Jeder achte junge Deutsche hat keine Berufsausbildung abgeschlossen. Das betrifft 1,3 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) untersuchte im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), warum es in Deutschland immer noch so viele sogenannte „Bildungsverlierer“ gibt. Die Wissenschaftler konzentrierten sich in ihrer Analyse auf Personen zwischen 20 und 29 Jahren, die nach Beendigung ihrer Bildungslaufbahn keinen „berufsqualifizierenden Abschluss“ erreicht haben.
Das waren die häufigsten Ausbildungsberufe 2013
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, belegte der Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel mit 31.449 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen den Spitzenplatz.
Auf Platz zwei folgen Verkäufer beziehungsweise Verkäuferin. Bei Frauen belegen Kauffrau im Einzelhandel und Verkäuferin die Plätze eins und zwei bei den Ausbildungsberufen, bei Männern liegt der Kaufmann im Einzelhandel auf Platz zwei, der Verkäufer auf Platz sechs.
Der dritthäufigste Ausbildungsberuf war 2013 der zum Kraftfahrzeugmechatroniker/-in. Bei Männern war dies im letzten Jahr sogar der beliebteste Lehrberuf.
Auf Platz vier folgt der Industriekaufmann beziehungsweise die Industriekauffrau. Bei den Frauen rangiert dieser Beruf auf Platz fünf.
Platz fünf der beliebtesten Ausbildungsberufe geht an den Bürokaufmann beziehungsweise die Bürokauffrau. Gut ein Fünftel der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge konzentrierte sich auf diese fünf häufigsten Ausbildungsberufe, die bereits seit neun Jahren die Spitzengruppe bilden.
Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass der Anteil der Personen ohne berufsqualifizierenden Abschluss mit 18,4 Prozent im Saarland am höchsten und in Thüringen mit nur 7,5 Prozent am niedrigsten ist. „Wir können einen starken Zusammenhang zwischen den Leistungen der Schüler und dem Anteil der Personen ohne berufsqualifizierenden Abschluss feststellen“, erklärt der Autor der Studie, Axel Plünnecke.
Der Anteil junger Erwachsener ohne Berufsausbildung habe in den vergangenen Jahren auch durch die Anstrengungen der Wirtschaft gesenkt werden können. Hierzu trugen Maßnahmen wie Einstiegsqualifizierungen und Nachqualifizierungsangebote bei. Teilqualifizierungen würden helfen, schrittweise eine qualifizierte Ausbildung zu erwerben.
Diese Ausbildungsberufe haben die höchsten Abbrecherquoten
Am häufigsten werfen junge Menschen die Lehre hin, die Kellner oder Kellnerin werden wollten.
50,9 Prozent derjenigen, die eine Ausbildung zum Umzugshelfer begonnen haben, halten nicht durch.
Auch den Beruf des Wachmanns haben sich 49,5 Prozent der Auszubildenden offenbar anders vorgestellt, als er letztlich ist.
Dichtauf folgen die Köche: Am Herd brechen 49,4 Prozent ihre Ausbildung ab.
45 Prozent der Kosmetiker-Azubis halten die Lehre nicht durch.
Auch bei den Gebäudereinigern ist die Abbrecherquote mit 44,3 Prozent sehr hoch.
Bei den Friseuren werfen 44,2 Prozent der Lehrlinge vorzeitig das Handtuch.
Und bei den Lkw-Fahrern brechen 43,7 Prozent vorzeitig ab.
Um Schülern die notwendige Ausbildungsreife bereits während der Schulzeit zu vermitteln, ist neben der Qualität des Bildungssystems weiterhin der familiäre Hintergrund ein bestimmender Faktor. Interessant dabei ist, dass sich die materielle Situation der Familien, gemessen an Faktoren wie „alleinerziehend“ oder „arbeitslos“, nicht signifikant auf die Ergebnisse der Kinder auswirken. Sehr wohl aber das Bildungskapital der Eltern, gemessen an Faktoren wie „vorhandene Bücher im Elternhaus“ oder „Bildungsabschluss der Eltern“.
„Kurz gesagt: Der Bildungsabschluss der Eltern scheint für die Bildungswege der Kinder wichtiger zu sein als der Kontostand“, sagte Wolfgang Clement, Kuratoriumsvorsitzender der INSM Die Politik solle daher weiter mit Hochdruck daran arbeiten, die Quantität, vor allem aber die Qualität in der frühkindlichen Förderung voranzubringen.