
Wie Singsang, Knarren und Hauchen, Weichmacher oder ein vorgeschobener Unterkiefer wirken, zeigen Ihnen die folgenden Audiobeispiele. Dazu gibt es Tipps von Professor Hartwig Eckert, der als Stimmtrainer und Senior Consultant bei der Beratungsfirma Triple A arbeitet. (Einige Hörbeispiele sind der CD „Menschen und ihre Stimmen“ von Hartwig Eckert entnommen.
1. Lautstärke
Zuhörer werten eine kräftige, aber nicht zu laute Stimme als ein Zeichen für Vitalität und Dominanz – daran sollte man denken, wenn man sich etwa um eine leitende Position bewirbt. Eine leise Stimme kann zwar als angenehm empfunden werden, nicht aber als Ausdruck von Bestimmtheit.
Übermäßige Lautstärke wird dagegen als unkultiviert, vielleicht sogar bedrohlich interpretiert. „Mit einer sehr lauten Stimme im Halse ist man fast außerstande, feine Sachen zu denken“, schrieb Friedrich Nietzsche treffend. Legendär ist diese Wutrede eines früheren Bayern-Trainers.
2. Tonhöhe
Wenn wir überrascht werden, erstaunt sind oder besonders höflich sein wollen, sprechen wir oft mit erhöhter Stimmlage – ebenso in Stress- und Frustsituationen. Störend wird es, wenn wir ständig in einer erhöhten Tonlage sprechen. Auch wenn die Tonhöhe schwankt hat das Auswirkungen auf unsere Zuhörer – sie assoziieren mit der Satzmelodie auch bestimmte Eigenschaften:
Wer die Tonhöhe häufig variiert, wird kompetenter, wohlwollender, selbstbewusster und extrovertierter eingeschätzt. Bleibt die Tonhöhe dagegen immer gleich, wird der Sprecher als äußerst negativ eingeschätzt.
Eine aufsteigende Tonhöhe bezeichnen Experten als „progrediente Intonation“. Experte Eckert meint, dass sie geradezu fatal sein kann.
3. Ideal: Die „mittlere Sprechstimmlage“
Wenn es also gilt, nicht zu hoch und nicht zu tief, nicht zu eintönig und nicht zu Sing-Sang-artig, nicht zu laut und nicht zu leise zu sprechen, bleibt die Frage: In welchem Tonbereich soll ich am besten reden? Experten wie Hartwig Eckert bezeichnen die günstige Tonlage, die am wenigsten anstrengt und unserer Konstitution am besten entspricht, als die „mittlere Sprechstimmlage“ oder „Indifferenzlage“. Sie wirkt weder gekünstelt noch angestrengt, sondern entspannt und natürlich. Wie man sie findet und warum sie die beste Basis fürs Sprechen ist, verrät Stimmforscher Eckert.
4. Flüstern und Hauchen
Flüstern kann verschiedene Wirkungen haben. Es kann zum Beispiel heißen: Ich beanspruche keine Autorität. Folge: Ich werde ignoriert. Wenn jemand im Satz leiser wird, so dass man sich geradezu vorbeugen muss, um etwas zu verstehen, kann das aber auch eine geheimnisvolle und möglicherweise manipulierende Aura erzeugen.
Intimität erzeugt dagegen, wer die Worte anhaucht. Die so entstehende „Schlafzimmerstimme“ eignet sich gut für romantische Situationen. Wer zu stark haucht, läuft aber Gefahr, Unverständliches zu produzieren – oder sich lächerlich zu machen.
5. Kommandieren und Knarren
Das Gegenteil des wohligen Dahinhauchens ist der rabiate Kommandierton. Darin spiegelt sich schon die Vorrangstellung, die der Sprecher zum Ausdruck bringen will. Ein Beispiel aus einer Wochenschau aus der Zeit der Nazi-Diktatur in Deutschland.
Bei Männern sehr viel verbreiteter als bei Frauen ist das Knarren. In der Regel assoziieren wir damit Gelassenheit. In diesem prominenten Fall klingt das Knarren sehr bedeutungsvoll.
6. Kehlkopf, Kiefer und Co.
Wie wir sprechen wird auch von der Stellung des Kiefers, der Lippen, des Kehlkopfs, des Gaumensegels und natürlich der Zunge beeinflusst.
Ein vorgeschobener Unterkiefer erzeugt nicht immer einen positiven Eindruck beim Zuhörer. Wie in diesem Beispiel helfen dann selbst geputzte Schuhe und beste Zeugnisse nur noch wenig.
Wer dagegen „näselt“ klappt sein Gaumensegel nach unten. Häufig nutzen wir die nasale Stimmeigenschaft, wenn wir ein Wohlbehagen ausdrücken wollen oder bei anzüglich-erotischen Themen. Übertrieben nasal spricht auch, wer „Hochnäsigkeit“, also Arroganz, ausdrücken will.