Diversity-Preis Nicht ohne meine Frau

Seite 2/2

Teilhabe statt Fürsorge

Medizinstudenten sitzen im Hörsaal Quelle: dpa

Gerade frisch gedruckt wurde der deutsch-englische Leitfaden „Goldene Regeln einer familiengerechten Personalführung“ für die rund 1000 Führungskräfte der RWTH. Eine Jury vergibt jährlich den Preis „Famos für Familie“ an verantwortungsvolle Führungskräfte, die von deren Mitarbeitern dafür vorgeschlagen wurden. So wie die diesjährige Preisträgerin Martina Ziefle. Die Professorin für Communication Science hat Spielzeug und Laufstall am Lehrstuhl angeschafft, damit Mitarbeiter im Notfall ihre Kinder mit ins Büro bringen können. Wird ein Kind krank, kann der Job auch zuhause erledigt werden, Besprechungszeiten werden nach den Kinder-Abholzeiten geplant. „Daher kann man auch offen und ehrlich miteinander umgehen“, schreiben Ziefles Mitarbeiter, „und ist hochmotiviert für die Arbeit.“
Wer gerade Vater oder Mutter geworden ist, kann sich drei Semester für Erziehungszeit freistellen lassen. Und sein Kind in die gerade eröffnete Kindertagesstätte bringen – auch mal nur für ein paar Stunden, wenn kurzfristig Betreuung nötig ist. Wer sich zuhause um einen Pflegefall kümmern muss, kann sich beim Familienservice der Uni beraten lassen.

Sprachkurse für Studenten aus dem Ausland
Die RWTH lässt Studenten und Promovierende als Mentoren an Schulen für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer und Berufe werben, ermuntert talentierte Studentinnen zur Promotion und unterstützt sie bei ihrer Karriereplanung an der Hochschule oder in der Industrie. Für ein Dutzend besonders begabte Doktorandinnen stellt die Uni Kontakte zu renommierten, oft international tätigen Professoren her, die diese als Mentoren 18 Monate lang begleiten. Über das BeBuddy-Programm nehmen sich seit dem Wintersemester 2008/2009 deutsche Studenten ihrer ausländischen Kommilitonen an, um diesen das Einleben in Uni und Stadt leichter zu machen. 237 solcher Studentenpärchen gibt es derzeit, Tendenz stark steigend. Um die Abschlussquote mittelfristig auf 75 Prozent zu steigern, wird ausländischen Studenten, die nach zwei Semestern auffällig wenig Punkte auf dem Weg zum Bachelor gesammelt haben, gezielt geholfen – etwa mit Sprachkursen.
Muslimische Studenten, die das Freitagsgebet in Deutschlands zweitältester Moschee auf dem Campusgelände besuchen, können die Tiefgarage nebenan kostenlos nutzen. Um auch behinderten und chronisch Kranken – laut einer Umfrage des Studentenwerks 2006 ist das bundesweit jeder fünfte Student – ein möglichst barrierefreies Studium zu ermöglichen, hat die RWTH unter anderem einen entsprechend ausgestatteten Ruheraum eingerichtet und zwei mobile Patientenlifter angeschafft. Ein ausführlicher Leitfaden informiert über Barrierefreiheit auf dem Campus. Vorlesungen, Seminare und Besprechungen, an denen Behinderte teilnehmen, werden gezielt in barrierefrei zugängliche Räume gelegt. Damit auch für sie gilt: Teilhabe statt Fürsorge.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%