Weil er aber auf einen Kita-Platz für seinen Sohn warten musste, blieb der Designer länger als zwei Monate zu Hause. Und verlor daraufhin seinen Job. Astrid Bendiks kennt solche Fälle zur Genüge – die selbstständige Arbeitsrechtlerin aus München hatte schon häufig mit Klientinnen zu tun, die nach der Babypause mit Problemen im Job zu kämpfen hatten. Deshalb beschloss Bendiks, bei ihrer eigenen Schwangerschaft auf Nummer sicher zu gehen – und verheimlichte sie.
„Viele Mandanten denken, dass man mit einem Kind nicht mehr genügend Zeit für ihre Belange hat und wesentlich weniger arbeitet“, sagt Bendiks. Um die Abwanderung wichtiger Mandanten zu vermeiden, hüllte sich Bendiks sechs Monate lang nur noch in sackähnliche Kleidung. Als ihr Schwangerschaftsbauch irgendwann trotzdem nicht mehr zu übersehen war, nahm sie keine Gerichtstermine mehr an. Kurz vor der Geburt verabschiedete sie sich offiziell bei ihren Mandanten in einen dreiwöchigen Urlaub, nach der Geburt wimmelte sie Anfragen ab mit der Begründung, dass sie momentan zu viel zu tun habe. Ein halbes Jahr später beendete sie ihre Babypause und begann, wieder Vollzeit zu arbeiten.
Viele Frauen tappen in die Teilzeitfalle
„Wer mit 30 Stunden oder mehr wieder einsteigt, gefährdet seine Karriere weniger“, bestätigt Karriere-Expertin Hofert. „Beruflich wird es immer dann problematisch, wenn Frauen in die Teilzeitfalle tappen.“
Genau das aber – das beweist der Blick auf die Zahlen – tun viele Frauen: Im vergangenen Jahr waren laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) elf Millionen Frauen teilzeitbeschäftigt, doppelt so viele wie 1991. Die Zahl der beschäftigten Frauen stieg demnach um 21 Prozent, das von ihnen geleistete Arbeitsvolumen aber nur um vier Prozent – ein Karrierekiller.
Denn trotz E-Mail, Telefon und Skype, die für viel mehr Flexibilität im Job sorgen, haben es die meisten Arbeitgeber immer noch am liebsten, wenn sie ihre Schäfchen tagtäglich im Büro beobachten können. Zwar bietet laut einer Studie, die das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt zusammen mit dem Karriereportal Monster veröffentlichte, fast die Hälfte aller befragten Unternehmen Home Office an. Doch laut Statistischem Bundesamt haben 2012 nur knapp acht Prozent der Deutschen manchmal oder hauptsächlich von zu Hause aus gearbeitet.
Karriere ist nur mit Vollzeit möglich
Aller Teilzeit- und Jobsharing-Modelle auch für Führungspositionen zum Trotz: „In Deutschland ist die klassische Kaminkarriere immer noch mit Anwesenheit verbunden – also in Vollzeit vom Büro aus oder gar nicht“, sagt Experte Stefan Becker.
Laut einer Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half bieten gerade einmal 15 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Mitarbeitern an, sich mit Kollegen eine Position zu teilen. Im europäischen Vergleich belegt die Bundesrepublik damit den letzten Platz.