Interview mit den Bond-Produzenten 007 ist zu cool für 3D

Die Produzenten der James-Bond-Filme, Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, haben die Figur 007 mit Daniel Craig härter und glaubwürdiger gestaltet. Nur zwei Gründe, warum es niemals einen 3D-Bond geben kann.

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Die Bond-Chefs - Barbara Broccoli und Michael G. Wilson Quelle: REUTERS

WirtschaftsWoche: Frau Broccoli, Herr Wilson, Sie haben unlängst das 50-jährige Bond-Jubiläum gefeiert. Doch in der Geschichte, der Filme gab es immer wieder Zwangspausen – unter anderem von 1989 bis 1995, als Sie einen neuen 007 finden mussten. Haben Sie je befürchtet, dass das Unternehmen Bond ein Ende hat?

Barbara Broccoli: Nein. Solange unsere Familie und unsere Firma Eon Productions die Filme produzieren wollen, so lange wird es sie geben. Es gibt natürlich externe Faktoren, die Probleme und Verzögerungen mit sich bringen – wie zuletzt der Konkurs des Studios Metro-Goldwyn-Mayer, das die zweite Hälfte der Rechte kontrolliert. Aber unsere einzige Sorge ist es: Will das Publikum einen neuen Bond sehen? Doch bis jetzt war diese unbegründet. Die Leute lieben die Figur, haben eine positive Erwartungshaltung. Unsere Aufgabe besteht also darin, Filme zu drehen, die einem hohen Standard entsprechen. Solange das der Fall ist, werden sie ihr Publikum finden.

Alles ist also eine Frage der Qualitätskontrolle?

Michel G. Wilson: Qualitätskontrolle klingt so nach Fließbandproduktion.

Wie würden Sie es ausdrücken?

Wilson: Es ist ganz wichtig, die richtigen kreativen Mitstreiter zusammenzubringen. Noch bevor wir einen Regisseur anheuern, arbeiten wir mit Autoren am Drehbuch – das kann locker eineinhalb Jahre dauern. In dieser Phase klinken wir uns ganz besonders ein, und wir spielen alle möglichen Ideen durch, bis wir endlich eine erste Skriptfassung haben.

Was James Bond den deutschen Steuerzahler kosten würde
Ein guter Agent muss was aus sich machen, auch optisch. Bonds Anzüge sitzen tadellos und stammen alle von der Londoner Sevile Row, der Einkaufsstraße, wo die besten Schneider und Herrenausstatter der Welt sitzen sollen. Ein Anzug reicht im Leben eines Bonds natürlich nicht aus. So müsste der Steuerzahler für 10 feine Sevile-Row-Anzüge insgesamt 24,820 Euro bezahlen. Quelle: dapd
Zeit ist Geld, besonders, wenn sie von der Omega Seamaster-Uhr abgelesen wird. Daniel Craig benutzte die Titan-Uhr in "Ein Quantum Trost", im neuen Streifen "Skyfall" soll sie ebenfalls auftauchen. Kosten: 4,901 Euro. Quelle: dapd
Auch Kleinigkeiten zählen: Ein Paar Manschettenknöpfe des Herrenausstatters Dupont kosten den Steuerzahler 745 Euro. Quelle: dpa
Damit die Augen Bonds vor Sonneneinstrahlung geschützt werden, müsste der Staat für den passenden Sichtschutz sorgen. Das Film-Modell des italienischen Luxuslabels Persol kostet 558 Euro. Quelle: dpa
Ein wichtiger Kostenposten für den Fiskus würden die zahlreichen Autos Bonds werden, hielte sich Bond an die Vorlieben seines Filmvorbilds. Müsste der Bond heute in einen Aston-Martin steigen von 1964 steigen, würde es den Steuerzahler 465,340 Euro kosten. Quelle: REUTERS
Etwas günstiger würde der Agent mit einem neueren Aston-Modell fahren. Ein neuer Aston ist Martin DBS 279,205 Euro wert. Quelle: dapd
Die Waffe James Bonds - eine Walther PPS-Pistole - ist im Vergleich zur übrigen Bondausstattung mit 683 Euro gar nicht so teuer. Quelle: dpa

Gibt es Strategien für die Geschichten, die Sie entwickeln lassen?

Broccoli: Die Autoren und wir gehen von zwei Grundfragen aus. Die eine lautet: Welche Themen bewegen derzeit die Menschen? Was sorgt für Ängste? Und die zweite ist: Welche emotionale Entwicklung macht Bond durch? Als wir „Casino Royale“ produzierten, war zum Beispiel das Thema Terrorismus besonders akut, und so jagte Bond bei uns die Finanziers von Terroristen. Sinnigerweise hatte Ian Fleming die Idee schon 1952, als er die Romanvorlage schrieb.

Wilson: Wenn wir Inspiration suchen, dann greifen wir eben immer auf die Romane Flemings zurück. Das sagen wir auch unseren Autoren.

In den letzten Jahren arbeiten Sie zunehmend mit Autoren und Filmemachern, die einen Oscar haben. Darunter Paul Haggis („Crash“) und jetzt „American Beauty“-Regisseur Sam Mendes. Soll Bond jetzt Kultur werden?

Broccoli: Wir suchen einfach nach guten Mitstreitern, das heißt, nach Geschichtenerzählern, die mit den Größendimensionen dieser Produktion genauso fertig werden wie mit der dramaturgischen Aufbereitung der Geschichte. Die Tatsache, dass diese Filmemacher Preise erhielten, bestätigt einfach nur ihren Rang. Aber wir sagen nicht: „Wir brauchen Oscar-Gewinner.“ Auch die Regisseure der früheren Filme, zum Beispiel Terrence Young oder Lewis Gilbert, die Bond-Klassiker wie „Liebesgrüße aus Moskau“ beziehungsweise „Der Spion der mich liebte“ schufen, hatten Format.

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