Es gibt Männer, die durch ihre Körperhaltung und Sprache einen Machtanspruch demonstrieren. Früher haben Männer damit ihren Erfolg und ihren Anspruch auf Anerkennung über Jahrzehnte gesichert. Auch heutzutage schaffen es Chauvis auf der Karriereleiter oft schneller nach oben. Gerade bei Meetings mit den Top-Vorgesetzten oder Kunden, die die Details der Arbeitsprozesse nicht kennen, wirken Chauvis überlegen – oft bedingt durch ihre überzeugende Selbstpräsentation. Wer im Brustton der Überzeugung sprechen kann, wirkt immer selbstbewusst und kompetent.
Kommunikationsstile
Unterwürfig und verzweifelt klingt dieser Kommunikationstyp. Er ist stets überfordert und drückt dies mit nahezu flehender Stimme aus.
Er ist das absolute Gegenteil des Hilfsbedürftigen. Der Helfer hat eine starke aber gleichzeitig einfühlsame Stimme, die dem anderen signalisiert: „Meine Unterstützung ist dir sicher“.
Auch er ist stets zum Helfen bereit, allerdings wirkt er schwächer als der Helfer und unterwirft sich seinem Gesprächspartner geradezu.
Konfrontation, Empörung und Verteidigung das liegt dem Aggressiven gut. Ausschweifende, beschuldigende Gesten passen zu diesem Kommunikationstyp. Er ist stets darauf bedacht sein Gegenüber in Schach zu halten und zu entwerten. Er stellt sich selbst eine Stufe höher als andere.
Er muss sich ständig selbstprofilieren - erzählt, was er alles kann, wie angesehen er ist und wen er kennt.
Dieser Kommunikationstyp weiß genau, was richtig und was falsch ist – zumindest denkt er das. Er reitet häufig auf moralischen Aspekten herum. Er wirkt dadurch bestimmend und kontrollierend.
Dieser Typ verwendet eine sehr sachliche Sprache und lässt kaum Nähe zum Gesprächspartner zu. Diese Haltung unterstreicht er mit seiner Körpersprache – ganz klassisch hierfür sind verschränkte Arme.
„Achtung, jetzt komm ich!“ ist der Leitspruch dieses Kommunikationstyps. Er ist redselig und liebt die Selbstinszenierung.
Aber: Mit Ausnahme des genetisch disponierten Chauvis, braucht es Energie, ein Chauvi zu sein. Es ist anstrengend, jeden Morgen die Chauvi-Maske aufzusetzen. Chauvis müssen in jeder Situation die unterschiedlichen Verhaltensweisen abrufen, Arroganz oder Kooperation signalisieren - je nachdem, wer gerade vor ihnen steht. Da stellt sich doch die Frage: Warum möchten jemand ein Chauvi sein? Hat derjenige über die Konsequenzen nachgedacht oder läuft er aus Karrieresucht gedankenlos einem zukünftigen Auslaufmodel ehemaliger Führungsriegen hinterher?
Fragen Sie sich einmal selbst: Möchten Sie wirklich Menschen manipulieren und sie wie Kinder behandeln? Sie zahlen einen Preis für diese Überheblichkeit. Sie werden von Kollegen oder Mitarbeitern nicht anerkannt, Kooperation wird sich auf das Notwendigste beschränken, und Sie erhalten keine Wertschätzung, die jeder von uns in angemessenem Maße braucht.
Ein bisschen Chauvi genügt
Die neue Generation von Führungskräften wird Mitarbeitern Verantwortung und die Autorität übertragen, ihre Aufgaben eigenständig zu erledigen. Chefs sollten ihre Kraft und Ausstrahlung, die Chauvis auf jeden Fall haben, nutzen, um eine professionelle Persönlichkeit mit einem starken, motivierten Team von Kollegen oder Mitarbeitern zu werden.
Schließlich geht es im Geschäftsleben darum, Prozesse erfolgreich nach vorne zu bringen und etwas zu bewegen. Damit das langfristig funktioniert, brauchen Führungskräfte den Input aller Kollegen oder Mitarbeiter. Teammitglieder arbeiten aber nur dann ambitioniert, wenn sie angemessene Wertschätzung - kein inflationäres Lob! - bekomme. Die Bereitschaft, Leistung zu bringen, hängt unmittelbar mit unseren Emotionen zusammen. Das gilt in der Regel noch etwas mehr für Frauen als für Männer. Der Wunsch nach Anerkennung ist in jedes menschliche Betriebssystem eingebaut. Die Energie, die Chauvis für ihre Selbstdarstellung verschwenden, sollte also besser ins Team fließen.
So unterschiedlich nehmen Männer und Frauen ihre Arbeitswelt wahr
Die Bertelsmann Stiftung hat in einer Studie untersucht, was sich Männer und Frauen von ihrer Arbeit wünschen. Die Ergebnisse unterscheiden sich mitunter sehr stark.
Einer der Hauptpunkte, den Frauen nannten, war beispielsweise "Emotionale Unterstützung", Männer nannten diesen Punkt dagegen kaum.
Zum Thema "Helfen in beruflichen Situationen" zeigen sich zunächst keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Eine genauere, qualitative Analyse ergab jedoch: Männer beschrieben oft Situationen, in denen sie praktische und direkte Karrierehilfe bekamen. Frauen dagegen beschrieben Beispiele, in denen sie (unerwartet) freundliche Aufmerksamkeit in einer unsicheren Umwelt erhielten.
55 Prozent Frauen erzählten zumindest eine Schadensgeschichte. Es waren immer Situationen, in denen sie ausgegrenzt oder zurückgewiesen wurden. Vielfach wurden ihnen Ressourcen verweigert, die anderen zugestanden wurden. Im Vergleich: nur elf Prozent der Männer erzählten eine Schadensgeschichte.
Wie Sie Kollegen motivieren
Forscher der Bertelsmann Stiftung kamen zu dem Schluss, dass die Beziehungswelt der Frauen weniger durch Karriereunterstützung und mehr durch Kränkung und Ausschluss gekennzeichnet ist. Bemerkenswert finden sie nicht nur, dass die Frauen Kränkungen hinnehmen müssen, sondern dass sie diese kränkenden Beziehungen zu den wichtigsten Eindrücken ihres beruflichen Lebens zählen. Hierzu passt die Aussage, einer jungen Bankerin, die ich gerade im Seminar hatte: Ein "Guten Morgen" zum Tagesbeginn kann den kompletten Tagesverlauf beeinflussen.
In diesem Ausschnitt der Studie erkennen wir, wie wichtig persönliche Beziehungen sind. Größte Motivation erfährt ein Mitarbeiter durch das eigenverantwortliche Einbinden in einen Arbeitsprozess. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung, dass diese Person die Aufgabe erfüllen kann – Vertrauen ist die Grundlage der Motivation schlechthin. Die Vorstellung vieler Chauvis, Menschen durch einen finanziellen Bonus langfristig motivieren zu können, wird sich dagegen nicht erfüllen:
- im 1. Jahr ist der Bonus perfekt geeignet, Motivation zu erzeugen
- im 2. Jahr liegt die Wirkung nur noch bei 50 Prozent
- im 3. Jahr wird sich eine Erwartungshaltung entwickeln und Frustration einsetzen, wenn zukünftig kein Bonus gezahlt werden kann
Durch Vertrauen in die Arbeitsleistung der Kollegen oder Mitarbeiter wird sich Selbstvertrauen im Team ausbreiten, und die Mitglieder ziehen ihre Wertschätzung aus der eigenen Leistung. Nur so generiert eine Führungskraft ein kreatives Team. Hier sollte dementsprechend die Intelligenz der Chauvis einsetzen, die nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- bis langfristig erfolgreich sein möchten.
Der richtige Umgang mit Kollegen
Chauvis übersehen Kollegen häufig, ob bewusst oder unbewusst. Unser Gehirn speichert dieses Verhalten als Arroganz und Überheblichkeit ab - aus dieser negativen Schublade kommt man nur ganz schwer wieder heraus. Profis hingegen sind nicht mit sich selbst beschäftigt, sondern sind immer im "Hier und Jetzt". Egal, ob sie auf dem Weg zu einem wichtigen Meeting, in die Kantine oder ins Wochenende sind. Dies bedeutet, dass sie zu Menschen, die ihnen begegnen, kurz Augenkontakt herstellen und - wenn bekannt - die jeweilige Person mit Namen grüßen. Diese Form der professionellen Gelassenheit beeindruckt das Umfeld. Professionelle Gelassenheit im Einklang mit hoher fachlicher Kompetenz macht jeden zum effektiven Teammitglied, zu einer vertrauensvollen Führungskraft und damit zum Vorbild.
Was Mitarbeiter im Gespräch mit ihrem Vorgesetzten in jedem Fall beachten sollten
Informieren Sie sich vorab im Leitfaden Ihres Unternehmens über Zweck und Struktur des Jahresgesprächs. Die meisten Unternehmen haben einen solchen Leitfaden im Intranet. In manch einer schwierigen Konfliktsituation hilft ein dezenter Verweis darauf. Und generell: Bereiten Sie schlagende Argumente vor, wenn Sie eine Gehaltserhöhung oder neue Aufgaben anstreben. Wenn Sie Kritik äußern wollen oder der Chef dazu sogar auffordert: Loben Sie zuerst, kritisieren Sie allenfalls diplomatisch.
Machen Sie deutlich, was sie gerne tun (wollen), und warum davon auch der Chef und das gesamte Unternehmen profitiert. Und vermitteln Sie dem Chef vor allem Ihre Loyalität. Er will hören, dass Sie hinter seinen Zielen stehen.
Beeindrucken Sie Ihren Chef nicht nur mit den Leistungen der Vergangenheit. Machen Sie Vorschläge, verkünden Sie neue Ideen. Am besten bevor Sie der Chef selbst danach fragt.
In ein Mitarbeitergespräch sollten Sie stets auf gleicher Augenhöhe gehen, nicht als Bittsteller oder Lehrling (es sei denn Sie sind wirklich noch in der Ausbildung). Sie erbringen Leistungen und wollen dafür angemessen entlohnt und behandelt werden.
Atmen Sie vor der Tür noch einmal tief durch und lassen Sie Wut und Frust draußen. Bleiben Sie bei sachlichen Argumenten. Gebrüll wird Ihre Position nicht stärken.
Viele Chauvis suchen nach Anerkennung und um sicher zu gehen, meinen sie, dass diese Anerkennung immer von ganz oben kommen sollte. Aus diesem Grund werden die Kollegen auf der gleichen Ebene und darunter ausgeblendet. Hier ist Denkarbeit notwendig, um an der eigenen Mentalität arbeiten zu können. Zu Beginn dieses persönlichen Optimierungsprozesses bedarf es einer Bilanzierung der Ist-Situation und einer strategischen Mittelfristplanung: Wie möchte ich beruflich auftreten?
Denn selbst in Ländern, wo Männer noch eher Machos sind oder sein dürfen als hierzulande, gilt: Beziehungspflege und Sympathie sind entscheidend für die reibungslose Kooperation im Berufsleben. Frankreich zum Beispiels ist ein stark hierarchisch geprägtes Land, da ist selbstbewusstes Auftreten von Vorteil - allerdings immer im Schulterschluss mit einer höflichen und im Tonfall professionellen Art der Kommunikation. Diese Voraussetzungen sind für einen Chauvi extrem schwierig umzusetzen. Es lohnt sich also an der eigenen Professionalität zu arbeiten.
Wie Chauvis an sich arbeiten können
Häufig pflegen intelligente Menschen - und Chauvis im Besonderen - in Diskussionen den schnellen Austausch von ironischen, sarkastischen Äußerungen. Das kann im Freundeskreis Freude machen und unterhaltsam sein, ins berufliche Leben gehört dieses Verhalten nicht. Wer sich diszipliniert und professionelle Verhaltensweisen für sich etabliert, wird sich daher nie entschuldigen müssen, etwas gesagt zu haben, was er "nicht so gemeint" hat. Diese schnellen Äußerungen sind zwar immer ehrlich, kommen aber nicht überall gut an. Auch wenn gerade in Deutschland viele glauben, dass etwas Ehrliches immer gesagt werden könne.
Das ist aber falsch, Eine solche Form der Ehrlichkeit erzeugt besonders in der interkulturellen Arbeit viele Probleme: Ich habe 25 Jahre meines Lebens in unterschiedlichen Kulturen gelebt und durfte erleben, wieviel Ansehen deutsche Produkte und Dienstleistungen erfahren. Konflikte und Misstrauen auf der internationalen Seite basierten dagegen häufig auf unserer direkten, „ehrlichen“ Art zu sprechen und andere zu belehren. Genau hier müssen Chauvis achtsam sein. Deutsche Unternehmensrepräsentanten sind zu häufig getrieben von Abschlussorientiertheit, Effizienzdenken und Eile. Die potentiellen Kunden interpretieren dieses Vorgehen aber als Überheblichkeit und Missachtung gegenüber den eigenen, lokalen Usancen, die oft auf vielen Jahrhunderten ihrer eigenen Traditionen beruhen.
Interkulturell versierte Geschäftsleute wissen dagegen, dass gar nicht so viel zu beachten ist im internationalen Geschäft. Es braucht lediglich:
- eine gute Beobachtungsgabe
- aufmerksames Zuhören
- sachliches Formulieren der eigenen Standpunkte
- eine Form der Kritik, die sich nur auf die Sache und nie auf die Person beziehen darf.
Gegenüber in Schubladen stecken
Was die sachliche Kritik anbelangt, ist innere Distanz vonnöten. Wer sich damit schwer tut und immer gleich lospoltert, sollte sich im Kopf drei Schubladen einrichten:
In der 1. Schublade sitzen Freunde und Familie. Menschen aus dieser Schublade können mich innerlich verletzen und enttäuschen.
In der 2. Schublade sitzen Kollegen und Kunden. Menschen aus dieser Schublade sind mir wichtig, aber stehen mir nicht nahe genug, um mich wirklich zu verletzen.
In der 3. Schubladesitzen Fremde, zu denen ich freundlich bin, die mich aber auf gar keinen Fall persönlich verärgern können.
Wenn nun der Kunde ein Produkt kritisiert, ist es nicht nötig, ausfallend zu werden. Schließlich sitzt er nicht in der wichtigen Schublade.
Zählen, durchatmen, denken, sprechen
Laut der Schweizer Wissenschaftlerin Maja Storch erledigen wir 80 Prozent der Dinge, die wir täglich tun, unbewusst: wir reagieren mit reinen Bauchentscheidungen. Um unser Gehirn einzuschalten, benötigen wir etwas Zeit. Daher rate ich meinen Kunden in brenzligen, schwierigen oder gar verletzenden Situationen, innerlich bis 2 zu zählen: "21…,22…", dann tief Luft zu holen und langsam in normalen Tonfall zu reagieren. Eine kurze Pause von zwei Sekunden bringt uns Aufmerksamkeit und wirkt souverän.
Der Profi nutzt diese Sprechpause, das Gehörte von der Person abzukoppeln, Gedanken zu ordnen und ausschließlich sachlich zu antworten. Der auf sich selbst fokussierte Besprechungsleiter wird einen Vielredner im Meeting mit gereizter Miene rüde abblocken „Mit dem Blick auf die Uhr muss ich das hier abbrechen.“ Der teamorientierte Besprechungsleiter dagegen wird den Vielredner früher unterbrechen, und zwar mit unaufgeregtem Augenkontakt und professioneller Stimme: „Vielen Dank, Herr X, das war eine umfangreiche Erklärung, und wir sind alle auf dem aktuellen Stand. Nun ist mir ganz wichtig, die Meinung von Frau Y dazu zu hören“. Das können nur Profis kommunizieren, Chauvis nicht!