




Jedes Jahr entsteht der deutschen Wirtschaft ein Schaden von 57 Milliarden Euro, weil Mitarbeiter zu wenig Schlaf bekommen. Dass nur ausgeschlafene Menschen besonders leistungsfähig sind, zeigen auch Studien, die verdeutlichen, dass Menschen, die dauerhaft weniger als sechs Stunden schlafen, öfter unkonzentriert sind und mehr Fehler machen.
„Wir müssen uns bewusst machen, dass der Schlaf etwas Bedeutsames für die körperliche Erholung ist,” sagt Hans-Günther Weeß, Leiter des Schlafzentrums der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Denn viel zu viele Menschen in Deutschland schlafen schlecht. Bei sechs Prozent ist das sogar von klinischem Ausmaß und muss behandelt werden. Das sind immerhin 4,8 Millionen Menschen. „Wir sind eine chronisch schlaf-deprivierte Gesellschaft” fasst der Experte zusammen.
Um schon die falsche Haltung zum Thema Schlaf zu ändern, muss sich vor allem die Wirtschaft bewusst machen, dass ausgeschlafene Mitarbeiter nicht nur leistungsfähiger sind, sie können sich auch mehr merken und kreativer arbeiten. Laut dem Schlafforscher gibt es da aber auch eine moralische Ebene, da der unausgeschlafene Zustand das Treffen ethischer Entschlüsse erschwert.
Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen
Insgesamt schläft der Mensch unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Männer schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Frauen schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verheiratete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,75 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Singeles schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,06 Stunden und am Wochenende 8,49 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Geschiedene schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,69 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Getrennt lebende schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,76 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verwitwete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,02 Stunden und am Wochenende 7,27 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beschäftigte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,88 Stunden und am Wochenende 8,08 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Selbstständige schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,94 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen in Rente schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 7,37 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Erwerbslose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,04 Stunden und am Wochenende 7,65 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beamte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,80 Stunden und am Wochenende 8,03 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Auszubildende schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,07 Stunden und am Wochenende 8,96 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einer sehr guten Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 8,38 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit guter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,09 Stunden und am Wochenende 8,11 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit befriedigender Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,99 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit schlechter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,75 Stunden und am Wochenende 7,33 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem hohen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem mittleren Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,85 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Kinderlose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,05 Stunden und am Wochenende 7,84 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem Kind schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,06 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit zwei Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,87 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit drei und mehr Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,87 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 15 bis 20 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,26 Stunden und am Wochenende 9,20 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 21 bis 30 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 8,56 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 31 bis 40 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,01 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 41 bis 50 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,83 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 51 bis 60 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,84 Stunden und am Wochenende 7,72 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen über 60 Jahre schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
„Das wirft nächtliche Entscheidungsfindungen in der Wirtschaft und der Politik in ein ganz neues Licht” klärt Weeß auf und appelliert so an ein Umdenken in der Gesellschaft.
Wie viel Schlaf?
Die benötigte Schlafmenge ist allerdings genetisch festgelegt und unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Das Spektrum reicht dabei von drei bis vier Stunden bis 13 Stunden die Nacht. In Deutschland liegt der Durchschnitt bei sieben bis acht Stunden. Außerdem unterscheiden Schlafforscher zwischen Lerchen und Eulen – zu welcher man gehört, bedingen ebenfalls die Gene.
Während Lerchen gerne früh ins Bett gehen und die Morgenstunden genießen, begeben sich Eulen zwischen 23.30 Uhr und zwei Uhr ins Bett. Die Folge: Sie brauchen morgens länger, um richtig in die Gänge zu kommen. In Deutschland machen sie zwei Drittel der Gesellschaft aus und das bestimmt auch unseren Arbeitsalltag. Denn der beginnt in der Regel früh. Menschen, die häufig mit wenig Schlaf auskommen müssen, haben außerdem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
So schlafen Sie besser ein und stehen morgens entspannter auf
Auch wenn es schwer fallen mag: Wer sich vor dem Schlafen gehen an der frischen Luft bewegt, bekommt den Kopf frei und schläft besser ein und durch. Dafür reicht schon ein Spaziergang an der frischen Luft - es muss ja nicht gleich das Power-Workout-Programm sein.
Guter Schlaf hat viel mit Abschalten zu tun. Also schalten Sie Diensthandy und E-Mails aus, sobald Sie nach Hause kommen und kümmern Sei sich um Ihre Lieben und sich - und nicht um den cholerischen Chef.
Apropos Ihre Lieben: Nachdem Sie die letzten acht bis zehn Stunden mit Kollegen und Chefs verbracht haben, die Sie sich nur indirekt aussuchen können, verbringen Sie abends Zeit mit Familie, Kindern, Freunden oder Ihrem Goldfisch. Hauptsache, es ist etwas Lebendiges, das Sie mögen. Das entspannt enorm und sorgt für einen anderen Blick auf den Tag. Zumindest, wenn Sie sich mit Menschen beschäftigen.
Manchen Menschen hilft es, vor dem Schlafen gehen zehn Minuten zu meditieren. Sollte Ihnen der Spiritismus abgehen, lassen Sie einfach den Tag noch einmal an Ihrem inneren Auge vorbei ziehen - und zwar nur die guten Dinge. Konzentrieren Sie sich auf das, was gut gelaufen ist.
Bevor Sie sich ins Bett legen, tragen Sie kurz - schriftlich oder in Gedanken - zusammen, was Sie am nächsten Tag erwartet: Der Hund muss zum Tierarzt, Sie wollten Milch kaufen, den Müll runter tragen, die Präsentation fertig stellen und abends mit den Kollegen Fußball spielen. So klären sie Ihre Gedanken und schlafen besser ein.
Statt zum Einschlafen Fern zu schauen oder sich auf dem Smartphone Youtube-Videos anzusehen, lesen Sie lieber ein Buch. Das ist gut für die grauen Zellen und müde macht es auch.
Obwohl die regenerative Wirkung noch nicht voll erreicht wurde, beenden die meisten Menschen ihre Nachtruhe vorzeitig. Am Tage hinken sie deshalb ihrem Leistungspotenzial hinterher. „Sie würden ja auch nicht das Programm der Waschmaschine vorzeitig beenden, denn das bedeutet, dass Ihre Wäsche noch schmutzig ist”, sagt der Schlafforscher.
Ausschlafen am Wochenende
Für die meisten Menschen kommt am Wochenende die langersehnte Möglichkeit, den Schlaf richtig auszukosten. Doch laut Weeß ist das ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es wichtig, dann auch lange im Bett zu bleiben, um das werktags aufgebaute Schlafdefizit auszugleichen. Auf der anderen stellt sich dann ein neues Problem ein: Das lange Ausschlafen am Sonntagmorgen erschwert das rechtzeitige Einschlafen am Abend. Am Montagmorgen klingelt der Wecker aber wieder wie gewohnt. „Der fehlende Schlafdruck am Sonntagabend ist ein Grund, warum ganz Deutschland von Sonntag auf Montag am schlechtesten schläft”, sagt der Experte.
Falsche Volksweisheiten rund um den Schlaf
Falsch. Menschen haben unterschiedliche Schlafbedürfnisse. Als optimal gelten im Schnitt sieben Stunden. Aber letztlich muss jeder sein Optimum finden. Bestes Indiz: Wer sich tagsüber fit fühlt, hat nachts genug geschlafen.
Falsch. Die Qualität des Schlafs hat damit nichts zu tun. Unserem Körper ist es egal, wann wir einschlafen. Viel wichtiger ist, genügend Stunden tief und fest zu schlummern. Doch klar ist: Je später wir ins Bett gehen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dieses Pensum zu erreichen.
Falsch. Kurzfristig geht das vielleicht, langfristig sind unregelmäßige Schlafzeiten eher schädlich. Unser Körper liebt Beständigkeit, sie ist essenziell für guten Schlaf. Arbeiten Sie lieber an Ihren Gewohnheiten unter der Woche, anstatt am Wochenende Schlaf nachzuholen. Oder fühlen Sie sich fit, wenn Sie zwölf Stunden durchgeschlafen haben?
Falsch. 45 Prozent der Deutschen gehen zwar davon aus, der Mond habe Einfluss auf ihren Schlaf. Ein Zusammenhang zwischen Mondphase und Schlafdauer ließ sich bisher aber nicht nachweisen. Erklären lässt sich dieser Volksglaube eher mit dem Phänomen selektiver Wahrnehmung: Wer nachts wach liegt und am Himmel den Vollmond entdeckt, prägt sich solche Momente stärker ein.
Um gut einzuschlafen, ist es wichtig, dem Körper die richtigen Signale zu senden. Dabei hilft ein Ritual beim Zubettgehen: Das kann etwa ein entspannendes Buch sein, eine Seite Tagebuchschreiben oder der immer gleiche Rhythmus beim Zurechtmachen im Badezimmer: „Damit distanzieren wir uns von den großen und kleinen Problemen. Indem wir uns vom Alltag entpflichten, begeben wir uns in den Entspannungsmodus - und Entspannung ist der Königsweg zum Schlaf.” Schlecht ist es, zu nah zur Schlafenszeit noch Sport zu treiben, Alkohol zu trinken oder schwer zu essen. Ganz ungünstig - und für viele Menschen gang und gäbe - ist das Einnicken vor dem Fernseher. Dabei wird Schlafdruck abgebaut und das spätere Einschlafen im Bett fällt um einiges schwerer.
Dürfen elektronische Geräte mit ins Bett?
LED-Bildschirme gelten als Wachhalter, unterdrücken sie doch die für den Schlaf so wichtige Melatoninproduktion. Das Hormon wird in einer Drüse im Gehirn produziert, gibt unsere innere Uhr vor und steuert den Lichteinfall auf unsere Netzhaut. Oft wird diese Wirkung überschätzt, meint Weeß. Deshalb gilt: Keine E-Mails checken oder Kalendereinträge tätigen.
Auch anregende Inhalte oder wildes Rumklicken im Internet sollten vermieden werden. Beruhigendes zum Lesen, Schauen oder Hören kann man sich aber ruhig - auch digital - im Bett gönnen.