Das Mittagessen war üppig, was folgt ist eine bleierne Müdigkeit. Die meisten Arbeitnehmer fühlen sich nach dem Essen unkonzentriert, schlapp, unmotiviert – und würden am liebsten ein Nickerchen einlegen. Was unter Arbeitnehmern als Mittagstief oder Fresskoma bekannt ist, bezeichnen Mediziner als postprandiale Somnolenz.
„Es ist experimentell mehrfach nachgewiesen, dass die Konzentrationsfähigkeit aber auch die körperliche Kraft während des Mittagstiefs nachlässt“, sagt Henrik Oster, Professor für Chronophysiologie an der Universität zu Lübeck. Das Mittagstief hat zwei Ursachen. Einerseits ist es mit der so genannten zirkadianen Uhr verbunden, unserer inneren Uhr. „Sie reguliert den 24-Stunden-Rhythmus, in dem wir uns bewegen. Sie ist aber auch verantwortlich für kürzere Rhythmen. Einer dieser Rhythmen führt zu dem Tief am Mittag“, sagt Oster.
Intensiviert wird dieses Tief durch die Nahrungsaufnahme. „Der Körper schaltet nach dem Essen in den Verdauungsmodus“, sagt Oster. Magen und Darm zerlegen die aufgenommene Nahrung in ihre Grundbausteine. Dafür muss der Magen-Darm-Trakt verstärkt durchblutet werden – das Blut wiederum fehlt in Muskulatur und im Gehirn. Auch die Sauerstoffzufuhr nimmt ab.
Fakten rund um das Thema Schlaf
Zu den vielen Dingen, die dick machen wie Schokolade oder Chips gehört laut kanadischen Forschern auch zu viel Schlaf. Wer neun bis zehn Stunden pro Nacht schläft nimmt häufiger fünf Kilo zu als jene, die bei gleicher Aufmerksamkeit für die eigene Ernährung nur sieben bis acht Stunden schliefen.
Zu viel Schlaf erhöhe das Risiko eine Depression zu bekommen. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie mit erwachsenen Zwillingen. Die Teilnehmer mit bis zu acht Stunden Schlaf zeigten zu 27 Prozent eine Veranlagung zu einer Depression, die mit neun und mehr Stunden zeigten zu 49 Prozent eine solche.
Zu wenig Schlaf oder zu viel Schlaf - beides schlecht. Das zumindest legt eine Meta-Analyse 16 verschiedener Studien aus dem Jahr 2010 nahe. Demnach haben alle die ein höheres Risiko früher zu sterben, die regelmäßig zu kurz oder zu lang schlafen.
Die Schlafgewohnheiten von 650 Frauen untersuchten Forscher in Korea, die sich in einer Hormonbehandlung befanden in Vorbereitung auf eine künstliche Schwangerschaft. Die Erfolgsquote war bei denen am höchsten, die sieben bis acht Stunden schliefen und am geringsten bei denen mit Schlafdauer zwischen neun bis elf Stunden.
Kardiologen empfehlen ebenso eher sechs bis acht Stunden Schlaf statt mehr. Aber während Schlafmangel das Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt steigere, sei der Schlafüberfluss verantwortlich für ein höheres Risiko an Angina zu erkranken.
„Je aufwendiger der Verdauungsprozess ist, desto mehr Energie verbraucht der Körper dafür“, erklärt Oster. Bei Mäusen hatten die Pharmakologen Denis Burdakov und Mahesh Karnani von der University of Cambridge festgestellt, dass die Gehirnaktivität nachließ, wenn sie zuvor kohlenhydratreiche Nahrung zu sich genommen haben.
Um gegen das Tief anzugehen, gibt es zwei einfache Möglichkeiten, die allerdings nur bedingt praktikabel sind: „Wenn wir mittags nichts essen, fällt unser Tief nicht so stark aus. Evolutionär bedingt schaltet unser Körper dann auf den Nahrungssuchemodus“, sagt Oster. Allerdings sitzt man dann mit knurrendem Magen am Schreibtisch. Die beste Lösung wäre ein kurzes Mittagsschläfen. „In Deutschland ist die Siesta aber verpönt. In vielen anderen Ländern – etwa China – ist es durchaus üblich, dass die Arbeitsnehmer kollektiv bis zu 15 Minuten Mittagsschlaf machen.“
Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen
Insgesamt schläft der Mensch unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Männer schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Frauen schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verheiratete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,75 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Singeles schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,06 Stunden und am Wochenende 8,49 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Geschiedene schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,69 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Getrennt lebende schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,76 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verwitwete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,02 Stunden und am Wochenende 7,27 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beschäftigte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,88 Stunden und am Wochenende 8,08 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Selbstständige schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,94 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen in Rente schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 7,37 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Erwerbslose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,04 Stunden und am Wochenende 7,65 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beamte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,80 Stunden und am Wochenende 8,03 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Auszubildende schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,07 Stunden und am Wochenende 8,96 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einer sehr guten Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 8,38 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit guter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,09 Stunden und am Wochenende 8,11 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit befriedigender Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,99 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit schlechter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,75 Stunden und am Wochenende 7,33 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem hohen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem mittleren Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,85 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Kinderlose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,05 Stunden und am Wochenende 7,84 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem Kind schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,06 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit zwei Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,87 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit drei und mehr Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,87 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 15 bis 20 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,26 Stunden und am Wochenende 9,20 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 21 bis 30 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 8,56 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 31 bis 40 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,01 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 41 bis 50 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,83 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 51 bis 60 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,84 Stunden und am Wochenende 7,72 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen über 60 Jahre schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Als für den deutschen Berufsalltag eher praktikable Alternative dazu empfiehlt der Experte nach dem Mittagessen zumindest kurz abzuschalten. „Gleich nach dem Essen sollte man mental oder physisch anstrengende Tätigkeiten vermeiden, bis man sich ausgeruhter fühlt.“
Hilfreich ist zudem Bewegung. Sie nützt sogar mehr als Kaffee, wie Forscher der University of Georgia bewiesen haben. Sie ließen Probanden im jungen Erwachsenenalter höchstens 6,5 Stunden schlafen. Im Anschluss daran sollten die Probanden an einem Tag zehn Minuten Treppensteigen, an einem anderen Tag 50 Milligramm Koffein zu sich nehmen – das entspricht der Dosis in einem Espresso. Im Anschluss überprüften die Forscher die Leistungsfähigkeit mittels Reaktions- und Konzentrationstests. Die Probanden fühlten sich nach dem Treppensteigen energiegeladener und wacher, eine bessere Konzentrationsfähigkeit konnte aber nicht nachgewiesen werden.
Auch wer fettige Lebensmittel vermeidet und stattdessen Obst und Gemüse oder ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich nimmt, hat es am Mittag leichter.