Karriereleiter
Radikal abschalten über Weihnachten Quelle: imago images

So gelingt es Ihnen, über Weihnachten radikal abzuschalten

Weihnachten liegt in diesem turbulenten Jahr auf einem Wochenende. Wie es Ihnen trotzdem gelingen kann, die letzten Tage des Jahres zugunsten der inneren Ruhe zu nutzen. Mit fröhlicher Disziplin und ehrlichen Worten.

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Be-rater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Wir müssen es nicht vertiefen: Dieses Jahr war für viele von uns wegen der Pandemie beruflich eine Strapaze, auch weil sich der Job für viele besonders schlecht mit dem Familienleben vereinbaren ließ (Stichwort Homeschooling). Trotz und mitunter gerade wegen Homeoffice, ausgefallener Geschäftsreisen und fehlender Abendevents schlaucht der Job. Schönes und Schillerndes fällt aus. Der Alltag ist zurzeit oft schlicht geprägt von „Aufgaben abarbeiten“.

Hier ein paar Vorschläge, wie Sie am Endes des Jahres runterfahren und Vorfreude auf 2022 aufkeimen lassen.

1. Abschalten als Teamwork

Machen Sie es zum Thema im Team: „Wir wollen radikal runterkommen nach diesem sehr speziellen Jahr.“ So wird „gemeinsame Erholung“ zum spontanen strategischen Geschäftsziel. Das ebnet den Weg für gemeinsame Ideen, wie Sie sich untereinander dabei unterstützen können – etwa durch die Vereinbarung, über das Weihnachtswochenende keine beruflichen Messages zu versenden oder an Heiligabend keine Themen mehr loszutreten, zu denen direkt am Montag danach Ergebnisse vorliegen müssen (die bei den Verantwortlichen also über Weihnachten unweigerlich im Kopf umherschwirren). Oder verein-baren Sie mit der Chefetage, dass in Abwesenheitsnotizen bis Januar darauf hingewiesen wird: E-Mails werden nicht an Anwesende weitergeleitet (damit die das nicht auch noch an der Backe haben).

Wichtig: Nicht gemeinsam jammern. Sondern lieber gemeinsam darüber erleichtert sein, dass wir alle im selben Boot sitzen. Erkennen Sie gemeinsam an, dass Sie alle gegenseitige Unterstützung beim Durchatmen gebrauchen können. Und geben Sie sich die.

2. Weihen Sie Ihre Familie ein

Wenn wir uns dieser Tage Straßenumfragen im Fernsehen angucken zum Aspekt „Was ist Ihnen in dieser Weihnachtszeit besonders wichtig?“, dann hören wir als Antworten oft: im kleinen Kreis zur Ruhe kommen. Das klingt nicht nach Verzicht. Wenn es Ihnen auch so geht: Tun Sie alles, um genau dieses Bedürfnis nach Ruhe und Nähe auszukosten. Und hüten Sie sich davor, das Familienfest mit der Erwartung zu überfrachten, wenigstens Weihnachten solle dieses Jahr herausragend sein, wenn im Job schon alle Jahres-Highlights ins Wasser gefallen sind. Wir wissen ja: Die hohen Weihnachts-Erwartungen wirken schon ohne Pandemie wie Sprengstoff unterm Baum.

Versuchen Sie, die Erwartungen in Ihrer Familie gemeinsam ab- und anzugleichen. Wenn Sie persönlich die Vorstellung unangenehm aufpeitscht, sich an Heiligabend direkt nach dem Büro bei Kaufland unter Neonlicht ins Getümmel zu werfen, um in Winterjacke und mit Maske die lange Einkaufsliste mit allem (von der Entenbrust bis zu den rot durchgefärbten Kerzen) abzuarbeiten, dann atmen Sie durch und machen Sie sich klar: Sie könnten theoretisch auch bei Wasser und Brot eine schöne Weihnachtszeit mit der Familie er-leben. Theoretisch. Von dieser Gedankenbasis aus lässt sich dann bescheiden aufstocken.

Besprechen Sie mit Ihren Liebsten: „Mir ist dieses Jahr eine ruhige Zeit mit euch besonders wichtig. Worauf kommt es euch an? Auf was können wir gemeinsam verzichten?“

In meiner Familie hat das etwa schon vor Jahren dazu geführt, dass wir für die drei Tage von Heiligabend bis zum 2. Weihnachtstag nur noch zwei Mahlzeiten als „feierliche“ planen und uns nur noch für die Kinder bei den Geschenken ins Zeug legen. Geschätzte Stressersparnis bei allen: 80 Prozent. Die restlichen 20 fühlen sich an wie Vorfreude.

3. Zelebrieren Sie „tote Hose“!

Weihnachten ist dieses Jahr Wochenende. Schade. Aber mal ehrlich: Die Woche „zwischen den Jahren“ ist in vielen Firmen ein Mittelding zwischen Schlafen im Sitzen und Betriebsferien. Weil viele Kunden, Dienstleister und Kolleginnen und Kollegen im Urlaub sind oder selber piano machen. Dennoch denken viele bei der Arbeit nach Weihnachten: Hoffentlich merkt keiner, dass ich nichts zu tun habe. Das stresst. Und außerdem vertun Sie dadurch die Gelegenheit, die Hängepartie für das zu nutzen, was Sie brauchen: Ruhe.

Wenn es sich anbietet, begreifen Sie diese ganze Arbeitswoche als Nervenpflege im Team.

Zum Beispiel: „Lasst uns über Projekte sprechen, die sonst im Alltag liegen bleiben.“

Oder: „Wenn ihr einen Wunsch für 2022 frei hättet: Welche Knackpunkte würdet ihr in unserer Firma sofort eliminieren?“

Dazu ein Kaffee und ein paar letzte Weihnachts-Plätzchen. Das wirkt auf den ersten Blick nicht gerade nach einem Karrierebooster? Abwarten, was aus solchen hellen Momenten für Sie erwächst. Mit Sicherheit mehr, als beim klammheimlichen Halbtagssurfen auf YouTube am Büro-PC.

4. Misten Sie aus

Für viele bedeutet der Jahreswechsel eine künstliche Zäsur, die sich aber dennoch echt anfühlt wie „Zähler auf null“. Hinderlich sind dabei unerledigte Aufgaben, die wir mit rüber-ziehen. Regelrechtes Sinnbild dafür ist der überquellende E-Mail-Eingang. Nehmen Sie sich die zugegeben wenig kreative Aufgabe vor: Posteingang zu 90 Prozent leeren. Oder: alle ungelesenen Mails bearbeiten. Der Vorteil an überbordend gefüllten Postfächern: Sie lassen sich nach Stichworten durchsuchen (Newsletter, Abwesenheitsnotizen, Post von Dr. Peters, die längst in Rente ist) und schlagartig in Hunderterpacks löschen. Zack, weg. Ähnlich beflügelnd sind halb leere Büroschränke. Brauchen Sie wirklich noch die Kunden-prospekte von 2013, die das Marketing doppelt hat?

Und fragen Sie Kolleginnen und Kollegen: „Was würdest du in meinem Büro schöner machen?“ Lassen Sie sich inspirieren und setzen Sie einen Tipp noch vor Silvester um.

5. Ziehen Sie gemeinsam Schlussstriche

Was viele Menschen im Job als Dauerbelastung empfinden, sind ungeklärte Konflikte oder schwelende Abneigung. Nutzen Sie das gemeinsame Gefühl von „das war 2021“, um unangenehme Dinge aus der Welt zu schaffen. Wann, wenn nicht jetzt? Es müssen ja nicht immer markige Krisengespräche sein. Fragen Sie einfach den Kollegen, wegen dem Sie immer die Treppe nehmen, um ihm nicht im Aufzug zu begegnen: „Zehn Minuten Zeit für einen Tee in der Lounge?“ – Und dann sprechen Sie aus, dass Sie an einem besseren Verhältnis interessiert sind. Oder nehmen Sie sich ein Herz und entschuldigen Sie sich für eine Peinlichkeit oder Rücksichtslosigkeit, von der Sie heute wissen, das sie Porzellan zerschlagen hat.

Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Sie bei Ihrem Gegenüber auf Granit beißen. Im besten Fall aber schlafen Sie 2022 besser. Zelebrieren Sie im Team aber auch gemeinsame Erfolge des Jahres. Der kleine firmeninterne Jahresrückblick 2021 zur Selbstvergewisserung: Wir sind auch in der Krise gut. Das funktioniert zum Jahresende auch in der Videoschalte.

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Also: Sehen Sie das Runterfahren am Jahresende als Teamaufgabe. Holen Sie aber auch die Familie ins Boot. Nutzen Sie die ruhige Zeit zwischen den Jahren als ganz entspannten Aufbruch für sonst beiseite gelegte Themen. Trennen Sie sich von Ballast – digital wie analog per Mülleimer. Und lassen Sie Konflikte und Verletzungen konsequent hinter sich.

Und dann klopfen Sie sich selbst auf die Schulter. Kommen Sie entspannt durch die Weihnachtszeit.

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Mehr zum Thema: Die Adventszeit ist angebrochen, Weihnachten rückt unaufhaltsam näher. Da stellt sich auch für Unternehmer die alljährliche Frage: Sind Grüße zum Fest noch sinnvoll?

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