Angebliche Geheimtipps Die Gewinnlüge unseriöser Börsenbriefe

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Warnung vor Spam-Mails

Milliardenklagen gegen Banken
Papiertüten mit dem aufgedrucktem Logo der Deutschen Bank Quelle: dpa
Logo der Royal Bank of Scotland (RBS) Quelle: dapd
A home for sale in Contra Costa County in the city of Antioch, California Quelle: dpa
A man walks past JP Morgan Chase's international headquarters on Park Avenue in New York Quelle: REUTERS
Die Verstrickung in den Libor-Skandal kommt die UBS teuer zu stehen. Die größte Schweizer Bank muss mit rund 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro) die zweithöchste Geldstrafe berappen, zu der eine Bank jemals verdonnert wurde. Dutzende von Händlern und Mitarbeitern der Bank waren nach Erkenntnissen der Aufsichtsbehörden in die Manipulationen des Referenzzinses verwickelt. Sogar Schmiergeld wurde gezahlt, hieß es im Untersuchungsbericht der britischen Aufsichtsbehörde FSA. UBS habe in "schwerer Weise gegen Schweizerische Finanzmarktgesetze verstoßen", urteilte auch die Schweizer Bankenaufsicht FINMA. Das Kontrollsystem der Bank habe erhebliche Mängel aufgewiesen. Die Behörden fassten UBS erheblich härter an als die britische Großbank Barclays Bank, die ebenfalls wegen des Libor-Skandals eine hohe Strafe zahlen musste. Bankchef Sergio Ermotti, seit Herbst 2011 im Amt, bedauerte öffentlich dieses "unangemessene und unethische Verhalten zutiefst". UBS habe von sich aus bei den Behörden Meldung erstattet, nachdem sie das Fehlverhalten festgestellt habe. Es ist der zweite große Skandal für die Bank, nachdem der frühere UBS-Händler Kweku Adoboli vor mehr als einem Jahr gut 1,8 Milliarden Euro in den Sand setzte. Adoboli wurde inzwischen des Betrugs für schuldig befunden und zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Affäre kostete den damaligen UBS-Chef Oswald Grübel den Posten. Die Schweizer Großbank musste auf Geheiß der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA eine Strafe von knapp 30 Millionen Pfund (36,7 Millionen Euro) zahlen, weil ihr die unautorisierten Handelstransaktionen von Adoboli nicht auffielen. Die FINMA will der Großbank künftig genauer auf die Finger schauen und schickt einen Aufpasser ins Haus. Quelle: dapd
JP Morgan mit Bear-Stearns-FluchIn der Finanzkrise rettete sich die Investmentbank Bear Stearns in die Arme des Branchenprimus JP Morgan. Jetzt könnte die Übernahme auf Geheiß der US-Regierung eine teures Nachspiel haben. Die US-Aufsichtsbehörde National Credit Union Administration (NCUA) verklagte JP Morgan im Dezember 2012 auf Schadenersatz in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar. Sie wirft Bear Stearns vor, mit Ramschhypotheken unterlegte Wertpapiere an vier Genossenschaftsbanken verkauft zu haben. Die vier Banken gingen nach hohen Verlusten mit den Papieren allesamt bankrott und mussten von der Aufsichtsbehörde abgewickelt werden. Die NCUA hatte JP Morgan bereits im Juni 2011 auf 1,4 Milliarden Dollar verklagt. Über die Zulassung der Klage wurde bislang noch nicht entschieden. Bisher konnte die NCUA von der Deutschen Bank, HSBC und der Citibank Schadenersatz in Höhe von 170 Millionen Dollar erstreiten. Verfahren gegen Barclays, Credit Suisse, Goldman Sachs, RBS, UBS und Wachovia sind noch offen. Im Oktober 2012 erhob der US-Generalstaatsanwalt Klage gegen JPMorgan Chase. Auch dabei ging es um hypothekenbesicherte Wertpapiere, deren Wert sich während der Finanzkrise nahezu in Luft auflöste. Anleger sollen durch die von Bear Stearns vermittelten Wertpapiere 22,5 Milliarden Dollar verloren haben. Am 19. November 2012 teilte JPMorgan mit, sich mit der US-Börsenaufsicht SEC auf einen Vergleich geeinigt zu haben: Gegen eine Strafzahlung von 297 Millionen Dollar (232 Millionen Euro) zieht die Behörde einen Schlussstrich unter das Verfahren. Quelle: REUTERS
Sal. Oppenheim: Milliardenrisiko für Deutsche BankVor dem Kölner Landgericht begann am 18. Dezember 2012 ein spektakulärer Schadenersatzprozess: Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz fordert vom Bankhaus Sal. Oppenheim und dem Immobilienunternehmer Josef Esch Schadenersatz für ihr bei der Pleite des Handelskonzerns Arcandor, der einstigen Karstadt-Quelle AG, verlorenes Vermögen. Insgesamt beträgt der Streitwert 1,9 Milliarden Euro. Die Quelle-Erbin war einst eine der vermögendsten Frauen Deutschlands. Schickedanz wirft der Bank und ihrem ehemaligen Vermögensbetreuer Josef Esch und der einst schillernden Privatbank vor, sie falsch beraten und damit Vermögensbetreuungspflichten verletzt zu haben. Gleichzeitig sieht sich die Ex-Milliardärin aber mit Widerklagen der Bank und von Kreditbürgen in Höhe von rund 580 Millionen Euro konfrontiert. Das durch die Fehlspekulationen in Schieflage geratene Bankhaus gehört seit 2010 der Deutschen Bank. Im Februar oder März 2013 muss sich die einstige Führungsriege von Sal. Oppenheim zudem wegen besonders schwerer Untreue vor dem Kölner Landgericht verantworten. Angeklagt sind Christopher Freiherr von Oppenheim, Matthias Graf von Krockow und die Ex-Bank-Manager Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt sowie Josef Esch, der eng mit der Führung von Sal. Oppenheim zusammengearbeitet hatte. Ihnen wird vorgeworfen, der Bank mit Immobiliengeschäften einen zweistelligen Millionenschaden zugefügt zu haben. Die Beschuldigten bestreiten dies. Quelle: pressebild

Weil der Freiverkehr sich immer wieder als Tummelplatz für Kursmanipulateure erwies und der Handel mit etlichen Aktien auffällig war, hat sich die der Börsenbetreiber in Frankfurt, die Deutsche Börse, im vergangenen Jahr dazu durchgerungen, diesen Handelsplatz zu schließen. Aber damit ist das Problem noch nicht beseitigt. Die BaFin befürchtet nämlich, dass die Manipulateure nach Schließung des First Quotation Boards – so hieß der Freiverkehr an der Frankfurter Börse - nun auf andere Marktplätze ausweichen. Dafür hat die Bafin offenbar Anhaltspunkte, denen derzeit genauer nachgegangen wird. Daher hat die Finanzaufsicht  ihre eindringliche Warnung vor Marktmanipulation durch Börsenbriefe, Angebote am Telefon ("Cold Calling") und Spam-Mails erst vor wenigen Wochen erneuert.

Das hier nicht bloß Panikmache am Werk ist, zeigen die Gerichtsverfahren der der vergangenen Jahre. Es gab bereits eine Reihe spektakulärer Urteile gegen Drahtzieher solch krimineller Machenschaften, sogar gegen bekannte Tippgeber, einen Börsencoach und gegen Aktionärsschützer. Für viel Aufsehen sorgte zuletzt das Verfahren um Kursmanipulation bei der Aktie De Beira Goldfields vor dem Landgericht Stuttgart.

Anleger haben das Nachsehen

Drei Angeklagte gaben in dem Verfahren zu, die Aktie des Unternehmens gehalten und später verkauft zu haben, nachdem sie durch Empfehlungen den Kurs in die Höhe getrieben hatten. Im Verfahren wurde offenbar, mit welchen Netzwerken die Manipulateure Aktien zunächst beschaffen, durch eigenen Wertpapierhandel und breit gestreute und aggressiv beworbene Kaufempfehlungen den Kurs erst hochjubelten, um dann mit dem Verkauf auf eigene Rechnung Kasse zu machen. Im Fall De Beira Goldfields sollen die Beschuldigten im Jahr 2006 rund 38 Millionen Euro Gewinn erzielt haben. Das Nachsehen hatten die Anleger, als der Kurs der Aktie einbrach und auf nahezu null sank..

Spektakuläre Urteile gegen Anlagebetrüger

Gerade bei Börsenbriefen, die sich mit exotischen Aktien und Nebenwerten beschäftigen, ist Kursmanipulation eine latente Gefahr für Anleger. Denn die Exoten-Aktien ziehen in der Regel nur wenig Handel auf sich, der Markt für sie ist nicht sonderlich liquide. Da kann eine gut platzierte und aggressiv verbreitete Kaufempfehlung schnell für erhöhte Nachfrage sorgen und so den Kurs in die Höhe treiben. Daher sollten Anleger insbesondere bei Empfehlungen für solche Aktien, insbesondere auch bei nur im Cent-Bereich notierenden Pennystock-Aktien, besondere Vorsicht walten lassen.

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