Ranking Die Magie der Freundlichkeit – diese Länder überzeugen Expats

Mexiko besticht bei vielen Expats vor allem durch die Freundlichkeit der Einheimischen. Quelle: Unsplash

Wer zum Arbeiten und Leben ins Ausland gehen möchte und noch nicht weiß, wohin, muss viele Aspekte gegeneinander abwägen. Ein Ranking zeigt, wo sich Expats am wohlsten fühlen – und warum.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Auch nach mehr als einem Jahrzehnt im Ausland fühlt sich Dennis Brandl noch sehr wohl in seiner Wahlheimat: „Es ist fast schon magisch, wie nett die Menschen in Mexiko sind“, sagt der Vater zweier Töchter.

Mit dieser Begeisterung für die Freundlichkeit der Bevölkerung in dem nordamerikanischen Land ist Brandl keine Ausnahme. Zum zweiten Mal in Folge ist Mexiko bei der jährlichen Untersuchung des Expat-Netzwerks Internations zum Ort mit der freundlichsten lokalen Bevölkerung gekürt worden. Auch insgesamt ist das Land in dem Ranking der Organisation auf Platz 1 der beliebtesten Länder für Expats gelandet.

Mehr als 12.000 Personen, die im Ausland leben und arbeiten, haben für den „Expat Insider 2023“-Report im Februar dieses Jahres einen Online-Fragebogen ausgefüllt. Insgesamt nahmen Menschen aus 172 Ländern teil, von denen es 53 ins Ranking geschafft haben. Um darin aufzutauchen, musste ein Land von mindestens 50 Personen bewertet werden. Die Befragten bewerteten bis zu 56 Aspekte des Expat-Lebens – etwa Lebenshaltungskosten, Verfügbarkeit von Wohnraum und Karrierechancen. Die Antworten auf die Fragen wurden für fünf Indizes genutzt (zum Beispiel „Lebensqualität“ und „Persönliche Finanzen“). In das Gesamtranking floss das Mittel der Indizes ein sowie die Antworten auf die Frage „Wie zufrieden bist du, wenn du alle Punkte in Betracht ziehst, insgesamt mit deinem Leben im Ausland?“.

Seit es den Report von Internations gibt, schafft es Mexiko immer unter die Top 5 der berücksichtigten Länder. 91 Prozent der Befragten in Mexiko sagen, sie finden die Einwohner vor Ort sehr freundlich (über alle Länder hinweg sagen das nur 67 Prozent). Drei von vier Expats (74 Prozent) finden es leicht, einheimische Freunde zu finden – über alle Länder hinweg sind es nur 43 Prozent.

„Wenn man ins Ausland geht, lernt man natürlich erstmal die anderen Expats kennen. Aber bei mir war es so, dass nach und nach alle wieder zurück in ihre Heimat gegangen sind. Ich habe dann immer mehr Leute aus Mexiko kennengelernt und Freundschaften mit ihnen aufgebaut. Inzwischen kenne ich hier eigentlich kaum Deutsche“, erzählt Dennis Brandl, der lange bei einer Digitalagentur arbeitete und gerade ein Sabbatical macht. „Die Menschen sind hier sehr interessiert an Leuten aus anderen Ländern. Du kannst nicht allein in ein Restaurant oder an eine Bar gehen, ohne dass dich jemand anspricht und das vielleicht gleich zu einer Freundschaft wird.“



Korruption und fehlender Rechtsstaat stören Expats in Mexiko

Natürlich gibt es auch in Mexiko Dinge, die den Expats nicht gefallen. Auch Dennis Brandl stören manche Aspekte des Lebens in seiner Wahlheimat: „Eine ist die Korruption, und dass hier kein Rechtsstaat existiert. Das heißt zum Beispiel, dass ich Angst habe, wenn ich hier die Polizei sehe – die in Deutschland ja als Freund und Helfer gilt. Alle Probleme, die ich hier hatte, hatten mit der Polizei zu tun. Konkret sieht das so aus, dass sie einen Grund erfinden, wieso sie dich anhalten und dann musst du ihnen zwischen zehn und 50 Euro geben. Das ist gang und gäbe. Jeder hat da eine Geschichte zu erzählen und mir ist das mindestens schon zehn Mal passiert. Es ist schlimm, dass man dem Staat überhaupt nicht vertrauen kann.“  

Was politische Stabilität angeht, schafft es Mexiko im Internations-Ranking nur auf Platz 45. 18 Prozent der befragten Expats fühlen sich im Land nicht sicher – über alle Länder hinweg sagen das nur 8 Prozent der Befragten von sich.

Auf Platz 2 des Internations-Rankings landet Spanien – eines der Länder, in dem die meisten befragten Expats leben. Mehr Befragte gab es nur in Deutschland (fast 1000). Hier sind die Expats aber sehr unzufrieden. Deutschland landet im Gesamtranking auf Platz 49. Geht es nach den befragten Expats, ist Deutschland zu bürokratisch und nicht digital genug. Außerdem nehmen sie die Deutschen nicht als freundlich wahr und sind unglücklich mit dem Sozialleben. Es fällt den Expats generell schwer, in Deutschland anzukommen.

Spanien hingegen hat kürzlich ein Visum für digitale Nomaden eingeführt und Panama (auf Platz 3 des Rankings) war eines der fünf Länder, für die Expats am einfachsten ein Visum erhalten können.

Wenn Felix Mosthaf an Spanien denkt, sind die ersten drei Stichworte, die ihm in den Sinn kommen, die Sonne, die Lebensqualität und der Sport. Neun von zehn Expats, die für Internations befragt wurden, geht es so wie ihm – sie schätzen die Freizeitsportmöglichkeiten.

Allerdings finden viele der Expats in Spanien, dass ihre Karriereaussichten sich durch den Umzug ins Land nicht verbessert haben – nur 49 Prozent würden dem zustimmen (weltweit: 59 Prozent). 36 Prozent sind unzufrieden mit dem lokalen Arbeitsmarkt (weltweit: 26 Prozent). „Die Auswahl an großen Unternehmen ist im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten eher eingeschränkt“, sagt Mosthaf. Er arbeitet als Commercial Manager für den schwedischen Zahlungsanbieter Klarna in Madrid. Bevor es ihn nach Spanien zog, lebte er einige Zeit in Australien, Panama, Kolumbien und in den Niederlanden.

Kuwait landet im Ranking von Internations ganz hinten: Das Land schneidet am schlechtesten ab und ist laut den Befragten der drittschlechteste Ort, um Freundschaften zu schließen. Nur 36 Prozent der Expats sind zufrieden mit ihrem Sozialleben in Kuwait – im Gegensatz zu 56 Prozent weltweit. Auch in Bezug auf die Lebensqualität und Freizeitmöglichkeiten vor Ort schneidet das Land am schlechtesten ab. Fast die Hälfte der Befragten bemängelt zudem, sie könnten sich nicht offen äußern und ihre Meinung kundtun (49 Prozent, weltweit sind es 15 Prozent).

Norwegen landet auf dem vorletzten Platz im Gesamtranking. Dies liegt vor allem an der Unzufriedenheit der Expats mit hohen Lebenshaltungskosten. Außerdem beschreibt ein Drittel der Befragten die Norweger als unfreundlich.

In der Türkei (Platz 51), sind die Expats vor allem mit ihrem Arbeitspensum unzufrieden (30 Prozent im Gegensatz zu 16 Prozent weltweit), aber auch mit ihren Karriereoptionen und der Sicherheit ihrer Jobs. „Auf dem Papier gibt es zwar 9-to-5-Jobs, aber der Arbeitgeber erwartet, dass oft auch länger oder am Wochenende gearbeitet wird. Hinzu kommt der Berufsverkehr, der einem zusätzliche Zeit raubt. „Die Work-Life-Balance ist hier noch ein bisschen ausbaufähig“, berichtet auch Engin Aslan, der als Sohn türkischer Einwanderer in Baden-Württemberg geboren wurde und 2009 für EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) in die Türkei ging.

Immobilienfinanzierung Das Haus jetzt kaufen oder warten? Diese Grafiken zeigen das Dilemma

Der Zinsdruck für Immobilienkäufer nimmt ab, Baugeld hat sich deutlich verbilligt. Doch nun stabilisieren sich die Immobilienpreise – und beenden die Zeit für Schnäppchenjäger. Was das jetzt für Käufer bedeutet.

Krankenversicherung Kann ich durch einen späten Wechsel in die KVdR Beiträge sparen?

Unsere Leserin hat festgestellt, dass sie mit Ende 80 womöglich ihren Krankenkassenbeitrag deutlich senken könnte – durch einen rückwirkenden Wechsel in die Krankenversicherung der Rentner (KVdR). Stimmt das?

F-35-Bomber in Büchel Dieser Flieger braucht ein sehr spezielles Zuhause

Die Bundeswehr beschafft F-35-Bomber – und muss eilig einen Fliegerhorst umbauen. Die Zeit dafür ist irre knapp. Zu Besuch auf einer der wichtigsten Baustellen der Zeitenwende.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Auch in Bezug auf Sicherheit und Schutz landet die Türkei auf Platz 52. Immerhin: 45 Prozent finden es einfach, Freundschaften zu schließen. „Die Menschen in der Türkei sind meist sehr herzlich und gastfreundlich“, erzählt Engin Aslan. „Wenn du von jemandem vorgestellt wirst, zum Beispiel von einem Bekannten oder Verwandten – dann bist du im Kreis des Vertrauens und wirst sofort als Freund akzeptiert. Es funktioniert ein bisschen wie ein Schneeballsystem, so dass man sich Schritt für Schritt ein großartiges Netzwerk an Freunden aufbaut.“ Eine Offenheit im Kontakt mit Expats, die Dennis Brandl aus Mexiko gut kennt, aber von der sich Deutsche wohl noch etwas abschauen könnten.

Lesen Sie auch: Fünf Dinge, die Expats im deutschen Job-Alltag überraschen

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%