„Die Idee ist es, am aktuellen Trend der Kryptowährungen zu partizipieren und von den Chancen zu profitieren“, analysiert die Expertin für digitale Geschäftsmodelle von Accenture Stategy, Friederike Stradtmann, das Modell hinter „Neufund“. „Allerdings ist dies auch mit Risiken verbunden“, warnt sie. Der Erfolg von „Neufund“ hinge an der Frage, wie groß die Vorteile der Plattform letztendlich seien.
Die Abwicklung der Geschäfte auf der Plattform erfolgt über eine Blockchain. Das ist eine Art dezentrale Datenbank, auf der alle Nutzer dieses Netzwerks die Transaktionen sehen können und die als fälschungssicher gilt. Börse und Broker werden überflüssig, weil sich Käufer und Verkäufer direkt über Blockchain austauschen können.
Jüngst hat die Finanzaufsicht Bafin Anleger vor den erheblichen Risiken gewarnt, die von ICOs ausgehen. Das Fehlen gesetzlicher Vorgaben und Transparenzvorschriften, wie sie beispielsweise für Börsengänge vorgeschrieben sind, stelle ein großes Risiko dar. Für Zoe Adamowicz sind die Warnungen der Bafin mit Blick auf bekannte Betrugsfälle weltweit nachvollziehbar.
„Tokens stellen in aller Regel Finanzinstrumente (Rechnungseinheiten) im Sinne des Kreditwesengesetzes dar“, schreibt die Bafin. Daher benötigen Akteure, die den Erwerb von Tokens vermitteln oder Zweitmarktplattformen betreiben vorab immer eine Erlaubnis der Bafin. Die Behörde entscheidet dann Einzelfall für Einzelfall: Die konkrete vertraglichen Ausgestaltung eines ICO bestimmt die gesetzlichen Anforderungen an den Anbieter.
Mit der Aufsichtsbehörde befindet sich „Neufund“ im Austausch. Das hat auch die Bafin bestätigt. Bevor rechtlich absolute Klarheit herrscht, werde kein Projekt online gehen, betont Adamowicz. Aktuell geht die Gründerin davon aus, dass Start-ups auf ihrer Plattform je nach konkreter Ausgestaltung der Equity Tokens prospektpflichtig werden.
Das Interesse an ihrer Idee stimmt die Unternehmerin optimistisch. „Offenbar besteht ein sehr großer Bedarf in der der Start-up-Szene an Alternativen zur klassischen Finanzierung“, sagt sie. Doch auch Unternehmen mit „ordentlichen Umsätzen“ hätten schon mal den Finger gehoben. „Grundsätzlich handelt es sich um ein Angebot, das durchaus seine Nische finden kann“, glaubt Stradtmann von Accenture Strategy. „Allerdings wird es kurzfristig nicht die etablierten Venture Capital-Spieler verdrängen.“
Interessierte Anleger werden es in der Regel schwer haben, die Spreu vom Weizen zu trennen. Daher ist Vorsicht geboten. Der Hype um die Kryptowährungen lockt auch viele Betrüger an. In den vergangenen Tagen musste die US-Finanzmarktaufsicht SEC in Sachen ICOs schon mehrfach aktiv werden. So stoppte sie den ICO des kanadischen Unternehmens Plexcorp, das Anleger mit der Verdreizehnfachung ihres Einsatzes gelockt hatte. Auch eine App zur Bewertung von Restaurants brach ihren ICO nach Einspruch der SEC ab.