Gut gestartet ist die Aktie der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS Group zu ihrem Börsendebut. Der erste offizielle Börsenkurs lag bei 32,64 Euro und damit leicht über dem Zeichnungspreis von 32,50 Euro. Den Preis hatten alle Aktionäre der ersten Stunde bezahlt, die während der anderthalbwöchigen Zeichnungsphase eingestiegen waren. In den ersten Stunden des Börsenhandels haben die beteiligten Banken die Chance, den so genannten Greeshoe, eine Platzierungsreserve, zurückzukaufen. Das gab dem Kurs zunächst die Stabilität, um ihn nah am Ausgabepreis zu halten. Doch kurz danach fiel er auf 32,37 Euro.
Üppige Zeichnungsgewinne, soviel war nach den schwachen Vorgaben aus den USA und Japan schon klar, werde es an diesem Freitag für die DWS nicht geben. Der S&P 500 und der Technologieindex Nasdaq hatten zuvor 2,5 Prozent verloren, der japanische Aktienindex Nikkei225 sackte in der Nacht vor dem Börsenstart 4,3 Prozent ab. Die Angst vor einer Eskalation des Handelsstreits USA-China geht um und die Sorge, dass das die Perspektiven für das weltweite Wachstum verschlechtern könnte. Am Vortag hatte der Deutsche Aktienindex Dax ebenfalls schon 1,7 Prozent leichter geschlossen und startete auch in den Freitagshandel mit Verlusten von 1,3 Prozent nach einer halben Stunde Handel.
Die Aktie hat die internationale Kennnummer DE000DWS1007, oder noch einfacher, die heimische Wertpapierkennnummer DWS100. Ob die 007 an der Börse ein Blockbuster wird oder der Kursverlauf – einem Agententhriller ähnlich – die Nerven der Anleger strapaziert, wird sich zeigen.
Wer seine Zeichnungsorder für die DWS-Aktie wie von der WirtschaftsWoche empfohlen, auf den Maximalpreis von 32 Euro limitiert hatte, musste sich nicht ärgern. Er bekam zwar keine Aktien zugeteilt, aber da es eh keine üppigen Zeichnungsgewinne gab, sollten Anleger abwarten, ob sie in den kommenden Wochen nicht noch günstiger einsteigen können, falls der Handelsstreit noch eskaliert. DWS-Konkurrent BlackRock verlor am Vortag vier Prozent, für die französische Fondsgesellschaft Amundi ging es am frühen Freitagmorgen drei Prozent abwärts.
Der Börsengang war für die Bank und ihre Tochter ein Kraftakt und musste gelingen. Ansonsten hätten sich die Investmentbanker des Hauses blamiert. Trotz des seit Tagen schwachen Umfeldes an den Börsen war eine Verzögerung keine Option. Die Vorbereitungen allerdings, soviel ist jetzt klar, haben einige Wochen zu lange gedauert. Bei einem früheren Börsenstart wäre für die Bank mehr drin gewesen.
Mit einer hohen Dividendenrendite, einem soliden Vermögensverwaltungsgeschäft und guten Wachstumschancen lockt die DWS. Künftig muss sie beweisen, dass sie sich als heimischer Branchenprimus im Fondsgeschäft gegen die mächtige angelsächsische und französische Konkurrenz durchsetzen kann. In den vergangenen Jahren konnte die ausländische Konkurrenz auch im Geschäft mit Großkunden in Deutschland deutlich zulegen. Experten schätzen ihren Anteil in dem Geschäft auf inzwischen 40 bis 50 Prozent. Den Trend zu stoppen ist neben einem internationalen Wachstum für die DWS wichtig. Dass es der größte deutsche Vermögensverwalter bei Privatkunden europaweit nur auf Rang fünf schafft und bei Großkunden sogar nur auf Rang acht liegt hinter Häusern wie BlackRock, Amundi, Legal&General und Aberdeen, ist bedenklich.
Anleger können künftig vergleichen: Hätten sie statt eines Fonds des Hauses besser bei der Aktie zugegriffen? Sie ist an der Börse relativ moderat bewertet und kostet etwa das Elffache der erwarteten Gewinne. Dafür zahlen Anleger aber - anders als bei den Fonds - für die Aktie keine Verwaltungsgebühren und bekommen jährlich eine Dividende, mit der sie auf Basis des Einstiegskurses eine Rendite um die sieben Prozent erzielen können.
Wer Aktie und Fonds vergleichen möchte, lässt die Charts beider gegeneinander laufen.
Der DWS-Aktienkurs wird sich ähnlich den weltweiten Aktienmärkten entwickeln, denn aus ihnen saugt auch die DWS noch am meisten Honig. Insgesamt ist sie aber einem Mischfonds ähnlich, der aus Aktien, Anleihen, Immobilien und Derivaten besteht. Denn in all den Geschäftsfeldern hat die DWS starke Standbeine.
Die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank
Die künftige Gesellschaft soll noch vor dem Gang aufs Parkett in DWS umbenannt werden. Die Abkürzung geht auf die 1956 gegründete Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen zurück, an der die Deutsche Bank anfangs zusammen mit anderen Instituten beteiligt war. Bislang verwendete das Institut die Marke DSW nur für das Privatkundengeschäft.
Mit dem Börsengang wird aus der bisherigen Deutsche-Bank-Sparte eine rechtlich selbstständige GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien). Durch diese Rechtsform sichert die Deutsche Bank ihren Einfluss, unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen der Aktionäre.
Die rund 3800 Mitarbeiter der Deutsche Asset Management - davon rund 900 Analysten und Fondsmanager - verwalten in ihren insgesamt rund 600 verschiedenen Fonds Kundengelder im Volumen von knapp 700 Milliarden Euro.
Der weit überwiegende Teil der Anlagesumme kommt von Kunden aus Deutschland und dem übrigen Europa, immerhin ein Drittel fließt aus Amerika und der Region Asien-Pazifik zu.
Die Deutsche Asset Management gehört in die Oberliga der global tätigen Vermögensverwalter: Im Privatkundengeschäft ist sie in Deutschland die Nummer eins, in Europa auf dem vierten Platz.
Im Passivgeschäft mit börsengehandelten Fonds (ETFs) liegt sie in Europa auf Platz zwei, weltweit auf Rang sechs.
Im Geschäft mit Versicherungen belegt der Börsenaspirant global Rang zwei, im Geschäft mit Immobilienfonds Rang elf.
Die Deutsche Asset Management kommt nicht an Branchenriesen wie die UBS heran. Die Schweizer sind mit einem verwalteten Vermögen von mehr als zwei Billionen Dollar die größte im Asset Management aktive Bank.
Im Vergleich zum US-Fondsgiganten Blackrock - mit einem verwalteten Vermögen von mehr als fünf Billionen Euro - wirken aber auch die Eidgenossen fast schon wie die zweite Liga.
In Deutschland liegt die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank ganz vorne und verweist Konkurrenten wie Union Investment - den Fondsdienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken (320 Milliarden Euro Kundenvermögen), die Deka - den Fondsanbieter der Sparkassen (260 Milliarden Euro) und selbst Allianz Global Investors, den Assetmanager des Versicherungsriesen Allianz (494 Milliarden Euro) auf die Plätze.
Der Vermögensverwalter DWS gehört zu der lukrativsten Sparte der Deutschen Bank. Dass die Mutter nur 22,25 Prozent der Aktien ihrer Tochter an die Aktionäre abgibt und nur 1,4 Milliarden Euro erlösen wird, ist für die Aktionäre der Bank eine schlechte Nachricht. Eigentlich sollten bis zu 25 Prozent abgegeben werden. Mit 6,5 Milliarden Euro Marktkapitalisierung für die DWS liegt die Börsenbewertung allerdings wohl leicht über dem Wert, mit dem sie in den Büchern der Bank bewertet wurde. Der Aktienkurs der Bank ist trotzdem auf 11,34 Euro gerutscht, der Tiefpunkt lag im Sommer 2016 bei 9,42 Euro, Mitte Dezember waren es noch 17,10 Euro gewesen.
Welche Aktie Anlegern künftig mehr Freude machen wird, ob Mutter oder Tochter, wird sich zeigen.