Investmentfonds Fauler oder fleißiger Fondsmanager?

Ob ein aktiv gemanagter Aktienfonds sein Geld wert ist oder nicht, müssen Anleger allein entscheiden. Die Aufsichtsbehörde BaFin verlangt von den Anbietern nur mehr Transparenz, versteckt die aber im allzu Kleingedruckten.

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Investmentfonds Quelle: gms

Die Finanzaufsicht BaFin hat erneut eine Produktuntersuchung beendet und das bedeutet für Anleger: Sie bekommen künftig noch mehr Lesestoff, wenn sie einen Fonds kaufen. Die wichtigsten Informationen könnten aber irgendwo in einem hundertseitigen Verkaufsprospekt verschwinden.

Die Aufseher hatten 2015 begonnen, sich von rund 300 in Deutschland aufgelegten Fonds geringe Indexabweichungen erklären zu lassen. Diese Fonds wurden eigentlich als aktiv gemanagt verkauft und entsprechend hoch waren ihre Kosten. Die Untersuchung basierte auf Kriterien, die die europäische Wertpapieraufsicht ESMA entwickelte, um faulen Managern auf die Schliche zu kommen.

Nach außen vermitteln die häufig das Bild, dass sie sich unermüdlich durch Unternehmensberichte wühlen, bei Unternehmensbesuchen die dunkelsten Ecken ausleuchten und stets bemüht sind, die besten Aktien zu finden, um das Vermögen des Anlegers zu mehren. Es gab aber schon lange Vermutungen, dass viele teure Fonds nicht mehr sind, als verkappte Indexfonds, die stur einen Index nachbauen. Die Fondsmanager konnten sich also auf die faule Haut legen, so lange es den Anlegern nicht auffiel, dass sie gegenüber einem Index Jahr für Jahr zurückfielen, weil die Fondsmanager ihre hohen Kosten nicht durch gutes Management einspielen konnten.

Denn es klaffen gewaltige Preisunterschiede zwischen einem Investmentfonds, bei dem ein Fondsmanager die Fäden zieht und die Verteilung der Anlegergelder auf Aktien aktiv steuert gegenüber einem Indexfonds, der nur die Aktien kauft, die etwa zum Deutschen Aktienindex Dax gehören. Ein aktiv gemanagter Aktienfonds kostet üblicherweise zwischen 1,5 und zwei Prozent pro Jahr und eventuell beim Kauf noch den Ausgabeaufschlag von üblichen fünf Prozent. Einen Indexfonds auf den Dax und den MDax gibt es schon für 0,15 Prozent pro Jahr. Beim Kauf zahlt der Anleger auch meist nur die Handelsgebühren für Aktien, die sich maximal bei 0,5 Prozent der angelegten Summe bewegen. Wer einen Fonds mit aktiven Gebühren aber passivem Management verkauft, besäße eine Geldmaschine.

Doch offenbar ist die deutsche Fondsszene nicht so raffgierig, wie erwartet. Die BaFin hat bei ihrer Untersuchung von Aktienfonds nach eigenen Angaben keine Fälle festgestellt, in denen ein als aktiv deklarierter und entsprechend vergüteter Fonds ausschließlich einen Index nachbildete. Allerdings wurden nach der Analyse von Kennzahlen wie "Tracking Error" und teilweise "Active Share" manche Fonds entdeckt, die sehr nah an einem Index gemanagt wurden. Dazu konnten die Anbieter Stellung nehmen. Die Begründungen haben die Aufseher offenbar überzeugt, denn als wirklich auffällig nennt sie nur noch wenige Einzelfälle, bei denen allerdings die Verwaltungsvergütung geringer gewesen sein sollen, als bei aktiven Fonds üblich. Zudem würden diese Fonds bereits nicht mehr an Anleger verkauft.

BaFin drängt auf Transparenz - aber wo?

Künftig will die BaFin alle Anbieter zu mehr Transparenz zwingen. Anleger könnten dann ab Mitte 2017 in den Verkaufsprospekten der Fonds genauere Angaben zum Referenzindex finden sowie einen Chart, der darstellt, wie sich der Fondskurs im Vergleich zum Index entwickelt hat. Die BaFin glaubt, dass sich der Anleger dadurch ein besseres Bild von der Aktivität des Fondsmanagers machen könne.

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Die Angaben gehören selbstverständlich aber nicht nur in diese hundertseitigen Ungetüme aus juristisch einwandfreien, aber schwer les- und verstehbaren Sätzen, sondern auch in die wesentlichen Anlegerinformationen. Sie sollen dem Anleger auf zwei Din-A-4-Seiten ein realistisches Bild von den Chancen und Risiken einer Fondsanlage bieten. Doch ob diese für manchen Fonds dann doch entlarvenden Angaben tatsächlich in die komprimierte Darstellung eingehen, davon ist bei der BaFin-Stellungnahme bislang nicht die Rede. Aber es wäre ein Skandal, wenn die Fondsanbieter diese Angaben im Verkaufsprospekt verstecken dürften.

Denn die indirekt mit dem aktiven oder passiven Management verbundene Kostenfrage wird für Anleger immer drängender und noch immer viel zu lax gehandhabt. Vor allem in Luxemburg dürfen Fondsberater und -gesellschaften dem Fondsvermögen für jeden Handgriff Kosten abziehen. Auch diese Dinge stehen in irgendeiner Form im Verkaufsprospekt, nur wer sich dort als Laie einlesen will, braucht viel Zeit. Da die meisten in Deutschland verkauften Fonds aus Luxemburg stammen, wäre ein Alleingang der BaFin bei den Transparenzanforderungen ein großes Manko.

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