
Derzeit erregt eine bisher im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in dieser Form nicht für möglich gehaltene Zensur einer Sendung aus der WDR-Talkshow-Reihe „Hart aber fair“ die Gemüter. Unter der Überschrift „Nieder mit dem Ampelmännchen“ hatte Moderator Frank Plasberg mit den geladenen Gästen die insbesondere von Vertretern der feministischen Geschlechterforschung vehement eingeforderten geschlechtsneutralen Bezeichnungen kritisiert.
Plasberg stellte unter anderem die Frage nach dem Sinn der in den letzten Jahren eingerichteten rund 190 Professorenstellen für Geschlechterforschung - 180 davon weiblich besetzt. Und mokierte sich darüber, dass allein die Umstellung des Begriffs „Studentenwerk“ in „Studierendenwerk“ den Steuerzahler rund eine Million Euro koste.
Zur Person
Der Autor lehrt Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt
Auf anscheinend massiven Druck der VertreterInnen dieser Forschungsrichtung sah sich WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn offenbar gezwungen, den Beitrag im Nachhinein aus der Mediathek zu entfernen.
Um das Geschehene einzuordnen ist es hilfreich, die verschiedenen Gender-Richtungen erst einmal deutlich voneinander zu unterscheiden: Selbstverständlich ist es zu begrüßen, dass beispielsweise im Rahmen des Gender-Mainstreaming nicht nur bei Personalentscheidungen darauf geachtet wird, dass niemand wegen seiner Herkunft, seines Glaubens, möglicher Handicaps oder seines Geschlechts benachteiligt wird. Hier steht die Gleichstellung von Mann und Frau im Mittelpunkt. Auch die Akzeptanz sexueller Vielfalt oder der verschiedenen Formen des menschlichen Zusammenlebens, die längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, stehen hier nicht zur Diskussion.
So unterschiedlich nehmen Männer und Frauen ihre Arbeitswelt wahr
Die Bertelsmann Stiftung hat in einer Studie untersucht, was sich Männer und Frauen von ihrer Arbeit wünschen. Die Ergebnisse unterscheiden sich mitunter sehr stark.
Einer der Hauptpunkte, den Frauen nannten, war beispielsweise "Emotionale Unterstützung", Männer nannten diesen Punkt dagegen kaum.
Zum Thema "Helfen in beruflichen Situationen" zeigen sich zunächst keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Eine genauere, qualitative Analyse ergab jedoch: Männer beschrieben oft Situationen, in denen sie praktische und direkte Karrierehilfe bekamen. Frauen dagegen beschrieben Beispiele, in denen sie (unerwartet) freundliche Aufmerksamkeit in einer unsicheren Umwelt erhielten.
55 Prozent Frauen erzählten zumindest eine Schadensgeschichte. Es waren immer Situationen, in denen sie ausgegrenzt oder zurückgewiesen wurden. Vielfach wurden ihnen Ressourcen verweigert, die anderen zugestanden wurden. Im Vergleich: nur elf Prozent der Männer erzählten eine Schadensgeschichte.
Gender-Professoren drängen in alle Fächer
Frank Plasbergs aufgeworfene Frage nach dem Sinn oder Unsinn von den in den letzten Jahren knapp zweihundert eingerichteten Professuren für Geschlechterforschung trifft dagegen den Kern einer Debatte, die von der feministisch geprägten Genderforschung oder auch Gender-Studies ausgelöst wurde. Sie sehen das Geschlecht nicht als naturgegeben oder biologisch determiniert an, sondern ganz im Gegenteil als veränderbares gesellschaftliches und kulturell wandelbares Konstrukt. Sie fordern im Rahmen des Gender-Doing das infrage stellen des biologischen Geschlechts sowie eine geschlechtsneutrale Sprache.





Auch das ist nichts Neues, denn in den Sozialwissenschaften ist die soziale Bestimmung des Geschlechts spätestens seit Simone de Beauvoir immer schon beheimatet gewesen. Neu dagegen ist, dass diese Thesen durch die Einrichtung eben jener Professuren ihre eigentliche Beheimatung in den Sozialwissenschaften verlassen haben und jetzt durch massive politische Unterstützung in alle Fächer, in die Lehrerausbildung aller Fächer, in die Unterrichtsfächer der Schulen und letztlich auch in die gesamte Öffentlichkeit implementiert werden sollen.
ProfessX oder Prosecco?
Im Rahmen der eingeforderten geschlechtsneutralen Sprache sind die Ampelmännchen sicherlich noch die witzigste Ausuferung dieser neuen Konzepte, die vor nichts haltzumachen scheinen. Als hätte Deutschland derzeit keine anderen Probleme.
Mittlerweile heißen dann auch männliche Professoren in Sachsen „Professorinnen". Es hat wohl weiterer jahrelanger drittmittelgestützer - also aus Steuermitteln finanzierter - Forschung seitens der Gender-Studies gebraucht, ehe einer ihrer Professorenpersonen von einer bekannten Berliner Universität verlauten ließ, er wolle nur noch mit dem geschlechtsneutralen Titel „ProfessX“ angesprochen werden.