Erfolg in der Schule Sport treibende Kinder haben bessere Noten

Schüler, die wenig oder keinen Sport treiben, haben tendenziell schlechtere Noten. Bei Mädchen ist der Zusammenhang zwischen Noten und Sport besonders deutlich, zeigt eine britische Studie.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Sportliche Aktivität und Gewicht scheinen einen Einfluss auf Schulleistungen zu haben. Quelle: dpa

In der typischen Teenager-Kommödie sind die Musterschüler meist unsportlich, während der Anführer der örtlichen Football-Mannschaft ein kraftstrotzender Dummkopf ist. In der wahren Welt scheint es eher umgekehrt zu sein. Eine Studie der Sportmedizinerin Josie Booth und anderer Wissenschaftler der schottischen Universitäten Dundee und Strathclyde hat jetzt einen deutlichen Zusammenhang festgestellt zwischen der Häufigkeit von Sport und den Schulnoten. Die Autoren gehen davon aus, dass besonders die Leistungen von Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern durch körperliche Aktivität gesteigert werden könne.
Die Forscher hatten schon vor einigen Jahren bei rund 5000 Elfjährigen deren körperliche Aktivität über eine komplette Woche gemessen. Dann hatten sie deren Schulnoten in den Fächern Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften zum selben Zeitpunkt und zwei und fünf Jahre später erhoben. Die relativ sportlichen Elfjährigen zeigten in jedem Alter und in allen drei Fächern bessere Noten als die weniger Aktiven. Es zeigte sich, dass die Schulnoten umso besser waren, je früher die Schüler mit Sport anfingen. Bei Mädchen war die Korrelation besonders deutlich. Bei Jungen konnte ab einer zusätzlichen Sequenz von 17 Minuten Bewegung pro Tag eine Wirkung auf die Schulleistung festgestellt werden, bei den Mädchen schon ab zwölf Minuten. Unterm Strich blieben allerdings die meisten Schüler weit unter den von Sportmedizinern empfohlenen 60 Minuten Sport am Tag.
Die Forscher beachteten bei der Auswertung auch andere mögliche Einflussfaktoren. Nicht nur körperliche wie die Geschlechtsreife oder das Geburtsgewicht der Kinder, sondern auch den familiären Hintergrund.
Ähnliche Ergebnisse hatte vor kurzem auch das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in der "Zeitschrift für Soziologie" veröffentlicht:

Übergewichtige Kinder, so hieß es da, hätten in der Grundschule seltener gute Zensuren als schlanke. Die Untersuchung beruht nicht auf eigenen Experimenten, sondern auf der Auswertung von Daten des Robert-Koch-Instituts und des Mikrozensus 2009. Auch das WZB hatte soziale Faktoren mit einbezogen. Ergebnis: Der negative Effekt des Übergewichts auf die Schulleistungen ist unabhängig vom sozialen Status der Herkunftsfamilie zu beobachten.

Die unbeantwortete Frage bei beiden Studien bleibt, ob die Notenunterschiede möglicherweise auch mit Vorurteilen von Lehrern zusammenhängen könnte, die dicken, unsportlichen Kindern vielleicht weniger gute Leistungen zutrauen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%