Extreme Schwankungen beim Pfund Sterling im Visier von Spekulanten

Die Gefahr eines Brexits irritiert Investoren enorm: Das britische Pfund steigt innerhalb von Sekunden rasant an, um genauso schnell wieder zu fallen. Experten spekulieren über einen sogenannten „Fat Finger“.

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Die Kursschwankungen der britischen Währung nehmen im Vorfeld des EU-Votums deutlich zu. Quelle: dpa

London Innerhalb von Sekunden ist am Dienstag das britische Pfund im Vergleich zum US-Dollar um 1,5 Prozent gestiegen - gut zwei Wochen vor der Entscheidung der Briten, ob sie in der EU bleiben wollen oder nicht. Diese extreme Volatilität könnte möglicherweise weitergehen. Denn die Erwartungen für die Schwankungen der britischen Währung in den nächsten Monaten haben vor dem Referendum am 23. Juni ein neues Sieben-Jahres-Hoch erreicht.

Investoren und Analysten sind nach der plötzlichen Bewegung irritiert. Einige spekulieren, dass ein Tippfehler an der Computertastatur, eine sogenannter „Fat Finger“, automatische Kauf- oder Verkauf- Order ausgelöst hast. Mit solchen Stopp-Ordern begrenzen Händler ihre Verluste.

„Es könnten Stopps gewesen sein, die bei geringer Liquidität ausgelöst wurden“, meint Joseph Capurso, Währungsstratege bei der australischen Commonwealth Bank in Sydney. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Pfund während der Handelszeiten in Asien sehr liquide ist.“

„Es gab keinen offensichtlichen Grund für die Bewegung, die sieht stopp-getrieben aus“, schrieb auch Sue Trinh aus Hongkong, Expertin für Auslandswährungen bei der Royal Bank of Canada, in einer Notiz an Kunden.

Am heutigen Mittwoch notierte das Pfund nach dem sekundenschnellen Anstieg auf 1,4660 US-Dollar vormittags wieder bei 1,4517 US-Dollar. Der kurzzeitige Anstieg um 1,5 Prozent war die größte Schwankung an einem Handelstag seit dem 17. März.

Der Sterling zeigt nun wieder Stärke nach dem Kursrutsch um 1,1 Prozent in dem frühen Handel am Montag, als drei Umfragen anzeigten, dass mehr Briten einen Brexit als einen Verbleib in der EU bevorzugen. Zwei weitere Erhebungen, die später am gleichen Tag veröffentlicht wurden, zeigten eine geringe Führung für die Befürworter des EU-Verbleibs.

Angesichts der immer stärker werdenden Risiken eines Brexits bereiten sich Händler und andere Marktteilnehmer nun intensiv auf diese Entscheidung vor. Die Sicherheitsleistungen beim Handel wurden erhöht, Handelszeiten in London erweitert. Investoren von Thailand bis Boston sind wachsam und wollen wissen, inwieweit ihre Positionen betroffen sind, sollten die Briten sich entscheiden, das europäische Handelsbündnis zu verlassen.

Das britische Pfund schwankt seit der Debatte um das Referendum stark. Im Februar hatte die Währung mit 1,3868 US-Dollar ein neues Sieben-Jahres-Tief erreicht und war die Währung eines Industrielandes mit der schlechtesten Entwicklung in diesem Jahr.

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