, sagte Rechtsanwalt Norbert Wess in der ORF-Sendung „ZiB2“. „Spätestens 2000 war die Bank wohl insolvent.“ In der Vergangenheit sei die Bilanz der Commerzialbank, die im Bundesland Burgenland beheimatet ist, mehrmals geprüft worden.
Ein Vertreter vom Interessenverband für Anleger sprach in der Sendung von einem „systemischen Versagen“. Der Ex-Bankchef soll die Bilanz unter anderem mit erfundenen Guthaben bei anderen Banken sowie fiktiven Krediten geschönt haben. In dem Fall ist ein mutmaßlicher Schaden von 690 Millionen Euro entstanden.
Die Finanzmarktaufsicht hatte den Betrieb der Bank Mitte Juli untersagt. Die Bank ist seit dieser Woche geschlossen. Betroffen sind rund 10.000 Sparer. Die Einlagensicherung hat bisher nach eigenen Angaben mehr als 400 Millionen Euro an die Sparer als Entschädigung ausgezahlt.
Nach Darstellung der Zeitung „Kurier“ (Freitag) wurden für die Wirtschaftsprüfer die Commerzialbank-Guthaben bei anderen Banken auf recht einfache Weise gefälscht.
So seien die Namen der Sachbearbeiter der anderen Bank recherchiert worden. Dann sei der Brief mit der falschen Bankbestätigung über das Guthaben am Ort der anderen Bank eingeworfen worden. „Mit dem Poststempel wollte man Authentizität schaffen“, schreibt das Blatt.
„Das System hätte schon viel früher auffliegen können, wenn die Wirtschaftsprüfer oder auch die FMA (Finanzmarktaufsicht) die Bankbestätigungen direkt bei den betreffenden Banken eingeholt hätten“, so Wess in der Zeitung.