Donald Trump Nervosität über US-Einreiseverbot belastet Börse

Die Trump-Rally an den Finanzmärkten hat am Montag einen Dämpfer bekommen. Investoren zeigten sich besorgt über Donald Trumps Einreiseverbot und machten Kasse.

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Dax Quelle: REUTERS

"Die Rekordjagd der Börsen scheint erst einmal Vergangenheit zu sein", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Aktionen von Trump werden von den Anlegern zunehmend kritisch bewertet." Der US-Präsident hatte am Wochenende ein Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimischen Staaten erlassen und damit heftige Proteste im In- und Ausland ausgelöst. Investoren zeigten sich besorgt und machten Kasse. Der Dax fiel bis zum Nachmittag um 0,7 Prozent auf 11.731 Punkte. Wegen Spekulationen auf einen Konjunkturboom war den Index vorige Woche um 1,6 Prozent gestiegen. Der EuroStoxx50 lag 0,8 Prozent tiefer.

Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung ebenfalls fallende Kurse. Der Dow-Jones-Index hatte in Trumps erster Arbeitswoche als Präsident die 20.000-Punkte Marke geknackt. Analyst James Woods vom Brokerhaus Rivkin Securities in Sydney sagte, die größte Gefahr für die Finanzmärkte sei im Moment, ob der US-Präsident noch mehr protektionistische Maßnahmen erlasse und dabei die wirtschaftlichen Folgen ausblende.

Lufthansa: Crew-Mitglieder von Änderung betroffen
Michel SapinDer französische Finanzminister hat US-Präsident Donald Trump als große Gefahr für die Weltwirtschaft bezeichnet. "Unser amerikanischer Partner scheint einseitige protektionistische Maßnahmen ergreifen zu wollen, die die gesamte Weltwirtschaft destabilisieren könnten", sagte Sapin am Dienstag vor Wirtschaftsexperten im Pariser Finanzministerium. Entscheidungen Trumps und seiner Regierung stellten eine große Gefahr für den Welthandel dar, warnte der sozialistische Politiker. Er forderte die anderen europäischen Staaten zum Handeln auf: "Weder Frankreich noch Europa können es sich erlauben, hilflos zuzusehen, wie unsere Wirtschaftsinstitutionen ausgehebelt werden", sagte Sapin. Quelle: AP
"Wir haben Crew-Mitglieder, die von der Änderung betroffen sind", sagte ein Lufthansa-Sprecher am Montag. Quelle: dpa
Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Quelle: dpa
Boris Johnson Quelle: REUTERS
Die EU-Kommission Quelle: dpa
Jasmin TabatabaiDie deutsch-iranische Schauspielerin Jasmin Tabatabai (49) kritisiert das US-Einreiseverbot für viele Muslime als unmenschlich und ungerecht. „Menschen auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu diskriminieren, ist ungeheuerlich und zutiefst unamerikanisch. Gruselig, sich auszumalen, was noch alles auf uns zukommen wird“, schrieb Tabatabai in einem Gast-Beitrag für die „Bild“-Zeitung (Montag).  Quelle: dpa
Angela MerkelBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält das von der US-Regierung verhängte Einreiseverbot gegen Flüchtlinge und Bürger einiger mehrheitlich muslimischer Staaten für falsch. „Sie ist überzeugt, dass auch der notwendige entschlossene Kampf gegen den Terrorismus es nicht rechtfertigt, Menschen einer bestimmten Herkunft oder eines bestimmten Glaubens unter Generalverdacht zu stellen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Sonntag in Berlin. Quelle: dpa

Am Aktienmarkt drückten Übernahmespekulationen die Titel der Allianz um 1,6 Prozent ins Minus. Der Versicherer hat Insidern zufolge den australischen Versicherungskonzern QBE Insurance ins Visier genommen. Nach einem Bericht des "Handelsblatt" hat Allianz-Chef Oliver Bäte QBE-Chef John Neal ein Angebot von 15 australischen Dollar je Aktie signalisiert - das wären rund 14 Milliarden Euro. Leisten könnten sich die Münchener den Zukauf: Analysten beziffern allein ihre Kriegskasse - ohne die Aktionäre um Geld bitten zu müssen - auf rund neun Milliarden Euro. An der Börse in Sydney verflog die Übernahmefantasie schnell wieder. Die QBE-Aktie, die zwischenzeitlich gut fünf Prozent zugelegt hatte, schloss mit 12,35 australischen Dollar nahezu unverändert.

Auf GFT Technologies im TecDax lastete der überraschende Chefwechsel, die Titel verloren 2,6 Prozent. Der Mitgründer und Hauptaktionär des Spezialisten für Finanz-IT, Ulrich Dietz, gibt seinen Chefposten nach 30 Jahren auf eigenen Wunsch an die bisherige Produktchefin Marika Lulay ab. "Dietz hat aus GFT eine Erfolgsstory gemacht", sagte ein Aktienhändler. Anleger fragten sich nun, ob er Großaktionär des Softwarekonzerns bleibe.

Trumps Einreiseverbot: Auch Konzerne und Anleger beunruhigt

An der Londoner Börse beflügelten Pläne zur Fusion des Indien-Geschäfts mit dem dortigen Konkurrenten Idea die Titel von Vodafone. Die Aktien des britischen Mobilfunkers stiegen um drei Prozent. Idea schossen an der Börse in Indien sogar um knapp 30 Prozent in die Höhe - so viel wie noch nie. Mit dem Deal wollen sich die beiden Firmen für den Wettbewerb auf dem indischen Mobilfunk-Markt wappnen.

Aus Furcht vor kartellrechtlichen Stolpersteinen für die geplante Fusion trennten sich die Anleger in London von Tesco und Booker: Die Aktien des Einzel- und des Großhändlers fielen um jeweils etwa vier Prozent.

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