Anlagestrategie Der große Sieg des Warren Buffett

Die inzwischen neun Jahre alte Wette läuft noch acht Monate, doch Starinvestor Warren Buffett hat sie praktisch schon gewonnen: Mit einem billigen Massenprodukt hat er ein Hedgefonds-Depot bei der Rendite klar geschlagen.

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Der Chef von Berkshire Hathaway auf der Hauptversammlung am 6. Mai. Quelle: AP

Frankfurt „Die Wette ist vorbei. Ich habe verloren.“ Mit diesen beiden dürren Sätzen meldet sich Ted Seides zu Wort. Er ist der Mann, der vor rund neun Jahren eine spektakuläre Wette mit dem legendären Investor und Chef der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway einging: mit Warren Buffett. Diese Wette läuft noch rund acht Monate, doch Seides liegt hoffnungslos hinten.

Im Finanzkrisenjahr 2008 hatte Milliardär Buffett öffentlich eine halbe Million Dollar gewettet, dass kein Finanzprofi ein Depot mit mindestens fünf Hedgefonds bilden könnte, das auf längere Zeit höhere Erträge abliefert als ein Produkt auf den Aktienindex S&P 500. Nur einer nahm die Herausforderung an. Das war Ted Seides, Manager bei der Anlagefirma Protégé Partners.

Es wurde eine Laufzeit von zehn Jahren vereinbart. Buffett wählte einen sehr preisgünstigen S&P-500-Indexfonds. Seides suchte fünf Hedgefonds aus, die ihrerseits in einzelne Hedgefonds-Strategien investieren. Der Vergleichskampf wurde über die Jahre immer mehr zu einem ungleichen Wettbewerb. Inzwischen kommt der S&P 500 auf eine durchschnittliche jährliche Performance von 7,1 Prozent, das Hedgefonds-Depot nur auf 2,2 Prozent.

Zwischen den beiden Ergebnissen liegen Welten. Das wird erst klar beim Vergleich von Dollarbeträgen. Wer damals eine Million Dollar in die Hedgefonds investiert hätte, würde heute einen Gewinn von 220.000 Dollar bilanzieren. Der S&P500-Anleger dagegen würde 854.000 Dollar einstreichen können.


Hohe Gebühren entscheiden Wette

Der 86-jährige Buffett breitet diese Zahlen in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway aus. Ganze vier Seiten widmet er dem Thema. Ihm geht es vor allem um die Gründe für das Desaster der Hedgefonds.

Die Ergebnisse der Hedgefonds für die Anleger sind seiner Meinung nach „jämmerlich – wirklich jämmerlich“. Als Hauptgrund macht er die hohen Gebühren aus. Typischerweise verlangen Hedgefonds eine Festgebühr von zwei Prozent plus einer Erfolgsbeteiligung von einem Fünftel des Gewinns.

Buffett erinnert daran, dass hohe Gebühren sogar zwei Mal anfielen. Schließlich würden die Hedgefonds-Manager ihrerseits in Hedgefonds investieren. Der legendäre Investor wagt dann eine kühne Prognose: „Ich schätze, dass über die neun Jahre ungefähr 60 Prozent - Schluck! – aller Gewinne der fünf Fonds an alle beteiligten Manager auf den zwei Ebenen geflossen sind.“ Sein gewählter Indexfonds verlangt nur 0,05 Prozent Jahresgebühr.

Der Berkshire-Chef zweifelt nicht an den Fähigkeiten der Hedgefonds-Manager. Die seien oft smart. Aber in vielen Fällen „wird ihr IQ nicht die Kosten überkompensieren, die sie ihren Anlegern aufbürden“. Im Durchschnitt und über längere Zeit würden Anleger mit preisgünstigen Indexfonds besser fahren.

Seine Freunde mit meist beschränktem Vermögen hätten den Rat normalerweise befolgt. „Ich glaube jedoch, dass keiner der mega-reichen Privatleute, Institutionen oder Pensionsfonds dem gleichen Rat gefolgt sind, wenn ich ihnen den gegeben habe“, schreibt er.

Reiche seien einfach daran gewöhnt, überall etwas Besseres im Leben zu bekommen. Auch für ihr Geld sollten sie eine überlegene Anlage wählen können, kein Massenprodukt. Buffett urteilt: Die Finanzelite hat große Mühe, ein Finanzprodukt zu akzeptieren, dass auch kleine Leute kaufen könnten.

Für Buffett ist das eine Selbsttäuschung. Er schätzt: Mit der Suche nach überlegenen Anlagen hat die Finanzelite in der vergangenen Dekade über 100 Milliarden Dollar zum Fenster hinaus geworfen. Und er hält diese Schätzung für konservativ.

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