Dividenden Jackpot für Aktionäre

90 Prozent der deutschen Unternehmen schütten im Frühjahr ihre Gewinne aus. Für Anleger sind Ausschüttungen genauso wichtig wie Kursgewinne. Warum es sich lohnt, Dividendenpapiere zu kaufen, wer die Dividendenstars von morgen sind.

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Quelle: dpa

Wenn die Telekom-Aktionäre in der Lanxess Arena in Köln am 24. Mai unter Tagesordnungspunkt zwei einer Dividende von 70 Cent zustimmen, dürfte sich ihre Freude darüber in Grenzen halten. Zwar zahlt der magentafarbene Dax-Konzern damit stolze 8,2 Prozent Dividendenrendite, die T-Aktie hat allerdings auch innerhalb eines Jahres fast ein Viertel an Wert verloren.

Ein Grund: Vorstandschef René Obermann schüttet für das vergangene Jahr mehr Geld aus, als die Deutsche Telekom 2011 als Gewinn eingenommen hat. Wie lang diese schon traditionelle Bedienung der Dividende aus der Substanz noch gut geht, weiß niemand. Genau genommen zahlt der Konzern eigentlich Kapital zurück. Vergangene Woche forderten Großinvestoren deshalb, Obermann sollte die Ausschüttung kürzen und das gesparte Geld lieber in Zukunftstechnik investieren.

Entwicklung des Dax mit und ohne Dividenden Quelle: Bloomberg

Verzerrtes Bild

Doch die hohe Ausschüttung hat einen schönen Nebeneffekt für Obermann: Es ist gut möglich, dass der Kurs der Aktie vor der Hauptversammlung anzieht. „Einige Anleger setzen darauf, dass eine Aktie im Vorfeld steigt, sie wollen die Dividende kassieren und die Aktie dann wieder abstoßen“, sagt DWS-Fondsmanager Thomas Schüssler, der den größten Dividendenfonds in Deutschland verwaltet. In der Regel schütten deutsche Aktiengesellschaften ihre Gewinne einmal im Jahr am ersten Börsenhandelstag nach der Versammlung aus. Der Tag heißt deshalb auch Ex-Tag, ex Dividende, also ohne Dividende. Früher trennten die Aktionäre vom Kuponbogen einen Abschnitt ab und lösten diesen ein.

An dem Stichtag notiert die Aktie mit einem Abschlag. Der ist in der Theorie so groß wie die gezahlte Dividende. Doch andere Faktoren verzerren das Bild. Der Kurs kommt letztlich wie immer durch Angebot und Nachfrage zustande. „Den Abschlag nehmen diese Dividendenjäger dann in Kauf“, meint Schüssler.

Wie viel Dividende die Konzerne zahlen
Dax-Werte Quelle: dapd
Adiddas Quelle: dapd
AllianzDer Versicherungsriese Allianz will an der Dividendenhöhe nicht rütteln und wie im Vorjahr 4,50 Euro je Aktie ausschütten. Angesichts der niedrigen Bewertungen der Finanzwerte an der Börse ist die Dividendenrendite relativ hoch: knapp 5,0 Prozent. Hauptversammlung ist am 9. Mai. 100 Prozent der Allianz-Aktien sind im Streubesitz. Auch hier hält die BlackRock Inc. mehr als fünf Prozent der Anteile. Zum aktuellen Kurs-Chart Quelle: dapd
BASFDer Chemiekonzern hat vom Aufschwung profitiert und will die Dividende von 2,20 Euro im Jahr 2011 in dieser Dividendensaison auf 2,50 Euro je Aktie erhöhen -das ist mehr als erwartet. Die Dividendenrendite läge dann bei 3,81Prozent (gemessen am Kurs vom 5.3.2012). Über den Dividendenvorschlag stimmen die Aktionäre am 27. April ab. BASF ist das DAX-30-Unternehmen mit dem zweithöchsten Privatanlegeranteil in Deutschland. Rund ein Viertel der Aktien sind in Privathand. Größter Einzelaktionär ist – richtig - BlackRock Inc. mit 5,35 Prozent.Zum aktuellen Kurs-Chart Quelle: dpa
Bayer Quelle: dpa
Beiersdorf Quelle: AP
BMW Quelle: dpa

Ein vielversprechendes Jahr

2012 lohnt sich die Jagd auf die Dividenden besonders: Nur im Rekordjahr 2008 schütteten die Dax-Konzerne mehr aus. In diesem Jahr sind es nach Berechnungen von Ernst & Young 27,5 Milliarden Euro, knapp ein Prozent weniger als 2008. „Das vergangene Jahr war für viele Unternehmen das beste in ihrer Geschichte“, sagt Thomas Harms, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Und an diesem Erfolg haben nun die Aktionäre teil: 19 Unternehmen erhöhen ihre Dividende, nur Lufthansa und die gebeutelten Versorger E.On und RWE haben reduziert. Die Commerzbank zahlt seit der Teilverstaatlichung 2009 keine Dividende mehr.

Für konservative Anleger sind Aktien ohne Dividende meist wenig attraktiv. Die Ausschüttung bekommen sie in bar. Wie sinnvoll das Management die Gewinne einsetzt, die im Unternehmen verbleiben, ist dagegen offen. Seine Investition über Jahre verzinst und stückweise zurückzubekommen reduziert das Risiko.

Im Schnitt liegt die Dividendenrendite der Dax-Titel bei 3,2 Prozent, nach Indexanteilen gewichtet bei 3,6 Prozent. Die Nebenwerte aus dem SDax rentieren im gewichteten Mittel mit 2,4 Prozent, Technologieaktien aus dem TecDax mit 2,0 und die mittelgroßen MDax-Titel mit 1,9 Prozent. Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit, die aktuell 1,7 Prozent Rendite bringen, sind da keine wirkliche Alternative.

Abschlag wettmachen

Diese Dax-Werte haben Potenzial
Goldene Aussichten im Jahr der Olympischen SpieleFür Adidas verspricht es ein gutes Jahr zu werden. Sportgroßereignisse wie die Olympischen Spiele dürften ein ordentliches Umsatzplus bescheren. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete Adidas einen Rekordgewinn von 671 Millionen Euro, 18 Prozent mehr als im Jahr 2010. „Die Aktie hat in den letzten sechs Monaten deutliche Fortschritte gemacht“, urteilt Michael Romer, Analyst von Sarasin. „Das heißt aber auch, dass nicht mehr viel Spielraum nach oben ist.“ Große Sportereignisse ließen den Aktienkurs zwar steigen. „Wenn es losgeht, ebbt das Interesse der Investoren aber ab“, warnt er. Zudem bedeute mehr Umsatz nicht zwingend mehr Gewinn: „Großanlässe erzeugen nicht nur höhere Umsätze, sondern meist auch höhere Marketingkosten.“ Langfristig dürfte sich die Aktie aber gut entwickeln. Bis 2015 möchte der Konzern seine Gewinnmarge von 7,5 auf elf Prozent steigern. „Adidas möchte den im Vergleich zum Großhandel margenstärkeren Einzelhandel deutlich ausbauen“, sagt Romer.Fazit : Konzentration auf den Einzelhandel und internationale Wettkämpfe machen den Sportartikelhersteller für Investoren attraktiv. Quelle: dpa
Die Aktien überzeugentrotz GewinneinbruchAktien von Versicherungen sind besonders für sicherheitsbewusste Anleger attraktiv. Unternehmen wie der Münchener Allianz-Konzern sind solide kapitalisiert. Anders als Banken haben sie umfangreiche Rücklagen. Die Allianz-Aktie steht sehr gut da, trotz der Halbierung des Gewinns auf nur noch 2,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und der verhaltenen Prognose für das laufende Jahr. „Die Performance von Aktien der Versicherungsbranche orientiert sich derzeit weniger am operativen Geschäft des jeweiligen Unternehmens als an der allgemeinen konjunkturellen Lage“, sagt Stefan Bongardt, Analyst bei Independent Research. Ähnlich wie Banktitel profitieren auch die Aktien der Versicherer von der jüngsten Geldschwemme der EZB. Knapp ein Drittel der von Bloomberg befragten Analysten rät zum Kauf der Allianz-Papiere. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht ist die Aktie eine der günstigsten im Dax. Noch unklar ist, ob die vom Konzern angekündigte hohe Dividende von 4,50 Euro je Aktie in nächster Zeit für einige kurzfristige Zukäufe sorgt.Fazit : Die Papiere von Versicherern gelten als Fels in der Brandung.Aktuell profitieren sie von der Entschärfung der Schuldenkrise. Quelle: dpa
DHL tröstet über schwaches Briefgeschäft hinwegDie Deutsche Post ist guter Dinge. Der Konzern rechnet in diesem Jahr mit weiteren Umsatz- und Ergebnisbesserungen. Voraussetzung: Es geht mit der Weltwirtschaft aufwärts. Die Logistiksparte des Unternehmens hängt stark von der Konjunktur ab. Läuft es gut mit DHL, tröstet dies über das unbefriedigende Brief-Geschäft hinweg. Und mit DHL sieht es dank wachsendem Internethandel gut aus. „Früher galt die Aktie als konservativ“, sagt Ingo Schmidt, Analyst der Hamburger Sparkasse (Haspa). „Das lag am Brief-Geschäft, heute überwiegt DHL – eine hochzyklische Sparte.“ Damit seien die Titel eher risikoreich. Die Haspa stufte die Aktie von „verkaufen“ auf „halten“ hoch. Vergangenes Jahr lag das Konzernergebnis fast ein Drittel über dem Vorjahresniveau. Das Unternehmen profitierte vor allem vom Wachstumsmarkt Asien. Dort ist es im DHL-Geschäft mit einem Anteil von 36  Prozent Marktführer. „Wir denken nicht, dass das Geschäft dort abflacht“, sagt Schmidt. Zuletzt ist es sogar um zehn Prozent gewachsen. Ganz begeistert ist Schmidt von der Deutschen Post dennoch nicht: „Uns gefällt die Bilanz nicht“, sagt er und verweist auf die hohe Goodwill-Position, die zu einigen Abschreibungen führen könnte. Dennoch rät die Mehrheit der Analysten zum Kauf der Aktie.Fazit : Wachsender Internethandel, eine gute Konjunktur und eine starke Position in Asien stimmen Analysten optimistisch. Quelle: dapd
Kein Schnäppchen, aber ein sicherer HafenDas Geschäft mit der Gesundheit ist ein Dauerbrenner: Fresenius erzielte im vergangenen Jahr sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz neue Rekorde. Das bereinigte Ergebnis steigerten die Bad Homburger um satte 18 Prozent auf 770 Millionen Euro. Auch im laufenden Geschäftsjahr möchte der Hersteller von Medikamentenimitaten sein Nettoergebnis um bis zu elf Prozent steigern. Die Aktie des Konzerns hält sich konstant auf hohem Niveau. Die Mehrzahl der Analysten geht davon aus, dass das auch in Zukunft so bleibt und rät Anlegern zum Kauf des Papiers. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 87 Euro etwa zehn Euro über dem aktuellen Wert. „Im Vergleich zu anderen europäischen Unternehmen der Medizintechnik ist Fresenius gut positioniert“, schreibt Veronika Dubajova von Goldman Sachs in einer Branchenstudie. Das hänge unter anderem mit dem guten Geschäftsverlauf des Konzerns in den Schwellenländern zusammen. Da scheint es die Anleger auch nicht zu stören, dass die Aktie vergleichsweise teuer ist: Sie wird mit dem 14-Fachen ihres Gewinns bewertet. Positiv dürfte sich auswirken, dass die Aussichten bei der Fresenius-Tochter Fresenius Medical Care ebenfalls gut sind. Besonders das Geschäft mit Dialysegeräten könnte den Gewinn ankurbeln.Fazit : Der Pharmakonzern wächst auf hohem Niveau. Obwohl die Aktie vergleichsweise teuer ist, raten Analysten zum Kauf. Quelle: ap
Energiewende führt zu einem Halbleiter-BoomDer Halbleiterkonzern Infineon stellt seine Weichen für die Zukunft: höhere Marktanteile in China und erneuerbare Energien. Wie Vorstandschef Peter Bauer auf der Hauptversammlung mitteilte, benötigen diese Technologien wesentlich mehr Halbleiter als ein konventionelles Kraftwerk. Über das abgelaufene Geschäftsjahr kann Infineon nicht klagen: Der Umsatz stieg um ein Viertel auf vier Milliarden Euro. Der Aktienkurs legte 2011 laut Infineon zehn Prozent zu, während der Dax zwölf Prozent einbüßte. Die Mehrheit der Analysten rät zum Kauf der Aktie. Einzig die Entschädigungsforderungen des Insolvenzverwalters von Qimonda werfen laut Analysten einen Schatten auf die optimistischen Zukunftspläne: 1,7 Milliarden Euro samt Zinsen fordert dieser. Adrian Hopkinson, Analyst der WestLB, rechnet in seiner neusten Studie zu Infineon damit, dass sich der Rechtsstreit noch hinziehen wird. Die Auswirkungen auf das Kursziel halten sich aber in Grenzen: Die WestLB hat in der Studie Kosten von 200 Millionen Euro für den Rechtsstreit veranschlagt. Für jede weitere 100-Millionen-Euro-Summe dürfte sich das Kursziel um 0,1 Euro verschlechtern. Durchschnittlich gehen Analysten von einem Kursziel von 7,88 Euro aus. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für dieses Jahr liegt bei einem Wert von 17,7.Fazit : Der Konzern blickt auf ein gutes Jahr zurück. Lediglich der Rechtsstreit mit Qimonda trübt den Optimismus der Analysten. Quelle: ZB
Nicht nur gut, sondern auch günstigDie Feiertage bei Volkswagen finden keine Ende. Nachdem der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 einen Rekordgewinn erreicht hat, rückt sein Ziel greifbar nah: Er will Weltmarktführer werden. Davon profitiert auch die Aktie; seit Jahresbeginn legte das VW-Papier um satte 15 Prozent zu. Ein Ende scheint nicht in Sicht: Obwohl der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn ankündigte, den hohen operativen Gewinn von 11,3 Milliarden Euro 2011 im laufenden Jahr lediglich halten zu wollen, rät die Mehrheit der Analysten weiterhin zum Kauf der Aktien. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 162 Euro, also weit über dem aktuellen Wert. „Ich sehe bei VW noch ein enormes Wachstumspotenzial“, sagt Christian Ludwig, Analyst beim Bankhaus Lampe. Dazu komme, dass die VW-Aktie im Vergleich zu anderen deutschen Autobauern relativ günstig ist. Sie wird mit dem Achtfachen des Gewinns bewertet, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt also weit unter dem anderer Papiere. Zuletzt wurde bekannt, dass sich die Konzerntochter Audi das Vorkaufsrecht auf den italienischen Motorradhersteller Ducati sichern will. Damit könnten die Wolfsburger ihre Angebotspalette noch weiter ausbauen. Allein 2012 will VW mehr als 40 neue Modelle und Varianten präsentieren.Fazit : Europas größter Autobauer verkündet einen Rekord nach dem anderen – das verleiht der Aktie Schwung. Ein Ende ist nicht in Sicht. Quelle: dpa

Oft holen Aktien den Kursabschlag nach der Dividendenzahlung schnell wieder auf. In den drei Jahren seit 2007, in denen der Dax mit Plus schloss, brauchte eine Dax-Aktie im Schnitt 16 Börsentage, um den Kursabschlag wettzumachen. Das Problem: In allgemein schlechteren Börsenphasen, in diesem Fall in 2008 und 2011, dauerte die Aufholjagd mindestens doppelt so lange. Einige Titel konnten den Schlusskurs vor dem Ex-Tag gar nicht mehr erreichen. So auch die T-Aktie 2011: Vor der Dividendenzahlung kostete sie 11,32 Euro – diese Marke hat sie nie wieder erreicht. Nach der Hauptversammlung ist eben nicht vor der Hauptversammlung.

Von einer einmalig schönen Dividende haben Anleger wenig. Sie profitieren vielmehr bei Unternehmen, die bewiesen haben, dass sie ihre Ausschüttungen stetig halten oder gar steigern können. „Ist die Dividende nachhaltig, holt ein Unternehmen den Kursabschlag schneller wieder auf“, hat Fondsmanager Schüssler beobachtet. Schließlich stimme dann in der Regel auch der Gesamtausblick für das Unternehmen. Dividendenexperten wie er achten neben der Dividendenrendite verstärkt auch auf die Ausschüttungsquote – 50 Prozent des Gewinns sind angemessen – und das Dividendenwachstum.

Gewinne und Ausschüttungen der Unternehmen aus dem Index MSCI Welt Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Warnsignal

Der Begehrlichkeit sind allerdings Grenzen gesetzt. „Eine Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent ist ein Warnsignal und stellt die Nachhaltigkeit der Zahlung infrage“, sagt Schüssler. Die Rendite ist umso höher, je niedriger der Kurs ist. Eine sehr hohe Dividendenrendite weisen vor allem Aktien auf, deren Kurse stark gefallen sind. Nur wenn der Markt diese Aktien also völlig falsch einschätzt, ist die hohe Rendite ein Kaufsignal. Weil die Börse Aktien auf längere Sicht meist nicht zu Unrecht abstraft, wählt Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment, deshalb nur Titel mit einer Dividendenrendite zwischen drei und sechs Prozent. Dividenden-Anlegern geht Vorsicht über alles: „In der Regel sind Unternehmen mit hohen Dividenden reifere Unternehmen, deren Pleiterisiko ist meist geringer“, sagt Annecke.

Über einen Kamm scheren mit sicheren Anleihen zahlungskräftiger Schuldner sollte man Dividendenaktien dennoch nicht. „Es gibt keine Garantie für eine Dividende in der Zukunft“, warnt die Fondsmanagerin. Umso wichtiger ist es, dass die Dividende nicht aus dem Kapital, sondern aus dem laufenden Ertrag gezahlt wird.

Welche Dax-Aktien den Kursabschlag nach Zahlung der Dividende wieder hereingeholt haben, wie viel sie künftig ausschütten dürften. Eine tabellarische Übersicht.

Reiche Beute

Viel zu holen gibt es in der diesjährigen Dividendensaison etwa bei der Walldorfer Softwareschmiede SAP. Sie zahlt neben der regulären Dividende von 75 Cent noch eine Sonderdividende von 35 Cent – als Geschenk an die Aktionäre zum 40-jährigen Bestehen des Konzerns. Die Deutsche Börse will ihre Aktionäre nach dem Scheitern der Fusion mit der NYSE mit einer zusätzlichen Dividende von einem Euro bei der Stange halten. Insgesamt schüttet der Konzern 3,30 Euro aus – 57 Prozent mehr als 2011. Und BMW plant, seinen Aktionären nach einem Rekordjahr nun auch eine Rekorddividende zu zahlen. 2,30 Euro gibt es – einen Euro mehr als im Vorjahr.

BMW und SAP gehören zu den Titeln, die in den vergangenen fünf Jahren ihren Kursabschlag nach der Dividendenzahlung wieder relativ fix aufholen konnten. Wenn ein Aktionär seine Bardividende nicht reinvestiert, sondern verkonsumiert hat, erzielte er mit BMW-Titeln seit 2007 ein Plus von 73,1 Prozent, mit SAP-Papieren 32,6 Prozent.

Erschreckend ist dagegen das Bild des Dividendenstars T-Aktie. Bilanziert der Aktionär sein Investment seit 2007, so steht er heute mit 6,8 Prozent Verlust da. Alle Dividendenzahlungen seit dem Börsengang 1996 von insgesamt 5,42 Euro je Aktie berücksichtigt, taxiert die Börse die Volksaktie heute immer noch knapp drei Euro unter dem damaligen Ausgabepreis.

Vielversprechende Dividendentitel sind dagegen BASF, BMW und die Deutsche Post. Mit ein paar Abstrichen sind auch Allianz und Metro interessant. Ein Korb aus diesen fünf Papieren sollte deutlich besser als der Dax abschneiden. Aus dem MDax sind Douglas, Leoni, Rheinmetall, Wacker Chemie und Wincor Nixdorf dividendenstark und noch attraktiv bewertet.

Fondsmanager schwören auf wenig konjunkturabhängige Klassiker wie Nestlé, Unilever, McDonald’s oder Philip Morris. Konsumgüter haben immer Konjunktur. „Bei Nestlé wächst die Dividende jedes Jahr – berechenbar wie ein Schweizer Uhrwerk“, sagt Fondsmanagerin Annecke.

Geheimnis des Erfolgs

Die Talfahrt der T-Aktie
Deutsche Telekom Quelle: dpa
Ron Sommer zeigt den Ausgabepreis der Telekom-Aktie Quelle: dpa
Die Strategie von Telekom-Chef Ron Sommer fußte auf der Aufspaltung des riesigen ehemaligen Staatskonzerns in vier Geschäftsfelder  (T-Com, T-Mobile, T-Online und T-Systems). Ursprünglich sollte jede einzelne Gesellschaft an die Börse gehen. Letztlich gelang dies nur bei der Internet-Tochter T-Online, die ab dem 17. April 2000 an der Börse debütierte. Ausgegeben wurden die Aktien zum Stückpreis von 27 Euro, die Telekom nahm so 2,7 Milliarden Euro ein. Quelle: AP
Im Sommer 2000 ersteigerte die Mobilfunktochter T-Mobile UMTS-Lizenzen für einen Preis von umgerechnet 8,5 Milliarden Euro, die sich lange Jahre mangels entsprechender Kundennachfrage und Schwierigkeiten in der technischen Umsetzung als relativ nutzlos erwiesen. Quelle: Reuters
Der Kurs der Telekom-Aktie von 2000 bis Anfang 2012
Im Mai 2001 kaufte die Telekom die US- Mobilfunkunternehmen Voicestream und Powertel für umgerechnet mehr als 39 Milliarden Euro einschließlich der übernommenen Schulden – was heftige Kritik an Konzernchef Ron Sommer hervorrief. Erst 2005 galt die mittlerweile in T-Mobile USA umbenannte Mobilfunksparte als rentabel. Quelle: AP
Anfang 2001 führte eine Wertberichtigung von Immobilienwerten um 2,2 Milliarden Euro in der Bilanz für 2000 zu einer Klagewelle von Privataktionären, die sich betrogen fühlten. Aufgedeckt hatte die allzu optimistische Bewertung der Telekom-Immobilien in der Bilanz das Anlegermagazin „Die Telebörse“ aus der Verlagsgruppe Handelsblatt. Quelle: dpa

„Die Dividende ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamterfolgs“, so Annecke. Sie macht etwa 50 Prozent der gesamten Wertentwicklung aus: Seit 1988 legte der Dax inklusive Dividenden rund 643 Prozent zu. Rechnet man die Dividenden allerdings heraus, so liegt der reine Kursanstieg bei 319 Prozent. Kein Wunder also, dass sich Dividendenfonds, -zertifikate und -strategien großer Beliebtheit erfreuen. Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka hat allein in den ersten drei Monaten des Jahres mit zwei Dividendenfonds 10,6 Millionen Euro eingesammelt, während aus den Deka-Aktienfonds rund 390 Millionen Euro abgeflossen sind. „Dividendenfonds profitieren vom niedrigen Zinsniveau“, heißt es bei der Deka. Anleger vergleichen die Dividendenrenditen mit denen von Anleihen und Tagesgeld und wagen dann ein Aktienengagement mit angezogener Handbremse. In reinen Dividendenzertifikaten stecken hierzulande 700 Millionen Euro, rund 80 Prozent davon beruhen auf den Dividendenaktien-Indizes EuroStoxx Select Dividend 30 und DivDax.

Der DivDax umfasst die 15 dividendenstärksten Titel aus dem Dax. Die Börse setzt ihn in jedem Jahr im September neu zusammen. Über einen längeren Zeitraum fahren Anleger damit gut, auf die Titel mit der höchsten Dividendenrendite zu setzten. Kurz- und mittelfristig hat dieses sehr starre Vorgehen jedoch Schwachstellen.

Die 15 dividendenstärksten Titel (DivDax) liefen schlechter als der Dax

Ausgefeilte Strategien

„Wann wird so ein Index aus der Taufe gehoben?“, fragt ein Brancheninsider und gibt selbst die Antwort: „Wenn er sich zuletzt super entwickelt hat.“ Anleger, die stur an dem einseitig gestrickten Dividendenindex festhielten, liefen in die Falle: Denn mit der Finanzkrise kamen die Finanzwerte unter Druck und mit ihnen der DivDax, der bis dato viele Finanztitel enthielt. Wer 2005 auf den DivDax setzte, erzielte bis heute jährlich ein Plus von vier Prozent, wer auf den klassischen Dax wettete, gewann dagegen 5,1 Prozent. Besser lief es langfristiger, etwa von 1999 an: Der DivDax schaffte bis heute pro Jahr 4,9 Prozent, der Dax nur 2,4 Prozent.

Der DivDax geht auf die Strategie „Dogs of the Dow“ zurück. Nach der Strategie kaufen Anleger die zehn Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus dem Dow-Jones-Index. Der US-Analyst Michael O’Higgins wählte aus den zehn Werten diejenigen mit dem niedrigsten absoluten Kurs aus. Rational gibt es dafür keinen Grund, doch diese Aktien entwickelten sich über Jahre noch einmal besser, vermutlich vor allem deshalb, weil Anleger eher kaufen, wenn sie für eine Aktie einen relativ kleinen absoluten Betrag in die Hand nehmen müssen.

Psychologische Komponente

Noch ausgefeilter sind einige spezielle Dividendenstrategien. So kann es Sinn machen, Aktien von Unternehmen zu kaufen, bei denen wenige Großaktionäre das Sagen haben. Familienaktionäre drängen, wenn sie die Aktien langfristig halten und deshalb keine Einnahmen aus Verkäufen haben, auf eine beständige und hohe Dividende – oder zumindest auf eine Art jährliche Garantiedividende. Beispiele sind im Dax BMW (Familie Quandt) oder Metro (Familien Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim) und im MDax etwa der Optiker Fielmann, an dem die Gründerfamilie 71 Prozent der Anteile hält (3,3 Prozent Dividendenrendite). Auch Finanzinvestoren quetschen gern möglichst viel Dividende aus Unternehmen, so etwa Permira, die 88 Prozent der Stamm- und 42 Prozent der Vorzugsaktien von Hugo Boss halten (3,4 Prozent Dividendenrendite).

Generell läuft bei Unternehmen die Dividendenentwicklung „stabiler als die der Gewinne“, so die Analysten von ING Investment. Die Kurse von Dividendentiteln entwickeln sich weniger erratisch. In der Doppelcrash-Dekade (New-Economy-Crash und Lehman-Pleite) 2000 bis 2009 haben Aktien mit hoher Dividendenrendite laut einer Studie der DWS 30 Prozent weniger stark geschwankt als die Börsen insgesamt.

Nicht zu unterschätzen ist schließlich die psychologische Komponente: Wenn Kurse fallen, bleibt dem Aktionär immer noch die Dividende als Ertragsquelle, er verliert also nicht so schnell die Nerven wie andere Aktionäre. Das zahlt sich meist aus. Ausnahmen wie die T-Aktie bestätigen die Regel.

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