Jungunternehmer Vom Gründer zum Jobmacher

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Franz Duge, Michael Bruck

Und das Ackern verschlang mehr Geld als gedacht. Geld für Produktmuster, Messestände, Fahrten zu den Händlern. An ihrem Konzept gezweifelt haben Jurina und Höfeler dennoch nicht, sondern aus den Rückschlägen gelernt: „Je früher man erkennt, wie wichtig es ist, Projekte realistisch zu planen, desto weniger Ressourcen verschwendet man“, sagt Jurina.

Heute lässt sich der Erfolg an Landkarten in Jurinas Büro ablesen: Deutschland, die Schweiz und Österreich sind übersäht mit Fähnchen. In über 150 Städten liegt die Ökomode jetzt im Laden – und nach jeder Dorflandtour werden es mehr.

Aber nicht nur langsames, auch schnelles Wachstum ist eine Herausforderung, wie das Beispiel Chocri beweist. Das Berliner Startup stellt Schokotafeln nach Kundenwunsch her und wurde 2009 zum Sieger des Gründerwettbewerbs gekürt.

Kunden als Erfinder

Die Gründer Franz Duge und Michael Bruck beschäftigen bereits 35 Mitarbeiter, die rund um die Uhr Schokotafeln herstellen. „Dieses rasante Wachstum haben wir nicht erwartet“, sagt Duge.

Wenn sich die Strukturen im Wochentakt ändern, wächst aber auch die Gefahr, den Überblick zu verlieren. „Inzwischen kenne ich nicht mehr alle Mitarbeiter persönlich“, räumt Duge ein. Das Problem haben die beiden Gründer erkannt: Regelmäßig gibt es kleine Feiern, alle duzen einander weiterhin, und auf der Homepage kann sich jeder Mitarbeiter mit Foto vorstellen. Die wichtigste Erkenntnis: „Wir haben gelernt, Verantwortung an Mitarbeiter abzugeben“, sagt Duge.

Die Gründer kümmern sich zum Beispiel nicht mehr selbst um ihren Facebook-Auftritt, den Twitter-Kanal und das Firmenblog. Dabei spielen die sozialen Netzwerke eine zentrale Rolle für den Chocri-Erfolg: Von Anfang an bezogen die Gründer potenzielle Kunden und Freunde in Entscheidungen mit ein und ließen sie über Zutaten, Preise und Werbeslogans abstimmen.

„Open Innovation“ nennen Experten diese Methode. Gründer kommen so an gute Ideen und können den Kunden genau jene Produkte anbieten, die sie haben wollen.

Von dem Erfolg ihres Startups profitieren nicht nur die Gründer Duge und Bruck. Ähnlich wie die Armedangels setzt Chocri auf fair gehandelte und biologisch hergestellte Produkte. Außerdem finanziert es ein Waisenhaus in Afrika. Die neue Gründergeneration schafft eben nicht nur Jobs und Innovationen – viele verstehen sich auch als „soziale Unternehmer“.

Soziales Engagement lohnt

Sogar als „fairer als Fairtrade“ bezeichnet das Berliner Unternehmen Moema Espresso Republic sein Geschäftsmodell. Es importiert Gourmet-Kaffee aus Brasilien.

Die brasilianischen Bauern ernten den Kaffee aber nicht nur, sondern rösten ihn auch. Effekt: Pro Kilo bekommen sie 1,20 Euro mehr als für gewöhnlichen Fairtrade-Kaffee. Trotzdem soll der Kaffee die Endkunden nicht mehr kosten, da Zwischenhändler umgangen werden.

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