Anleihenmarkt Investoren ersetzen die Banken

Auf den Bondmärkten setzen sich neben Banken zunehmend auch Investoren als Marktakteure durch. Sie füllen eine Lücke, die seit der Krise klafft. Damit verschieben sich die Gewichte auf den Anleihemärkten.

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Investoren spielen laut eines Berichts eine immer größere Rolle auf Anleihemärkten. Quelle: dpa

Investoren in Unternehmensanleihen füllen nach einem Bericht von ETF Securities zunehmend die Lücke, die Banken im Handel hinterlassen haben. „Den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere ist es gelungen, sich den neuen Gegebenheiten nach der Krise anzupassen“, sagt Morgane Delledonne, Strategin für Festverzinsliche bei ETF Securities in London. Zwar werde das Geschehen vor allem bei marktengen Wertpapieren nach wie vor von Banken bestimmt, doch setzten sich Investoren als Marktakteure immer mehr durch, heißt es in ihrem Bericht vom Dienstag.

An den Anleihemärkten kommt es damit zu einer Verschiebung der Gewichte. Investoren übernehmen Verantwortung im Prozess des Kaufs und Verkaufs von Wertpapieren, indem sie ihre eigenen großen Wertpapierbestände einsetzen. Die von Akteuren auf der Käuferseite gehaltenen Anlagewerte machen inzwischen rund ein Drittel des Marktes für festverzinsliche Wertpapiere aus, schreibt Delledonne, und einige Investoren übernehmen auf elektronischen Plattformen die Rolle von Händlern und stellen Kauf- und Verkaufskurse.

Auf der Open-Trading-Plattform von MarketAxess läuft bereits rund die Hälfte aller Handelsgeschäfte direkt zwischen Investoren ab. Liquidnet Holdings, ebenfalls eine elektronische Handelsplattform, hat im vergangenen Jahr ein privates Handelssystem eröffnet, über das Anleger, die in Unternehmensanleihen investieren, direkt in Kontakt treten können. Rund 44 Prozent aller Handelsgeschäfte in europäischen Anleihen auf MarketAxess fanden in den ersten drei Quartalen komplett zwischen Investoren statt, im Vergleich zu 38 Prozent im gleichen Zeitraum 2015.

Wenn sich die Anleihen noch mehr in den Händen von Vermögensverwaltern konzentrieren, könnte der Handel unstimmig werden. „Die Rolle der Käuferseite verändert sich mit der Weiterentwicklung der Technik“, sagt Juan Landazabal, der bei Deutsche Asset Management in London den weltweiten Handel mit festverzinslichen Papieren leitet. „Wir werden aktiver bei der Preisfindung auf den für alle offenen Plattformen. Aber unsere Rolle ist es nicht Märkte zu machen, sondern das Geld für unsere Kunden zu investieren. Wertpapiere im Bestand bedeuten nicht immer, dass sie für den Handel verfügbar sind.“

Das Volumen von Schuldverschreibungen, das von Investmentfonds in den USA und börsennotierten Exchange-Traded Funds gehalten wird, ist von 11 Prozent im Jahr 2009 auf inzwischen mehr als 25 Prozent der gesamten umlaufenden Papiere gestiegen, wie aus Daten des Federal Reserve Board vom Oktober 2015 hervorgeht. Die Bestände von Brokern und Händlern fielen im gleichen Zeitraum von drei Prozent auf ein Prozent.

„Die Bondbestände der Käuferseite stellen in signifikantem Maße eine Quelle für Liquidität dar“, schreibt Delledonne. „Sie dienen als Alternative für die reduzierten Bestände der Händler.“

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