Leben mit Aktien Private Equity in Deutschland: Investorentraum und -alptraum

Quelle: imago images

Zwei Private-Equity-Gesellschaften aus München, zwei Börsenstorys: Die eine Aktie läuft prima – die andere machte Anlegern zuletzt nichts als Ärger. 

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Die Beteiligungsbranche genießt bei vielen Anlegern keinen übermäßig guten Ruf. Dafür gibt es gute Gründe. Private-Equity-Gesellschaften beladen die Objekte ihrer Begierde gern mit Schulden und schöpfen den Rahm ab – Privatanleger bekommen die Reste. Vor wenigen Tagen enttäuschte der Börsengang der Kosmetikkette Douglas. Ein Grund: Der Investor CVC hat dem Unternehmen hohe Schulden aufgebürdet. Beteiligen sich Anleger ihrerseits an börsennotierten Beteiligungsgesellschaften, kann sich das aber lohnen. Diese Woche beschäftigt uns die Welt der Private-Equity-Gesellschaften in unserem Podcast „Leben mit Aktien“.

Nicht nur in den USA, auch in Deutschland gibt es börsennotierte Private-Equity-Unternehmen. Besonders in München ist die Branche stark vertreten. Zwei Unternehmen aus der bayerischen Landeshauptstadt sind Paradebeispiele für die Höhen und Tiefen der Branche.

Bad Boy Aurelius

Da wäre zum einen Aurelius. Das Enfant Terrible unter den deutschen Private-Equity-Häusern war bei Anlegern einst sehr beliebt. Aurelius ging 2006 an die Börse, nur ein Jahr nach Gründung, und schüttete bald üppige Dividenden aus. Das Rezept für den Geschäftserfolg: Aurelius übernimmt Töchter oder Sparten anderer Unternehmen für mehr oder weniger symbolische Beträge. Dann wird hart saniert und im Idealfall wenige Jahre später lukrativ verkauft. Bekannte Übernahmen waren die MS Deutschland Holding („Das Traumschiff“) und der Getränkehersteller Berentzen. Auch die Naturkosmetik-Kette The Body Shop, die kürzlich Insolvenz angemeldet hat, gehört Aurelius.

Im Podcast sprechen Horst von Buttlar und Christian W. Röhl darüber, wie Anleger auf Übernahmeofferten reagieren sollten, was für Private Equity im Depot spricht und wieso es keine langweiligen Aktien gibt.
von Horst von Buttlar, Christian W. Röhl

2017 begann der Fall. Eine heftige Short-Attacke, eine Profiwette auf fallende Kurse, erschütterte das Unternehmen von Gründer Dirk Markus. Shortseller sahen bei Aurelius nach eigenen Angaben diverse Ungereimtheiten. Nicht alle Vorwürfe erwiesen sich als haltbar, aber ganz sauber schienen die Geschäfte der Gesellschaft auch nicht. Die Aktie hat sich vom damaligen Abwärtstrend nie ganz erholt. Markus verabschiedete sich nach London und baute das Unternehmen um. 

Anleger sehen sich seitdem einem komplexen Firmengeflecht gegenüber. Die börsennotierte Tochter Aurelius Equity Opportunities wurde in diesem Gebilde immer unwichtiger. Um weniger hohe Transparenzstandards erfüllen zu müssen, wurden sukzessive niedrigere Notierungsstandards gewählt. Mittlerweile ist die Aktie nur noch im Freiverkehr handelbar. Auf Privatanleger hat man bei Aurelius offenbar keine Lust mehr.

Mutares macht Mut

Aber es geht auch anders. Die 2008 gegründete Münchener Beteiligungsgesellschaft Mutares kommt ohne Skandale aus. Wobei: Ein bisschen Drama gab es 2018, als einer der beiden Gründer, Axel Geuer, das Unternehmen überraschend verließ. Nach Einvernehmen sah das nicht aus. Das Unternehmen überstand die Veränderung aber gut. Unternehmenschef und Mitgründer Robin Laik baut das Geschäft sukzessive aus.

Das Geschäftsmodell ähnelt dem von Aurelius: Kleine Unternehmen oder Ausgliederungen werden übernommen und fitgemacht. Mutares ist auf Industrieunternehmen in Nischen spezialisiert, hat aber auch ein paar bekannte Name im Portfolio, etwa die Motorradsparte von Peugeot und den Bio-Milchkonzern Gläserne Molkerei.

Auch Mutares ging früh an die Börse, schon im Gründungsjahr 2008. Heute ist die Aktie mehr als 50-mal so viel wert wie zum Börsengang. Mindestens zwei Euro Dividende pro Jahr gibt es inzwischen, dabei war die Aktie noch vor wenigen Jahren für unter zehn Euro zu haben. Die Dividendenrendite liegt bei üppigen sechs Prozent.

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Mutares ist erwachsen geworden, hat Büros an 13 Standorten, von Helsinki bis Shanghai. Seine Beteiligungen kommen zusammen auf grob fünf Milliarden Euro Jahresumsatz. Vergangenen Dezember stieg die Aktie in den Nebenwerteindex SDax auf. Bei einer so starken Entwicklung und einer so verlockenden Dividende müsste der Kurs eigentlich noch höher stehen. Anleger verlangen aber offenbar eine Sicherheitsmarge. Vielleicht, weil sie bei Aurelius gesehen haben, wie schnell Aktionäre von Beteiligungsgesellschaften vom Geschäftserfolg abgeschnitten werden können.

Mehr zum Thema Private Equity, zu Übernahmeangeboten und dem Konsumgüterschwergewicht Reckitt Benckiser hören Sie in der neuen Ausgabe unseres Podcasts „Leben mit Aktien“.

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