Die kontinuierliche Nachfrage der Euro-Notenbanken im Rahmen ihrer Ankaufprogramme wird schon bald wieder eine stützende Komponente darstellen. Allein die schiere Größe des Staatsanleiheankaufprogramms spricht dafür. Vergleicht man das Programm der EZB mit den Ankaufprogrammen der Bank of Japan sowie der US-Notenbank, fällt auf, dass das Ankaufvolumen des EZB-Programms im Vergleich zur Neuverschuldung deutlich größer ist.
Deshalb kann sich auch die Vermutung einiger Experten, dass ähnlich wie in den USA mit dem Beginn des Ankaufprogramms die Zinswende einsetzt, als falsch erweisen. Des Weiteren lässt ein bevorstehender Liquiditätsengpass im Sommer einen stärkeren positiven Preiseffekt der Notenbanken-Nachfrage vermuten. Auch das spricht für ein baldiges Ende der Korrektur.
Allerdings besteht die Möglichkeit, dass die Renditeniveaus von kurz vor der Korrektur nicht noch einmal erreicht werden. Verantwortlich hierfür könnte die verbesserte konjunkturelle Lage in der Eurozone sein. Da die Inflationserwartungen wieder vorsichtig im Steigen begriffen sind und da auch der steigende Ölpreis auf einen baldigen Anstieg der realisierten Inflationsrate hindeutet, ist ein Rückgang der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen unter die Marke von null Prozent keine ausgemachte Sache mehr.
Zudem dürften viele Anleger nach der erlebten Korrektur gewarnt sein. Jene, die die Korrektur überrascht hat, könnten nach der vermutlich bevorstehenden Gegenbewegung schneller bereit sein, sich von ihren Positionen zu trennen oder sogar dazu neigen, auf einen neuen etwaigen Short-Zug aufzuspringen.
Ein sehr ähnliches Bild ergibt sich bei den Aktienmärkten. Hier zeigten einfache technische Indikatoren, wie zum Beispiel der Abstand des Dax zu seiner 200-Tage-Durchschnittslinie, schon seit rund sechs Wochen eine deutliche Überhitzung an. Der deutsche Aktienmarkt war durch das Kaufprogramm der EZB sehr teuer geworden. Und man war auf den Weg hin zu einer irrationalen Übertreibung. Der Gewinnanstieg der Unternehmen konnte mit dem Anstieg des Dax (Mitte April waren es zwischenzeitlich +26 Prozent) nicht annähernd mithalten.
Die fundamentalen Perspektiven für die Unternehmen haben sich in den vergangenen Wochen jedoch nicht geändert. Aus europäischer Sicht sprechen unter anderem der schwache Euro, niedrigere Rohstoffpreise und die gute Konsumnachfrage für einen weiteren Anstieg der Unternehmensgewinne. Die in Europa jüngst begonnene Berichtssaison bestätigt diese Tendenz. Auch das Niedrigzinsumfeld wird Bestand haben und dürfte den Aktienmärkten weitere Mittelzuflüsse bescheren. Entsprechend dürften die europäischen Aktienmärkte wieder steigen. Jedoch: Wenn man wieder die Höchststände erreicht hat, wird sich zunehmend Nervosität bemerkbar machen.
Insgesamt kam die Korrektur zur rechten Zeit um die Marktteilnehmer daran zu erinnern, dass der Finanzmarkt sich dauerhaft nicht völlig von der fundamentalen Entwicklungen abkoppeln kann. Die generellen Treiber der Märkte sind noch in Kraft, daher dürften die bisherigen Trends wieder aufgenommen werden. Jedoch wird man nun vorsichtiger agieren und das ist auch gut so.