Vordenker 10 Thesen zum Management der Industrie 4.0

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BWL lässt Industrie 4.0 außer Acht

10.Wir brauchen eine BWL 4.0!

Selbst Wissenschaft, Forschung und Lehre müssen sich disruptiv wandeln. Denn einige Grundlagen der traditionellen Betriebswirtschaftslehre werden inzwischen von den Entwicklungen der Industrie 4.0 in Frage gestellt. Die Grundsätze zum Beispiel von Eigentum und Verfügbarkeit von Kapital und Produktionsmitteln gelten nicht mehr, sobald sich ein im Vergleich zu technologie- und assetintensiven Unternehmen mittelloser Entrepreneur per 3D-Drucker und Co-Working Space quasi unbegrenzten Zugang zu faktisch demokratisierten Produktionsmitteln und Infrastruktur verschaffen kann.

Was heute noch jede(r) BWL-Studierende lernen muss, gilt in Zukunft nicht mehr unbedingt und in jedem Fall. Nicht mehr relativ restriktives Eigentum an Produktionsmitteln ist Basis des Wirtschaftens und der ihm zugrunde liegenden Produktionskurven, sondern quasi unbegrenzte Verfügbarkeit – und wie plant, organisiert, steuert und überwacht man(ager) ein Unternehmen in so einer unlimitierten Verfügbarkeit?

Wie hebt ein Verantwortlicher in dieser schönen neuen Welt alle Potenziale der Industrie 4.0? Ganz sicher nicht mehr nur mit den immer noch überwiegend gelehrten (und praktizierten) Management-Ansätzen zum Beispiel der sukzessiven Effizienzsteigerung auf Basis von Erfahrungswissen aus der Vergangenheit. Dutzendfach effizienz-durchoptimiert sind wir doch alle schon. Leider hat eine optimierte Effizienz beispielsweise den deutschen Einzelhandel nicht vor dem „E-Commerce“-Tsunami gerettet – das können keine iterativen, sondern nur sprunghafte, eben disruptive Geschäftsmodelle.

Forschung und Lehre sollten stärker dazu beitragen, dass Manager (und co-kreierende Kunden) schneller und leichter diese neuen Modelle entdecken, entwickeln und davon profitieren können. Und diese gelingt im digitalen Zeitalter im Wesentlichen nicht nur durch den Blick nach hinten, sondern nach vorn. Darauf müssen sich auch die Wirtschaftswissenschaften 4.0 einlassen.

Fazit: Wo sind die neuen Manager?

Der Haken am neuen Management ist, natürlich, der neue Manager: Wo ist er, respektive sie? Jede der skizzierten zehn Thesen impliziert eine Fülle neuer, teilweise radikaler und paradigmen-erschütternder Anforderungen an Mindset, Rollenverständnis, Leadership und Management Skills des „neuen Managers“. Leider werden viele Führungskräfte bei der Bewältigung dieses Leadership Schocks 4.0 alleingelassen. Denn auch Organisational Enablement und Management Development haben die 4.0-Reifestufe noch nicht erreicht.

So wie die Industrie 4.0 das Management 4.0 braucht, benötigt das neue Management auch ein neues Leadership Enablement. Das ist eine Herausforderung von strategischer Dimension, deren ersten Schritt alle Verantwortlichen bereits vollziehen können, indem sie den Grundstein für eine nun im besten Sinne disruptive, positive Entwicklung hin zum Management 4.0 mit diesen zehn Thesen legen.

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