Weiterbildung ist nicht gleich Weiterbildung. So viel ist klar. Die Qualität der Kurse unterscheidet sich oft ganz erheblich - nach dem Inhalt, der Art des Abschlusses, aber auch nach der Befähigung des Dozenten. Dabei ist der Preis nicht zwangsläufig das ausschlaggebende Kriterium.
Die New-Media-Strategin Katharina Antonia Heder hat beispielsweise verschiedene Weiterbildungen im Bereich Social-Media untersucht. Ihr Favorit: Ein kostengünstiges, nebenberufliches Studium an einer Hochschule.
Wie aber findet man dann die beste Weiterbildung? Längst hat sich in Deutschland ein komplexes und bürokratisches System aus Zertifizierungen, Akkreditierungen und Gütesiegeln und Evaluationsstatistiken herausgebildet. Auch wenn es in der Theorie eine gute Idee sein mag, potentiellen Kunden auf dem unübersichtlichen Weiterbildungsmarkt, der sich vor allem in der Hand privater Anbieter befindet und daher vergleichsweise wenig staatlichen Reglementierungen unterliegt, eine Orientierung zu bieten: Die Masse an Qualitätskriterien und Messzahlen ist für Weiterbildungswillige schlicht nicht zu durchschauen.
Da gibt es Verbände, die ihre eigenen Gütesiegel aus der Taufe heben. Das Motto: Mal sehen, wie die Akzeptanz auf dem Markt ist. Oder Volkshochschulen, die sich ihres verschnarchten Rufes als kommunale Kompetenzzentren mit einer ISO-Zertifizierung erwehren wollen, für das komplizierte Verwaltungsabläufe einzuhalten sind. Arbeitsagenturen, die private Zertifizierungsagenturen zulassen, die wiederum die Weiterbildungseinrichtungen zertifizieren sollen. Und Unternehmen, die abenteuerliche und aufwändige Zahlenspiele als objektive Evaluation oder Bildungscontrolling verkaufen. Es geht kaum komplizierter und ineffizient ist es außerdem.
Warum Arbeitgeber betriebliche Weiterbildung anbieten
Prozentsatz: Anteil der weiterbildungsaktiven Unternehmen, die das Motiv nennen, Mehrfachantworten
Die Antworten sind aufgeteilt in "personalpolitisch motiviert" und "auf Innovations- und Unternehmenserfolg gerichtet".
Quelle: IW-Weiterbildungserhebung 2014
der Unternehmen nennen als Motivation: "Wir müssen unsere gesetzliche Pflicht zur Weiterbildung erfüllen".
(personalpolitisch motiviert)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Weiterbildung ist ausdrücklicher Wunsch unserer Mitarbeiter".
(personalpolitisch motiviert)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Weiterbildungsangebote erhöhen die Attraktivität unseres Unternehmens für neue Mitarbeiter und erleichtern die Rekrutierung".
(personalpolitisch motiviert)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Weiterbildung trägt zur Mitarbeiterbindung bei".
(personalpolitisch motiviert)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Betriebliche Weiterbildung erhöht die Motivation und Arbeitszufriedenheit unserer Mitarbeiter".
(personalpolitisch motiviert)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Mit betrieblicher Weiterbildung können wir die Kompetenzen unserer Mitarbeiter ausbauen".
(personalpolitisch motiviert)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Durch die Einführung neuer Technologien und/oder die Reorganisation von Arbeitsprozessen entsteht Anpassungsbedarf bei den Qualifikationen unserer Mitarbeiter".
(auf Innovations- und Unternehmenserfolg gerichtet)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Weiterbildung fördert die Innovationsfähigkeit unseres Unternehmens".
(auf Innovations- und Unternehmenserfolg gerichtet)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Betriebliche Weiterbildung steigert die Leistungsfähigkeit und Produktivität unserer Mitarbeiter".
(auf Innovations- und Unternehmenserfolg gerichtet)
der Unternehmen nennen als Motivation: "Die Resultate betrieblicher Weiterbildung tragen zur betrieblichen Wertschöpfung und zum Geschäftserfolg bei".
(auf Innovations- und Unternehmenserfolg gerichtet)
Ebenso unübersichtlich ist auch die Anzahl von Abschlüssen, die Weiterbildungsteilnehmer nach bestandener Prüfung erhalten können. Ungezählte wohlklingende Phantasiezertifikate, von den Institutionen selbst geschaffen, stehen zum Beispiel neben akademischen Mastern und MBA's jeglicher Coleur, die zumindest ein Akkreditierungsverfahren durchlaufen haben müssen, und den bekannten IHK-Abschlüssen.
Staatlich anerkannt wie Schul- oder Hochschulabschlüsse sind Weiterbildungsabschlüsse nur selten. Teilnehmer können kaum ersehen, was Ihr möglicherweise mühsam erworbenes Zeugnis hinterher auf dem Arbeitsmarkt wert sein wird. Das richtet sich in der Regel nach dem Bekanntheitsgrad des Instituts oder Kurses - und weit seltener nach dem tatsächlichen inhaltlichen Wert der Weiterbildung. Oft genug kommt es darauf gar nicht darauf an, weil Arbeitgeber und Personaler lieber auf ein Stück Papier schauen, das ihnen objektiver erscheint als ihre eigene Menschenkenntnis.
Doch Prüfungsergebnisse, Zertifizierungen und Teilnehmerstimmen sind kein Garant dafür, dass die Weiterbildung der eigenen Karriere auch wirklich nützt. Sie sagen in der Regel nur etwas über die Weiterbildung selbst aus - die spätere Umsetzung im Berufsalltag und im Unternehmen wird in die Bewertung so gut wie nie miteinbezogen. Genau das wäre aber wichtig, um den Nutzen von Weiterbildungen wirklich objektiv beurteilen zu können. Am besten lernen kann man eigentlich in seinem gewohnten beruflichen Umfeld - und das hat gleich mehrere Gründe.
Diese positiven Auswirkungen hat Weiterbildung auf die Karriere
Die Industrie- und Handelskammern haben 2014 mehr als 10.000 Teilnehmer der Prüfungsjahrgänge 2008 nach ihren Motiven und Zielen für die Weiterbildung sowie den anschließenden Karriereweg gefragt. Demnach gaben 62 Prozent der Befragten an, dass die Weiterbildung eine positive Auswirkung auf ihre Karriere hatte.
Gut 6 Prozent fanden nach der Weiterbildung einen Arbeitsplatz.
14 Prozent bewältigten ihrer Aufgabe besser als vor der Weiterbildung.
21 Prozent erhöhten die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes.
69 Prozent verbesserten sich finanziell.
74 Prozent derjenigen, die nach der Weiterbildung eine positive Auswirkung bemerkten, gaben an, beruflich aufgestiegen zu sein oder einen größeren Verantwortungsbereich erhalten zu haben.
Menschen lernen tatsächlich viel besser am praktischen Modell, statt Wissen einfach nur in der Theorie vorgekaut zu bekommen. Denn beim Lernen am Modell muss man Handlungen nicht nur beobachten sondern auch nachvollziehen, ergänzen und im Bedarfsfall sogar korrigieren. In einem optimalen Lernumfeld fühlen wir uns dazu motiviert, etwas zu versuchen und bei einem Fehler einen neuen Versuch zu starten. Je häufiger wir dabei die Erfahrung machen, ein Problem selbst zu lösen, desto stärker wächst das Selbstvertrauen.
Beispiel Computerkurs: Ein völlig theorielastiges Seminar, in dem Excel erklärt wird, bringt gar nichts, wenn den Teilnehmenden nicht die Gelegenheit gegeben wird, selbst Funktionsweisen herauszufinden und eigenständig Probleme zu lösen. Nur auf diese Weise lernen sie fortan eigenständig, mit dem Computer umzugehen und die Arbeitsweise des Programms an ihre eigene Arbeit anzupassen - etwa indem sie neue Formeln und Anwendungen hinzufügen. Wird hingegen nur standartisiert erklärt, wie das Programm funktioniert, werden Absolventen des Kurses zukünftig bei jedem kleinsten Problem nach dem Support schreien.
Schneller zum passenden Angebot
Um die beste Weiterbildung zu finden, muss man sich also auch vergegenwärtigen, wie Menschen lernen: Nämlich idealerweise dann, wenn Sie den Lernstoff aufgrund ihrer bisherigen beruflichen Erfahrungen selbst bestimmen können - je nachdem welche Anwendung sie häufiger brauchen und welche nicht. Denn dann würden sie selbst entscheiden, welche neuen Erfahrungen sie interessieren und könnten die auf diese Weise gemachten Erfahrungen besonders gut an das bereits vorhandene Wissen anknüpfen und so ihre Verhaltensmuster optimal erweitern.
Eigenverantwortliches Lernen, das möglichst auf unseren bisherigen beruflichen Erfahrungen aufbaut, ist also die beste Form der Weiterbildung.
Der Grund dafür: Der Arbeitsplatz ist eine gewohnte Umgebung für die meisten Menschen und mit dem was er bisher getan hat, kennt er sich in der Regel am besten aus. Das spielt für den Lernerfolg eine entscheidenden Rolle: Jede Erfahrung, jede Sinneswahrnehmung erzeugt im Gehirn ein Aktivierungsmuster, ein Wahrnehmungsbild. Das Gehirn versucht nun, ein bereits vorhandenes Nervenzellen-Verschaltungsmuster zu aktivieren, eine Art Erinnerungsbild, das irgendwie zu dem neuen Aktivierungsmuster passt.
Stimmen beide Bilder überein, wird die neue Wahrnehmung als bekannt abgetan. Kann überhaupt keine Übereinstimmung zwischen dem neuen und bereits abgespeicherten Eindrücken hergestellt werden, passiert gar nichts. Die Information wird unverzüglich wieder vergessen.
Nur wenn das neue Aktivierungsmuster zu bereits bekannten Erinnerungen passt, lernen wir. Dann wird das alte Muster so lange geöffnet, erweitert und umgestaltet, bis das neue Aktivierungsmuster in das nun modifizierte Erinnerungsbild integriert werden kann. Das bedeutet, dass Menschen gar nicht alles wahrnehmen und schon gar nicht abspeichern können, sondern das, was irgendwie zu ihren bisherigen Vorstellungen und Erfahrungen passt. Und das bedeutet genau genommen eigentlich auch, das Wissen gar nicht weiter gegeben werden kann, sondern in jedem Gehirn neu entsteht.
Warum Menschen eine Weiterbildung machen
Die Industrie- und Handelskammern haben 2014 mehr als 10.000 Teilnehmer der Prüfungsjahrgänge 2008 nach ihren Motiven und Zielen für die Weiterbildung sowie den anschließenden Karriereweg gefragt.
Quelle: IHK: Aufstieg mit Weiterbildung. Umfrage-Ergebnisse 2014
3 Prozent der Teilnehmer nahmen an IHK-Prüfungen teil, weil sie arbeitssuchend waren.
11 Prozent der Teilnehmer wollten in Zukunft beruflich weniger festgelegt sein.
13 Prozent gaben an, sich ständig an neue Entwicklungen und Anforderungen anzupassen.
15 Prozent gaben an, den Arbeitsplatz sichern zu wollen. Die eigene Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen war ebenfalls für 15 Prozent der Teilnehmer ein Weiterbildungsgrund.
24 Prozent der Teilnehmer wollten etwas Neues lernen und den persönlichen Horizont erweitern.
45 Prozent rechneten sich bessere Einkommensmöglichkeiten aus.
63 Prozent der Teilnehmer wollten aufsteigen oder einen größeren Verantwortungsbereich übernehmen.
Wer eine Weiterbildung machen will, sollte daher gezielt nach Angeboten suchen, die es erlauben, sich eigenverantwortlich weiterzubilden und dabei Neues auszuprobieren - individuell, am besten am eigenen Arbeitsplatz und auf die eigenen Bedürfnisse und das eigene Lerntempo zugeschnitten. Online-Kurse, so genannte MOOCs, bieten dabei interessante neue Ansätze.
Man sollte bei der Auswahl der richtigen Weiterbildung aber auch die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen. Online-Kurse etwa ermöglichen flexibles Lernen, je nach Zeitumfang, aber man braucht auch ein gewisses Maß an Disziplin, um sie durchzuhalten. Ganz grundsätzlich sollte man sich überlegen, wie viel Zeit für die Weiterbildung zur Verfügung steht und ob dieser in Vollzeit oder Teilzeit absolviert werden kann. Und ganz generell muss man sich klar machen, welche Ziele man damit verfolgt: Wiedereinstieg oder Karriere im Unternehmen? Persönlichen Weiterentwicklung? Fortbildung oder Umschulung? Wer die Suche eingrenzt, findet schneller das passende Angebot.
Hilfreich sind dabei verschiedene Online-Datenbanken: Zum Beispiel KURS, die größte, aber keineswegs vollständige Datenbank oder das Weiterbildungsangebot der IHK. Die Metasuchmaschine InfoWebWeiterbildung hilft, einen Überblick über die zahlreichen Online-Angebote zu finden. Ebenfalls hilfreich sind die Weiterbildungstests der Stiftung Warentest, die regelmäßig Weiterbildungen unter die Lupe nimmt und so die Schwachpunkte aufzeigt. Sie können die Weiterbildungstests unter test.de/themen/bildung-soziales (leider kostenpflichtig) abrufen.
Auch wenn der Aufwand groß ist: Kriterien abstecken und vergleichen lohnt sich, um in dem umfangreichen Angebot die passende Weiterbildung zu finden.
Die Autorin betreibt das Blog "Berufebilder". Sie können auch über Twitter mit ihr in Kontakt treten.