




Normalerweise pflegen Modemenschen mit dem Wort revolutionär nicht zu geizen. Vor wenigen Tagen erst fragten sich zwei Redakteurinnen der „Welt“-Luxusbeilage „Icon“: „Steht die Revolution der Modebranche kurz bevor?“ „Zeit Online“ fasste die aktuelle Mailänder Modewoche unter der Überschrift „Revolution der Freaks“ zusammen. Und natürlich, die Evergreens: Yves Saint Laurent revolutionierte das Frauenbild, Jean-Paul Gaultier löste mit seinem ersten Duft eine Revolution in der Welt der Parfums aus.
Doch mit den wahren Revolutionen verhält es sich etwas anders. Sie schleichen sich ganz still und leise an. So subtil, dass man hinterher gar nicht richtig sagen, wann es genau passiert ist – aber irgendwann ist alles anders. Keine Sorge: Von diesem Punkt sind wir in der aktuellen Buchsenbewegung weit entfernt. Noch schmiegen sich unsere Hosen gewohnt eng ans Bein. Aber wie lange noch?
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Es war um die Jahrtausendwende, als der bis dato unbekannte Designer Hedi Slimane ausgerechnet für das Traditionshaus Dior eine Revolution anzettelte. Er zeigte erstmals schmale Anzughosen zum kurzen, taillierten Sakko. Heute völlig normal, doch damals löste die veränderte Silhouette bei Karl Lagerfeld eine fast manische Begeisterung aus. 40 Kilo nahm der Designer ab – nur um in Slimanes Anzüge zu passen. Damit gehörte Lagerfeld natürlich zu den Trendsettern, bis die engen Hosen das alltägliche Straßenbild von Aurich bis Augsburg bestimmten, vergingen weitere fünf Jahre. Geht man von dieser Zeitspanne aus, wird es noch mindestens zwei Jährchen dauern, bis das Zeitalter der Röhre endgültig vorbei ist.
Schlaghosen und Hosenröcke
Was wir dann tragen? Noch sind sich die Designer uneins. Das Label der Stunde, Céline, feiert bereits seit zwei Jahren die Rückkehr der Schlaghose. Michael Kors, Dries van Noten und Chloé setzen ebenso lange schon auf Culottes, eine Art Hosenrock, die knapp über dem Knöchel endet. Wieder andere sehen eine auf den ersten Blick sehr seltsam anmutende Form auf dem Vormarsch: Die „Cropped Kick-Flare“ endet ebenfalls knapp über dem Knöchel, ist schmal, aber nicht hauteng geschnitten, mit kleinem Schlag am Ende.
Klingt komisch, sieht aber halb so schlimm aus. Übrigens gilt das für Männer wie für Frauen. Zwar wird beim Mann auf das ausgestellte Bein verzichtet, aber grundsätzlich gilt auch hier: Die Beinkleider werden deutlich weiter und kürzer. Für die Figur ist das vorteilhaft, für den Kleiderschrank nicht. Die Hosenform beeinflusst maßgeblich die restliche Garderobe. Neue Beinkleider, das heißt eben auch neue Schuhformen, andere Jackenschnitte und Mäntellängen. Sah eine weit fließende Seidenbluse zur Skinny-Jeans hervorragend aus, verkommt sie, zur verkürzten Schlaghose getragen, zum dickmachenden Sack. Wenn die Musik unterhalb des Hosenbundes spielt, muss oben Stille herrschen.
Geht gut: zum engen Rolli, ganz kurzen Jacken und sehr langen Mänteln, zur Stiefelette mit höherem Schaft und schmalen Sneaker.
Geht gar nicht: zu voluminösen Mänteln in A-Linie und dicken Daunenjacken.