
Anleger sollten bei der Analyse der Börsenrally der vergangenen Tage schon mal genau hinsehen. Die Aktien von kleinen Unternehmen haben sich zuletzt fast doppelt so schnell nach oben bewegt wie die großen Titel aus den USA. Risiken wie Chancen können immens sein. Einige Small-Caps haben sich seit dem Beginn des Bullenmarktes sogar schon um rund 11.000 Prozent verteuert. Aktien, die im Russell 2000 Index abgebildet sind, etwa Rite Aid und Teledyne Technologies, haben in diesem Jahr bis Ende vergangener Woche um 32 Prozent zugelegt. Der Dow Jones Industrial Average für große Aktien schaffte nur ein Plus von 19 Prozent. So groß war die Differenz für ein Jahr seit 2003 noch nie. Bei drei der letzten vier Male, als kleine Titel die großen Aktien so stark abhängten, wuchs die US-Wirtschaft im nächsten Jahr stärker und der Bullenmarkt für Aktien setzte sich für ein Jahr oder noch länger fort. Grundlage für diese Angaben sind Daten aus den vergangenen 34 Jahren.
Was aus 1000 Euro in zehn Jahren wurde
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren: +88,8 Prozent (ohne Dividenden)
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.888 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +52,7 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.527 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +31,3 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.313 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +10,1 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1101 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +10,3 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.103 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +228 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 3.285 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +314 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 4.142 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +428 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 5.275 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +221 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 3.205 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +92 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.916 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +151 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 2.509 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +67 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.666 Euro
Veränderung auf Sicht von zehn Jahren (in Euro): +56 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.559 Euro
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.092 Euro*
*bei einem durchschnittlichen jährlichen Zinssatz von 0,92 Prozent (Spareckzins)
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.192 Euro*
*bei einem durchschnittlichen jährlichen Zinssatz von 1,92 Prozent
Was aus 1.000 Euro geworden wäre: 1.239 Euro*
*bei einem durchschnittlichen jährlichen Zinssatz von 2,39 Prozent
Die Rally bei den kleineren Unternehmen, die in der Regel stärker vom US-Wachstum abhängig sind als große Konzerne, zeigt, dass Investoren auf ein Anziehen der größten Volkswirtschaft der Welt wetten - obwohl sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt verlangsamt hat und der US-Haushaltsstreit das Bruttoinlandsprodukt belasten dürfte. Kleinere Unternehmen konnten zuletzt die Gewinnprognosen von Analysten deutlicher übertreffen als die Konzerne im Dow-Jones-Index. Zudem wird am Markt allgemein erwartet, dass sie im kommenden Jahr stärker wachsen.
Lukrative Small Caps
Das durchschnittliche Unternehmen im Russell 2000 erzielt 84 Prozent seines Umsatzes in den USA, die Marktkapitalisierung liegt bei 972 Millionen Dollar - verglichen mit durchschnittlichen Werten von 55 Prozent und 152 Milliarden Dollar für die Dow-Konzerne. „Wenn man sich auf die USA konzentriert und sich die USA sehr gut entwickeln, dann sind dort natürlich die Umsätze und Gewinne viel besser“, erklärte Kully Samra von Charles Schwab. „Andere Regionen befinden sich in anderen Stadien, wenn es darum geht, strukturelle Reformen zu handhaben. Die USA haben sich mit diesen bereits auseinandergesetzt.“ Die Drogeriekette Rite Aid hatte im vergangenen Monat die Gewinnprognose angehoben, weil die Umsätze in umgebauten Läden anziehen. Das Unternehmen erzielt hundert Prozent seiner Umsätze in den USA und kommt im bisherigen Jahresverlauf auf einen satten Kursgewinn von 276 Prozent.
Teledyne Technologies, die 80 Prozent ihres Umsatzes in den USA erwirtschaftet, hob in der vergangenen Woche ebenfalls die Gewinnprognose je Aktie für 2013 an. Das Unternehmen ist ein Zulieferer für die Rüstungsbranche, die Aktie liegt im Vergleich zum Januar rund 39 Prozent im Plus. Ein weiteres Beispiel ist Orbitz Worldwide, Betreiber von Online-Reisebüros. Die Firma, die 72 Prozent des Umsatzes in den USA erzielt, korrigierte im August ihre Umsatzerwartung nach oben.
Die Aktie stieg 2013 um 219 Prozent. Kleinere US-Unternehmen haben sich in der Tat schon seit dem Beginn des Bullenmarktes im März 2009 besser entwickelt. Seit damals konnten sie um 226 Prozent zulegen, verglichen mit 138 Prozent bei den Dow-Unternehmen. Ganz vorne liegen der Möbeleinzelhändler Pier 1 Imports und der Autozulieferer Dana Holding mit Aufschlägen von jeweils mehr als 11.000 Prozent. Der größte Gewinner im Dow-Index im selben Zeitraum war American Express mit plus 676 Prozent.
Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Der Vorsprung der kleinen US-Firmen hat sich in den vergangenen vier Monaten noch verstärkt: Der Russell 2000 kletterte um 14 Prozent seit dem 30. Juni, der Dow kam nur um 4,4 Prozent voran. „Wenn man daran glaubt, dass die US-Wirtschaft sich erholt, dann sind kleinere Unternehmen tendenziell inlandsorientierter als große Aktien“, sagte Frances Hudson, Stratege bei Standard Life in Edinburgh. „Kleinere Aktien sind wachstumsorientierter.“