Haben Sie sich schon mit dem Führungsstil von Tieren auseinandergesetzt? Davon können Manager durchaus etwas lernen. Löwe und Gorilla - Typ starker Herrscher - sind allerdings keine idealen Vorbilder, wenn es darum geht, im Unternehmen zu kooperieren oder Konflikte auszutragen. Leithammel können auf Dauer den finanziellen Gewinn eines Unternehmens schmälern. Auf lange Sicht tun sie auch der Unternehmenskultur nicht gut.
Niemand mag den Beta-Wolf
"Ein Wolfsrudel zum Beispiel ist sehr interessant, weil es von einer Art Doppelspitze geführt wird. Der Leitwolf übernimmt den freundlichen, anerkennenden Part. Während sich der Beta-Wolf um die Disziplin kümmert und die Rudelmitglieder auf Linie bringt. Sowas macht unbeliebt", sagt Autor Matthias Nöllke. Er schreibt Bücher über Management und Kommunikation, aber auch über Managementbionik. Ein Beta-Männchen steigt übrigens sehr selten zum Leitwolf auf. Es hat schlicht zu wenig Rückhalt im Rudel.
Die Wölfe machen ein Verhalten vor, das sich gut auf Unternehmen übertragen lässt - und eine "kaum zu schlagende Kombination" für ein Unternehmen darstellt, wie Nöllke es nennt. Hinter dem beliebten Chef steht eine Nummer zwei, die für die unangenehmen Dinge zuständig ist - sich gleichzeitig aber durch absolute Loyalität für das Alpha-Tier auszeichnet, ebenso wie durch Genauigkeit, Fachwissen und Hartnäckigkeit.
Diese Führungstypen gibt es in Unternehmen
Dieser Typ hat die Fähigkeit, Menschen im direkten Kontakt Sicherheit zu geben und ihnen persönlich den Rücken zu stärken. Der Chef ist authentisch, kompetent und besitzt natürliche Autorität. Loyalität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden sind Ergebnis persönlicher Vorbildfunktion und Verantwortungsübernahme. Zentrales Ziel ist, langfristig die Arbeitsplätze der Menschen im Unternehmen und stabile Beziehungen und Organisationsverhältnisse zu sichern.
Die zahlengetriebene Führungskraft ist in der Lage, Menschen so zu organisieren, dass sie auf der Basis eines bestehenden Geschäftsmodells maximalen Profit erwirtschaften. Gute Führung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens über Strategie, Zielemanagement und ein professionelles, auf Kennzahlen gestütztes Controlling. Zentrales Ziel ist, eine attraktive Rendite für die Kapitaleigner zu gewährleisten.
Eine gute Führungskraft dieses Typs unterstützt und begleitet die Zusammenarbeit in dezentral organisierten, sich flexibel verschiedenen Aufgabenstellungen anpassenden Teams. Wenn der Manager gut ist, fördert er die Erhöhung der internen Diversität, sorgt für maximale Transparenz von Information und gemeinsame Reflexion von Zusammenhängen. Zentrales Ziel ist, Synergiepotenziale im und zwischen Unternehmen zu heben.
Dieser Chef lässt viel Raum für Eigeninitiative und begünstigt die ungehinderte, hierarchiefreie Vernetzung zwischen allen Akteuren im Unternehmen. Wenn er seinen Job gut macht, vereint er Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen unter einer attraktiven Vision und vertraut auf ihre Fähigkeit zur Selbstorganisation. Zentrales Ziel ist, die Komplexität vernetzter Märkte durch eigene Netzwerke zu bewältigen.
Eine gute Führungskraft dieses Typs motiviert hauptsächlich über persönliche Wertschätzung, Freiräume und die Sinnhaftigkeit gemeinsamer Arbeitszusammenhänge. Er ist offen für basisdemokratische Teilhabe. Themen gesellschaftlicher Solidarität und sozialer Verantwortung sind im Alltagshandeln präsent und wichtig. Zentrales Ziel ist, die Interessen aller relevanten Stakeholder optimal zu balancieren.
Dafür eigenen sich allerdings nicht alle Menschen, denn es wird schon sehr deutlich, dass einer immer wieder zurückstecken muss und niemals an die Spitze aufsteigen kann - und das wollen nur wenige. Gleichzeitig gilt: Nummer zwei kann nicht immer als Blitzableiter fungieren, auch der Leitwolf muss zubeißen können.
Meerschweinchen beißen sich an die Spitze
Anders ist es beispielsweise bei Meerschweinchen, die keinem Kampf aus dem Weg gehen, um sich an die Spitze der Gruppe zu setzen. Das bedeutet aber auch: Meerschweinchen-Chefs können sich nicht lange halten. Ihre Amtszeit verkürzt sich mit jedem machtbewussten Tier in der Gruppe. Nicht selten stirbt der Gewinner dieser Revierkämpfe an einem stressbedingten Herzversagen - und die Kämpfe beginnen wieder von vorn.
Strategieumsetzung: Tipps von Managern für Manager
Die Unternehmensberater von Liebrecht Rau haben ihre Klienten gefragt, was diese aus ihren Fehlern gelernt haben.
Einer der Befragten antwortete: "Denke von Schritt zu Schritt anstatt zwei oder drei Schritte im Voraus."
Quelle: Liebrecht Rau-Managerstudie 2016
"Verliere nicht die Kontrolle über das Zeitmanagement und die Budgetplanung."
"Unterschätze nicht den Umfang des Vorhabens in zeitlicher Hinsicht als auch in der Tiefe der Analysen."
"Verschaffe Dir immer den Gesamteindruck."
Und ein anderer rät zu "Klare Vision, gute Kommunikation über alle Ebenen, einfache und anschauliche Visualisierung des Ziels."
"Es geht um Respekt, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Qualität."
"Denke nicht zu früh, du hättest alle an Bord" und: "Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Mitarbeiter Dir allzeit ehrlich und konstruktiv begegnen."
"Erkläre nicht immer wieder in den unterschiedlichsten Farben, wenn der andere eigentlich darauf pfeift. Argumentiere nicht inhaltlich, wenn es um die Beziehung geht" ist ein Rat, ein weiterer: "Rechtfertige Dich nicht vor Bedenkenträgern."
"Gib wichtige Entscheidungen nicht zu früh ins Team; Mitarbeiter wollen „eingebunden geführt“ werden. Was zählt, ist Orientierung", sagt ein Manager. Ein anderer rät: "Gehe weg vom Push, hin zum Pull Prinzip."
"Entscheide nicht ohne enge Abstimmung mit den Eigentümern" ist ein genauso nachvollziehbarer Rat wie "Achte auf Politik und erkenne Intrigen."
Und zum Schluss noch ein paar Tipps auf der Selbstmanagement-Ebene: "Tapfer sein ist immer gut", rät einer, ein andere empfiehlt, sich nicht zu früh anzupassen und der nächste, auf das Bauchgefühl zu achten.
Man solle beherzt entscheiden, empfiehlt einer der Befragten. Der nächste rät: "Versuche nicht, zu schnell zu viel zu wollen" und wiederum ein anderer warnt vor Perfektionismus. "Verlasse dich nicht nur auf mündliche Zusagen", musste ein Manager erfahren. Und einer empfiehlt: "Tu einfach so, als wärst Du der Besitzer der Firma." Dann läuft es schon.
Meerschweinchen haben es nicht leicht. Trotzdem können Führungskräfte sich von ihrem Verhalten etwas mitnehmen: Sie dürfen nicht konfliktscheu sein, vor allem nicht dann, wenn sie die Führungsrolle gerade erst übernommen haben. Denn Kollegen vom Typ Meerschweinchen, die einen ähnlich hohen oder höheren Machtanspruch haben, werden versuchen, den neuen Chef herauszufordern und vielleicht auch zu diskreditieren.