Deutsche-Bank-Vorstand „Mit Kirch macht man kein Geschäft“

Im Strafprozess wegen versuchten Prozessbetrugs im Fall Kirch haben die Richter mit der Befragung der Angeklagten begonnen. Co-Chef Jürgen Fitschen hat seinen ersten öffentlichen Auftritt nach der Rücktrittsankündigung.

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Der ehemalige Deutsche-Bank-Vorstand Tessen von Heydebreck erreicht den Gerichtssaal in München. Am heutigen Mittwoch wurde der Angeklagte im Fall Kirch befragt. Quelle: AFP

München Der ehemalige Deutsche-Bank-Vorstand Tessen von Heydebreck schilderte bei seiner Befragung den Richtern vor dem Landgericht München die aus seiner Sicht sehr problematische Geschäftsbeziehung zu dem verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch. „Für mich stand immer fest: Mit Kirch macht man kein Geschäft“, sagte er den Richtern.

Trotzdem hielt er es für einen Fehler, als der damalige Bankchef Rolf Breuer in einem Interview öffentlich die Kreditwürdigkeit Kirchs in Frage stellte. Als er das Breuer-Interview im Frühjahr 2002 im Fernsehen sah, habe er gleich gewusst, dass die Äußerung ein Fehler war, sagte Heydebreck. „Ich hab „Scheiße“ gesagt zu mir selbst, weil ich spürte, dass dieser Lapsus rechtlich gefährlich ist.“ Wenige Monate nach dem Interview meldete die Kirch-Gruppe Insolvenz an.

Leo Kirch machte bis zu seinem Tod Breuer und die Deutsche Bank für die Pleite verantwortlich und forderte Schadenersatz in Milliardenhöhe. Alle fünf Manager und Ex-Vorstandsmitglieder haben nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zusammengewirkt, um milliardenschwere Schadenersatzforderungen für die Pleite der Kirch-Gruppe durch Falschaussagen vor Gericht abzuwehren. Deshalb stehen sie seit Ende April wegen versuchten Prozessbetrugs in einem besonders schweren Fall vor dem Landgericht. Alle fünf hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, hat sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Rücktrittsankündigung nicht zu den Gründen für seine Entscheidung geäußert. Auf dem Weg in den Gerichtssaal im Landgericht München hüllte sich Fitschen am Dienstag in Schweigen und beantwortete keine Fragen. Zusammen mit Co-Chef Anshu Jain hatte Fitschen am Sonntag seinen Rücktritt von der Spitze der Deutschen Bank angekündigt. Im Gegensatz zu Jain bleibt er aber noch bis zum kommenden Mai im Amt.

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